von Carsten Schönebeck | 30.08.2009
Seit gut zwei Monaten wird an unserer Universität energischer denn je über den Namenspatron Ernst Moritz Arndt diskutiert. Öffentlich werden jedoch hauptsächlich die Kritiker des Umstrittenen Freiheitsdichters wahrgenommen. Ob das daran liegt, dass die Arndt-Gegner in der Überzahl sind, liegt allerdings eher im Bereich der Spekulation. Fest steht aber: Die Kritiker haben sich organisiert. Nach Jahren des unorganisierten Protestes ist es wohl vor allem dem Senator und StuPisten Sebastian Jabbusch anzurechnen, dass sich eine ganze Reihe engagierter Arndt-Gegner unter einem Banner versammelt hat und mit Flyern, Petition, Veranstaltungen und anderen Aktionen auf die Problematik aufmerksam macht.
Artikel in der "Jungen Freiheit"
In den ersten Wochen nach der wegweisenden Vollversammlung liefen die Befürworter des jetzigen Uni-Namens vor allem in der örtlichen Lokalzeitung Sturm gegen eine mögliche Umbenennung. Dozenten, Studenten und andere Greifswalder meldeten sich zu Wort und verteidigten Arndt. Doch die Befürworter verpassten bisher die Chance, sich öffentlichkeitswirksam zu organisieren. Während der Greifswalder Namensstreit inzwischen die bundesweiten Medien („Spiegel-Online“, „Süddeutsche Zeitung“, und das ehemalige SED-Blatt Organ „Neues Deutschland“) erreicht hat, scheint der lokale Widerstand gegen die Entwicklung in den Gremien der Universität derzeit zu verebben.
Lediglich im „StudiVZ“ hat sich eine Gruppe von Arndt-Fans gebildet. Gut 150 Mitglieder haben sich dort mittlerweile zusammengefunden – immerhin doppelt so viele wie in der offiziellen Gruppe der Arndt-Gegner. Doch zeigt sich auch hier eines der großen Probleme der Arndt-Befürworter: Die Abgrenzung zu Rechtsextremen. So findet man (in der frei zugänglichen Gruppe) neben Verweisen auf rechtsextreme Online- und Print-Medien und teilweise aggressiven Schmähungen der Anti-Arndt-Aktivisten bisher nur erste Ansätze eines möglichen konstruktiven Protests.
Junge Freiheit: Bilderstürmer, Kannibalismus, Hexenverfolgung (mehr …)
von Gabriel Kords | 19.08.2009
Der Senat hat in seiner heutigen Sitzung die beim letzten Mal gegründete Kommission zur Frage nach einer Ablegung oder Beibehaltung des Uni-Namens besetzt. Dabei wurde Wert darauf gelegt, statt des Namens „Arndt-Kommission“ die Bezeichnung „Namens-Kommission“ zu verwenden. Der Senat wählte alle vorgeschlagenen Mitglieder in einem einzigen Durchgang. Ein Vorschlag von StuPa-Präsident Korbinian Geiger hatte ursprünglich lediglich die folgenden Namen enthalten:
- Prof. Dr. Werner Stegmaier (Philosophie)
- Prof. Dr. Hannelore Weber (Psychologie)
- Prof. Dr. Reinhard Bach (Romanistik)
- Prof. Dr. Kyra Inachin (Geschichte)
- Dr. Dirk Alvermann (Archiv)
- Student Thomas Schattschneider
- Student Korbinian Geiger
Bei diesen Kandidaten hatte Korbinian Geiger auch im Vorhinein geklärt, ob Bereitschaft vorhanden war, der Komission anzugehören. Auf Vorschlag verschiedener Senatoren wurden außerdem als Kommissionsmitglieder bestimmt:
- Prof. Dr. Baumgartner (Nordisches Institut)
- PD Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio (Medizin)
- Dr. Irmfried Garbe (Theologie)
Der Senat bei seiner Sitzung am 19.8.2009
(mehr …)
von Eric Schümann | 17.08.2009
Die Debatte um den Namen der Uni ist in den letzten Wochen sommerferienbedingt etwas abgekühlt. Laut Arndt-Aktivist Sebastian Jabbusch wird es aber spätestens Anfang des neuen Semesters weitergehen mit der Diskussion um den Namenspatron. Überdies wird am Mittwoch der Senat in seiner August-Sitzung die Komission, die klären soll, ob der Name Arndts noch tragbar ist oder nicht.
Foto: Ulrich Kötter
Diese Debatte will der webMoritz natürlich nicht vorwegnehmen. Wir haben aber schon einmal über diese Frage hinausgedacht und die Greifswalder gefragt: Wie könnte man die Uni stattdessen nennen?
Hört selbst:
[podcast]http://www.webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/08/demnaechst_pakal_votan_uni_greifswald.mp3[/podcast]
von Carsten Schönebeck | 28.07.2009
Am vergangenen Donnerstag lud die Initiative „Uni ohne Arndt“ gemeinsam mit dem Greifswalder AStA und der Amadeu-Antonio-Stiftung zu einer Podiumsdiskussion im IkuWo ein.
Mit Professor Herzig (Geschichte der frühen Neuzeit) und Professor Buchholz (Pommersche Geschichte und Landeskunde) saßen zwei ausgewiesen Arndt-Kritiker auf dem Podium, Prof. Stamm-Kuhlmann (Allgemeine Geschichte der neusten Zeit) gilt derweil als Arndt-Skeptiker, der eine klare Aussage zur Namensdebatte bisher aber unterließ. Mit Ankündigung verspätet traf dann noch Professor Bach (Romanistik) etwa 45 Minuten nach Beginn der Veranstaltung ein. Er hatte vor einigen Wochen in der Ostseezeitung den Namenspatron der Universität gegen Antisemitismus-Vorwürfe verteidigt und dafür viel öffentliches Lob, aber auch Kritik geerntet. Moderiert wurde die Veranstaltung durch den Studenten Marcus Unbenannt (Fraktionsgeschäftsführer der SPD in der Greifswalder Bürgerschaft).
Buchholz: „sehr unglückliche lokale Berichterstattung“
Im Gespräch mit dem webMoritz begrüßte Professor Buchholz die Möglichkeit des Austausches von Informationen, den die Veranstaltung ermögliche und griff dabei die lokalen Medien an:
„Wir haben dazu (Anm. d. Red.: Debatte um den Namenspatron) bisher eine sehr unglückliche lokale Berichterstattung gehabt, in der nicht über Arndt und nicht über die Initiative berichtet wurde. Information wurde dort mehr unterdrückt. (…) Wie sind mit dem Thema auch 2001 auf der lokalen Ebene ganz unsachlich untergebuttert worden. (…) Es macht auch keinen Sinn, der Ostseezeitung Interviews zu geben. Ich bin auch diesmal dort völlig gegensätzlich zitiert worden. Das war damals auch so.“
Wie erwartet, war die Veranstaltung gut besucht und etwa 150 Interessierte waren ins IKuWo gekommen um sich zu informieren. Glück gehabt: Die Veranstalter hatten im Vorfeld befürchtet, nicht genügend Plätze zu haben.
Fachkundig und eloquent tauschten sich die Diskutanten über die verschiedensten Aspekte des Namenspatrons aus: Arndt als „Propagandachef der Befreiungskriege“, als Abgeordneter der Nationalversammlung, als Dichter und Denker, als Hetzer gegen Juden und Franzosen, als Befreier der Bauern, als Held der pommerschen Bevölkerung etc. (mehr …)
von Gabriel Kords | 20.07.2009
„Arndt war kein Antisemit“, erklärte Professor Reinhard Bach vor zwei Wochen in der Ostsee-Zeitung und löste damit viel Streit aus. Ob er recht hat oder nicht, soll nun in einer Podiumsdiskussion geklärt werden.
Professor Herzig
Der AStA und die StuPa-AG „Namensgebung Uni Greifswald“ laden dazu am Donnerstag um 20 Uhr (s.t.) ins Ikuwo ein. Die studentische Initiative „Uni ohne Arndt“ will damit den Dialog und die Diskussion über den neuerdings wieder umstrittenen Namenspatron fördern. Die Debatte steht unter dem Titel: „Ernst Moritz Arndt – Fragen an Rassismus, Antisemitismus und völkischen Nationalismus im frühen 19. Jahrhundert“.
Als Gäste haben die Organisatoren neben Professor Bach auch den Historiker Prof. Arno Herzig aus Hamburg, Prof. Stamm-Kuhlmann, Lehrstuhlinhaber Neuste Geschichte sowie Prof. Werner Buchholz, Lehrstuhlinhaber für Pommersche Geschichte am Historischen Institut, gewinnen können. Präsentiert wird die Debatte von der Amadeu Antonio Stiftung aus Berlin, die diese Diskussion als Teil ihres Rahmenprogramms zur Ausstellung „Antisemitismus in der DDR“ (wir berichteten) veranstaltet.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion werden die Besucher auch die Möglichkeit haben, sich mit Fragen an die Teilnehmer zu richten. Die Veranstalter kündigen an, unter anderem auch danach zu fragen „warum Arndts “Antisemitismus” in der DDR so wenig beachtet wurde.“ Darüber hinaus soll es aber vor allem um Arndts eigentliche Schaffenszeit, das frühe 19. Jahrhundert, und die Bewertung seiner Person gehen.
Die Veranstaltung wird vom Stadtradio „98eins“ live im Radio und via Livestream ins Internet gesendet werden. Weitere Informationen sind auf der Homepage der Initiative verfügbar.
Kurz & knapp:
- Ort: Internationales Kultur und Wohnprojekt (IkuWo)
- Zeit: 20 Uhr (s.t.), diesen Donnerstag, 23.7.09
- Eintritt: kostenlos
- Gäste: Prof. Dr. Arno Herzig (Hamburg), Prof. Dr. Reinhard Bach (Greifswald), Prof. Dr. Werner Buchholz (Greifswald). Angefragt wurden, aber noch nicht zugesagt haben: PD Dr. Birgit Aschmann (Kiel – angefragt), Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann (Greifswald – angefragt) und die Vorsitzende der Amadeus Antonio Stiftung Anetta Kahan (Berlin – angefragt)
- Moderation: Marcus Unbenannt
Text & Bildquelle: Pressemitteilung der Initiative
Bild Startseite: sven_kindler via Flickr