von Martin Hackbarth | 11.12.2010
„Ich wäre so gerne Millionär, dann wäre mein Konto niemals leer.“ 1991 erschien das Lied Millionär von den Prinzen, welche mit ihren Songs eine steile Karriere starteten. Einige Studierende waren zu dieser Zeit noch gar nicht geboren oder noch zu jung, um sich ernsthaft Gedanken bezüglich der Problematik eines leeren Kontos zu machen.
Die 19. Sozialerhebung der Deutschen Studentenwerke für die neuen Bundesländer.
Ein in Deutschland lebender Studierender hatte 2009 durchschnittlich rund 812 Euro im Monat zur Verfügung. Diese Zahl geht aus einer Statistik des Deutschen Studentenwerkes hervor. Greifswalder Studierende erreichen hingegen nicht diesen Wert und landen mit circa 700 Euro weit unter dem Bundesdurchschnitt. Diese 700 Euro ergeben sich dabei aus der Summe des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG): Kindergeld, Studienkrediten, Stipendien, Geld von den Eltern oder Nebenjobs. Damit gehören die Greifswalder Studierenden zu den 18 Prozent bundesweit, die deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Rund 19 Prozent verfügen über 700 bis 800 Euro, 43 Prozent bekommen über 800 Euro. Bachelor und Masterstudierende haben im Bundesdurchschnitt geringfügig weniger Geld zur Verfügung, als Studierende auf Diplom und Magister. Im Ergebnis müssen sich Bachelor- und Masterstudierende auch mehr hinzuverdienen, als Diplom und Magister Anwärter. Der durchschnittlich monatliche Hinzuverdienst liegt bundesweit bei rund 250 Euro. Ungeachtet dessen existieren unter Studierenden Befürchtungen, dass das monatlich zur Verfügung stehende Geld nicht ausreicht. Etwa 16 Prozent der Studierenden schätzen ihre Studienfinanzierung als ungesichert ein. Der Anteil an Studierenden mit der Herkunft aus finanziell schwächer gestellten Familien ist dabei wesentlich höher, als der aus finanziell gesicherten Familien. Daraus resultiert ein wachsender finanzieller und auch psychischer Druck auf die Studierenden, welcher sich auch auf die Studienleistungen auswirkt.
Bevor die Studienfinanzierung in Greifswald geklärt werden kann, muss ein kurzer Überblick über die Studienausgaben erfolgen. Die durchschnittlichen Ausgaben für die Miete betragen in Greifswald rund 255 Euro. Weitere 140 Euro werden für die Ernährung veranschlagt sowie 59 Euro für Medikamente, Arztkosten oder der Krankenversicherung, Telefon, Internet, Rundfunk und Fernsehgebühren machen rund 35 Euro aus, 63 Euro für weitere Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote sowie 43 Euro für Kleidung und 33 Euro für Lernmittel. Fahrtkosten schlagen mit rund 75 Euro zu buche. Daraus ergibt sich ein monatlicher Aufwand von circa 700 Euro. Diese Zahlen stammen aus der 19. Sozialerhebung der Deutschen Studentenwerke für die neuen Bundesländer. Greifswald gehört somit zu den 18 Prozent, welche bundesweit ein monatliches Plus von 0 bis 50 Euro besitzen.
Studienfinanzierung in Greifswald
Sicherheit durch Verschuldung.
Im Jahr 2009 stellten 3595 Studierende einen BAföG-Antrag, davon wurden 2846 bewilligt. 1131 bekommen den Höchstsatz, welcher derzeit noch 584 Euro, ohne den Zuschlag für Kranken- und Pflegeversicherung, beträgt. Die Förderquote (Relation: Empfänger zur Gesamtstudierendenzahl) liegt bei lediglich 23,3 Prozent. Dieser Wert liegt sogar unter dem Bundesdurchschnitt von 29 Prozent. In der Hansestadt liegt der durchschnittliche Förderbetrag bei 389 Euro im Monat, welcher damit weit unter dem Wert der vollen Förderung angesiedelt ist. Der Anteil von Studierenden mit Vollförderung in Greifswald liegt bei fast 40 Prozent. Deutschlandweit bekommen über die Hälfte der Studierenden die volle Summe. Knapp die Hälfte der Greifswalder Studierenden gehen neben dem Studium arbeiten. Damit liegt die Quote unter dem Bundesdurchschnitt von 65 Prozent. Bundesweit erhalten 87 Prozent der Studierenden Unterstützung durch ihre Eltern unterstützt.
Studienkredit oder Darlehen
Neben dem BAföG, der Unterstützung der Eltern und dem Nebenjob gibt es eine weitere Einnahmequelle, welche einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Diese Einnahme nennt sich Studien- oder Bildungskredit. Derzeit beziehen rund 5 Prozent der Studierenden einen Studien- oder Bildungskredit. Laut Studentenwerk ist diese Zahl steigend. Die Mehrheit besitzt einen Studienkredit der KfW-Bankengruppe. Des Weiteren stieg die Zahl an Darlehen durch das Studentenwerk. 2009 bekamen 162 Studierende ein kurzfristiges Darlehen in Notsituation und 52 ein Überbrückungsdarlehen. Die Gesamtausgaben beliefen sich dabei auf 83.554 Euro. 2010 stiegen die Gesamtausgaben um 5,1 Prozent auf 87.788 Euro und die Anzahl der Bedürftigen um 9,6 Prozent auf 240 Darlehensnehmer.
Insgesamt ist zu betrachten, dass die Mehrheit der Greifswalder Studierenden ihre Studienfinanzierung gesichert hat. Doch diese Sicherung entsteht bei rund 26 Prozemt durch Verschuldung. Die Mehrheit muss mindestens 10.000 Euro, aufgrund der Studienförderung durch BAföG, zurück zahlen. Ein kleiner Teil der BAföG-Empfänger bezieht zudem einen Studienkredit aus der Privatwirtschaft, welcher verzinst ist. Es ist nicht selten, dass Greifswalder Studierende nach erfolgreichen oder erfolglosen Studium Verbindlichkeiten in Höhe von 15.000 Euro oder mehr haben. Teilweise gehen sogar Studierende mit Verbindlichkeiten von über 30.000 Euro aus dem Studium. Nicht mit einberechnet sind dabei die Tilgung von Zinsen während der Kreditauszahlung, welche den Verschuldungsgrad deutlich erhöhen. Bundesweit stieg die Zahl der Studierenden, die nach dem Studium stark verschuldet sind, schneller als in Greifswald. Doch auch hier ist laut Studentenwerk eine ähnliche Tendenz zu vermelden.
Bemerkung des Autors: Die kürzlich entschiedenen Veränderungen zum BAföG wurden noch nicht beachtet.
Fotos: Torsten Heil (DSW-Broschüren), (Juso-Geld/Archiv)
Um den Verschuldungsgrad eines Studierenden zu vergegenwärtigen, führte der Autor ein Kurz-Interview mit einem KfW-Studienkredit-Inhaber. Die Person möchte anonym bleiben.
webMoritz Wieso sind Sie auf ein Studienkredit der KfW-Bankengruppe angewiesen?
Kreditnehmer „Ich bin auf den Studienkredit der KfW angewiesen, da meine Eltern ‚zu viel’ verdienen als das ich mein Studium über BAföG finanzieren könnte, aber nicht genug verdienen, als dass sie mich ausreichend unterstützen könnten. Des Weiteren möchte ich möglichst wenig nebenbei arbeiten müssen, um mich so noch besser auf das Studium konzentrieren zu können.“
webMoritz Wie kamen Sie auf dieses Angebot?
Kreditnehmer „Ich bin auf das Angebot selber aufmerksam geworden, als ich mich vor dem Studium Gedanken gemacht habe, wie ich dies am besten finanzieren könnte.“
webMoritz Was mussten Sie machen, um den Kredit zu bekommen?
Kreditnehmer „Die Antragstellung ist sehr unkompliziert über das Internet möglich. Der Antrag wird dann über einen Vertriebspartner der KfW (im Wesentlichen alle großen deutschen Geschäftsbanken) an die KfW weitergeleitet. Es müssen keinerlei Sicherheiten für die KfW beigebracht werden.“
webMoritz Wie hoch ist die monatliche Auszahlung?
Kreditnehmer „Die monatliche Auszahlung beträgt 650,00 EUR minus der bereits aufgelaufenen Zinsen.“
webMoritz Wie hoch ist die voraussichtliche Verschuldung am Ende der Studienzeit?
Kreditnehmer „Bei einer Studiendauer von 10 Semestern (so beim KfW-Antrag angegeben) würde die Verschuldungssumme am Studienende 39.000,00 EUR betragen. Dies wäre die effektive Summe, da die aufgelaufenen Zinsen bereits während der Auszahlungsphase bezahlt worden sind. Allerdings ist die Gesamtrückzahlungssumme wesentlich höher, abhängig von der Länge der Rückzahlungsphase und der Marktzinsentwicklung.“
webMoritz Vielen Dank für das Gespräch.
von Marco Wagner | 09.12.2010
Zum zweiten mal führt der SDS einen Marxlesekreis durch
„Arbeitslohn wird bestimmt durch den feindlichen Kampf zwischen Kapitalist und Arbeiter. Die Notwendigkeit des Siegs für den Kapitalisten. Kapitalist kann länger ohne Arbeiter leben, als dieser ohne jenen“ – solche Sätze würden die meisten heute als blanken Populismus beiseite legen, ohne sich näher damit auseinander zu setzen. Dabei bilden sie die Grundlage des Hauptwerkes einer der bekanntesten Philosophen und Ökonomen, die die Geschichte nachhaltig geprägt haben. Die Rede ist hier von Karl Marx.
Seine Schriften haben den Lauf der Geschichte bestimmt. Die Greifswalder Hochschulgruppe Die Linke.SDS befasst sich nun bereits zum zweiten Mal mit den Schriften des aus Trier stammenden Philosophen. Während vor zwei Jahren sein Hauptwerk, das „Kapital“ im Mittelpunkt der Auseinandersetzung standen, wird sich nun mit einem der Vorläufer, den ökonomisch-philosophischen Manuskripten, befasst. Die gegenwärtige Teilnehmerzahl des philosophischen Debattierkreises ist dabei schwankend zwischen zehn und zwanzig Interessierten.
In den vergangenen Sitzungen wurde sich im Schwedenkontor mit den Schriften zum „Arbeitslohn“ und dem „Profit des Kapitals“ auseinander gesetzt. Mit den Bedürfnissen, Produktion, Arbeitsteilung und Geld wird sich der Lesekreis in der kommenden Sitzung am 3. Januar 20 Uhr auseinandersetzen. Die letzte Sitzung am 17. Januar wird sich mit der „Kritik der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt“ befassen. Bei der Beschäftigung mit dem Werk werden die Schriften nicht nur aus dem Blickwinkel eines im 19. Jahrhundert Lebenden gelesen, vielmehr wird versucht, den Inhalt der Schrift mit den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen zu vergleichen. In diesem Zusammenhang wird nicht nur über Marx selbst, sondern auch über die Ansichten anderer Philosophen und Ökonomen, so beispielsweise über die Adam Smiths diskutiert.
Adam Smith unter kritischer Betrachtung durch Karl Marx
Karl Marx als Student
Insbesondere letztgenannter Ökonom ist für Marx‘ Werk von entscheidender Bedeutung, stellen doch sowohl seine ökonomisch-philosophischen Schriften, als auch das Kapital als Marx‘ Spätwerk eine kritische Auseinandersetzung mit Smiths Theorien zum Liberalismus dar.
Insgesamt drückt Marx in diesen Manuskripten besonders fest in die zur damaligen Zeit klaffenden Wunde, sodass jede Zeile der Schrift die Emotionen eines überzeugten Liberalen, eines überzeugten Anhängers der freien Marktwirtschaft, hochkochen lässt. Sie sind ein Verriss der damaligen wie auch zum Teil noch gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse, wenngleich sich die Folgen des Systems heute anders ausdrücken, als es im 19. Jahrhundert der Fall war und sich die Arbeiter bereits im Laufe der vergangenen 200 Jahre mehr Rechte erkämpfen konnten und im Gegensatz zum 19. Jahrhundert zumindest in Europa keineswegs mehr einer „viehischen Existenz“ ausgesetzt sein muss. Insofern sind die Ansichten Marx‘ aus dem 19. Jahrhundert nur bedingt auf die heutige Zeit übertragbar. Dennoch ist die Auseinandersetzung für das Verständnis vom Funktionieren des Gesellschafts- wie auch des Wirtschaftssystems hilfreich. Für angehende Historiker ist die Beschäftigung mit dem Philosophen sogar unabdingbar, waren sie doch für die zeitweilige politische Umgestaltung eines Teils Mitteleuropas sowie Osteuropas bestimmendes Element.
Bilder: Kentin via Wikipedia (Zeichnung Marx/ gemeinfrei), Tets via Wikipedia (Unterschrift Marx/ gemeinfrei)
von Marco Wagner | 08.12.2010
Die Studierenden wurden am Eingang mit Weihnachtsmännern begrüßt.
Studententheater, Campus Europae, Beitragserhöhung des Studentenwerks, Abschaffung des Freiversuchs an der Universität: Das sind die Themen der diesjährigen Vollversammlung der Studierendenschaft, die um 16:30 Uhr begonnen hat. Erik von Malottki, Präsident des Studierendenparlamentes gibt bekannt, dass 278 Studierende zur Vollversammlung erschienen sind. Im Rahmen der Begrüßung wurde auf bisher Erreichtes verwiesen. So zum Beispiel auf die Abschaffung der Masterhürde an der Philosophischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität. Auf der gegenwärtigen Tagesordnung ist auch wieder ein alter Bekannter dabei: Es handelt sich hierbei um die Wohnraumsituation in Greifswald, der Semester für Semester auf der Tagesordnung steht. Neu hinzu gekommen ist ein Tagesordnungspunkt zum Castortransport, der Mitte bis Ende Dezember im Lubminer Werkbahnhof einrollen soll.
An erster Stelle nach den Formalia steht der Tagesordnungspunkt zum Studententheater StuThe.
16:46 Jens Leuteritz stellt den Antrag zur Zukunft des Studententheaters StuThe vor. Er erklärt, dass der studentische Theaterverein in Zukunft nicht mehr ständig umziehen will, sondern in Zukunft dauerhaft das Domizil in der Hans-Falladastraße nutzen will. Als problematisch erweist sich jedoch der Zustand des Gebäudes, weshalb der Verein eigentlich ausziehen sollte. Alleridngs möchte StuThe den Raum in Zukunft für den Theaterbetrieb weiterentwickeln. In diesem Zusammenhang wies Jens Leueritz auf die Unterstützung von Seiten des StuPa und AStAs hin.
16:50 Der Antrag zum Erhalt des Studententheaters StuThe in den vorhandenen Räumen in der Falladastraße wurde mehrheitlich angenommen.
16:55 Nun stellt Julia Höltge ihren Antrag zum Erhalt von Campus Europae vor. Dabei handelt es sich um ein Austauschprogramm, das den Studierenden die Vorbereitung und den Aufenthalt an einer Partneruniversität im Ausland unkompliziert und zeitsparend ermöglicht.
17:00 Der Antrag wurde von der Mehrheit der Studierenden ohne weitere Diskussion angenommen.
Philipp Helberg erläutert, warum das Studentenwerk den Beitrag erhöht.
17:02 Philipp Helberg, Referent für Soziales im Allgemeinen Studierendenausschuss, erläutert nun im TOP 4 über die Erhöhung des Beitrages im Studentenwerk. Der webMoritz berichtete an mehreren Stellen darüber.
17:04 Alexander Schulz-Klingauf fragt, ob noch mit weiteren Erhöhungen zu rechnen ist. Philipp kann das nicht ausschließen, spricht sich persönlich allerdings gegen weitere Erhöhungen aus. Auf weitere Nachfrage von Alexander Schulz-Klingauf erläutert der Sozialreferent, dass er von keinen weiteren Erhöhungen ausgehe.
17:06 Es folgt ein weiterer TOP, bei dem nun wieder abgestimmt werden muss: Beibehaltung des Freiversuches: Die Vollversammlung der Studierendenschaft möge beschließen: „Die Studierendenschaft spricht sich gegen eine Optionalität des Freiversuches in Prüfungen in der aktuellen Novellierung des Landeshochschulgesetzes aus und bittet die Landtagsabgeordneten gegen ein solches Vorhaben zu stimmen.“
17:12 Alexander Schulz-Klingauf hat einen Änderungsantrag gestellt, wonach maximal ein Freiversuch gewährt werden soll.
17:13 Es kommt eine Gegenrede aus dem Publikum, dass es sinnlos sei, im Bachelor/ Master-Studium nur einen Freiversuch zu ermöglichen. Alex entgegnet darauf, dass es nach derzeitigen Planungen keinen Freiversuch mehr per Gesetz geben könnte. Da sei es besser, wenn wenigstens einer an passender Stelle gewährt werden könnte. Erik von Malottki kommentiert: „Frei nach dem Motto: Einer besser als keiner.“ Zwischenruf von Alexander Schulz-Klingauf: „Ich bitte doch wohl sehr darum, die Sitzungsleitung nicht so flapsig durchzuführen.“ Applaus von Thomas Schattschneider und Frederic Beeskow.
17:21 Der Antrag wurde angenommen.
Kilian Dorner stellt "als Privatperson" den Castor-Antrag vor.
17:22 Jetzt geht es um den Antrag zum Castortransport. Kilian Dorner, Referent für politische Bildung stellt den Antrag vor. Kilian betont allerdings, dass er „als Privatmensch und nicht als AStA-Referent“ den Antrag vorstelle. Er trägt derweil eine Jacke mit dem AStA-Logo. Daher auch der Zwischenruf von Thomas Schattschneider: „Jacke aus!“ Dem Antrag zufolge soll ein AStA-Referent inhaltliche Arbeit im Rahmen der Vorbereitungen zum nahenden Castor-Transport leisten und entsprechende Aktionen, beziehungsweise Studierenden, die an Aktionen teilnehmen wollen, unterstützen. Die Studierenden sollen dafür vom Rektorat freigestellt werden.
17:25 Solvejg Jenssen hält den Antrag für nicht sinnvoll, da der Castor-Transport ein allgemeinpolitisches und kein hochschulpolitisches Thema sei. Dem entgegnet Kilian, dass aufgrund der Tatsache, dass das Thema die Studierenden bewegt, sehr wohl hochschulpolitische Relevanz habe. Daher handele es sich bei diesem Antrag um einen Brückenschlag zwischen Allgemeinpolitik und Hochschulpolitik.
17:35 Nachdem am Antrag eine Veränderung vorgenommen wurde, wurde über diesen abgestimmt und mit großer Mehrheit beschlossen.
17:36 Jetzt stellt Franz Küntzel seinen Antrag zur Verbindlichkeit von Vollversammlungsbeschlüssen vor. „Die Vollversammlung möge beschließen: ‚Die Studierendenschaft beauftragt den Allgemeinen Studierendenausschuss ein Rechtsgutachten in Auftrag zu geben, welches die Einführung von verbindlichen Vollversammlungsbeschlüssen für das Studierendenparlament prüft und eine mögliche Umsetzung aufzeigt.'“
17:39 Nun wird über den Antrag diskutiert. Ein Student hat jedoch bedenken, dass bei Vollversammlungen die Stimmung bei Anträgen schnell kippen kann, die man später bereuen würde. So könnte eine beschlussfähige Vollversammlung beispielsweise beschließen, den AStA abzusetzen. Franz entgegnet dem, dass es hierfür die Rechtsabteilung gebe.
17:41 Patrice Wangen merkt dazu ironisch an: „Wenn man wirklich blödsinnige Beschlüsse verhindern will, sollte man das StuPa abschaffen.“ Es kommt von verschiedenen Seiten Applaus.
17:43 Thomas Schattschneider bedankt sich höflich bei dem „konstruktiven Beitrag“ von Patrice und stellt einen entsprechenden Änderungsantrag: „Die Studierendenschaft fordert den Landtag auf, das LHG dahingehend zu ändern, dass Beschlüsse einer beschlussfähigen Vollversammlung bindend sind.“ Jetzt wird über den Änderungsantrag abgestimmt. Thomas‘ Antrag wird mehrheitlich angenommen. In der Endabstimmung stimmte die Mehrheit der Studierendenschaft dem Antrag ebenfalls zu.
Es nehmen rund 300 Studierende an der Vollversammlung teil.
17:49 Aufgrund der Tatsache, dass die Antragstellerin zur Wohnraumsituation noch nicht anwesend ist, wird ein Antrag von Maximilian Wolff vorgezogen: „Die Studierendenschaft spricht sich dafür aus, dass bei schriftlichen Prüfungsleistungen künftig statt der Angabe des Namens, der Anschrift und der Semesterzahl des Prüflings nur noch eine anonymisierte Kennzahl, bzw. Matrikelnummer erforderlich ist. Der AStA wird gebeten, auf entsprechende Änderungen in den jeweiligen Prüfungsordnungen hinzuwirken.“ Begründet wird der Antrag unter anderem damit, dass es vorgekommen sei, dass Ausländer benachteiligt würden.
17:53 Ein Student hinterfragt kritisch den Nutzen eines solchen Antrages und ergänzt: „Ich kenne einen Fall, dass ein Student bei einer Prüfung durchgefallen ist, weil er Mitglied bei der Rugia ist. Das ist in der Sache zwar falsch, finde ich moralisch aber nicht schlecht.“ Amüsiertes Gelächter aus den hinteren Reihen.
17:59 Eine Studentin merkt an, dass es beispielsweise in der Juristischen Fakultät Dozenten gäbe, die Seminararbeiten von Bachelorstudierenden grundsätzlich nicht besser als mit acht Punkten bewerten würden.
18:00 Darüber hinaus wird nachgefragt, ob nicht die Angabe der Matrikelnummer ausreiche.
18:01 Jura-Student Tobias Sprengel stellt an dieser Stelle die Gegenfrage, dass man einmal überlegen sollte, ob es bei der Korrektur einer Arbeit überhaupt der Angabe eines Namens bedarf.
18:03 Eine Studentin wünscht sich, ein „gegebenenfalls“ vor die Semesterzahl einzufügen. Der Antrag wird abgelehnt. Michael Seifert wünscht, das hinter „schriftlichen“ noch eine Klammer „(insbesondere bei Klausuren und Testaten)“ eingefügt werden soll. Da es sich im Kern um ein Problem der juristischen Fakultät handele, wünscht sich Thomas Schattschneider die Einfügung „im Rahmen des Jura-Studiums“ in den Antrag. Beide Änderungsanträge wurden abgelehnt.
18:08 Es folgt die Endabstimmung. Der Antrag wurde angenommen. Jetzt gibt es zehn Minuten Pause.
18:28 Die Vollversammlung geht nun weiter. Peter Madjarov hat einen Antrag zum Teilzeitstudium eingereicht: „Die Fakultätsräte sowie der Senat und das Rektorat der Universität Greifswald werden aufgefordert, die Möglichkeit einzurichten, ein Studium in Teilzeit absolvieren zu können. Nach einem Gespräch mit der Studienberatung soll ein Teilzeitstudium genau so von Beginn an möglich sein, wie ein Wechsel in diese Studienform. Dazu sind insbesondere ein allgemeines Konzept zu entwickeln, Studienordnungen anzupassen und die nötigen Kapazitäten in Lehre und Verwaltung zu schaffen. Die studentischen Gremienvertreter_innen werden gebeten, sich diesbezüglich einzusetzen. Insbesondere der AStA wird beauftragtm auf eine Umsetzung dieses Beschlusses hinzuwirken.
Alexander Schulz-Klingauf beteiligt sich rege an den Diskussionen.
18:45 Der Diskussion zufolge scheint es so, als wenn der Antrag eine Mehrheit finden wird. Da es bereits Teilzeitstudiengänge gäbe, schlägt nun Alexander Schulz-Klingauf vor, die Weiterentwicklung von Teilzeistudiengängen mit Nachdruck zu fordern. Es wird nun über den Änderungsantrag abgestimmt. Dieser wurde abgelehnt. Lisa Brokmüller stellt den Änderungsantrag, dass neben einem Teilzeitstudium auch ein Online-Studium möglich sein solle. D.h. dass die Vorlesungen auch Online nachträglich verfolgt werden könnten.
18:51 Die Forderung nach der Ermöglichung eines Online-Studiums im Rahmen des Teilzeitstudiums wurde abgelehnt. Nun erfolgt die Endabstimmung.
18:52 Der Antrag wurde mit überwältigender Mehrheit bei einer Gegenstimme angenommen.
18:53 Jetzt folgt der vorletzte ordentliche Tagesordnungspunkt: „E-Mail-Benachrichtigungssystem“. Der folgende Antrag wurde vom RCDS eingereicht: „Die Hochschulleitung wird aufgefordert, zusammen mit dem Rechenzentrum ein E-Mail Benachrichtigungssystem für kurzfristige Änderungen im Vorlesungsablauf einzurichten. Falls eine Vorlesung verschoben wird, oder gar ganz ausfällt, erhalten die betroffenen Studenten am Morgen des betreffenden Tages eine Benachrichtigung an ihre Universitäts-E-Mail-Adresse, in der über kurzfristige Veränderungen im Vorlesungsablauf aufmerksam zu machen.“
18:57 Eine Studentin der Germanistik weist darauf hin, dass der Antrag überflüssig sei, da es bereits ein solches Informationssystem gäbe. Sie weist auf das LSF-System hin. Darüber hinaus weist die Studentin auf Nachfrage von Johannes Radtke, einem der Antragsteller darauf hin, dass der Rektor dieses System für sämtliche Fakultäten und Institute einrichten wolle.
18:59 Johannes Radtke will daher den Antrag dahingehend ändern, dass sämtliche Lehrkräfte das System nutzen, oder auf das System umstellen sollten.
19:01 Johannes stellt nun einen entsprechenden Änderungsantrag. Die Studentin der Germanistik weist darauf hin, dass der Kanzler bereits beschlossen habe, dass alle Professoren im kommenden Jahr dieses HIS (= LSF)-System zu nutzen haben. Sie hält die Forderung daher für überflüssig.
19:03 Tobias weist darauf hin, dass der Antrag durchaus seinen Nutzen habe, sofern man ihn dahingehend abändert, dass die Lehrenden das System aktiv zu nutzen hätten, um zu vermeiden, dass das System nur zu Beginn des Semesters genutzt wird.
19:04 Alexander Schulz-Klingauf regt an, dass man die Existenz dieses Systems öffentlich bekannt machen solle, da offensichtlich noch nicht alle Studierenden von dem System Kenntnis hatten.
19:06 Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.
19:08 Es folgt ein Antrag zur Raumsituation an der Uni: „Die Studierendenschaft fordert die Universitätsleitung auf, endlich einen Ansprechpartner für Dozenten und Studierende in der Verwaltung zu benennen, welcher sich um die Raumproblematik kümmert. Des weiteren fordert die Studierendenschaft, dass bei Überlastung der Lehrveranstaltung ein zweiter Termin angeboten wird, sodass jeder Studierende sein Recht auf Lehre wahrnehmen kann.
19:12 Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.
19:13 Es stehen noch zwei Anträge auf der Tagesordnung: „Die Studierendenschaft fordert die Hochschulleitung auf, ein Konzept vorzulegen, welches einen qualitativen und quantitativen Ausbau des Hochschulsports, sowohl im Sommer- als auch im Wintersemester, für die nächsten fünf Jahre vorsieht. Eine weitere Steigerung der Kursgebühren lehnt die Studierendenschaft ab.“ Der Antrag wird vom AStA gestellt. Begründet wird der Antrag damit, dass die Kurse im Anmeldungszeitraum bereits wenige Minuten nach der Öffnung der Einschreibezeit ausgefüllt seien.
19:16 Die Sportreferentin Jekaterina Kurakova teilt mit, dass noch über 1000 Studierenden in Wartelisten für Sportkurse eingeschrieben seien, die Umkleideräume teilweise verschimmelt seien und somit Handlungsbedarf bestehe.
19:19 Jetzt geht es um Änderungsanträge. Thomas Schattschneider ergänzt: „Die Studierendenschaft fordert zudem die Landesregierung auf, die Hochschulsportangebote auskömmlich zu finanzieren.“ Die Änderung wird vom Antragsteller übernommen.
19:20 Jetzt wird abgestimmt. Der Antrag ist einstimmig angenommen.
19:21 Endspurt: Peter Madjarov hat einen Antrag zur Mieterhöhung der WVG gestellt. Die Mieten sollen nicht im Mittelwert, sondern im Maximalwert steigen. Da viele Studierende bei der WVG wohnen, sei dies nicht vertretbar. Es wird folgender Antrag gestellt:“Die Vollversammlung der Studierendenschaft fordert die WVG auf, auch in Zukunft sozialverträgliche Mieten für Studierende sicher zu stellen. Für Studierende mit geringen finanziellen Mitteln muss es möglich bleiben, auch bei der WVG zur Miete wohnen zu können. Die Studierendenschaft lehnt die geplanten Anpassungen der Mietskosten an einen möglichen Maximalwert des Mietspiegels seitens der WVG ab.“
19:24 Alexander Schulz-Klingauf stellt jedoch heraus: „Ich bin da ein gebranntes Kind. Ich wurde damals vom Rektorat zurückgepfiffen, als ich mich gegen den WVG-Verkauf aussprach. Wir dürfen darüber leider nicht entscheiden. Das ist eine Angelegenheit der Stadt.“ Er fordert daher, dass der AStA entsprechende Vorschläge in die Diskussion zum Mietspiegel einbringen solle.
19:29 Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Jetzt folgt der Tagesordnungspunkt „Sonstiges“. Ein Student stellt den Antrag, dass die Vollversammlung das nächste Mal pünktlich beginnen solle. Er wurde mehrheitlich angenommen.
19:31 Nun ist die Vollversammlung aus. Erik wünscht allen einen Dritten Advent. Schicht im Schacht und alle gehen nach Haus.
Fotos: David Vössing (Alexander Schulz-Klingauf), Patrice Wangen (Vollversammlung, Kilian Dorner), Christine Fratzke (Eingang Weihnachtsmänner)
von Torsten Heil | 07.12.2010
Am Mittwoch veranstaltet der Allgemeine Studierendenausschuss in der Mensa am Wall die Winter-Vollversammlung der Studierendenschaft. Los geht es um 16 Uhr. Der webMoritz sprach mit dem hochschulpolitischen Referenten Franz Küntzel.
AStA-Referent für Hochschulpolitik: Franz Küntzel.
webMoritz Was wird auf der Vollversammlung an Themen behandelt?
Franz Küntzel Wie jedes Jahr gibt es mehrere recht vielversprechende Anliegen. In einem Antrag wird die derzeitige Raumsituation des Studententheaters thematisiert, um die Studierendenschaft, so die Antragssteller, dafür mehr zu sensibilisieren und mehr Unterstützer zu finden. Ein weiterer sehr wichtiger Antrag betrifft die Novellierung des Landeshochschulgesetzes, wonach der Freiversuch für jede Hochschule nur noch Optional wird. Das kommt einem Abschaffen gleich. Und dann soll sich die Vollversammlung dafür aussprechen, dass ihre Beschlüsse bindend für das Studierendenparlament werden.
webMoritz Wieso bindend und wie soll man das erreichen?
Küntzel Ich sehe die Vollversammlung als ein wichtiges basisdemokratisches Organ der Studierendenschaft, welches zum einem den Mitgliedern des Studierendenparlaments eine wichtige Rückmeldung zur ihrer Arbeit geben kann und zum anderem die politische Ausrichtung der Studierendenschaft festlegt. Leider ist die Vollversammlung für viele Studierende nicht mehr interessant und deshalb bleiben sie fern. Wenn aber nicht „nur“ Meinungsbilder gefasst werden können, sondern richtige bindende Beschlüsse, dann bin ich der Meinung, dass sich wieder mehr Studierende beteiligen werden. Deswegen werde ich den Antrag stellen, dass ein Rechtsgutachten erstellt wird, welches Rechtssicherheit gibt und die Diskussion über die Stellung der Vollversammlung beendet.
webMoritz Gibt es sonst noch weitere Anträge?
Küntzel Ja natürlich. Ein Antrag behandelt die derzeitige Situation von Campus Europae. Es gibt zurzeit Bestrebungen im Studierendenparlament dieses Austauschprogramm an unserer Universität abzuschaffen beziehungsweise diese nicht mehr zu fördern. Des Weiteren gibt es noch einen recht interessanten Antrag zum Teilzeitstudium, welches die Universität auffordert die Richtlinien im neuen Landeshochschulgesetz umzusetzen, sodass Studierende mit einem Beschäftigungsverhältnis und Familie oder ähnlichen Situationen die Chance haben von Studienbeginn an nur Teilzeit zu studierenden.
webMoritz Mit vielen Studierenden rechnest Du denn?
Küntzel Natürlich rechne ich damit, dass wir beschlussfähig werden. Dafür müssten mehr als 600 Studierende kommen. Da wir sehr viele wichtige Sache zu beschließen haben, hoffe ich, dass wir es dieses Semester endlich wieder schaffen.
webMoritz Herr Küntzel, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Torsten Heil, Foto: Christine Fratzke (Archiv)
von David Vössing | 07.12.2010
Ökologiereferentin Stefanie Pfeiffer will Rabatte für Studenten in Bioläden und E-Paper im StuPa.
Thema der letzten AStA-Sitzung war die bevorstehende Vollversammlung (VV), die am 8. Dezember um 16 Uhr in der Mensa am Schießwall stattfinden soll. Außerdem informierte die neue Ökologie-Referentin Stefanie Pfeiffer über ihre ersten Ideen: „Ich habe Kontakt zu Bioläden aufgenommen, um Rabatte für Studenten zu erreichen.“ Sie will auch ein E-Paper für StuPa-Sitzungen einführen. „Das OK von StuPa-Präsident Erik von Malottki habe ich schon“, freute sich Stefanie, die am letzten Dienstag vom Studierendenparlament gewählt wurde. Folglich könnten die StuPa-Sitzungen künftig papierlos stattfinden.
AStA will schlechte Zustände der Sportwissenschaft auf der Vollversammlung thematisieren
„Der Endspurt für die Vollversammlung am Mittwoch läuft“, leitete Franz Küntzel, Referent für Hochschulpolitik, ein anderes Thema ein. Der AStA schreibt an den letzten Anträgen, zum Beispiel zur Raumproblematik bei der Sportwissenschaft. „Es gibt zu wenig Räume, es ist Wasser im Keller und es gibt Schimmel“, berichteten Franz und Sportreferentin Ekaterina Kurakova über die schlechten Zustände. Sie ergänzten, dass etwa 1.700 Studenten auf der Warteliste für den Hochschulsport stünden. „Die Preise für den Hochschulsport steigen jedes Semester, aber das Angebot wird nicht ausgebaut“, fuhr Franz fort. AStA-Vorsitzende Daniela Gleich stellte den endgültigen Arbeitsplan für die VV vor, aus dem hervorgeht, dass erst ab 18 Uhr Alkohol ausgeschenkt wird. Finanzreferentin Corinna Kreutzmann erinnerte an die Karaokeparty in der Kiste in der Makarenkostraße, die im Anschluss an die Vollversammlung stattfinden wird.
Wegen belegten Seminarräumen durch eine Weihnachtsfeier musste der AStA in einen Hörsaal ausweichen.
Auch mit dem Landesastentreffen (Treffen der Allgemeinen Studierendenausschüsse in Mecklenburg-Vorpommern) am letzten Samstag befasste sich der AStA auf seiner Sitzung am Montagabend. Daniela sprach „von vielen neuen Gesichtern im AStA Rostock“. Enttäuscht zeigte sie sich, dass die Fachhochschulen Stralsund und Neubrandenburg abgesagt hätten. Ein Folgetreffen ist für Januar oder März geplant. Franz appellierte, dass man sich dann verstärkt mit den Problemen der Studierendenschaften auseinandersetzen solle. Der AStA Rostock sei „kleinstädtischer als wir“, kritisierte Kilian Dorner, Referent für politische Bildung, der den Rostocker AStA „so nicht arbeitsfähig“ sieht.
Weiterhin erzählte Susann Schultz, Referentin für Studienfinanzierung, von einem Stiftungstag am 18. Januar. Dort stellen sich verschiedene Stiftungen vor und informieren über Fördermöglichkeiten wie Stipendien.
*Update* – Richtigstellung von Kilian Dorner
Hallo Webmoritzlerinnen,
da ich ja in letzter Zeit von David Vössing öfter zitiert wurde, leider oft verfälscht oder gar falsch und aus dem Zusammenhang gerissen, sehe ich es an der Zeit, eine Richtigstellung zu verfassen, da diese „Zitate“ einen Punkt erreicht haben, an dem sie nicht mehr nur mich betreffen.
„Der AStA Rostock sei „kleinstädtischer als wir“, kritisierte Kilian Dorner, Referent für politische Bildung, der den Rostocker AStA „so nicht arbeitsfähig“ sieht.“ werde ich in dem Artikel über die letzte AStA-Sitzung zitiert. Dies ist schlicht nicht das Gesagte. Ich sprach davon, dass ich den Rostocker AStA für weniger organisiert und deshalb wahrscheinlich weniger arbeitsfähig halte. Das Wort „kleinstädtischer“ gebrauchte ich nur, um den Organisationsgrad zu umschreiben, nicht jedoch im negativen Sinne, da ich auch betonte, dass ich unseren AStA für ebenso verbesserungswürdig ansehe. Was in dem Zitat letztendlich fehlt, ist die Tatsache, dass ich auch unterstrich, dass ich der Meinung bin, dass eine Zusammenarbeit mit dem AStA Rostock für überaus wünschenswert halte. Sowohl inhaltlich als auch Strukturen betreffend.
Ich bitte, diese Richtigstellung auf eine Art und Weise zu veröffentlichen, dass sie für alle Leser der Website und des Artikels einzusehen ist.
Letztendlich möchte ich aber noch betonen, dass ich Davids Artikel bisher immer sehr informativ fand und mich auch für den Webmoritz freue, einen neuen Redakteur gefunden zu haben.
Beste Grüße,
Kilian
von David Vössing | 03.12.2010
Ordentlich zur Sache ging es, als etwa 80 Teilnehmer, überwiegend Verbindungssmitglieder, über die Frage diskutierten, ob der AStA aktiv Toleranz gegenüber studentischen Verbindungen und Burschenschaften fördern soll oder nicht. Der Debattierclub Greifswald hatte am Mittwochabend ins Audimax zu einer öffentlichen Debatte mit festen Regeln geladen. Es gab eine „Regierung“ aus Verbindungen und eine „Opposition“ aus Grüner Hochschulgruppe und AStA, die zu Beginn abwechselnd ihre Standpunkte darlegten. Die Regierung war für aktive Toleranz, die Opposition dagegen.
Gernot Drewes: „AStA schürt Stimmung gegen Verbindungen“
Verbindungsmitglied Gernot Drewes fordert vom AStA "ein neutrales Verhalten gegenüber Verbindungsstudenten".
Gernot Drewes von der Turnerschaft Cimbria erinnerte an den 5. November 2010, wo ein Verbindungsstudent in Bahnhofsnähe zusammengeschlagen wurde und sich später im Krankenhaus wiederfand. Außerdem erwähnte er einen Anschlag auf das Verbindungshaus Markomannia im April 2010. Dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) warf er vor, „eine Stimmung gegen Verbindungen zu schüren“. So warne der AStA in einem Flyer vor Burschenschaften. Hinzu komme, dass Verbindungsstudenten nicht Tutor sein dürften und Wohnungsangeboten von Verbindungen auf der AStA-Homepage nicht berücksichtigt würden. Die Verbindungen trügen durch Austausch zwischen Generationen und Studienrichtungen Sport und Religion zum vielfältigen Studentenleben bei. Abschließend forderte Gernot vom AStA „ein neutrales Verhalten gegenüber Verbindungsstudenten und Distanzierung von Anschlägen auf Verbindungshäuser“.
„Gewalt ist gegenüber niemanden akzeptabel“, machte Peter Madjarov von der Grünen Hochschuljugend deutlich. Der Oppositionsredner kritisierte die verschiedenen Prinzipien der Verbindungen. So fragte der Jurastudent, ob das Eintreten der Verbindungen „für Volk und Vaterland noch zeitgemäß“ sei. Die Mensur, ein Fechtkampf zwischen Verbindungsstudenten, sei ein Mittel zur Erziehung. Ferner kritisierte Peter das Verhältnis von Verbindungen zu ausländischen Mitbürgern. „Wie demokratisch ist der Ausschluss von Leuten?“, fragte der Oppositionsredner und warf Verbindungen „autoritäre Strukturen“ vor: Sie nähmen beispielsweise keine Kriegsdienstverweigerer auf. Es gebe keine geschlechtsgemischten Verbindungen. Einigen Verbindungen warf der Diskutant auch Korpsgeist vor. „Daher ist aktive Toleranz abzulehnen“, beendete Peter seine Argumentation.
Peter Madjarov: „Burschenschaften haben autoritäre Strukturen“
Etwa 80 Teilnehmer waren zur öffentlichen Debatte gekommen.
Das zweite Statement nutzte die Regierung, um Peters Vorwürfe zurückzuweisen. „Wir pauschalieren nicht deutsche Soldaten als Kriegshelden“, sieht Daniel Leiß (Akademische Turnverbindung) keinen Korpsgeist und keine Heldenverehrung in Verbindungen. „Die Mensur ist kein Mittel zur Erziehung. Es geht um Sport, den Umgang mit Stress und wie man mit der Gefährdung der eigenen Existenz umgeht.“ Es würden auch Kriegsdienstverweigerer in Verbindungen aufgenommen, wies Daniel einen weiteren Vorwurfs Peter zurück. Man grenze sich von Links- und Rechtsextremen ab und nehme keine politische Positionierung ein. Natürlich gebe es gemischte Geschlechterverbindungen: „Frauen sind kein schmückendes Beiwerk. Damen sind gern gesehen. Sie werden nicht deklassiert.“
„Frauen werden in Verbindungen nicht zugelassen“, sah Kilian Dorner vom AStA die Sache ganz anders. Der Grundtenor des AStA-Flyers sei nicht eine Haltung gegen Verbindungen. „Wir rufen nur zur Vorsicht und Aufmerksamkeit auf“, verwies der Referent für politische Bildung auf Vorkommnisse in der Vergangenheit. Eine Hörsaalbesetzung sei von betrunkenen Verbindungsstudenten gestört worden, nannte er als Beispiel. Zwei ehemalige Verbindungsstudenten fänden sich heute als NPD-Funktionäre wieder, sieht der Politikwissenschaftsstudent personelle Überschreitungen von ehemaligen Verbindungsstudenten und Rechtsextremen. Den Burschenschaften warf Kilian auch vor „sich autoritär in unangemessenen Maß zu verhalten“. Zwar sei der AStA keine moralische Instanz, „wir wollen aber etablierte Grundrechte wie Gleichberechtigung verteidigen. Verbindungen verhalten sind nicht immer tolerant. Wir propagieren nicht das Gegenteil von Toleranz gegenüber Burschenschaften.“
Lebhafte Debatte unter den Teilnehmern
Kilian Dorner: "Wir rufen nur zur Vorsicht und Aufmerksamkeit vor Studentenverbindungen auf."
Den Statements von Regierung und Opposition folgte eine lebhafte Debatte der zahlreichen Teilnehmern, in der vor allem Verbindungsmitglieder Stellung bezogen. Jörg König vom Korps Borussia Greifswald erinnerte daran, dass während des Dritten Reiches ein Verbindungsstudent einen jüdischen Verbindungsstudenten gerettet habe. „Burschenschaften sind gegenüber allen tolerant“, sagte ein anderer Verbindungsstudent, der sich als Mitglied der Linkspartei zu erkennen gab. Burschenschaftsstudent Tom forderte zu aktiver Toleranz auf: „Akzeptiert uns, lasst uns unsere gemeinsamen Feiern und unseren Lebensstil.“ Ein anderer Teilnehmer äußerte deutliche Kritik: „Bei einer schlagenden Verbindung wurde etwas gegen die Minderheit Juden und Zigeuner gesagt. Ich frage mich, warum man so etwas fördern kann.“ Dies wurde von einer Verbindungsstudentin energisch zurückgewiesen. Lisa kritisierte: „Die Geschlechterrollen werden in Studentenverbindungen explizit geschärft, zum Beispiel dadurch, dass Frauen von Veranstaltungen das Recht zur Teilnahme verwehrt wird.“ Der katholische Verbindungsstudent Carsten Schönebeck vermisst, dass sich der AStA nicht genauer über Verbindungen informiert und sich aus diesem Grund mit ihnen trifft.
Nach der Debatte fassten zwei Redner des Debattierclubs die Positionen zusammen von Regierung und Opposition zusammen. Rafael Hienisch wiederholte die Positionen für eine Neutralität des AStAs gegenüber Verbindungen und ergänzte, dass der AStA-Flyer „einen schnellen Schluss zulässt, der unterstellt, Verbindungen seien gefährlich. Das ist unfair.“ Die Position der Opposition rekapitulierte Matthias Müller in einem leidenschaftlichen Plädoyer: „Mit Vorwürfen kann man intolerant sein. Tolerant ist, wenn man akzeptiert, was andere machen. Toleranz geht verloren, wenn Intoleranten die Mehrheit stellen“, warf Matthias den Verbindungen Intoleranz vor. Er hielt ihnen außerdem rechtsextremes Gedankengut vor, wovon sich diese bei Verdacht nicht distanzierten. Der AStA sehe bei Verbindungen den Drang zu Militarismus, Sexismus und Deutschtümlichkeit.
Kommentar
Die vom Debattierclub organisierte Diskussion war insgesamt außerordentlich aufschlussreich, vor allem was das Corpsstudentenwesen anbelangt. Der Zuhörer konnte zum Teil tiefe Einblicke in das Grundverständnis von Verbindungen gewinnen und dabei das eine oder andere Vorurteil relativieren oder gar revidieren. Am Ende der Debatte sind die Verbindungsstudenten als Sieger hervor gegangen, was vor allem daran lag, dass sie in überwältigender Mehrzahl waren, sodass der Gegenseite gerade deshalb recht schnell die Luft ausging. Verbindungskritiker konnten dadurch regelrecht an die Wand argumentiert werden, wobei man das den Verbindungsstudierenden nicht zum Vorwurf machen kann. Schließlich war die Veranstaltung für jeden zugänglich und jeder Verbindungsskeptiker hätte kommen und entsprechend parieren können.
Insgesamt gelang es den Corporierten bis zu einem bestimmten Moment der Publikumsdiskussion ganz gut, tolerant und respektvoll mit seinem Meinungskontrahenten umzugehen, sodass es zunächst auch sehr überzeugend wirkte, dass ausschließlich die Kritiker Verursacher und Schuldige an der derzeitigen öffentlichen Wahrnehmung von Studentenverbindungen seien. Allerdings schossen sich die selbsternannten Träger von Ehre, Anstand und Respekt dann doch ein Eigentor. Als eine Studentin ihre Meinung zu bestimmten Gepflogenheiten im Verbindungswesen kundtat und begründete, warum diese aus ihrer Sicht chauvinistisch, sexistisch und frauenfeindlich seien, ließ es sich ein Corporierter nicht nehmen, eine pöbelhafte Phrase in überheblicher, respektloser und herablassender Art vom Stapel zu lassen. Es wäre anzunehmen gewesen, dass dies im Widerspruch zu einer in Verbindungskreisen durchaus als bedeutsam erachteten gepflegten Diskussionskultur stehe. Doch dem war offensichtlich nicht so. Der Verbindungsstudent erntete keine bösen Blicke, vielmehr schlug die überwiegende Mehrheit des Publikums in die selbe Kerbe und sah sich gezwungen, die Kritikerin auszulachen, ihre Meinung dadurch öffentlich zu diskreditieren.
Respektvoller Umgang miteinander sieht anders aus. Dabei muss ausdrücklich betont werden, dass es auch vereinzelt Studierende gab, die diese Situation nicht zum Brüllen komisch fanden und schwiegen. Die Studentin wurde durch das unmanierliche Verhalten eines Großteils der Verbindungsstudierenden ihr gegenüber jedenfalls nicht vom Gegenteil überzeugt. Vielmehr wurde sie dadurch noch in ihrer These bestärkt, dass Chauvinismus im Verbindungswesen deutlich weiter verbeitet ist, als es die Corporierten eingestehen wollen. Insgesamt wurde somit eines besonders deutlich: Nicht nur die Kritiker des Verbindungswesens sollten ihrem Meinungskontrahenten mehr Toleranz entgegen bringen, auch die Verbindungsstudenten selbst sind in der Pflicht, andere Meinungen nicht mit dummen Sprüchen und schallendem Gelächter zu erwiedern. So verworren man eine Ansicht zu gegebenen Zeitpunkt auch halten mag, so sollte man dennoch höflich bleiben, was Verbindungsstudenten für gewöhnlich auch wissen, in dem Moment jedoch selbst nicht beachtet haben. Zu einem Streit gehören immer mindestens zwei Parteien. Keiner der beiden Seiten trägt dabei die alleinige Schuld der derzeitigen Situation. Das wurde an jenem Abend deutlich, wenngleich sich das nur für einen kurzen Moment lang herauskristallisierte.
Marco Wagner
Fotos: Marco Wagner