Senat berät über neue Rahmenprüfungsordnung

Uni-Kanzler Dr. Wolfgang Flieger

Rahmenprüfungsordnung, Wahlen, unbefristete Arbeitsverhältnisse und Rektoratsbericht: Mit verschiedenen Themen befasste sich der Senat in seiner Februarsitzung am letzten Mittwoch. Los ging es mit dem Rektoratsbericht, den Uni-Kanzler Dr. Wolfgang Flieger vorstellte:

  • Das Historische Institut wird wahrscheinlich vorübergehend in der ehemaligen Augenklinik, nachdem diese saniert ist, untergebracht, da bis 2013 weder die Alte Physik (Domstr 10a) noch die Domstraße 9a saniert sein werden.
  • Nach dem Brand in der Alten Chemie hat die Versicherung eine Anzahlung geleistet und eine Bezifferung des Schaden angegeben, die von der Verwaltung geprüft wird.
  • Nachdem in der Januarsitzung des Senats über den Verbotsparagraphen der Hausordnung diskutiert und ein Memorandum beschlossen wurde, hat der Rektor das Landesbildungsministerium um eine rechtliche Stellungnahme gebeten.
  • Insgesamt studieren 87,5 Prozent der Studenten gerne in Greifswald, wie eine bundesweite Befragung des vom Hochschulinformationssystem durchgeführten Studienqualitätsmonitor ergab, an dem sich 300 Greifswalder Studenten beteiligten. Etwa 73 Prozent sind mit den Studienbedingungen insgesamt zufrieden. Beide Werte liegen über dem Bundesdurchschnitt. Am positivsten äußerten sich Medizinstudenten, am unzufriedensten Lehramtsstudenten.

Neue Rahmenprüfungsordnung setzt Landeshochschulgesetz um

Professor Claus Dieter Classen stellte die neue Rahmenprüfungsordnung kurz vor.

Weiter ging es in der Tagesordnung mit der ersten Lesung zum Entwurf der neuen Rahmenprüfungsordnung. Eine Entscheidung darüber traf der Senat noch nicht, womit erst im März oder April zu rechnen ist. „Mit dem Entwurf passen wir uns an das neue Landeshochschulgesetz an“, machte Professor Claus Dieter Classen deutlich, der die Studienkommission zur Erstellung der Rahmenprüfungsordnung koordinierte. Die Rahmenprüfungsordnung gibt einen Rahmen vor, an die sich die einzelnen Fachprüfungsordnungen halten müssen. Die Rahmenprüfungsordnung sieht beispielsweise vor, dass in nicht modularisierten Studiengängen im Durchschnitt der Besuch von maximal 22 Semesterwochenstunden pro Semester Regelstudienzeit verlangt werden.

Professor Klaus Fesser, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, lobte die Ordnung, wünschte sich aber mehr Soll-, als Mussvorschriften. Damit will er die Vorgaben der Rahmenprüfungsordnung lockern. „Ein Rahmen muss sein“, antworte Classen der sich für Änderungswünsche definitiv offen zeigte. So kündigte Fesser schon an, eine Obergrenze von 30 Minuten für mündliche Verteidigungen von Abschlussarbeiten zu beantragen, die derzeit bei bis zu 20 Minuten im Entwurf der Rahmenprüfungsordnung steht. Für die Studierendenschaft kündigte Korbinian Geiger  einen Antrag an, indem  sich Studenten in modularisierten Studiengängen  den Freiversuch für eine Modulprüfung aussuchen können. „In diesem Punkt war kein Konsens in der Studienkommission zu erreichen“, ergänzte Classen, jedoch bleibe der Freiversuch für Abschlussarbeiten in modularisierten Studiengängen erhalten. Ein Interview mit StuPa-Präsident Erik von Malottki über die wesentlichen Änderungen der Rahmenprüfungsordnung gibt es hier.

Ausweitung unbefristeter Arbeitsverhältnisse

Der Senat beschloss eine Ausweitung befristeter Arbeitsverhältnisse und verbessert so die Beschäftigungssituation einiger Uni-Mitarbeiter.

Einstimmig genehmigte der Senat eine Ausweitung von unbefristeten Arbeitsverhältnissen: „Zur Lösung besonderer Aufgaben können die Hochschulen im Rahmen ihres Personalbudgets weitere Beschäftigungsverhältnisse im Bereich der Arbeitnehmer abschließen“, lautet ein Teil des Beschlusses. Mit besonderen Aufgaben sind unter anderem Drittmittelprojekte im Hochschulpakt gemeint. Uni-Kanzler Dr. Wolfgang Flieger will damit die Funktionsfähigkeit erhalten: „Personen, die sich gerade mit der Materie auskennen, werden nach ihrer zweijährigen Befristung wieder entlassen.“ Bei wegfallenden Drittmitteln müssten dann die Sachmittel gekürzt werden, befürchtete hingegen Fesser. Dann nähmen wir die Mitarbeiter eben auf Planstellen, die durch Pensionierungen frei werden, entgegnete Flieger. Ein weiterer Teil des Beschlusses ist, dass die Uni mit dem Globalbudget Stellen für Auszubildende zur Verfügung stellen kann.

Außerdem wählte der Senat in geheimer Abstimmung drei nicht-studentische Vertreter in den Verwaltungsrat des Studentenwerkes: Dr. Robert Riemer, Professorin Susanne Soretz und Mike Naujok. Korbinian kannte nicht alle drei Kandidaten und beantragte erfolglos eine Verschiebung der Wahl auf die Märzsitzung.

Fotos: David Vössing, Carsten Schönebeck (Flieger)

Entscheidung über Wiederholung muss Wahlprüfungs- ausschuss treffen

In einer Email aus dem Dekanat an alle Medizinstudenten wurde zur Wahl der Liste „Offene Volluniversität“ aufgerufen, auf der fast ausschließlich Medizinstudenten standen. Daraufhin wurde die Wahl von einigen Studenten angefochten.

Professor Heyo Kroemer ist der Dekan der Medizinischen Fakultät.

Im Gespräch mit dem webMoritz machte Heyo Kroemer, Dekan der Medizinischen Fakultät deutlich, dass er den Sachverhalt bedauert und rechtlich nicht bewerten will. Diese Entscheidung soll der Wahlprüfungsausschuss klären. In der Senatssitzung am Mittwoch wurde bekannt, dass der Wahlprüfungsausschuss in den nächsten Wochen über den Sachverhalt zusammentritt und über die Wahlanfechtung entscheidet.

webMoritz Herr Professor Kroemer, einige Studenten haben Widerspruch zur Senatswahl eingelegt, mit der Begründung, das Dekanat der Medizinischen Fakultät habe Wahlbeeinflussung betrieben. Wie sehen Sie das?

Professor Heyo Kroemer Ich möchte und ich kann das rechtlich nicht bewerten. Faktum ist, dass aus dem Studiendekanat der Medizinischen Fakultät eine Email an alle Medizinstudenten gegangen ist mit der Aufforderung eine bestimmte Liste zu wählen. Das ist ohne Wissen der Fakultätsleitung passiert. Aber da das in Verantwortlichkeit des Studiendekans und mir liegt, haben wir dafür unverzüglich die Verantwortung übernommen und namens der Medizin unser Bedauern ausgedrückt. Für den Fall, dass die Wahlprüfungskommission entscheidet, die Wahl zu wiederholen, sind wir bereit, uns mit organisatorischen und materiellen Maßnahmen zu beteiligen. Der Entscheidung der  Wahlprüfungskommission möchte ich aber nicht vorgreifen.

webMoritz In der E-Mail an die Medizinstudierenden stand, dass sie alle Kandidaten vorstellen wollen. Vorgestellt wurden aber nur alle Medizinstudenten. Alle Bewerbenden sind gleich. Sind Bewerberinnen und Bewerber, bei denen „Medizin“ als Studienfach angegeben wird, Ihrer Auffassung nach „gleicher“?

Kroemer Ich glaube nicht, dass es ein Komparativ von gleich gibt. Zum Hintergrund folgendes: Wir haben in der Medizin seit Jahren unsere Studenten aufgerufen zur Wahl zu gehen. Gleiches haben andere Fakultäten, wie etwa die Philosophische Fakultät , auch gemacht. Ich heiße die Email nicht gut. Letztendlich ist so etwas passiert, was aus unserer Sicht nicht hätte passieren dürfen.

„Einstellige Wahlbeteiligungszahlen problematisch“

webMoriz Ist es wirklich entscheidend, dass Medizinstudenten die Mehrheit im Senat stellen?

Kroemer Ich halte es für entscheidend, dass sich eine ausreichende Zahl von Studenten an den Wahlen zum Senat beteiligt. Der Senat ist ein wesentliches Entscheidungsgremium dieser Universität. Darin sind ein erheblicher Anteil an Studenten vertreten, die auch durch eine ausreichende Wählerschaft legitimiert sein sollten.

webMoritz Egal welcher Fakultät?

"Senat ist ein wesentliches Entscheidungs-gremium dieser Universität"

Kroemer Zunächst ist selbstverständlich egal, welcher Fakultät sie angehören, weil derjenige gewählt wird, der die meisten Stimmen hat. Dass  über Wahlen auch bestimmte Interessen vertreten werden können, liegt allerdings in der Natur demokratischer Systeme. Deswegen bin ich auch dezidiert der Ansicht, dass Fakultäten ihre Studenten ermuntern sollten, an den Wahlen zu teilzunehmen. Die einstelligen Wahlbeteiligungszahlen aus einer Reihe von unseren Fakultäten halte ich für problematisch, weil die resultierenden Ergebnisse einen großen Teil der Meinungsbildung innerhalb der Studierendenschaft nicht reflektieren können.

webMoritz Werden Sie sich gegenüber dem Wahlleiter noch zu diesem Thema äußern?

Kroemer Der Vorgang war folgendermaßen: Ich bin am Freitag, nachdem die Studierenden den Widerspruch eingelegt haben, vom Kanzler angerufen worden. Wir haben dann am darauffolgenden Montag von der Fakultätsleitung eine Stellungnahme verfasst, die drei Punkte enthält. Erstens können wir den Sachverhalt so verifizieren. Zweitens bedauern wir den Sachverhalt und übernehmen die Verantwortung und drittens beteiligen wir uns materiell und organisatorisch  falls es zu einer Neuwahl kommt. Wir haben unverzüglich diese drei Punkte an den Kanzler und den Rektor geschickt. Die Sache liegt jetzt im Wahlprüfungsausschuss, dem ein Kollege aus der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät vorsitzt.

webMoritz Herr Kroemer, vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte David Vössing.

Fotos: David Vössing (Heyo Kroemer, Senat), Wahlliste ridcully via flickr,

24-Stunden-Pool der Universität geschlossen

Der 24 Stunden-Pool des Unirechenzentrums ist zur Zeit geschlossen.

Der 24-Stunden-Pool des Universitätsrechenzentrums ist seit dem 26.01. geschlossen. Grund sind laut Uni-Webseite Schäden am Dach der aus DDR-Zeiten stammenden Baracke.

Stefanie Voigt, kommissarische Leiterin des Rechenzentrums, teilte mit, dass der Pool bis zum Neubau des Rechenzentrums geschlossen bleibe. „Ob es dann wieder rund um die Uhr zur Verfügung stehende PC-Arbeitsplätze gibt, müssen wir nach Bedarf entscheiden. Der 24-Stunden-Pool wurde nur sehr wenig in Anspruch genommen“. Das läge unter anderem daran, dass man hier keine spezielle Software wie das Statistikprogramm SPSS hätte nutzen können.

Auch in den anderen PC-Pools seien kaum je alle Plätze besetzt. „Der Bedarf an Plätzen für die Ausbildung am Computer wächst, aber PCs nur zum Surfen werden immer weniger nachgefragt. Es gibt ja auch noch die PCs der Unibibliothek mit den sehr langen Öffnungszeiten. Zudem haben die meisten Studenten inzwischen einen Rechner mit Internetanschluss zu Hause“, so die Leiterin. (mehr …)

Max-Planck-Institut für Plasmaphysik hat neue Direktorin

Sibylle Günther ist neue Leiterin des IPP.

Seit dem 1. Feburar hat das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik mit Sitz in Garching und Greifswald eine neue wissenschaftliche Direktorin. Die bisher von Prof. Günther Hasinger geleiteten Standorte sind gestern offiziell in die leitenden Hände Prof. Sibylle Günters übergeben worden. Die Professorin für Theoretische Physik, welche ihr Studium in ihrer Heimatstadt Rostock abschloss, gehört dem Institut bereits seit vierzehn Jahren an und war zuletzt Leiterin des Forschungsbereiches der Tokamaktheorie.

Wie aus einer Pressemitteilung der Forschungseinrichtung hervorgeht, ist ihr Arbeitsgebiet die theoretische Plasmaphysik mit den Schwerpunkten der Magnetohydrodynamik und kinetischer Theorie supra-thermischer Teilchen. Dabei handele es sich, so Günther, um die rechnerische Beschreibung der Stabilität von Fusionsplasmen sowie um die Wirkung der schnellen bei der Fusion entstehenden Heliumkerne auf das Plasma. Das Fusionsplasma wird das Herzstück künftiger Kernfusionskraftwerke bilden. (mehr …)

Präsentation über Verbindungen: Viele Fakten und wenig Kritik

„Was weißt du eigentlich über Studierendenverbindungen?“, fragten die Kommilitoninnen Tina, Janette, Katja und Marie nicht nur die Zuhörer ihrer gleichnamigen Präsentation, sondern zuvor auch sich selbst. Die Fragestellung war Kern ihres Seminars „Performative Recherche“ im Studiengang Kommunikationswissenschaft. In dem mit vier Teilnehmerinnen paradiesisch kleinen Seminar widmeten sich die Studentinnen der selbst gestellten Frage durch intensive Recherche in alle möglichen Richtungen. Am Donnerstagabend stellten sie ihre Ergebnisse vor – im bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal in der Alten Augenklinik.

Viele Fakten, aber methodisch kreativ

Die vier Studentinnen versuchten, zwischen den Greifswalder Verbindungen anhand von Schlagwörtern zu differenzieren.

Die vier Studentinnen versuchten, zwischen den Greifswalder Verbindungen anhand von Schlagwörtern zu differenzieren.

Ihre Dozentin Hedwig Golpon erklärt die angewandte Technik: „Performative Recherche bedeutet, mit künstlerischen Mitteln auf Untersuchung zu gehen.“ So kann bei der Recherche zur Fragestellung mit sehr viel freier gewählten Methoden gearbeitet werden als in der klassischen wissenschaftlichen Forschung und auch bei der Darstellung der Ergebnisse werden künstlerische und dramaturgische Möglichkeiten berücksichtigt. Die Forscherinnen wurden im Wortsinne zu Darstellerinnen: Durch einen Teil des Vortrags wurden die Zuschauer etwa von der als Student des 19. Jahrhunderts verkleideten Tina Winterstein geführt, immer wieder wurde die Präsentation dialogisch zwischen den vier Kommilitoninnen gehalten. (mehr …)

Beitz: Spannender Lebensweg

In unserer Jubiläums-Reihe „555 Jahre Universität Greifswald steht dieses Mal Stifter Berthold Beitz im Mittelpunkt.

Cover des Buches

Cover des Buches

Der Greifswalder Dom, das Krupp-Kolleg und das Audimax – die jüngere Baugeschichte aller drei Gebäude ist eng mit dem Namen Berthold Beitz verknüpft. Eine deutlichte Spur findet sich auf dem neuen Campus: Tausende Studenten queren täglich den zentralen Berthold-Beitz-Platz. Wer sich hinter dem Namen verbirgt, wissen indes die wenigsten Studenten. Es ist ihnen kaum zu verübeln: Denn der Ehrendoktor, Ehrensenator und Stifter unser Alma Mater ist persönlich selten in Greifswald – und in den Medien inzwischen auch nicht mehr präsent. Wer also ist Beitz?

Berthold Beitz kam 1913 in Zemmin bei Jarmen (15 Kilometer südlich von Greifswald) als Kind einfacher Leute zur Welt, verbrachte seine Schulzeit in Greifswald und machte anschließend eine Ausbildung in Stralsund. 1939 verließ er die Stadt und begann beim Energie-Unternehmen „Royal Dutch Shell“. Im Zweiten Weltkrieg war er Manager in der kriegswichtigen Ölindustrie des Deutschen Reichs, die meiste Zeit in Boryslaw (heute Ukraine). Dass er dort mehrere hundert Juden vor der Deportation bewahrte, ist vielfach belegt, die letzten Zeitzeugen leben noch. (mehr …)