Ampeln auf der Karrieretreppe

mm108_19_universum_Che_AntonDie deutsche Hochschullandschaft ist schwer zu überblicken. Hochschul-Rankings sollen deshalb messen, welche Universität besser, welche schlechter ist. Doch auf Seiten der Wissenschaft formiert sich Kritik an den Methoden. Wie lässt sich Qualität überhaupt messen?

Frischgebackene Abiturienten werden zumeist mit gut gemeinten Ratschlägen, welche Uni nun die beste sei, überhäuft. Wer dagegen nach objektiven Antworten sucht, stößt unweigerlich auf Hochschul-Rankings. In den letzten Jahrzehnten habe sie sich auch in Deutschland etabliert, das größte ist das Ranking des „Centrums für Hochschulentwicklung“ (CHE). „Die Zeit“ publiziert es seit 2005 jährlich in einem Studienführer und im Internet. 37 Studiengänge werden hier an nahezu allen Universitäten Deutschlands erfasst. Die Erhebung dafür ist aufwendig: Professoren schätzen die Reputation anderer Institute ein, die Verwaltung übermittelt Daten zu Forschungsgeldern, Studenten bewerten Lehrangebote und die Studiensituation. Anhand der Ergebnisse wird dann in Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppen geschieden, eine Ampelsymbolik sorgt für eine einfache Darstellung.

In der Tat: Mit wenigen Klicks lässt sich für ein Studienfach eine Rangordnung der Universitäten erstellen, persönliche Präferenzen wie „Studierbarkeit“ oder „Bibliotheksausstattung“ können gewählt werden. Oben im Ranking tummeln sich grüne Punkte, während blaue Punkte signalisieren: Hier sollte man nicht studieren. Dazwischen streut sich eine Menge gelb. Wählt man eine Universität aus, findet man Informationen zum Profil und einzelnen Indikatoren. Hochschultage kann man sich so sparen. Obendrein kann sich die Universität selbst im nationalen Vergleich verorten. Und das CHE verschweigt auch nicht, dass das Ranking der Bildungspolitik als empirische Entscheidungsgrundlage dienen will.

Führt das Ranking in die Irre?

Ist nun also die deutsche Hochschullandschaft zum Vorteil aller geordnet und gerankt? Mitnichten – seit einigen Jahren regt sich Widerspruch von Seiten der Universitäten. Bereits 2010 empfahl der Deutsche Historikerverband, nicht mehr am Ranking teilzunehmen. Der damalige Vorsitzende warf dem CHE vor, Studenten „in die Irre“ zu führen. Im letzten Jahr stieg auch die Deutsche Gesellschaft für Soziologie aus, ganze Universitäten wie Hamburg oder Köln und zahlreiche Institute verweigern sich dem Ranking.

Die Kritik ist einstimmig: Die Methoden seien unzureichend, die Ergebnisse nicht transparent. Als Beispiel wird oft die Bewertung von Forschungsleistungen anhand der Anzahl von Publikationen genannt: Je nach Seitenzahl eines Artikels werden Punkte vergeben, Monografien werden pauschal bewertet. Zur Studiensituation werden Fragebögen an Studenten verschickt, der Rücklauf jedoch ist gering. Für manche Universitäten bilden weniger als 20 Fälle ein Ergebnis, das sich mit repräsentativen Anspruch in die Bewertungen einreiht. Auf „Zeit-Online“ findet man diese Zahlen nicht. Die Webseite des CHE bietet zwar Rücklaufzahlen, aber auch keine vollständigen Datensätze. Für den Studieninteressierten stellt sich das Ranking in seriösem Gewand dar und vermittelt den Eindruck eindeutiger Bewertungen. Außerdem: Eine besondere Ausrichtung eines Instituts lässt sich kaum erkennen, kleine und spezialisierte Fächer gehen unter.

Eine geradezu exemplarische Diskussion zum CHE-Ranking ist zuletzt innerhalb der Politikwissenschaft entbrannt. Die beiden deutschen Fachvereinigungen empfahlen vor etwa einem Jahr die Nichtteilnahme an der Erhebung. Den Beschluss verstehe man aber als einen zeitlich befristeten Ausstieg, heißt es in der Pressemitteilung, „umfangreiche und differenzierte Kritik“ seien mit dem CHE geplant. Auch das Greifswalder Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft hatte daraufhin erklärt, der Empfehlung zu folgen. Nicht alle teilen diese Haltung. Wolfgang Seibel, Professor in Konstanz, griff im Mai in „Der Zeit“ seinen Fachverband an: Es läge in der Natur von Rankings, dass nur wenige gut abschneiden, folglich sei die Mehrheit von schlechten Ergebnissen betroffen und hätten im Verband ihre Interessen durchgesetzt. Eine Kritik von betroffenen Instituten aber hält er für unglaubwürdig, sie würden sich nicht dem Wettbewerb stellen. Wenige Wochen später erschien an gleicher Stelle eine Replik zweier renommierter Politikwissenschaftler, die entgegnen, dass eben nicht nur „schlechtere“ Institute gegen das Ranking seien, sondern Wissenschaftler kaum an einer Erhebung teilnehmen können, deren Methoden nicht den eigenen Ansprüchen genügen. Im Juni lenkte das CHE ein, das nächste Ranking für Politikwissenschaft  2014/15 wird ausgesetzt – zugunsten verbesserter Methoden in der folgenden Auflage. Kaum voraussehen lässt sich, ob dann fundiertere und differenzierte Bewertungen einer Universität möglich sind.

Die „bessere“ Universität

Grundsätzliche Fragen bleiben: Etwa inwieweit Universitäten überhaupt in „bessere“ und „schlechtere“ unterschieden werden können. Nützt dem Studenten ein renommierter Professor, wenn er ständig für Forschungssemester beurlaubt ist? Und dass eine kleine Universität ein überschaubares Lehrangebot hat, macht sie nicht gleich schlechter. Obendrein könnte die im Ranking verankerte Idee eines Wettbewerbs dazu führen, dass Finanzmittel bald nur noch an Institute fließen, die gute Bewertungen versprechen. Die marktwirtschaftliche Ausrichtung verwundert nicht: Das CHE gehört zur Hälfte der Bertelsmann-Stiftung. Repräsentanten verfasster Studierendenschaften sind hingegen bisher nicht befragt worden – sollten sie doch wissen, wo es an der Universität klemmt. Aller Kritik zum Trotz: Für angehende Studenten bleibt das CHE-Ranking eine wichtige Orientierungshilfe. Universitäten dürfen nicht dabei zusehen, wie Lebenswege junger Menschen mit Ampeln verbaut werden.

 

Text und Foto stammen von Anton Walsch.

mm108 – November 2013 – Greifswalder Studenten outen sich

mm108 – November 2013 – Greifswalder Studenten outen sich

mm108_3_Editorial_CorinnaDie meisten Studiumsanwärter sind kurz nach ihrem Abitur mit dem Gedanken beschäftigt, wie sie die freie Zeit vor ihrem ersten Semester nutzen können. Zwischen dem Schulabschluss und dem Ernst des Lebens lassen sie sich auf eine abenteuerliche Reise rund um die Welt ein oder bleiben monatelang an einem ihnen noch unbekannten Fleck im Ausland. Ist es der gesellschaftliche Druck, durch den man das Gefühl hat, etwas zu verpassen? Der coolsten Erfahrung im Leben nicht entgehen zu wollen? Oder ist es doch der Drang, etwas Neues zu entdecken, dabei den Alltag und alles andere hinter sich zulassen und sich selbst auf dieser Reise besser kennenzulernen?

Auch jetzt durch den Status Student wird uns oft von Menschen, die bereits voll im Berufsleben stehen, nachgesagt, dass wir in unserem Leben nie wieder so viel Zeit haben werden um zu reisen. Wir Studenten sind jung und zugleich alt genug um die Welt zu entdecken. Spätestens jetzt sollten wir uns fragen, welche Berge wir in unseren Leben noch erklimmen möchten, welche Ereignisse in der Welt wir erleben wollen und ob nicht genau jetzt der ideale Zeitpunkt dafür wäre. Um diese Gelegenheit zu nutzen, muss meistens das gesamte ersparte Geld herhalten, das wir für eine Reise ins Ungewisse ausgeben. Manchmal kennen wir zu Beginn unserer Reise nicht einmal das Ziel. Es wird durch die Bahnverbindungen bestimmt oder durch die Menschen, die wir unterwegs kennenlernen. Mit wenig Geld versuchen wir so viel wie möglich zu sehen; ob auf einer Fahrradtour durch die Vereinigten Staaten von Amerika oder eine Rucksacktour quer durch Norwegen. Das Unbekannte, das Unkontrollierbare und Ungewisse zulassen und sich für Neues öffnen, ist das Ziel.

Dieser moritz dreht sich um die Geschichte einer Frau, die eine Fahrradtour um die Ostsee gemacht hat. Solltet ihr Lust bekommen haben zu verreisen oder seid schon begeisterte Reisende mit kleinem Geld, wird euch auch der Artikel über couchsurfing.org und seine Alternativen gefallen. Darüber hinaus erhaltet ihr in dieser Ausgabe einen Einblick in aktuelle Themengebiete unserer Hochschulpolitik – wie eine Reportage über die Bildungsdemonstration in Schwerin am 05. November 2013 – und andere Bereiche rund um unsere Universität und die Stadt Greifswald. Am Ende dieses Heftes erwarten euch Rätsel, bei denen ihr etwas gewinnen könnt, und natürlich ein Cartoon. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, Informieren und Rätseln.

Yasmin Müller

Das Heft Nummer 108 findet ihr hier als PDF zum Download.

 

Foto von Corinna Schlun.

Lohmanns Lunch #8 – Nudeln mit Schafskäsesoße

Es gibt Wochen, da frisst die Uni einem alle Zeit weg. Seminar, Vorlesung, schnell in die Sprechstunde, noch ein Seminar, dann noch eine Besprechung wegen der anstehenden Gruppenhausarbeit, Jobben gehen und schon ist der Tag vorbei. Freizeit ist in solchen Wochen ein Fremdwort, und die ausgewogene Ernährung versteckt sich meist hinter Bergen aus Nervennahrung. Woher soll man denn noch die Zeit zum Kochen nehmen?!

Zum Glück gibt es auch einige Gerichte, die sich schnell zubereiten lassen. Nein, ich meine nicht Tiefkühlpizza, Fertiggerichte und Nudeln mit Pesto, sondern „frisches“ Essen. Einige Suppen, Bratreis oder eben Nudeln mit Schafskäsesoße. In 15 Minuten fertig und deutlich leckerer als Fertiggerichte oder gar Mensaessen.

Am längsten dauert eigentlich das Kochen der Nudeln. Also zuerst reichlich Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen. In der Zwischenzeit schneidet ihr die Frühlingszwiebeln in Ringe und presst die Zitrone aus. Falls ihr Biozitronen habt, könnt ihr auch noch etwas Schale reiben und zum Saft geben. Zuletzt zerbröselt ihr noch den Schafskäse, fertig sind die Vorbereitungen.

In der Zwischenzeit dürfte das Wasser kochen. Gebt die Nudeln hinein und erhitzt dann eine Pfanne. Sobald die etwas warm ist, kommen ein Schuss Olivenöl und der Schafskäse hinein. Etwas anschmelzen lassen und dann gleich mit der Sahne übergießen. Auf mittlerer Hitze aufkochen lassen. Bevor ihr die Nudeln abgießt, würzt ihr die Soße mit Pfeffer, etwas Muskatnuss und Salz, und gebt den Zitronensaft dazu. Kurz vor dem Servieren noch die Frühlingszwiebeln dazu und fertig. Wenn ihr die Zwiebeln zu früh dazu gebt, werden sie schlaff und recht gräulich, also nicht sehr appetitlich. Schmecken tun sie trotzdem. Sofort servieren und genießen. Falls ihr nicht mehr viel tun müsst für die Uni, gönnt euch noch ein Gläschen Weißwein dazu.

  Um vier satt zu kriegen braucht ihr:

2 Packungen Schafskäse/Hirtenkäse

2 Becher Sahne

1 Biozitrone/ein Schuss Zitronensaft

1 Bund Frühlingszwiebeln

500g Nudeln

Etwas Pfeffer, Salz, Olivenöl und Muskatnuss

 Ein Rezept von Erik Lohmann, mit Bildern von Milan Salje.

TITEL: Der Lohn der Arbeit

TITEL: Der Lohn der Arbeit

mm107_Kultur_34_Grafik_cmykWas bewegt Studenten sich neben ihrem Studium in kulturellen oder sozialen Vereinen zu engagieren? Vier junge Studentinnen haben moritz eine einfache und dennoch einleuchtende Antwort gegeben: Es macht schlichtweg Spaß.

„Warum ich mich engagiere? Ich brauchte ein Hobby und eine Tätigkeit, die mich erfüllte. Ich war rastlos und das Studium stresste sehr. Das Radio ist mein Ausgleich“, erklärt Fanny Pagel, die stellvertretende Chefredakteurin des radio 98eins‘ ist. Chefredakteurin Franziska Hain kann diese Aussage nur bestätigen: „Die ganze Arbeit im Sender macht Spaß! Vom Schreiben bis zum Einsprechen – und außerdem trifft man immer nette Leute.“

Laut einer Studie der Hochschul-Informarions-System GmbH, die 4 000 deutsche Studenten befragt haben, engagieren sich rund zwei Drittel in sportlichen, politischen, sozialen oder kulturellen Vereinen – so auch die beiden Radioredakteurinnen. Zu ihren Aufgaben im Radio gehören neben dem Einsprechen von Nachrichten oder dem Schreiben von Artikeln auch das Organisieren von Sendeplänen, die Qualitätssicherung der Sendungen sowie die Verwaltung der Musik. Doch trotz des hohen zeitlichen Aufwandes würden die Geschichtsstudentinnen, die aufgrund der Suche nach einem Praktikum auf radio 98eins gestoßen sind, ihre Arbeit nicht aufgeben wollen.

Kultur macht Spaß

Auch Isabella Metelmann, Clubmeisterin im Rotaract Greifswald, nimmt die Vereinsarbeit nicht als Belastung wahr. Besonders der Gedanke, anderen Menschen helfen zu können, gefällt der Medizin- und Politikwissenschaftsstudentin am Rotaract Greifswald  „Egal, ob es sich dabei um Aufräumaktionen im Wald, das Kleidersammeln für die Greifswalder Tafel oder Benefizpartys handelt“, erklärt sie.

Durch genau solch einen Benefizabend ist Isabella vor vier Jahren auf den Verein aufmerksam geworden und war von Anfang an vom Rotaract und seinen motivierten Mitgliedern begeistert. Eine sehr beliebte Form der Spendenparty ist Profs@turntables, das auch in diesem Wintersemester wieder stattfinden wird. Das Besondere an Profs@turntables ist, dass die Dozenten am DJ-Pult sitzen und den Takt vorgeben. Im vergangenen Jahr konnten so insgesamt 4 500 Euro an das Projekt „Polio Plus“ gespendet werden, dieses Jahr soll der Erlös an „Schulbausteine für Gando e.V.“ gehen. Das Projekt wurde von Francis Kéré organisiert, der ein Architekt aus Burkina Faso ist und dort sozial und ökologisch nachhaltige Bildungseinrichtungen baut, erzählt Isabella. „Und es wird mal wieder hochprominent“, verrät die 21-jährige dann noch. „Prorektor Professor Schumacher hat zugesagt, dieses Jahr Platten aufzulegen! Und auch fünf weitere Dozenten sind mit dabei: Professor Kischel, Professor Steinmetz, Professor Heckmann, Doktor Radau und Doktor Söhnel.“

Neben dem Helfen gehört aber auch das gemütliche Beieinandersitzen dazu: Alle zwei Wochen treffen sich die Rotaractmitglieder, wie der Name schon sagt, zu einem rotierenden Stammtischtreffen „zum entspannten Quatschen und Zusammensitzen – das klappt natürlich am Besten in den verschiedenen Bars in Greifswald“, erklärt Isabella mit einem Augenzwinkern. Auch Ulrike Kurdewan, die sich seit drei Jahren im Vorstand des StudentenTheaters engagiert, schätzt die Zusammenarbeit und das Gemeinschaftsgefühl. „Mein letztes eindrucksvolles Erlebnis mit StuThe war ein Projekt mit unserem Partnertheater Teatr Brama im Juli. Wir waren auf dem Land in der Nähe von Stettin und haben zwei Wochen lang nichts anderes gemacht als Theater, Musik und Artistik. Am Ende gab es eine große Performance auf der Freilichtbühne in Goleniow. Das Schöne an dem Projekt ist, dass ich weiß, dass das erst der Anfang einer zukünftigen Zusammenarbeit ist. Im letzten Sommer haben wir auch schon zusammengearbeitet und im nächsten Sommer geht es sicher weiter“, erzählt die 26-jährige, die Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Eher durch Zufall ist Ulrike mit dem StudentenTheater in Greifswald in Berührung gekommen. Dadurch dass alle Mitglieder kleinere Aufgaben übertragen bekommen, würde man schnell in die Vereinsarbeit einbezogen, erklärt sie. Mittlerweile möchte sich Ulrike aus dem Vorstand zurückziehen, um Platz für neue engagierte Studenten zu schaffen, denn diese Arbeit, in der es darum geht, neue Akteure zu gewinnen, Erstsemesterveranstaltungen oder das wöchentliche Theatertraining zu organisieren, nimmt wie jede ehrenamtliche Tätigkeit einige Zeit in Anspruch.

Zeitmangel als Grund für Nichtengagement

So ist der Mangel an Zeit laut einer Umfrage der Prognos Arbeitsgemeinschaft als häufigster Grund für Nicht-Engagement genannt worden. Auch Studenten fehlt häufig die Zeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit. Denn obwohl zwei Drittel aller Hochschüler Ehrenämter wahrnehmen, beispielsweise als Nachhilfelehrer oder Basketballtrainer, sind die wenigsten von ihnen regelmäßig mehrmals in der Woche aktiv, so die Studie der Hochschul-Informations-System GmbH. Genügend Anreize, sich neben dem Studium freiwillig und unentgeltlich zu engagieren, scheint es für Studenten demnach nicht zu geben.

Auf der Vollversammlung der Studierendenschaft 2012 forderten Milos Rodatos, Henri Tatschner und Erik von Malottki neben der Wertschätzung von ehrenamtlichen sozialen, politischen oder sportlichen Tätigkeiten eine besondere Aufmerksamkeit in Form eines Preises für „herausragendes studentisches Engagement“ sowie Credit Points. Aber braucht es für ehrenamtliches Engagement wirklich einen Preis?

Isabellas Antwort ist eindeutig: „Nein, denn ehrenamtliche Arbeit braucht keine Vergütung. Das ist ja gerade das Schöne daran: dass es Menschen sind, die motiviert sind, weil sie Lust haben, etwas zu tun und nicht, weil es ihnen einen Vorteil verschafft.“ Und auch Radioredakteurin Fanny empfindet diese Art von Anreiz als ein Wettbewerb, der in Ehrenämtern fehl am Platze sei: „Man sollte ehrenamtlich arbeiten, weil  man Spaß an der Sache hat und nicht irgendwelchen Punkten oder Preisen nachjagt.“

Eine kleine Auszeichnung oder Anerkennung für alle ehrenamtlichen Studenten fänden Franziska und Ulrike allerdings gar nicht verkehrt. „Es gibt Universitäten, an denen das StudentenTheater in die Lehre so eingebunden wird, dass eine Inszenierungsarbeit über ein Semester als Lehrveranstaltung fungiert“, erklärt Ulrike. „Das wünsche ich mir für unsere Universität auch.“

Punkte fürs Helfen?

Tatsächlich gibt es diese Art der Integration von ehrenamtlichem Engagement in das theoretische Studium schon seit längerer Zeit in den USA. Seit 2003 gibt es dies auch an der Universität Mannheim, an der der Pädagoge Manfred Hofer das erste deutsche Service-Learning-Seminar angeboten hat. Bei diesen Seminaren soll das theoretisch gelernte Wissen im Umfeld praktisch angewendet werden. Medienwissenschaftler würden demnach beispielsweise ehrenamtlich beim Radio oder in anderen Medien arbeiten und unter Anleitung eines Dozenten Projekte entwickeln, die sie dort verwirklichen könnten. Preise gibt es keine, jedoch werden für das Service-Learning-Seminar wie für andere Seminare im Studium Credit Points angerechnet  – und ganz nebenbei hat man sich auch noch gesellschaftlich engagiert.

Zwar gibt es schon von der Universität Greifswald geforderte Pflichtpraktika, die mit Leistungspunkten honoriert werden, doch der Idee, die hinter dem Service-Learning-Seminar steckt, wird man damit nicht gerecht. Denn dieses Praxis-Seminar gibt Studenten die Möglichkeit, sich langfristig – und nicht nur für zehn Wochen während der Semesterferien – für kulturelle, sportliche, naturverbundene oder soziale Vereine in ihrer Umgebung einzusetzen. Dabei werden die Studenten mit der Verantwortung nicht allein gelassen, sondern von ihrem Dozenten betreut.

Um dieses Konzept in den Hochschulen zu verbreiten und zu etablieren, wurde das Netzwerk „Bildung durch Verantwortung“ gegründet. Neben der Universität Duisburg-Essen gehören auch die Universitäten Erfurt, Würzburg und des Saarlandes sowie die Fachhochschule Erfurt zu den Gründungsmitgliedern.

Gemeinschaft, Spaß und die Tatsache, seine Zeit neben dem Studium sinnvoll zu verbringen – das sind die Motive, sich zu engagieren, sei es bei Amnesty International, GreiMUN, Unicef, den moritz-medien, dem Orchester, dem Greifswalder Märchenkreis, den Kunstwerkstätten oder bei der Stadtbibliothek; ehrenamtliche Vereine und Organisationen leben von Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen und sich aktiv in die Gesellschaft einbringen. Einen materiellen Preis gibt es dafür nicht, aber darum geht es bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit auch nicht. Stattdessen steht die Tätigkeit im Mittelpunkt und die Möglichkeit sein direktes Umfeld kreativ mitzugestalten, wie Gauck in seiner Rede am 23. März 2012 in Berlin schon sagte: „Ihr seid Bürger, das heißt Gestalter, Mitgestalter. Wem Teilhabe möglich ist und wer ohne Not auf sie verzichtet, der vergibt eine der schönsten und größten Möglichkeiten des menschlichen Daseins: Verantwortung zu leben.“

Ein Feature von Sabrina von Oehsen.

 

TITEL: Eine Karriere neben dem Studium

TITEL: Eine Karriere neben dem Studium

mm107_universum_16-Grafik3Das Studentenleben besteht nicht nur aus Vorlesungen, Seminaren oder Prüfungen. Dort knüpft man zwar neue Kontakte, allerdings erhöht das Engagement bei einem Verein die Chancen auf noch mehr  Bekanntschaften. In Greifswald gibt es einige Möglichkeiten, die das erleichtern: Die Mitarbeit in Vereinen wie GrIStuF, LEI oder Capufaktur.

Schummrig ist es, wenn man den Keller der Alten Frauenklinik in der Wollweberstraße betritt. Ein paar klapprige Schränke stehen im Flur und alte Tische in den Ecken. An den Türen prangen Schilder aus der Zeit, als die Frauenklinik noch genutzt wurde; sie weisen den Weg zur „Wäscherei“ und dem „Krankenblattarchiv“. Doch jetzt befinden sich hier keine Krankenblätter mehr, jetzt ist der Keller das Reich vom Greifswald International Students Festival (GrIStuF e.V.).

Der Verein organisiert seit 2002 regelmäßig drei große Veranstaltungen: das Running Dinner, die Fête de la musique und das alle zwei Jahre stattfindende Festival. Wöchentlich finden dazu die Sitzungen statt, zu denen sich seit ein paar Monaten auch Magdalene Majeed gesellt. Neben GrIStuF arbeitet die Masterstudentin für Organisationskommunikation noch im Allgemeinen Studierendenausschuss und in ihrem Fachschaftsrat mit. „Das ist natürlich extrem zeitintensiv“, gibt sie zu, „aber man kriegt das alles schon unter einen Hut. Man muss sich nur die Zeit gut einteilen.“ Sie begeisterte sich für den Verein in ihrer ersten Woche in Greifswald, als sie dessen Schnuppersitzung besuchte. „In Bamberg, wo ich meinen Bachelor gemacht habe, war das Angebot an studentischer Kultur nicht so groß. Und dann kam ich hierher und hab den Verein für mich entdeckt. Da dachte ich mir: Geh ich doch einfach mal vorbei!“, erzählt sie lächelnd. Magdalene freut sich schon sehr auf das anstehende Festival: „Es wird stressig, keine Frage, aber ich mag das. Ich brauche diesen Stress.“ Natürlich habe das Studium ein bisschen gelitten durch die ehrenamtlichen Aufgaben, aber Magdalene hat kein Problem damit, ein Semester länger zu studieren: „Ich mache das eben sehr gerne. Dafür nehme ich mir gerne die Zeit und verlängere um ein Semester.“

Durch das Sitzungszimmer spannt sich eine Leine mit Briefumschlägen, die mit den Namen der Mitglieder beschriftet sind. Aus einigen schauen Zettel hervor. An der Wand pinnt ein erster Entwurf vom Ablaufplan des Festivals, mit dem die Mitglieder allerdings noch nicht hundertprozentig zufrieden sind. Ungefähr ein Jahr, bevor das Festival stattfindet, beginnt das Team mit den Planungen. Magdalene sowie Anne Tober sind Teil der PR-Gruppe, in der unter anderem das Design des Festivals entwickelt wird: Das Logo, die Gestaltung der T-Shirts und der Homepage fallen darunter. „Man lernt auf jeden Fall etwas, das man im normalen Studium nicht lernt. Hier steigt man in solche großen Projekte ein und eignet sich alles learning by doing an“, schwärmt Magdalene. Anne ergänzt: „Ich freue mich darauf, kreativ sein zu können bei der Gestaltung des Logos. Da kann man sich schon recht gut ausleben.“ Sie schreibt gerade an ihrer Diplomarbeit in Biologie und ist erst vor kurzem zu GrIStuF gestoßen: „Zwei meiner Mitbewohner waren vorher schon dabei. Ich allerdings habe mich recht spät entschlossen mitzumachen.“ Durch den Aufruf „Die Fête fällt aus!“, der vom Verein gestartet wurde, weil es zu wenig Engagierte gab, hat sie sich endgültig zu einer Mitarbeit entschieden. Beide sind sehr gespannt auf die Teilnehmer, die aus vielen verschiedenen Ländern kommen. „Jeder bringt seine eigene Geschichte mit, weshalb er hier ist. Ich freue mich auch darauf, ihnen Greifswald zu zeigen, weil Greifswald eine tolle Stadt ist“, erklärt Magdalene.

Während die Sitzungen bei GrIStuF auch in den Semesterferien weitergehen, hat Sabryna Junker diesbezüglich wenig zu tun. Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Lokalen Erasmus Initiative (LEI n.V.). „Während der Semesterferien bin ich dabei, die alten Unterlagen zu sortieren, um zu schauen, was aktualisiert werden muss. Weil mir die alten Sitzungsprotokolle in die Hände gefallen sind, weiß ich auch wieder ganz genau, wann ich zu LEI gestoßen bin: am 16. Oktober 2007“, erzählt sie lachend. In den Semesterferien sei eigentlich nur der Vorstand aktiv, alle anderen Mitglieder stoßen kurz vor Beginn des Semesters wieder dazu. Für die ausländischen Studierenden gibt es schon eine Woche vor der Erstsemesterwoche Veranstaltungen, bei denen sie die Stadt kennen lernen oder letzte organisatorische Dinge klären können.

Nach der Arbeit zu der Sitzungmm107_Universum_17_Grafik2

Sabryna macht gerade Feierabend von ihrer Doktorarbeit am Institut für Mikrobiologie. Durch den Job ist sie zeitlich nicht mehr so flexibel wie früher während des Studiums. „Ich hatte tagsüber mehr Zeit, ich war nie von 8 bis 18 Uhr in der Universität. Dadurch war es natürlich einfacher Termine, wie Behördengänge, zu erledigen“, erklärt Sabryna. Sie rief die Stadtführung für die Erasmusstudenten ins Leben. Diese zählt inzwischen zu dem Repertoire, dass LEI jedes Semester anbietet. „Wir wollen den Studenten das Einleben in die Stadt und eine Integration in die Studierendenschaft erleichtern. Sie sollen deutsche Studenten, Greifswald und die Region kennen lernen“, zählt sie auf. Deswegen organisieren die LEI-Mitglieder neben Partys auch Fahrten in Großstädte wie Berlin oder Hamburg, aber auch nach Rügen oder Usedom. „Jeder kann hier die Aufgabe übernehmen oder die Veranstaltung organisieren, auf die er Lust hat“, meint Sabryna. Ihr selbst liegen eher die organisatorischen Dinge: Mit der Verwaltung sprechen, die Finanzierung planen oder eben alte Unterlagen sortieren. Sie erklärt lachend: „Ich arbeite lieber im Hintergrund. Mir macht die Arbeit Spaß, die normalerweise keiner machen will.“ Schon zu Schulzeiten war das Interesse, sich für ausländische Schüler zu engagieren, bei ihr sehr ausgeprägt. „LEI war eine willkommene Gelegenheit, das umzusetzen“, erläutert Sabryna.

Mittlerweile gibt es 15 bis 20 Mitglieder, die um die 20 bis 30 Veranstaltungen pro Jahr planen und durchführen. „Die Initiative ist viel größer geworden. Im Oktober 2006, beim ersten Treffen, kamen sechs oder sieben Leute zusammen, um zwei bis drei Veranstaltungen zu organisieren“, erzählt Sabryna, „Jetzt haben wir natürlich viel mehr Möglichkeiten, etwas auf die Beine zu stellen.“ Durch LEI lerne man neue Kulturen und Bräuche kennen. Die Nachtschicht, die jedes Semester stattfindende Schnitzeljagd durch Greifswald, brachte beispielsweise ein tschechischer Student aus seiner Heimat mit. Für Sabryna steht fest: „Es ist eine recht unkomplizierte Möglichkeit viele Leute und auch das kennen zu lernen, was neben dem Studium abläuft.“ Durch LEI hat sie viele Kontakte geknüpft zu Leuten innerhalb ihres Studiengangs, zu ausländischen Studenten, wobei der Kontakt auch erhalten blieb, nachdem die Studenten wieder in ihre Heimat zurückgegangen sind. „Ich habe auch sehr viel mehr über meine Region und die Universität kennen gelernt, als ich als Student kennen gelernt hätte, wenn ich nur geradeaus geschaut hätte“, hält sie fest.

Aufnahmeverfahren schreckt nicht ab

Anders als bei GrIStuF und LEI, bei denen man einfach bei den Sitzungen vorbeischauen kann, hat die studentische Unternehmensberatung Capufaktur e.V. ein Aufnahmeverfahren. Der Vereinsmitglieder arbeiten in verschiedenen Projekten mit meist regionalen Firmen zusammen. So haben sie zum Beispiel das Konzept für das Karriereportal „UNIchance“ der Universität Greifswald mitentwickelt (moritz berichtete im Heft 103). „Wir haben ein Assessment Center, bei dem wir unter anderem die Teamfähigkeit testen“, erklärt Jette Dowe, die seit ihrem fünften Semester bei dem Verein dabei ist. Danach muss jeder Anwärter auch ein Anwärterprojekt als eine Art Probedurchlauf mitmachen, bevor man offiziell Berater wird. „Man kann natürlich jederzeit als Interessent auch so zu den Vereinsrunden kommen, allerdings ist es dann abhängig vom jeweiligen Ressortleiter, ob man aktiv mitarbeiten kann“, erklärt Ersin Ceylaner, einer der Vorstandsvorsitzenden. Dieses Aufnahmeverfahren wird nur zu Beginn des Semesters angeboten. „Wir haben dieses Verfahren eingeführt, als ich im Vorstand war“, erklärt Jette, „denn damals sind sehr viele Anwärter von ihren Projekten abgesprungen, was die verbliebenen Mitglieder demotivierte.“ Abschreckend wirkt das Aufnnahmeverfahren anscheinend aber nicht: Zum letzten Termin waren über 60 Studenten da, weswegen drei Assessment Center organisiert wurden.

Ersin und Jette sitzen gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Vereins in der Cafeteria in der Mensa am Berthold-Beitz-Platz, um zu frühstücken, und sich danach auf ihre Prüfungsvorbereitungen zu stürzen. Die meisten Mitglieder sind BWL-Studenten, so auch Ersin und Jette. Beide lernten Capufaktur zu Beginn ihres Studiums kennen, entschieden sich aber später zum Beitritt. „Man sagt sich immer, man will das später machen, aber je eher man beginnt, desto besser kann man seine Zeit managen“, findet Ersin. Bei der Capufaktur gibt es zwei Karrieren, die man gehen kann. Es gibt auf der einen Seite eine Art „Vereinskarriere“: Man startet Anwärter, wird dann Ressortleiter und kann später Vorstandsmitglied werden. Dann gibt es aber noch die „Projektkarriere“ mit den Stufen Projektteammitglied, Projektleiter, Projektmanager. Jette hält fest: „Ich konnte eigentlich überall mal ein bisschen reinschnuppern. Mir gefällt die Stelle als Projektleiterin sehr.“ Ihrer Ansicht nach hält die Capufaktur viel für die Mitglieder bereit. Man lernt, sich vor anderen Leuten zu präsentieren, wie man effizienter verhandelt, aber auch wie man in einem Team zusammenarbeitet. Man durchläuft bei den Projekten mehrere Phasen und lernt dabei auch, mit dem Druck durch den Kunden umzugehen. Ersin fügt hinzu: „Man lernt Studenten kennen, die dasselbe machen wie wir auch. Es gibt zweimal im Jahr einen Kongress unseres Dachverbands, bei denen man ziemlich gut Kontakte knüpfen kann, zum Beispiel mit Unternehmen. Dabei springt ab und an auch mal ein Praktikumsplatz raus.“

Der Zeitmangel scheint bei allen drei Initiativen das größte Hindernis zu sein, weswegen sich Studenten gegen ein über das Studium hinausgehende Engagement entscheiden. „Ich finde, außerhalb der Klausurenphase habe ich keine Probleme, Studium und Capufaktur unter einen Hut zu bekommen. Während der Klausuren allerdings muss das eine oder andere Treffen doch schon mal verschoben werden“, erklärt Ersin. Bei allen Initiativen kann man selbst entscheiden, wie viel Zeit man in das Engagement stecken will. „Wenn man allerdings alles mitnehmen will, dann muss einem schon bewusst sein, dass ein Vorstandsposten sehr viel Energie kosten kann“, verdeutlicht Jette, „aber wenn man sich dessen bewusst ist, dann schafft man das auch.“ Und für Magdalene ist klar: „Ich verstehe das, wenn man Angst hat, dass es zu zeitintensiv wird oder dass man das Studium vernachlässigen könnte. Aber man bekommt einfach so viel zurück.“

Ein Feature von Katrin Haubold

» Der Rektorensessel war immer das Ziel «

mm106_hopo_8_cap_Natalie100 Tage ist es her, dass die Toni-Kroos-Universität einen neuen Rektor bekommen hat: Professor Milos Rodatos. Dieser ist nicht nur ein ehemaliger Student der Universität, sondern auch der jüngste Rektor Norddeutschlands. Anlass genug, sich mit ihm persönlich zu treffen.

Vom Präsidenten des Studierendenparlamentes (StuPa) zum Rektor: Wie haben sich die vergangenen 20 Jahre angefühlt?

(schmunzelt und zeigt mit dem linken Daumen nach oben) Es waren einige sehr emotionale Momente dabei. Sei es der Bachelor- und Masterabschluss oder auch das Erreichen des Doktortitels und schlussendlich die Berufung nach Rostock. Der Rektorensessel der Toni-Kroos-Universität Greifswald (TKU) war jedoch immer das Ziel, auf das ich hingearbeitet habe.

Wir feiern dieses Jahr den 575. Geburtstag der Universität. Inwieweit sehen Sie den Fortschritt in den letzten 20 Jahren, die Sie sicherlich mitverfolgt haben?

Die Universität hat vor allem in einem Punkt dazu gelernt: Studierende und Unileitung  ziehen inzwischen zusammen an einem Strang. So hat die verfasste Studierendenschaft endlich ein größeres Mitspracherecht bekommen. Als ich zu meinen Masterzeiten das Amt des AStA-Vorsitzenden (Allgemeiner Studierendenausschuss, Anm.d.Red.) inne hatte, durfte ich bereits den Grundstein dafür mit legen: Die Vollversammlungen der Studierendenschaft wurde verbindlich! Und das dies, gut 15 Jahre später immer noch so ist, zeigt, dass es ein Schritt in die richtige Richtung war.

Sie sind der jüngste Rektor in der Geschichte Norddeutschlands. Sie wurden heute vor 100 Tagen zum Rektor gewählt. Wie hat es sich angefühlt der neue Rektor der TKU zu werden?

Ich war sehr nervös, aber zugleich äußerst glücklich darüber. Es sind natürlich große Schuhe, die ich füllen muss. Auch wenn meine Vorgänger meist Psychologen waren, sehe ich als Politologe viele Möglichkeiten die Uni zu verbessern. Der entscheidende Punkt ist doch, dass wir die Uni gemeinsam voranbringen wollen.

„Bildung und Wissenschaft sollten ein freies Gut sein.“mm106_hopo_8_pulli_Natalie

Bei Ihrer Investitur haben Sie eine Tradition gebrochen: Sie wollten diese unter freiem Himmel veranstalten, damit mehr Studenten dabei sein können. Zeigt das Ihre basisnahe Politik?

Dort haben die Universitätsverwaltung und ich gut zusammengearbeitet. Es war lange geplant, dass wir die Investitur auf dem Marktplatz haben. Dort konnten mindestens 200 Uniangehörige und Studenten Sitzplätze auffinden. Die beiden Leinwände waren besonders für die an den Seiten Stehenden gut. An dieser Stelle noch einmal ein großes Danke an „Die krossenMedien“ für die Liveübetragung und die Berichterstattung. Mir war es sehr wichtig so die erste Grundlage für ein gutes Verhältnis zu der Studierendenschaft zu legen. Und die fünf großen Freibierfässer haben bestimmt ein restliches gemacht (grinst zufrieden).

Ihr Präsidenten-Daumen ist durch den Verkauf von verschiedenen Produkten mittlerweile sehr beliebt. In unseren Archiven findet man Artikel, in denen Sie am Anfang gar nicht so begeistert von der Idee waren. Hat sich das geändert?

Anfangs habe ich mich natürlich sehr gewundert und war dem Projekt sehr skeptisch gegenüber. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass die Kampagne „StuPa greifbarer machen“ große Veränderungen mit sich brachte: Nicht nur, dass die Besucherbänke des StuPa stets gefüllt waren, auch die Wahlbeteiligung ist radikal angestiegen. So konnte bei der letzten StuPa-Wahl (2032) die 60 Prozent-Hürde zum ersten Mal in der Universitätsgeschichte geknackt werden. Darauf bin ich auch als Rektor stolz und nehme es gerne in Kauf, mein Gesicht auf T-Shirts, Basecaps, Postern und anderen Merchandiseprodukten zu sehen. Die damaligen Köpfe hinter der Kampagne haben inzwischen die Rechte daran an die Universität verkauft und somit ein zusätzliches finanzielles Standbein für die Universität geschaffen.

mm106_hopo_8_Shirt_NatalieWie sehen die Ziele für Ihre Amtszeit aus?

Bereits zu meinen StuPa-Zeiten lag mir das OpenAccess-Projekt am Herzen. Bildung und Wissenschaft sollten ein freies Gut an der TKU sein. Wir haben noch ein wenig im Senat zu kämpfen, aber ich sehe dem Ganzen sehr positiv entgegen und bin fest davon überzeugt, dass das in den nächsten zwei Monaten spätestens umgesetzt werden kann. Aber auch die Vernetzung im Ostseeraum liegt mir sehr am Herzen. Gerade mit unserer Partneruniversität in Riga möchte ich gerne mehr zusammenarbeiten. Wir könnten noch viel mehr Konferenzen auf die Beine stellen und uns gegenseitig öfter besuchen.

Dieses Interview entspringt der Fantasie der beiden Autorinnen. Milos Rodatos hat die Aussagen nie getätigt und falls er sich durch diese genötigt oder unter Druck gesetzt fühlt, zitieren wir ihn selbst:„YOLO“.

Ein Interview von Natalie Rath & Anne Sammler (die 2033 hoffentlich ihr Studium abgeschlossen haben)