Halbzeit in der Selbstverwaltung

Im Oktober nimmt das Studierendenparlament der Universität Greifswald seine Arbeit nach der vorlesungsfreien Zeit wieder auf. Bevor es in die zweite Hälfte der Legislatur geht, blickt moritz chronologisch auf die Monate zurück.

Am Anfang stand eine Zahl: 9,89 Prozent. Nur 1 213 von 12 256 Studierenden hatten sich am 14. Februar diesen Jahres an die Urnen begeben. Zur Wahl standen 36 Kandidatinnen und Kandidaten, es galt 27 Plätze zu besetzen. Großer Gewinner waren die Juso-Hochschulgruppe, Die Linke.SDS sowie die Grüne Hochschulgruppe, da sie alle vorgeschlagenen Kandidaten im Parlament platzieren konnten.

Schnell waren sich alle Beteiligten einig: Hochschulpolitisches Engagement innerhalb der Gremien muss attraktiver gestaltet und Zusammenhänge besser erklärt werden. Das ausgegebene Ziel: die Wahlbeteiligung in den folgenden Jahren deutlich erhöhen. Anfang April, auf der vorbereitenden Klausurtagung in Heringsdorf, gab man sich außerdem ein neues Selbstverständnis. Intention sei es, so heißt es in dem Papier, „die Studienbedingungen stetig zu verbessern.“ Dazu solle der „parlamentarische Diskurs in einer Atmosphäre des respektvollen Miteinanders und im Bewusstsein der gemeinsamen Motivation und Verantwortung stattfinden.“ (mehr …)

Die Zukunft des Lehramts

Erstmals wird die Lehrerbildung des Landes Mecklenburg-Vorpommern in einem eigenen Gesetz geregelt. Nach kontroverser Debatte wurde das Lehrerbildungsgesetz vom Landtag in seiner Sitzung vom 4. Juli 2011 beschlossen.

Stell dir vor: Seminare mit maximal 25 Studenten und ausreichend Teilnehmerplätzen. Was nach einem Wunschtraum klingt, soll bald Wirklichkeit werden – zumindest für Lehramtsstudenten. Dafür soll das neue Lehrerbildungsgesetz sorgen, das am 1. August 2011 in Kraft trat. Nun müssen die Universitäten Greifswald und Rostock die neuen Regelungen bis zum Beginn des Wintersemesters 2012/13 umsetzen. Sie gelten dann für die Erstsemester, bereits eingeschriebene Studenten studieren nach den alten Regelungen weiter.

„Die Lehrerbildung wird spätestens zum Jahr 2010 modernisiert“ hieß es im Koalitionsvertrag von 2006 zwischen Christlich Demokratischer Union (CDU) und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Den ersten Entwurf legte die große Koalition allerdings erst im März 2011 vor. Der Gesetzesentwurf wurde unter anderem von Hochschul- und Fakultätsleitern sowie Studierenden stark bemängelt. Bei einer öffentlichen Anhörung Mitte Mai lobten sie die Idee eines Gesetzes, kritisierten jedoch deren Umsetzung. Mitte Juni veröffentlichte der Landtag dann den überarbeiteten Entwurf. (mehr …)

» Schlager, Schnaps und Zigaretten «

Junge Literatur made in Germany: im Schatten schlaffer Schoßgebete? Au contraire, servierte uns doch das Koeppenhaus mit Matthias Jügler und Lisa Kreißler literarische Lichtblicke. Vor der Lesung bat moritz zum Gespräch.

Lisa Kreißler, 28 studierte Theater und Medienwissenschaften, Psychologie und Nordische Philologie in Erlangen und Uppsala Matthias Jügler, 27 studierte Germanistik, Skandinavistik und Kunstgeschichte in Halle, Greifswald und Oslo

Ihr studiert seit einem Jahr am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL), einer der großen deutschen Schreibschulen, mit nach eigenen Angaben bis zu 600 Bewerbern auf rund 20 Plätze. Studienalltag im Elfenbeinturm: Klischee oder Körnchen Wahrheit.
Lisa: Nee, gar nicht. (lacht). Das Institut ist ein kleines Häuschen in Leipzig, wo relativ wenig los ist. Man geht dort eher für die Seminare hin. Generell sind es ganz unterschiedliche Leute und klar kommt man auch an manche gar nicht heran. Die haben dann auch diesen Gestus, den man sich vielleicht vorstellt. Auf jeden Fall ganz unterschiedliche Menschen, aber alle nett.
Matthias: Es ist in dem Sinne elitär, das von vielen Interessenten eben nur eine kleine Auswahl angenommen wird. Elitär ist ja so ein böses Wort, aber man ist schon unter sich. Eigentlich ist es nicht anderes, als hier in Greifswald zu studieren. Man kennt seine Pappenheimer, nur das die eben schreiben, anstatt Kunstgeschichte zu studieren. (mehr …)

» In Kleinstädten ist mehr möglich « – Eckard Schumacher im Interview

moritz sprach mit Eckard Schumacher, Professor für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie am Institut für Deutsche Philologie, über Kulturinteresse in Greifswald, Wolfgang Koeppen und über das Plattenauflegen im ländlichen Raum.

Herr Prof. Schumacher, Sie sind noch nicht so lange hier. Gefällt Ihnen die Universität und Greifswald ?
Nach  vier Semestern gefällt mir Greifswald sehr. Es gibt so etwas wie eine  Aufbruchstimmung an der Fakultät. (mehr …)

moritz 92 – Juni 2011 – Todesstoss

moritz 92 – Juni 2011 – Todesstoss

Die Welt im Wandel

Die ersten warmen Tage haben wir hinter uns gebracht. Der Sommer ist endlich da! Auch wenn bald die Prüfungszeit beginnt und sich die Greifswalder Studenten wieder in den Bibliotheken und ihren Wohnungen verschanzen. Für einige sind es vielleicht die letzten Prüfungen an unserer Universität und für andere dagegen die ersten. Doch die Welt dreht sich weiter. Auch für uns sind es die ersten Monate in einem neuen Team. Denn wir sind seit dieser Ausgabe des moritz Magazins die neue Besetzung der Chefredaktion.

Alteingesessene Häsin trifft jungen Spund. Eine gute Mischung mit gleichzeitiger Gemeinsamkeit, denn wir kommen beide aus Berlin und sind doch Greifswaldliebhaber. Aber weder Berlin noch Greifswald sind der Nabel der Welt. Er wandert und das jeden Tag aufs Neue – an einem Tag ist es der Ausbruch einer Finanzkrise mit Ausgang in den Vereinigten Staaten von Amerika oder auch das Lahmlegen eines Großteils des Flugverkehrs durch den Ausbruch eines Vulkans auf Island. Am nächsten die europaweite Gefährdung durch Enterohämorrahagische Escherichia cloi (EHEC) und an wieder einem anderen waren es die Revolutionen in der arabischen

Welt. Obwohl diese Themen für uns nur an wenigen Tagen wirklich präsent sind, bevor wir uns wieder unseren alltäglichen Problemen widmen, existieren sie weiter. So auch der Umbruch in Arabien. moritz traf sich mit Greifswalder Studenten, die uns ihre Eindrücke von den Ereignissen geschildert haben und die mit ihren Familien, welche noch vor Ort sind, in engem Kontakt stehen. Aber, wie wir alle immer wieder feststellen, bleibt die Welt nicht stehen bis ein Konflikt gelöst ist. Auch in unserer Stadt passiert Einiges. Die kulturellen Einrichtungen der Studenten haben sich zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen und einen offenen Brief geschrieben, der auch bei uns im Heft auf Seite 9 zu lesen ist.

Unserem Bundesland stehen wegweisende Zeiten bevor. Der Wahlkampf ist schon lange eröffnet, aber langsam rückt der Tag der Entscheidung, wie die Politik für die nächsten fünf Jahre in Mecklenburg-Vorpommern aussehen wird, näher. Nicht unwichtig für die Zukunft unserer Universität. Ebenso stehen ein ehemaliger und ein Noch-Kommilitone für Direktmandate zur Wahl. moritz führte mit ihnen ein Gespräch, um unter anderem zu erfahren, warum man mit Anfang zwanzig eventuell der bessere Politiker ist. Die Welt dreht sich also weiter und hoffentlich bleibt uns der schöne Sommer auch noch nach den Prüfungen erhalten, sodass er voll und ganz genossen werden kann.

Johannes Köpcke & Luise Röpke

Das komplette Heft könnt ihr in Kürze hier als pdf herunterladen, einzelne Artikel könnt ihr auch direkt online lesen und kommentieren.

TITEL Gemeinsam seid ihr stark

Kürzungen im studentischen Kulturbereich stießen meist nur auf Widerstand der unmittelbar Betroffenen. Mit der Gründung des „Aktionsbündnis studentisches Leben in Greifswald“ wurde nun erstmals ein gemeinsames Sprachrohr geschaffen.

Lehre und Forschung genießen an der Universität zu Recht oberste Priorität. Um hier in Zukunft gut aufgestellt zu sein, wurde im August 2010 durch den Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Anlass ist die Umstrukturierung des Gebäudekomplexes in der Löffler-Straße 23. Hier sollen ab 2013 neue Räumlichkeiten für die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachrichtungen geschaffen werden. Mit dem Umbau gehen allerdings auch Veränderungen in der Kulturlandschaft einher, wurde doch der aktuell im Komplex ansässige Studentenclub C9 bei den Modellentwürfen nicht berücksichtigt. Vorfälle dieser Art sind keine Seltenheit und nur die Spitze des Eisbergs.

Die Vorstände der studentischen Kulturinitiativen, Vereine und Einrichtungen treffen sich regelmäßig zum Stammtisch. Hier wurde auch die geplante Ausquartierung des C9 angesprochen. Vielen Clubs und Initiativen ist die immer wiederkehrende Raumproblematik nur zu gut bekannt. Somit entschloss man sich, fortan gemeinsam gegen Raumknappheit und mangelnde Würdigung studentischen Engagements vorzugehen. Das „Aktionsbündnis studentisches Leben in Greifswald“ ward geboren. Dieser Dachverband besteht aus fünfzehn studentischen Vereinen, Kulturinitiativen und Einrichtungen und dient der besseren internen Vernetzung. Auch soll fortan bei heiklen Fragen mit einer Stimme gesprochen werden. „Dass das Aktionsbündnis entstanden ist, finde ich ziemlich gut. Nun kocht man nicht mehr nur sein eigenes Süppchen.“, konstatiert Katrin von GrIStuF, dem Greifswalder International Students Festival. „Es ist schade, dass das erst jetzt Zustande gekommen ist “, findet Theresa vom Mensaclub, da es diese Probleme bereits seit Jahren gäbe. (mehr …)