TITEL » Es ist eine regelrecht verzwickte Situation « – Dr. Cornelia Wolf-Körnert im Interview

Viele Probleme begleiten den Bau und die Einrichtung der neuen Mensa. Für Studenten besonders schwerwiegend ist die zum Teil unklare Finanzierung. moritz sprach mit der Geschäftsführerin des Studentenwerks, Dr. Cornelia Wolf-Körnert.

Dr. Cornelia Wolf-Körnert

Bis wann kann mit der Fertigstellung der neuen Mensa gerechnet werden?

Da bin ich wahrscheinlich die Ansprechpartnerin, die Ihnen relativ wenig darüber sagen kann. Wir sind nicht Bauherren, wir sind der spätere Betreiber. Der Bauherr ist das Klinikum, daher liegt dort die Antworthoheit auf diese Frage. Für das Studentenwerk ist Frühjahr 2012 der Fertigstellungstermin der Mensa.

Welche Innovationen sind für die neue Mensa geplant?

Wir planen die Ausweitung des Angebots, je nachdem was nachgefragt wird. Das ist aber relativ unabhängig von dem Neubau. Bio, vegetarisch, vegan sind Trends, die in unserem Angebot immer größere Berücksichtigung finden.

Welche Kosten fallen für den Bau an und wer sind die Investoren?

Es ist ein bundesweites Novum, auf welche Weise der Neubau der Mensa realisiert wird. Bis ungefähr 2007 haben sich Bund und Länder die Kosten geteilt. Nach dem Wegfall dieser Regelung mussten die Länder zum größten Teil selbst diese Investitionen tätigen. Die Baumaßnahmen des Landes müssen durch das Studentenwerk bei den Hochschulen angemeldet und in Zielvereinbarungen übernommen werden. Die Übernahme ist aber nicht erfolgt. Deswegen haben wir gemeinsam mit der Universität und dem Universitätsklinikum eine andere Lösung gesucht, bei der wir trotzdem Betreiber bleiben können. Nicht zuletzt wird dadurch die Mitsprache von Studierenden und Universität in den Gremien des Studentenwerkes gesichert. Schließlich haben wir uns mit dem Klinikum zusammen getan, welches nach einer Verbesserung der Patienten- und Mitarbeiterversorgung suchte. Es ist nun so, dass das Klinikum zunächst die Investitionskosten vollständig trägt. Das sind 17,3 Millionen Euro. Aus steuerrechtlichen und gemeinnützigkeitsrechtlichen Gründen darf das Studentenwerk nicht selbst die Patientenversorgung übernehmen, daher gründen Studentenwerk und Klinikum eine gemeinsame GmbH. Diese ‚Küchen-GmbH’ kocht und das Studentenwerk betreibt weiterhin die Essensausgabe, den Speisesaal und die Kassen. Somit wird zum einen die Miete zur Refinanzierung der Investition von der ‚Küchen-GmbH’ geleistet und zum anderen durch das Studentenwerk. (mehr …)

Der Koloss von Rügen

Der Eingang der Jugendherberge

Das Ostseebad Prora liegt an der östlichen Küste Rügens. Einst ein „Kraft durch Freude“-Projekt im Dritten Reich, ist es nun eine Jugendherberge. Die 68 Jahre alte Geschichte der Megabauten erzählt vom Größenwahn, Zerfall und Wiederaufbau.

„Ich finde es gut, dass endlich etwas aus dem alten Gebäude gemacht wird“, sagt eine ältere Dame, die gerade mit ihrem Ehemann auf der Terrasse der Jugendherberge sitzt. „Die Herberge ist ja auch wirklich sehr modern und schön eingerichtet“, bestätigt ihr Mann. Wir sitzen vor der neu eröffneten Einrichtung des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) in Prora und genießen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Oktobers mit einer Tasse Kaffee.
Da nur ein Tisch mit Bänken aufgebaut ist, setzen wir uns zu dem älteren Ehepaar und kommen sofort ins Gespräch. „Man muss auch über die Geschichte hinwegsehen. Was soll auch sonst aus den Häusern werden? Die verfallen doch nur nach und nach.“ Doch auf die Information, dass auf einschlägigen rechten Internetportalen die Eröffnung der Jugendherberge als sehr positiv gewertet wird und man hofft, dass Prora „mit 70 Jahren Verspätung doch noch den verdienten Ruf als preiswertes Feriendomizil erster Güte“ erlangt, reagieren die beiden sichtlich schockiert. Stellt sich die Frage, ob das Gebäude jemals aus dem Schatten seiner Geschichte treten wird.

„Es geht auch darum, etwas zu nutzen, was ohnehin schon da ist. Das ist, glaube ich, der einzige Grund, mit dem man so etwas rechtfertigen kann. Es kommt dann darauf an, ob die Geschichte und der Hintergrund erklärt werden, und das scheint hier der Fall zu sein. Deshalb finde ich es nicht anstößig“, betont Professor Thomas Stamm-Kuhlmann, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit. (mehr …)

Auf unsicherem Pfad

Die Kreisgebietsreform wirkt sich auf hier ansässige Vereine aus. Existenzsorgen und Unsicherheit über Zuständigkeiten bestimmen den Alltag der Vereine. Unter anderem sind das Frauenhaus und Jugendzentrum „klex“ betroffen.

Ich verbringe gerne Zeit dort, um Kontakte zu knüpfen und Leute kennenzulernen“, erzählt der 21-jährige Lehramtsstudent Michael Hein. In seiner Freizeit hält er sich oft im Jugendzentrum „klex“ auf, das eine wichtige Anlaufstelle für ihn als Musiker und Konzertbesucher ist. Würde das „klex“ schließen, „verlieren viele junge Bands die Unterstützung, weil der Proberaum wegfallen würde.“ Diese Umstände, die durch die Kreisgebietsreform entstehen könnten, beträfen nicht nur Michael, sondern eine Vielzahl junger Leute. Die Neuordnung der Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern wirkt sich nicht nur sozial, sondern auch geografisch aus: Durch die Zusammenlegung der Hansestadt Greifswald, Ostvorpommern, Uecker-Randow und Teile Demmins zu einem neuen Landkreis Vorpommern-Greifswald stehen die gemeinnützigen Vereine vor strukturellen Problemen, da Zuständigkeiten verschoben wurden.

Der 1991 gegründete Stadtjugendring e.V. (SJR) besteht aus 20 Trägern, die sich auf Kinder- und Jugendarbeit konzentrieren. Der SJR zog in ein ehemaliges Kinderheim, aus dem das Jugendzentrum „klex“ entstand. Das Haus gehört heute zu den wichtigsten Anlaufstellen für junge Menschen in Greifswald und Umgebung. Es vertritt deren Interessen nach außen. In dem Gebäude befinden sich viele Initiativen und Vereine, die sich unter anderem der Konzertorganisation, Aidsberatung oder den neuen Medien widmen. Vor der Kreisgebietsreform wurde der SJR über Leistungsvereinbarungen mit der Stadt finanziert, die drei Jahre Handlungssicherheit gewährten. (mehr …)

Wieder Polen auf dem Markt

Vom Geheimtipp zum Kulturhöhepunkt im Herbst: der PolenmARkT. Seine Anfänge sind nebulös, weiß doch kaum einer, wie, wann und wo sich die Wege kreuzten. 14 Jahre polnische Kultur in Greifswald – eine Zeitreise.

Marek Fialek ist langjähriges Mitglied des Organisationskomitees

Losgelöst vom täglichen teils stressigen Alltag sucht so mancher Abwechslung und Regeneration abends in kneipenhafter Umgebung. Was nicht allzu selten zu ausgeklügelten Ideen führt. In solchem Ambiente wurde die Idee des polenmARkTes geboren, der mittlerweile aus der Greifswalder Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Die Entstehung ist auf das Jahr 1997 datiert. Karin Ritthaler kam ein Jahr zuvor als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin für Slawistik an die Universität Greifswald. In dieser Zeit fanden unter anderem amerikanische, kanadische und französische Länderabende statt. Doch obwohl Polen unser nächstes Nachbarland ist, fehlte zu diesem Zeitpunkt ein polnisches Äquivalent. Eine Räumlichkeit war allerdings schon vorhanden, der Slawisten-Keller. Dort fand im Jahre 1997 das erste Mal ein polnischer Länderabend statt. Der Andrang war groß, insbesondere von Seiten der Erasmus- und Sokrates-Studierenden.

An einem solchen Abend traf Karin auf Matthes Klemme. Damals Student und studentische Hilfskraft im Akademischen Auslandsamt, war er betraut mit der Organisation solcher Länderabende. Gesine Roth, Leiterin des Akademischen Auslandsamts, erinnert sich noch heute daran: „Bei ihm stieß die Idee auf fruchtbaren Boden.“ Da die Begeisterung und der Anklang enorm waren, kam schnell die Idee auf, daraus etwas Größeres zu machen. Und da es gar einen Nordischen Klang gibt, warum nicht ein Pendant wagen? Mit einer solchen Anfrage kam der damalige Student auf Karin zu. Zu einem Dreiergespann wurden sie als sie Czarek Ponczek, einen früheren Studenten und Tutor, ins Boot holten. „Man musste teilweise schon gegen Ressentiments kämpfen, mein Ziel war es aber, die Stereotype abzubauen“, so Karin über die Anfangszeit. Zudem habe das Festival dazu beigetragen, einen anderen Blick auf den unmittelbaren Nachbarn zu bekommen. (mehr …)

moritz 93 – Oktober 2011 – Mit Blaulicht durch Greifswald

moritz 93 – Oktober 2011 – Mit Blaulicht durch Greifswald

Fließender Vergleich

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Neulinge,

es hat ja fast schon Tradition, auf der ersten Seite des ersten moritz im Wintersemester das Grußwort insbesondere an die Neuen in Greifswald zu richten. Die Tradition möchte ich mit guten Gründen weiterführen, und die Betrachtung eines grundlegenden Vergleiches scheint da ein Ansatz, um niemanden übermäßig zu langweilen.

Greifswald und uns Studenten verbindet vielleicht Eines ganz besonders: das Wasser und alle damit verbundenen Ereignisse. Das liegt nicht nur daran, dass hier der Wind samt Niederschlägen grundsätzlich von vorne kommt. Ob es sich nun um nächtliche Radtouren ans Meer handelt, der tiefsinnigen Kontemplation beim Spaziergang entlang des Ryck oder ob eben jenes nasse Element Bahnunterführung und Studentenwohnheim flugs zu Außenbecken des Freibades umfunktioniert – auf neue und alte Küstenkinder und Bergexilanten warten noch viele Abenteuer mee(h)r.

Vielfältig war nicht nur der ausgehende Sommer, zumindest was das Wetter anbelangt (Hat sich dieses Jahr jemand über den Sommer-Schluss-Verkauf Anfang Juli lustig gemacht?), sondern dies gilt ebenfalls für den nahenden Herbst, was sich auch im vorliegenden Magazin widerspiegelt: eine kritische Betrachtung der Möglichkeiten, über die Ozeane weltwärts zu gehen, erwarten euch ebenso wie eine detaillierte Berichterstattung zu den politischen Belangen des Landes und der Universität. Weiterhin gibt es Informationen über die Lage des Theaters, flankiert von offenen Briefen zur kritischen Lage.

Mit den kommenden Monaten wird sich das Wasser nun in Schnee verwandeln und die Stadt damit zu einer zuckergussgetränkten Weihnachtskrippenminiatur. Das hat seine ästhetischen Reize und schafft überdies die unerlässliche Ruhe zur Konzentration auf unsere anspruchsvollen Studien. In jeder Hinsicht bleibt dieses Element also prägend.

Die angeführten Aspekte dieser Metaphorik für das Greifswalder Studentenleben dienen nicht nur zur Inspiration für Hausarbeiten und sollen auch keinesfalls bedeuten, dem un-kreativen Verfasser sei kein origineller Aufhänger für das Editorial eingefallen.
Ihr merkt schon, dass es sich beim Wasser, dem salzigen zumal, um einen bereits vorsokratisch fundierten, mithin nicht nur 2011 höchst aktuellen Vergleich handelt, also nachgerade universell einsetzbar als Sinnbild inner- und außerakademischer Greifswalder Phänomene schlechthin, um die es dem moritz in seiner Berichterstattung schließlich geht. Wenn das kein guter Start ins Semester ist!

Sandrina Kreutschmann

Das komplette Heft könnt ihr euch hier als PDF-Dokument herunterladen, ausgewählte Artikel könnt ihr wie immer auch direkt online lesen und kommentieren.

TITEL Mit dem Blaulicht durch Greifswald

Viele Studenten sehen wöchentlich diverse Arztserien, wo sich meistens alles nur im Krankenhaus abspielt. Doch wie arbeiten Menschen, die als erstes am Einsatzort sind und Patienten ins Krankenhaus bringen? moritz war hautnah dabei.

Es ist noch dunkel draußen, als mein Tag beginnt. Langsam schiebe ich mein Fahrrad über den Hof und schalte den Dynamo ein, bevor ich auf die Straße fahre. Mein Wecker ging um fünf Uhr früh los und zwang mich mein warmes Bett zu verlassen. Mein erster Gedanke: Letzte Woche bin ich um diese Uhrzeit erst nach Hause gekommen! Aber es nützt nichts. Mein Weg führt mich die Wolgaster Straße entlang. Sie ist menschenleer. Nur wenige Autos fahren an mir vorbei. Greifswald schläft noch.

Nachdem ich endlich die Greifswalder Feuerwehr gefunden habe, entdecke ich dahinter das weiße, zweistöckige Haus, an dem groß „HKS – Greifswalder Rettungsdienst“ geschrieben steht. Aus den Anfangsbuchstaben der drei Begründer Hohmuth, Klüber und Schwinge setzt sich die Abkürzung HKS zusammen. Ich schließe mein Fahrrad an und gehe auf das Haus zu. Vor der Krankenwagenzufahrt stehen schon ein paar Rettungssanitäter, einige sind gerade erst zu ihrer Schicht erschienen, die anderen berichten von ihrer letzten Nacht. Ich fühle mich leicht beobachtet, Besuch bekommt man hier wohl nicht oft durch die Vordertür. „Hallo, ich bin Luise vom moritz und ich suche Ronny Brösemann.“ „Einfach den Gang lang, dann durch die große Stahltür und nach Brösi fragen.“ Das geht ja gut los, Stahltüren und Wegbeschreibungen sind nicht meine Spezialgebiete. (mehr …)