von Jabbusch | 28.02.2008
Die Presseabteilung der Ostseefestspiele gab gestern bekannt, was den Kulturfan dieses Jahr auf der Greifswalder Open-Air Musical-Bühne erwarten darf: Aufgeführt wird dieses Jahr Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ mit Schauspiel, Ballett und Orchester…
„In einer Atmosphäre aus Schabernack und Freude am Spiel entspinnt sich eine phantasie- und temporeiche Geschichte um die Verwirrung der Charaktere und die Wechselhaftigkeit der Liebe.“
Vor zwei Jahren wurde die neue Musical Bühne durch den Bühnenaufbau weltberühmt, welcher die amerikanische Freiheitsstatur mit bloßen Brüsten und ausgestrecktem Mittelfinger zeigte. Die Enthüllung der Bühne fiel – offiziell zufällig – terminlich sehr Nahe mit dem Besuch von George W. Bush bei Angela Merkel in Stralsund.
Vom 27.6. bis 10.8. sind 13 Vorstellungen geplant. Karten gibt“s hier.
von Jabbusch | 28.02.2008
Wie MV-Regio berichtet, hat sich der berühmte Liedermacher Konstantin Wecker nach seinem Konzert am Montag im Greifswalder Dom der Greifswalder Bürgerinitiative (BI) gegen das geplante Steinkohlekraftwerk angeschlossen.
„Gestärkt durch diese prominente Unterstützung ruft nun die BI alle Greifswalder zur Teilnahme an der Demonstration in Stralsund am kommenden Freitag [29.2.] auf. „Wir treffen uns um 13.30 Uhr auf dem Nexöparkplatz und fahren dann gemeinsam nach Stralsund“ gibt Patrick Leithold, stv. Vorsitzender, bekannt.“
so MV-Regio. Hier noch mal ein Song von Konstantin Wecker, der „irgendwie“ auch auf das Kohlekraftwerk passt (meiner Meinung nach):
Bildquelle: LastFM
von Jabbusch | 24.02.2008
Kurz vermerkt sei das Filmfestival „über-morgen – Utopien, Träume und Weltentwürfe“, das diese Woche in Greifswald ist. Zu sehen gibt es im IKuWo (derzeit wegen Umbau in der Steinstr. 59) und im Haus der Begegnung insgesamt 13 spannende Dokumentarfilme. Meine Favoriten sind „Mit 25 geht“s bergab“, „A scanner darkly – der dunkle Schirm“ und „Eggesin Möglicherweise“.
Das Programm mit allen Filmen und Locations für Greifswald gibt“s online direkt hier.
von Jabbusch | 16.01.2008
Wie ich bereits berichtet hatte, kürzte das noch amtierende StuPa die finanzielle Unterstützung für Radio 98eins von 5000 auf 3000 Euro. Daraufhin kritisierte das Radio in einer Aussprache die Art des StuPa offen:
„Wir haben bei unseren Anträgen wiederholt feststellen müssen, dass wir misstrauisch bis unfair behandelt und in jedem Fall als wenig kompetent dargestellt wurden. […]“
„Wir, die studentischen Kulturschaffenden von Greifswald, fühlen nicht, dass die von uns gewählten Vertreter ausreichende Nähe zur Studierendenschaft haben. Wie kann es sein, dass die Kooperation mit anderen studentischen Initiativen und sogar mit Behörden weitaus einfacher und sogar konstruktiver verlaufen als mit unserem Studierendenparlament? Anstatt Interesse und Respekt vor den Leistungen der Studierenden zu haben, müssen diese sich rechtfertigen für das, was sie tun. Die Antragsteller engagieren sich ehrenamtlich für andere wie ihr.“
Es blieb bei der verringerten Förderung. Daraufhin – und hier beginnt die neue Eskalation – kündigte Radio 98eins offenbar am 11.1. den Kooperationsvertrag mit der Studierendenschaft, was der AStA jedoch erst gestern bekannt gab.
Wie es jetzt im kommenden Semester mit der Förderung des Radios durch das StuPa weitergeht ist noch völlig offen. Die Nerven liegen nun zunächstmal blank.
von Björn Buß | 23.01.2006
Was veranlasst einen österreichischen Regisseur, sich mit einer Süßwasserfischart in einem afrikanischen Land zu beschäftigten? Warum wird das entstandene Machwerk mit Filmpreisen überhäuft? Die Antworten muss sich jeder Zuschauer des Films „Darwins Alptraum“ selbst geben.
Die dokumentierte gesellschaftliche und wirtschaftliche Realität im Staat Tansania kommt der eines Horrorfilms gleich. Ein zu Forschungszwecken ausgesetzter Barsch vermehrt sich im Viktoriasee stark, setzt sich gegen andere Fischarten durch und die vorherige Artenvielfalt ist nicht mehr vorhanden. Das bisherige Ökosystem steht Kopf. Der neue Viktoriabarsch konnte sich am besten an die dortige Umwelt anpassen, ein Musterbeispiel für Charles Darwins These vom „survival of the fittest“.
Mit dieser Ausgangslage lässt der Österreicher Hubert Sauper seinen Dokumentarfilm beginnen und betrachtet danach die Folgen der Fischvermehrung für die Einwohner des westafrikanischen Staates Tansania. An den Ufern des Viktoriasees gedeiht die fischverarbeitende Industrie zur vollen Blüte. Das Filet des Viktoriabarsches landet durch finanzielle Hilfe der Europäischen Union auch auf deutschen Tellern. Der florierende Wirtschaftszweig beschäftigt Tausende von Menschen. Doch neben den Fabriken zeigt Sauper ein trostloses Bild: Frauen bieten ihren Körper für 10 Dollar an, obdachlose Kinder schmelzen Verpackungsreste zum Schnüffeln ein, Menschen ernähren sich vom Fischabfall.
Der Widerspruch zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und partiellem Wohlstand auf der einen und Hunger, Krankheiten und Staatsohnmacht auf der anderen Seite wird in drastischen, teilweise ekelhaften Bildern dargestellt. Sauper widmet sich nur den negativen Erscheinungen, kein einziges Bild vermittelt Hoffnung auf Besseres. Weder für den Menschen, noch für die Natur. Gerade deswegen ist „Darwins Altraum“ aber interessant. Schonungslos macht der Regisseur auf die Missstände aufmerksam. Dabei verzichtet er auf einen Kommentar aus dem Off, der auch nicht notwendig ist. Die Bilder sprechen für sich und der passive Zuschauer kann nicht eingreifen.
von Björn Buß | 12.12.2005
Peter Jackson wagt Neuverfilmung eines Klassikers
Drehbuchautor Merian C. Cooper hatte einen bizarren Traum: Ein Riesenaffe zerstört New York. Aus dieser Idee entwickelte er zusammen mit dem Autoren Edgar Wallace die Geschichte von King Kong.
Der Protagonist des in schwarz-weiß gedrehten Kinowerkes ist der für seine Abenteuerfilme bekannte Regisseur Carl Denham. Durch merkwürdige Umstände erfährt er von dem auf einer einsamen Insel lebenden Riesenaffen und plant daraufhin seinen neuesten Film. Außer Denham ist sich kein Besatzungsmitglied der bevorstehenden Gefahren bewußt.
Gleich nach der Ankunft auf der Insel trifft die Expedition auf die dort lebenden Eingeborenen und stört bei einer Opferzeremonie für Kong. Natürlich bestehen die Einwohner der Insel auf einem neuen Opfer und machen es in der blonden Ann Darrow aus. Der übermächtige Kong tritt auf und nimmt sich des Opfers an. Was erst wie das natürliche Verhalten eines Raubtieres scheint, entwickelt sich zu einem Liebesverhältnis zwischen Affe und Mensch.
Verständlicherweise unternimmt die Schiffscrew einen Rettungsversuch und wird dabei in einige Abenteuer auf der Insel verwickelt. Ohne den geplanten Film endet die Reise. Dafür kann Denham aber der Weltöffentlichkeit den bisher unbekannten Riesenaffen als „King Kong“ präsentieren.
Welch ein Fehler: Als das Leben der von Kong geliebten Darrow bedroht scheint, befreit er sich und versetzt New York in Angst und Schrecken. Natürlich ist der Ausgang des Kampfes Natur gegen Mensch von vornherein klar: Kong stirbt. Aber nicht durch technische Errungenschaften oder menschliche Intelligenz, sondern durch das Gefühl der Liebe.
Der 1933 erschienene Kinofilm „King Kong und die weiße Frau“ nutzt die Möglichkeiten des Tonfilms konsequenter aus. Die Geräusche des Riesenaffen, vor allem aber die Schreie der jungen Schauspielerin Fay Wray untermalen die von Spezialeffekten strotzende Geschichte von der Schönen und dem Biest.
Wie eine Bild gewordene Kritik am Kapitalismus marschiert ein Dreißig-Meter-Affe durch Amerikas Sinnbild des Aufschwungs – eine Dämonisierung des außer Kontrolle geratenen Schwarzen. Ist unsere zivilisierte westliche Welt wirklich so zivilisiert, wie wir immer glauben? Immerhin schafft sie sich ihre sozialen Konfliktherde selbst, indem sie schwarze Bevölkerungsteile finanziell ausbeutet, politisch und sozial aber nicht integriert. Es mag jeder seine eigene Botschaft in „King Kong“ finden, doch eines scheint ziemlich deutlich: Der Sprung sozialer Konflikte von subtil zu subversiv ist nur ein kleiner.
Das Publikum belohnte dies mit einem für die 1930er Jahre unvorstellbaren Kassenerfolg und sicherte somit auch das Überleben des am Rande des Ruins stehenden Filmstudios RKO Pictures. Innerhalb kürzester Zeit wurde deshalb auch die Fortsetzung „Son of Kong“ in die Kinotheater gebracht, ohne aber den immensen Erfolg zu wiederholen.
Der Meilenstein der Filmgeschichte erzählt einen rein fürs Kino entwickelten Stoff. Auf literarischem Vorbild basierende Kinowerke müssen sich immer von diesem emanzipieren; dieses Problem hat die Figur des King Kong nicht. Deshalb konnten in den folgenden Jahrzehnten die unterschiedlichsten Interpretationen entstehen.
Auch Peter Jackson versuchte sich als Neunjähriger an einer solchen. Sein Vorhaben war aber aufgrund der beschränkten technischen Mittel zum Scheitern verurteilt. Vor einem Jahrzehnt versuchte sich der Neuseeländer erneut an seinem Lieblingsprojekt, wurde aber von Universal aufgrund der anstehenden Konkurrenz durch „Godzilla“ (1998/Regie: Roland Emmerich) zurückgepfiffen.
Nachdem aber die drei „Herr der Ringe“-Filme (2001-2003) kommerzielle und künstlerische Erfolge wurden, erhielt Jackson vollkommen freie Hand. Seine Neuverfilmung des Stoffes läuft ab dem 14. Dezember in den Kinos. Ob der nachwirkende Effekt des ersten „King Kong“-Films wiederholt werden kann, wird sich zeigen. Vor allem die mehr als doppelt so lange Laufzeit des Remakes ist trotz der wahrscheinlich gleichen Handlung überraschend.
Geschrieben von Björn Buß & Joel Kaczmarek