Die Olympischen Sommerspiele in Paris haben begonnen und ich freue mich wie eine Weltmeisterin! Hier findet ihr ein bisschen Hintergrundwissen zu den Spielen und Gründe dafür, sich mit mir über Olympia zu freuen.
Lorbeerkranz, Olivenkranz und Selleriekranz – antike Vorgänger
Die Olympischen Spiele sind das größte Sportereignis weltweit – und das älteste. Der Name und die Tradition der Wettkämpfe sind aus der Antike überliefert. Zu Ehren der griechischen Götter wurden sportliche Wettkämpfe an bestimmten religiösen Kultstätten abgehalten, an denen Kämpfer aus ganz Griechenland – deshalb auch der Name „panhellenische Wettkämpfe/Spiele“ – anreisten und gegeneinander kämpften. Die Spiele fanden zwischen 776 v. Chr. und 393 n. Chr. im griechischen Olympia, Delphi, Korinth und Nemea statt, waren verschiedenen Göttern gewidmet und wurden auch unterschiedlich oft abgehalten. Die Olympischen Spiele ehrten Zeus und eröffneten den als ‚Olympiade‘ bezeichneten Vierjahreszyklus. Die phytischen Spiele in Delphi ehrten im dritten Jahr einer Olympiade den Gott Apollon, die nemeischen Spiele galten wieder Zeus, jeweils im zweiten und vierten Jahr einer Olympiade und die isthmischen Spiele in Korinth waren Poseidon im jeweils ersten und dritten Jahr gewidmet. Die Disziplinen variierten von Ort zu Ort, wie auch die Siegerehrung. Wir haben sicher alle schon einmal gehört, dass die Olympioniken (d.h. die Gewinner der Olympischen Spiele) mit einem Lorbeerkranz gekürt wurden. Tatsächlich gab es diesen Lorbeerkranz lediglich in Delphi, in Olympia bekamen die Sieger einen Olivenkranz. In Korinth wurde zunächst ein Holunder- und später ein Fichtenkranz überreicht und Sieger in Nemea bekamen einen Selleriekranz. Ich frage mich ob die Sieger auch immer in die Kränze reingebissen haben, wie es die modernen Olympionik*innen mit ihren Medaillen tun…
Obwohl die Spiele von der Olympischen Waffenruhe und friedlichem Wettstreit gekennzeichnet waren, sahen sie anfangs noch sehr militärisch aus. Die Teilnehmer kämpften nämlich in voller Kriegsmontur gegeneinander. Später aber wurde ein Bekleidungsverbot ausgesprochen, welches ab den 95. Olympischen Spielen (400 v. Chr.) sogar für die Trainer galt, weil sich bei den Spielen zuvor nämlich eine Frau als Trainer eingeschlichen hatte, obwohl es (verheirateten) Frauen verboten war, die Spiele anzuschauen. Dabei konnten Frauen sogar Olympiasiegerinnen werden: Kyniska aus Sparta war die Besitzerin der Pferde, die 396 und 392 v. Chr. den Sieg im Viergespannrennen holten. Sie gilt bis heute als die früheste weibliche Olympiasiegerin.
Die Wettkämpfe wurden in athletische, musische und hippische Wettkämpfe unterteilt, wobei letztere die Pferderennen bezeichnen. Die bekanntesten musischen Wettkämpfe fanden in Delphi statt – kein Wunder, denn der Gott Delphis, Apollon, war der Gott der Künste. Bei den phytischen Spielen gab es also neben Schauspiel-, Tanz- und Malwettbewerben Disziplinen wie: „eine Hymne an den Gott Apollon“ und „Flötenspiel mit und ohne Gesang“. Ich gehe davon aus, dass bei den musischen Wettkämpfen andere Männer als bei den athletischen Wettkämpfen angetreten sind, finde aber auch den Gedanken von der Kombination sehr witzig: Stellt euch mal vor, Usain Bolt müsste vor dem Wettrennen an einem Rapbattle teilnehmen oder Malaika Mihambo würde nach dem Weitsprung eine Gitarre hervorholen und anfangen Wonderwall zu singen!
Im Jahr 394 n. Chr. verbot der römische Kaiser Theodosius I. alle heidnischen Zeremonien, wozu auch die verschiedenen Spiele zählten. Wie sehr sich die Griechen an dieses Verbot gehalten haben ist unklar, denn archäologische Untersuchungen haben Hinweise darauf gefunden, dass noch im 6. Jahrhundert Wettkämpfe in Olympia stattfanden, wenn auch in bescheideneren Maßen. Aber spätestens mit der slawischen Landnahme in Griechenland im frühen 7. Jahrhundert war es dann erstmal vorbei mit den olympischen Spielen.
Die olympischen Spiele der Neuzeit
Die Faszination von Olympia, überliefert durch antike Schriften und, nach der Wiederentdeckung der Olympischen Spielstätte 1766 und dem Beginn der archäologischen Arbeiten 1875, durch zahlreiche Artefakte, hielt sich über mehrere Jahrhunderte. Zahlreiche Versuche, die Spiele wiederzubeleben, wurden unternommen. Baron Pierre de Coubertin gründete 1890 das International Olympic Committee und kreierte das Format, das wir heute noch kennen: Olympische Spiele, alle vier Jahre im Sommer und jedes Jahr in einem anderen Land.
Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit fanden 1896 in Athen statt: 241 Athleten aus 14 Ländern kämpften in 43 Events gegeneinander. Vier Jahre später in Paris waren es bereits 95 Events, in denen 997 Athlet*innen (22 Frauen) aus 24 Ländern antraten. Die Olympischen Spiele gewannen an Popularität und wuchsen stetig zu den Ausmaßen, die sie heute haben, jedoch nicht ohne Schwierigkeiten. Bereits nach zwanzig Jahren, also nur fünf Spielen, mussten die Spiele das erste Mal ausfallen, denn Berlin, der geplante Austragungsort, war 1916 mit anderen Dingen beschäftigt, genau wie Tokio im Sommer 1940 und London 1944. Genau genommen sind die diesjährigen Sommerspiele auch erst die dreißigsten Sommerspiele, aber die durch die Weltkriege verhinderten Spiele werden mitgezählt, also schreibt sich Frankreich die 33. Austragung Olympias auf die Fahne.
1921 kamen die Veranstalter der Olympischen Spiele dann auf die Idee, eine Winterversion der Spiele zu veranstalten, inspiriert von den skandinavischen Nordiska Spel (Nordic Games), bei denen Wettkämpfe u.a. im Skilaufen und -springen, Eishockey und -kunstlaufen abgehalten wurden. Zunächst sollten die Winterspiele immer im gleichen Jahr und im gleichen Land wie die Sommerspiele stattfinden, aber inzwischen hat es sich etabliert, die Spiele zwei Jahre vor (bzw. nach) den Winterspielen in einem anderen Land als die Sommerspiele zu organisieren. Die nächsten olympischen Winterspiele werden im Februar 2026 in Italien stattfinden. Die Paralympics gibt es seit 1960; dieses Jahr werden die paralympischen Spiele vom 28. August bis zum 8. September in Paris stattfinden.
Die 33. olympischen Sommerspiele in Paris
Vom 26. Juli bis zum 11. August werden ca. 10.500 Athlet*innen aus 206 Ländern in 32 Sportarten gegeneinander antreten. Das deutsche Team hat 471 Sportler*innen nach Frankreich geschickt, darunter sechs Athlet*innen aus MV: zu den Olympischen Spielen fahren Jette Müller (eine Wasserspringerin aus Rostock), Max John (Ruderachter aus Rostock) und Claudine Vita (Diskuswerferin aus Neubrandenburg) und zu den Paralympics fahren die Judokämpferin Ramona Brussig aus Schwerin, der Ruderer Marcus Klemp aus Rostock und die Leichtathletin Lindy Ave aus Greifswald. Bei den verschiedenen Veranstaltungen werden Millionen von Zuschauenden erwartet. Livestreams und Tageszusammenfassungen gibt es dann in der ZDF Mediathek (allerdings erstmal nur für Olympia, wo man die Paralympics schauen kann, ist mir noch nicht klar).
Die offizielle Eröffnung der Olympischen Spiele ist zwar am Freitag, den 26. Juli, tatsächlich begannen die ersten Wettkämpfe aber bereits am Mittwoch, den 24. Juli. Am Mittwoch fanden gleichzeitig die Fußball- und Rugbyspiele der Männer statt und am Donnerstag ging es mit Rugby (Männer) und Bogenschießen weiter. Am Donnerstag waren beim Fußball und Handball (Frauen) auch deutsche Athletinnen dabei. Die Eröffnungsfeier nimmt den gesamten Freitag in Beschlag, aber am Samstag geht es sehr vielseitig weiter. Unter anderem finden die Qualifikationen im Turnen (Männer) und im Skaten statt. Einen detaillierten Zeitplan findet ihr hier.
Obwohl die Olympischen Spiele der Neuzeit bereits zum dritten Mal in Paris stattfinden, gibt es auch dieses Jahr wieder einige Neuerungen: Zum ersten Mal sind Break Dance und Kitesurfen Olympische Disziplinen und bei den Disziplinen Skaten, Surfen und Sportklettern, die bei den Sommerspielen in Tokyo eingeführt wurden, wurden die Regeln und Wettkämpfe überarbeitet. Die Surfwettbewerbe gehen auch deshalb in die Olympische Geschichte ein, weil sie zum Teil (das Wellensurfen) in Tahiti stattfinden und damit einen neuen Rekord für die größte Distanz (15 000 km) zwischen der Gastgeberstadt und dem Wettbewerbsort aufstellen.
Der Großteil der Wettbewerbe findet in Paris statt, einige wurden jedoch ausgelagert. In Versailles finden die Reitwettbewerbe statt, gesegelt, kite- und windgesurft wird im mediterranen Marseille, und Handball wird in Lille, im Nordosten Frankreichs, gespielt. Dabei weckt kein Veranstaltungsort so viel Aufsehen wie die Seine. Der Fluss, der sich durch die französische Hauptstadt schlängelt, soll nicht nur Bühne für die Eröffnungszeremonie sein, sondern auch Arena für die Triathlet*innen und Marathonschwimmer*innen. Dabei war seit rund 100 Jahren das Baden im Fluss verboten. Grund dafür ist die geringe Wasserqualität, genauer gesagt die hohe Belastung durch Krankheitserreger. Bei starkem Regen und hohem Wasserstand ist es besonders schlimm und der dabei entstehende Gestank trägt zum schlechten Image der Seine bei. Frankreich hat 1,4 Milliarden Euro in Projekte zur Reinigung der Seine investiert, in Kläranlagen, Abwassersysteme und Regenrückhaltebecken in und um Paris. Diese Maßnahmen sollen die Wasserqualität stark verbessern, sodass nicht nur die Athlet*innen, sondern langfristig auch die Pariser*innen, dort schwimmen können sollen. Der langfristige Erfolg der Maßnahmen ist noch unklar. Noch Anfang des Monats konstatierten Behörden eine hohe Bakterienlast. Auch starker Regen würde eine örtliche oder zeitliche Verlagerung für die Olympischen Wettkämpfe aufgrund der verschlechterten Wasserqualität erfordern.
Warum ich mich (trotzdem) auf die Olympischen Spiele freue
Bis jetzt war dieser Artikel viel Fakt und wenig Liebeserklärung, und es ist schwer, nach Beschreibung der Seine-Problematik den Bogen zu positiven Aspekten der Spiele zu spannen, aber nicht unmöglich. Denn hinter den Bemühungen für den spektakulären Austragungsort für den Schwimmmarathon kann man die Funktion der Olympischen Spiele als Motor für Erneuerung und Nachhaltigkeitsbemühungen erahnen. Natürlich ist es schwierig, ein solches Massenevent mit Millionen von erwarteten Zuschauer*innen nachhaltig zu gestalten, aber es scheint von Seite der Organisation auf jeden Fall ein Bewusstsein für die Problematik zu geben: 95% der Wettkampfstätten waren bereits vorhanden sodass nur wenig neugebaut wurde, und bei dem neugebauten Olympischen Dorf wurden auch viele Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. Und wenn es gelingt, durch den Bau des Olympischen Dorfes die Wohn- und Lebenssituation in dem Pariser Vorort langfristig zu verbessern und die Seine zu einem Ort für Sport und Erholung zu machen, ist das durchaus positiv!
Mit den Bildern von Horden von Fußballfans im Hinterkopf erhoffe ich mir ein weniger nationalistisch aufgeladenes Sportereignis. Zwar sind Nationalzeichen in Form der Flaggen überall (übrigens wunderbar zum Flaggenlernen!), aber bei Olympia steht nicht das Land, sondern die Einzelperson und ihre sportliche Leistung im Fokus. Wen ich anfeuere, entscheide ich bei jedem Wettkampf neu, und die Flagge hinter dem Namen spielt eine geringere Rolle als das Charisma, das die Athlet*innen an den Start bringen.
Über den Sport lernt man ständig neue Athlet*innen kennen und bekommt eine neue Perspektive auf fremde Länder. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Fiji seit Einführung der Rugby-Disziplin (Männer) immer Gold gewonnen hat? Oder das Südkorea seit 1988 immer beim Bogenschießen gewonnen hat? Aus Sportarten wie Rugby kann man das Erbe des Commonwealth erkennen und aus Disziplinen wie Segeln und Surfen die geographischen Merkmale der Länder. Und mit Ländern, von denen man zuvor wenig oder vor allem Negatives gehört hat, verbindet man auf einmal bestimmte Sportler*innen und Sportarten.
Der Olympische Traum besagt, dass jede*r mit genügend Talent und Einsatz Olympiasieger*in werden kann. Und auch wenn mir bewusst ist, dass die Teilnahme an den Olympischen Spielen ein großes Privileg ist – nicht jede*r kann sich das Training und teures Equipment leisten, von den Kosten der Anreise zu Olympia und anderen Wettbewerben mal ganz zu schweigen – möchte ich gerne an diesem Traum von Chancengleichheit festhalten.
Olympia ist voll von inspirierenden Geschichten und Personen, wie die Schwimmerin Yusra Mardini, die aus Syrien flüchtete und 2016 in Rio an den olympischen Spielen teilnahm. Die meisten Sportler*innen mussten hart für ihren Sieg arbeiten, viele hatten mit schwerwiegenden Verletzungen zu kämpfen und inspirieren Zuschauer*innen und junge Fans weltweit, nicht aufzugeben. Weiterhin zeigen die Olympinik*innen, dass Sportlichkeit viele Formen hat.
Das beste an Olympia ist die große Menge an Events: 32 Sportarten und 48 Disziplinen. Irgendetwas Interessantes kann man dabei immer finden, und oft wird man überrascht, was man interessant findet. Außerhalb von Olympia wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, mir Rugby- oder Hockeyspiele anzuschauen, aber jetzt bin ich ein großer Fan – auch wenn ich Rugby immer noch nicht ganz verstehe.
Gerade solche Sportarten, die man eher nicht aus dem Schulsport kennt – Breaking, Skateboarding, Schießen, Synchronschwimmen, Surfen – faszinieren mich sehr, außerdem macht es eine große Freude sich diese Sportarten mit Freund*innen anzuschauen und seine eigenen Regeln aufzustellen. Während der Olympischen Spiele kann man alles zur Olympischen Disziplin machen, dann machen auch die langweiligsten Aufgaben Spaß: Sportstaubsaugen, Kunstspülen und Synchronwäscheaufhängen; die Redaktionsarbeit wird zum moritz.schen Fünfkampf (Tickern, Layouten, web.woche, Schreiben und Lektorieren). Der Zauber von Olympia ist überall und ich weiß: Egal wer wie viele Medaillen gewinnt, es wird ein Sommermärchen.
Angelockt von nordischen Klängen ist Luise für einen Master in Skandinavistik und Kulturwissenschaften aus dem flachen Münsterland ins flachere Vorpommern gezogen. Sie weiß viel zu viel über norwegischen Hiphop und prokrastiniert, indem sie zu Hochschulpolitik recherchiert. On all levels except physical ist sie ein Waschbär.
Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hört Musik, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist, und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.
Russischer Rap hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht und Künstlerwie Miyagi und Andy Panda, auch bekannt als Endspiel, stehen an vorderster Front dieser Bewegung. Ihr einzigartiger Stil und ihre tiefgründigen Texte haben sie zu einer der bekanntesten und einflussreichsten Duos in der russischen Musikszene gemacht. Diese beiden Künstler haben es geschafft, nicht nur die Herzen der russischen Rap-Fans zu erobern, sondern auch international Aufmerksamkeit zu erregen. Doch wer sind diese außergewöhnlichen Musiker, und was macht sie so besonders? Lasst uns gemeinsam einen genaueren Blick auf ihre Karriere und ihr Werk werfen.
Wer sind Miyagi und Andy Panda?
Miyagi, mit bürgerlichem Namen Azamat Kudzaev, wurde am 13. Dezember 1990 in Vladikavkaz geboren, der Hauptstadt der Republik Nordossetien-Alanien in Russland. Er begann seine Musikkarriere im Jahr 2007 unter dem Namen „Shau“, bevor er sich in Miyagi umbenannte – inspiriert von Mr. Miyagi aus dem Film „Karate Kid“. Sein musikalischer Weg führte ihn durch verschiedene Phasen und Stile, wobei er sich durch seine einzigartige Mischung aus Rap, Reggae und tiefsinnigen Texten auszeichnete. Miyagi gründete 2014 sein eigenes Label „Asata“, was ihm die kreative Freiheit gab, seine musikalischen Visionen zu verwirklichen.
Miyagi stammt aus einer angesehenen Familie; sein Vater ist ein bekannter Chirurg. Trotz dieser soliden Basis entschied sich Miyagi, seiner Leidenschaft für die Musik zu folgen. Sein Weg war geprägt von Selbstfindung und der Suche nach einem eigenen Stil, was in der Gründung seines Labels „Asata“ mündete.
Andy Panda, ursprünglich bekannt als Soslan Burnazev, wurde am 2. Oktober 1995 ebenfalls in Vladikavkaz geboren. Anfangs spielte er Fußball, bevor er sich der Musik zuwandte. Unter dem Künstlernamen „Endspiel“ startete er seine Karriere und veröffentlichte seine ersten Werke, inspiriert vom Film „Operation: Endgame“. Im Jahr 2018 änderte er seinen Namen zu Andy Panda, was seine musikalische Wiedergeburt symbolisierte. Gemeinsam mit Miyagi bildet er das Duo, das sowohl in Russland als auch international Anerkennung gefunden hat.
Andy Panda begann seine musikalische Reise als Jugendlicher und entwickelte sich schnell zu einem talentierten Rapper. Sein Wechsel von „Endspiel“ zu Andy Panda markierte eine bedeutende Phase in seiner Karriere, in der er seine künstlerische Identität neu definierte und weiterentwickelte.
Die musikalische Reise
Das Duo Miyagi & Andy Panda wurde 2015 gegründet und schnell zu einem festen Bestandteil der russischen Hip-Hop-Szene. Ihre Musik ist bekannt für eingängige Beats, tiefgründige Texte und eine Mischung aus verschiedenen Musikgenres, darunter Rap, Reggae und Trap. Ihre Lieder behandeln oft Themen wie das Leben, innere Kämpfe und die Suche nach Frieden und Glück. Diese Themen, gepaart mit ihrer einzigartigen musikalischen Darbietung, machen sie besonders und ansprechend für ein breites Publikum.
Einer ihrer bekanntesten Songs, „I Got Love„, der 2016 veröffentlicht wurde, hat Millionen von Aufrufen auf YouTube und Streaming-Plattformen erreicht und zeigt die emotionale Tiefe und musikalische Vielseitigkeit des Duos. Der Erfolg dieses Tracks hat ihre Position als führende Künstler in der russischen Musikszene gefestigt und ihnen internationale Anerkennung eingebracht.
Was macht sie besonders?
Was Miyagi & Andy Panda wirklich auszeichnet, ist ihr innovativer Sound. Ihre Musik zeichnet sich durch ihre Authentizität und emotionale Tiefe aus. Ihre Fähigkeit, persönliche und gesellschaftliche Themen in ihren Liedern zu behandeln, spricht viele Hörer*innen an. Ihre Musikvideos sind visuell beeindruckend und unterstützen die emotionale Wirkung ihrer Songs. Sie schaffen es, verschiedene Musikstile zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. Ihre Lieder beinhalten oft Elemente aus Reggae, Dub, Hip-Hop und sogar orientalischen Musiktraditionen. Dies verleiht ihren Tracks eine besondere Tiefe und Vielseitigkeit, die in der heutigen Musiklandschaft selten ist.
Miyagi & Andy Panda haben es geschafft, weit über die Grenzen Russlands hinaus bekannt zu werden. Ihre Musik hat internationale Fans gefunden, und ihre Konzerte sind weltweit gut besucht. Dies ist nicht nur ihrer Musik, sondern auch ihrer Präsenz in den sozialen Medien zu verdanken, wo sie regelmäßig mit ihren Fans interagieren und Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit geben. Miyagi & Andy Panda haben die russische Rap-Szene maßgeblich beeinflusst. Sie haben gezeigt, dass Rap mehr sein kann als nur schnelle Rhythmen und harte Beats. Ihre Musik ist ein Beweis dafür, dass Rap auch melodisch und tiefgründig sein kann. Viele junge Künstler*innen in Russland sehen sie als Vorbilder und lassen sich von ihrem Stil inspirieren. Besonders beeindruckend ist, wie sie es schaffen, trotz ihres Erfolgs authentisch zu bleiben. Sie haben nie ihre Wurzeln vergessen und nutzen ihre Plattform, um wichtige Themen anzusprechen und ihre Community zu unterstützen.
Круговорот
Miyagi & Andy Panda haben mit Круговорот (ausgesprochen: Krugoworot) einen Song geschaffen, der die Essenz des Lebens und seiner unaufhörlichen Zyklen meisterhaft einfängt. Der Titel, übersetzt „Kreislauf“, nimmt die Hörer*innen mit auf eine emotionale Reise durch die Höhen und Tiefen des Daseins.
Gleich zu Beginn fesselt Круговорот mit einer atmosphärischen Einleitung, die von einer sanften Melodie und tiefen Beats getragen wird. Diese musikalische Basis zieht die Zuhörer*innen sofort in ihren Bann und schafft eine nachdenkliche Stimmung. Die Stimmen von Miyagi und Andy Panda harmonieren perfekt, wobei ihre unterschiedlichen Stile – Miyagis melancholisch-nachdenklicher Ton und Andy Pandas energische, kraftvolle Präsenz – einen faszinierenden Kontrast bilden.
Inhaltlich geht es in Круговорот um die wiederkehrenden Muster im Leben: Erfolg und Misserfolg, Freude und Trauer, Hoffnung und Verzweiflung. Der Refrain, der immer wieder auftaucht, verstärkt die zentrale Botschaft des Songs: Alles ist Teil eines großen Kreislaufs, und jeder Moment – ob gut oder schlecht – hat seine Bedeutung. Diese philosophische Tiefe, gepaart mit eingängigen Beats und einer unverwechselbaren Melodie, macht Круговорот zu einem Lied, das nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch ein echtes musikalisches Erlebnis bietet. Es sind die kleinen Details – das sanfte Flüstern im Hintergrund, die intensiven Drumbeats und die melancholischen Streicher – die das Lied zu einem Kunstwerk machen.
Bei Sonnenuntergang zeichneten wir den Horizont Wie Funken stiegen wir in der Schwerelosigkeit in den Himmel auf Wir atmeten auch weiterhin im Gleichklang Aber wir vertrauten einander, ohne unsere Gefühle zu verschmelzen Ich glaube, die Sterne stehen gut für uns Die Nebel hüllten uns ein, doch wir hielten unsere Herzen warm Diese Liebe ist endlos, sie fühlt sich an wie eine Ewigkeit Ich bin bei dir bis zum Ende
MiyaGi & Andy Panda: Круговорот (2. Strophe, sinngemäß übersetzt)
По уши в тебя влюблён
По уши в тебя влюблён (ausgesprochen: po ushi w tebya wlyublyjon) ist ein beeindruckender Track, der die Intensität und Tiefe bedingungsloser Liebe einfängt. Der Titel des Liedes bedeutet übersetzt „Bis über beide Ohren in dich verliebt“ und thematisiert die überwältigende Kraft der Liebe, die keine Grenzen kennt. Was diesen Song besonders macht, ist die gelungene Kombination aus gefühlvollen Lyrics und einer mitreißenden Melodie.
Die Künstler schildern in poetischer Weise die Emotionen, die mit tief empfundener Liebe einhergehen – von der Ekstase bis hin zur Verletzlichkeit. Miyagis sanfte, doch eindringliche Stimme harmoniert perfekt mit Andy Pandas dynamischem Rap, wodurch ein intensiver Dialog entsteht, der die Zuhörer*innen mitten ins Herz trifft.
Musikalisch besticht das Lied durch seine eingängige Hookline und die warmen, melodischen Beats, die eine romantische Atmosphäre schaffen. Der Einsatz von sanften Gitarrenriffs und modernen Hip-Hop-Elementen verleiht dem Song eine besondere Tiefe und Vielschichtigkeit. Der Text des Liedes ist voller Leidenschaft und Hingabe, was die Zuhörer*innen sofort in den Bann zieht. Die Künstler beschreiben die Höhen und Tiefen der Liebe, die Momente des Glücks und der Zweifel, und vermitteln eine starke Botschaft der Loyalität und Verbundenheit.
По уши в тебя влюблён ist ein musikalisches Meisterwerk, das die Komplexität und Schönheit der Liebe auf eindrucksvolle Weise einfängt. Für alle, die sich nach einem Song sehnen, der sowohl emotional berührt als auch musikalisch überzeugt, ist dieser Track ein absolutes Muss.
Ich werde dich vor dem Regen schützen, ich werde dich hinter meinem Rücken verstecken Ich vertreibe die Wolken, die den Sonnenschein verdecken Ich werde Brücken bauen, ich werde ein Superheld für dich sein Ich werde mit dir auf dem Meer sein, und wir werden unser Leben in Frieden leben
MiyaGi: По уши я в тебя влюблён (Bridge, sinngemäß übersetzt)
Miyagi und Andy Panda haben sich als dynamisches Duo in der russischen Musikszene etabliert. Ihre Musik, geprägt von tiefgründigen Texten und einer einzigartigen Mischung aus verschiedenen Genres, hat ihnen nicht nur nationale, sondern auch internationale Anerkennung gebracht. Ihre Geschichten und ihr Engagement für ihre Kunst machen sie zu inspirierenden Persönlichkeiten, die die Landschaft des russischen Raps maßgeblich geprägt haben.
Für alle, die mehr über diese außergewöhnlichen Künstler erfahren möchten, lohnt es sich, ihre Alben und Songs zu erkunden. Vielleicht entdeckt ihr dabei nicht nur neue Lieblingslieder, sondern auch eine neue Leidenschaft für den russischen Rap. Das Duo haben bewiesen, dass Musik keine Grenzen kennt und dass wahre Kunst überall auf der Welt geschätzt wird.
Tauche ein in die Welt von Miyagi & Andy Panda und lasst euch von ihrer Musik verzaubern. Wer weiß, vielleicht werdet ihr schon bald selbst zu begeisterten Fans dieser außergewöhnlichen Künstler!
Ihr wollt mehr Musikempfehlungen oder sucht den nächsten Ohrwurm? Dann schaut euch mal die anderen Teile der moritz.playlist an! Vielleicht ist da was für euch dabei. Die anderen Teile findet ihr hier.
Ich bin Petimat, aber die meisten nennen mich einfach Peti. Ich bin 24 Jahre alt und komme ursprünglich aus Tschetschenien. Ich studiere Kommunikationswissenschaft und Germanistik und drücke fest die Daumen, dass ich 2024 fertig werde. Meine Lieblingsmusikgenres sind derzeit Jazz, Reggae, Funk und Latin Music 🙂
Hast du jemals einen handgeschriebenen Brief erhalten, der deine Welt auf den Kopf gestellt hat? Einen Brief, der nicht nur Worte auf Papier war, sondern eine Geschichte erzählte, die dich berührte und deine Seele zum Singen brachte? In einer Welt, die von E-Mails und Textnachrichten beherrscht wird, scheinen handgeschriebene Briefe eine verlorene Kunst zu sein. Doch hinter jeder geschriebenen Zeile verbirgt sich eine Magie, die nur wenige erleben. Tauche mit mir ein in die Welt der Briefe, eine Welt voller Emotionen, Erinnerungen und unendlicher Möglichkeiten…
Es gibt etwas Besonderes an einem handgeschriebenen Brief, das elektronische Nachrichten einfach nicht erfassen können. Die Berührung des Stifts auf Papier, das langsame Formen von Worten und Gedanken, das Gefühl, dass jede Linie und Kurve ein Teil der absendenden Person ist – das alles macht das Schreiben von Briefen zu einem Akt der Intimität und Verbundenheit. Wenn ich einen Brief schreibe, fühlt es sich an, als würde ich eine Zeitreise antreten. Die Worte fließen aus meinem Herzen und meiner Seele, als würde ich ein Fenster in meine tiefsten Gedanken und Gefühle öffnen. Es ist eine Möglichkeit, meine Liebe, meine Sehnsucht, meine Freude oder auch meine Trauer auszudrücken, auf eine Weise, die unmittelbar und authentisch ist.
Jedes Mal, wenn ich den Stift auf das Papier setze, spüre ich eine Verbindung zu den vergangenen Momenten meines Lebens. Jeder Satz erweckt Erinnerungen zum Leben – an die lustigen Abenteuer mit Freunden, die warmen Umarmungen der Familie oder die stillen Augenblicke der Selbstreflexion. Es ist erstaunlich, wie ein einfacher Brief uns in die Vergangenheit zurückversetzen kann. Die Worte, die wir niederschreiben, bringen uns wieder zurück zu den guten Zeiten, in denen wir gelacht haben und zu den kostbaren Augenblicken, die wir geteilt haben. Das Schreiben eines Briefes ermöglicht es uns, diese Momente noch einmal zu erleben und unsere Erinnerungen lebendig zu halten.
Das Schreiben eines Briefes ist ein bewusster Akt, der Zeit und Achtsamkeit erfordert. Anders als bei schnellen Nachrichten über WhatsApp oder E-Mails nehme ich mir beim Schreiben eines Briefes bewusst Zeit, um meine Gedanken zu ordnen und meine Worte sorgfältig zu wählen. Jeder Satz wird mit Bedacht formuliert, jede Zeile durchdacht, denn ich weiß, dass die empfangende Person jeden einzelnen Buchstaben mit Aufmerksamkeit lesen wird. Es ist eine Verlangsamung in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint. Das Schreiben eines Briefes erlaubt es mir, innezuhalten, tief durchzuatmen und mich voll und ganz auf den Moment zu konzentrieren. Es ist eine Kunst, die Langsamkeit zu schätzen und zu erkennen, dass die schönsten Dinge im Leben Zeit brauchen, um zu wachsen und zu gedeihen.
Ein handgeschriebener Brief ist mehr als nur ein Stück Papier mit Buchstaben. Er ist ein Ausdruck unserer Zuneigung und Verbundenheit zur empfangenden Person. In jedem Wort steckt ein Stück unserer Seele, ein Hauch unserer Essenz, der über den Raum und die Zeit hinweg reicht und uns näher zusammenbringt, selbst wenn wir räumlich getrennt sind. Ein Brief ist wie eine Brücke zwischen den Herzen, die Entfernungen überwindet und Verbindungen schafft, die stark und unerschütterlich sind. Wenn wir einen Brief erhalten, spüren wir die Wärme und Liebe, die darin steckt, und fühlen uns verbunden mit dem Menschen, der ihn abgesendet hat, auch wenn er weit entfernt ist. Es ist eine tiefe Verbundenheit, die uns durch die Worte eines Briefes erreicht.
Deshalb ermutige ich jeden Einzelnen von euch, selbst mit dem Briefeschreiben anzufangen! Es spielt keine Rolle, ob ihr einen Brief an einen geliebten Menschen, an euch selbst oder sogar an das Leben schreibt. Was zählt, ist der Akt des Schreibens selbst, der uns dazu bringt, unsere Gedanken und Gefühle zu reflektieren, unsere Stimme zu finden und unsere Geschichte zu erzählen! Also schnappt euch einen Stift und ein Blatt Papier und lasst eure Gedanken fließen. Schreibt einen Brief an jemanden, den ihr liebt, an jemanden, den ihr vermisst, an jemanden, den ihr bewundert, oder einfach an das Leben selbst. Ihr werdet überrascht sein, wie befreiend es sein kann, eure Gefühle aufs Papier zu bringen und euch mit anderen auf einer tieferen Ebene zu verbinden. Das Schreiben von Briefen ist eine Kunst, die nie aus der Mode kommen wird. Es ist eine zeitlose Form der Kommunikation, die uns daran erinnert, dass die schönsten Dinge im Leben oft in den einfachsten Gesten zu finden sind. Also lasst uns gemeinsam die Magie des Briefeschreibens entdecken und das Leben mit Liebe, Freude und Dankbarkeit füllen.
Beitragsbild: Petimat Islamova
Zur Person der Autorin
Ich bin Petimat, aber die meisten nennen mich einfach Peti. Ich bin 24 Jahre alt und komme ursprünglich aus Tschetschenien. Ich studiere Kommunikationswissenschaft und Germanistik und drücke fest die Daumen, dass ich 2024 fertig werde. Meine Lieblingsmusikgenres sind derzeit Jazz, Reggae, Funk und Latin Music 🙂
„Schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen“ – so wusste es schon Franz von Assisi. Die einen lieben es, andere können es nicht ausstehen oder tun es nur heimlich: Singen. Aber Singen im Chor? Das kennen viele nur noch aus Schulzeiten, und für die meisten spielt es im Studien- und Arbeitsalltag kaum oder überhaupt keine Rolle mehr.Wie der Eintritt in einen Greifswalder Popchor das Leben unserer Redakteurin verändert hat, zeigt diese kleine Liebeserklärung.
Seit ich denken kann, ist Singen Teil meines Lebens. Es wurde im Kindergarten gesungen, in der Grundschule, sonntags in der Kirche mit meinen Eltern oder auch einfach so zu Hause, wenn man sich danach fühlte. Ich stamme in dritter Generation aus einer Familie von Musiklehrer*innen, Chorleiter*innen, und auch zur Oper habe ich verwandtschaftliche Beziehungen. Ein weiterer Teil meiner Familie besuchte ein Musikinternat in Sachsen-Anhalt. Da ich das nicht tat, wurde es beinahe vorausgesetzt, dass ich, sobald ich das Gymnasium vor Ort besuchen würde, in den Schulchor eintreten würde. Dieser wurde einst von meiner Mutter geleitet, und auch mein Bruder war viele Jahre vor mir Mitglied. Zu dieser Zeit war es für mich fast eine Selbstverständlichkeit, dass der Chor bis zum Abitur Teil meiner wöchentlichen Routine war.
Was für eine Bedeutung der Gesang an sich und auch die Mitgliedschaft in einem Chor für mich einnahmen, wurde mir erst lange danach klar, nachdem beides mit dem Beginn des Studiums aus meinem Leben nach und nach verschwand. Natürlich hätte ich einfach sofort in einen anderen Chor eintreten können. Doch die neue Stadt, meine Kommiliton*innen, gemeinsame Momente mit Freund*innen, Seminare, Klausuren und Hausarbeiten nahmen fünf Jahre lang meine Zeit so sehr in Anspruch, dass es mir gar nicht in den Sinn kam, dass mir irgendetwas fehlen könnte. Da ich in einem Wohnheim mit sehr dünnen Wänden lebte, waren die Hemmungen, als der Wunsch dann doch einmal aufkam, einfach mal drauflos zu singen, schlichtweg zu groß, also blieb ich sprichwörtlich stumm. Mit Corona und dem weiteren Fortlauf des Studiums wuchsen bei mir leider zunehmend Stress und Alltagssorgen. So richtig begeistern konnte irgendwie nichts mehr. Bei dem Vorschlag meiner Mutter „Du musst einfach mal singen!“ konnte ich nur die Augen verdrehen. Wie sollte Gesang irgendetwas an den Problemen vor meiner Nase ändern? Nein, danke, Mama! Also wurde der Ratschlag meinerseits gekonnt ignoriert, und die Zeit verstrich weiter.
Bis zu dem Tag, als mich schließlich doch die Neugier packte und ich anfing, online nach Chören in Greifswald zu recherchieren. Ganz besonders ein Name weckte meine Aufmerksamkeit. Ein Laienchor für Popgesang, die noLimHits, wie das wohl wäre? Die Tatsache, dass jede*r, der*die Freude an der Musik mitbringt, ohne Vorsingen „vorbeischnuppern“ kann, überzeugte mich schließlich, zu einer Probe zu gehen. Meine anfängliche Skepsis verwandelte sich innerhalb weniger Minuten in Verblüffung darüber, wie viel Freude und Energie die ca. 70 Sänger*innen und insbesondere die Chorleiterin – Dorothea Laack – versprühten. In dieser Form hatte ich eine solche Ausstrahlung erst ein einziges Mal, nämlich in meinem geliebten Schulchor, zuvor erlebt. Trotz der teilweise großen Altersspanne zwischen einigen Sänger*innen herrschte hier ein reger Austausch im Gespräch und eine ausgelassene Stimmung vor und nach den Proben (zu Dorotheas Missvergnügen oft auch zwischendurch). Bereits in dieser ersten Probe wurde ich voll eingespannt und durfte Lieder wie All of Me von John Legend, Run von Leona Lewis oder Thank You for theMusic von ABBA (für mich als Fan mein absolutes Highlight) mitsingen. Und was soll ich sagen, ich war begeistert! Also blieb ich und singe nunmehr bereits seit einem Jahr im Sopran der noLimHits.
Der oder die eine fragt sich jetzt bestimmt, was denn so besonders daran sein soll, in einem „Kleinstadt-Chor“ mitzusingen. Zum einen, und das wahrscheinlich größte Argument für mich, ist die Tatsache entscheidend, was die Proben für meine psychische Gesundheit taten und noch immer tun. Singen, das zeigen viele Studien und das weiß ich mittlerweile auch, stärkt das Selbstbewusstsein, macht wach und hebt die Laune. Mit viel Witz und Heiterkeit bringt Dorothea auch den*die größte*n Lai*in dazu, mittels abenteuerlicher Einsingeübungen den Körper und die Stimme zu lockern und mit der Zeit das eigene musikalische Potenzial ganz neu zu entdecken. „Ich bin zu schlecht, um in einem Chor mitzusingen“ – gibt es hier nicht. Findet man sich einmal nicht gleich in den Noten zurecht, gibt es immer jemanden, der schnell weiterhelfen kann. „Ich kann aber gar keine Noten lesen“ – auch das ist kein Problem. Für das Selbstbewusstsein eine absolute Wohltat! Wie oft habe ich bereits von einer Sitznachbarin gehört, dass sie sich vor den Proben durch ihren Berufsalltag müde und schlapp, danach aber beschwingt, fröhlich und energiegeladen fühlt. Ich kann nur bestätigen – es ist absolut wahr!
Zum anderen liebe ich die Tatsache, dass wirklich jede*r mitmachen kann. Der*die einzelne wird mit seinen Fähigkeiten, egal auf welchem Level, in den Chor und die Gemeinschaft aufgenommen und zusätzlich in Einzelstimmgruppen-Proben gefördert. Schließlich geht es hier um die Freude an der Musik. So lernt man immer wieder neue Menschen aus den unterschiedlichsten Altersstufen und Berufsfeldern kennen – Studierende, Ärzt*innen, Erzieher*innen usw. –, die eine gemeinsame Leidenschaft vereint. Oft treffen sich einige Sänger*innen nach den Proben noch zum weiteren Erzählen in einem kleinen Lokal um die Ecke. Wie groß die Verbundenheit unter den Mitgliedern ist, zeigt weiterhin die Bereitschaft, mit Überraschungsauftritten, beispielsweise auf Hochzeiten, andere Sänger*innen zu erfreuen. Zu Geburtstagen singt der gesamte Chor noch vor Beginn der richtigen Probe dem*der zu Feiernden ein Lied seiner*ihrer Wahl aus dem Repertoire. Dass hier auch mal Freudentränen fließen, kann durchaus vorkommen – dabei schließe ich mich selbst nicht aus.
Umso schwerer wird es mir fallen, Greifswald und die noLimHits bald mit dem Ende meines Masterstudiums verlassen zu müssen. Was ich allerdings in diesem Jahr meiner Mitgliedschaft gelernt habe, ist definitiv, wie wichtig mir der Gesang und die Gemeinschaft ist und dass es nicht noch einmal fünf Jahre dauern wird, bevor ich in der neuen Stadt einem anderen Chor beitreten werde. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einfach einmal Danke sagen. Danke an Dorothea, danke an die noLimHits für viele wundervolle Proben und Thank You for the Music. Vergessen werde ich das Singen ganz bestimmt nicht mehr.
Du möchtest mehr über die Greifswalder noLimHits erfahren oder sogar eine erste „Schnupperprobe“ besuchen?
Aktuelle Probenzeiten sind immer montags von 19:00 bis 21:00 Uhr im KuBa Greifswald.
Weiterhin sind die noLimHits auf Instagram, Facebook, YouTube und X zu finden.
Beitragsbild: noLimHits
Zur Person der*des Autor*in
Geboren und aufgewachsen im Kreis Ludwigslust-Parchim, ist Klara ihrer Heimat MV treu geblieben und studiert seit 2018 an der Uni Greifswald. Bei webmoritz. ist sie seit Ende 2020 vorrangig als Lektorin tätig. Zurzeit steht sie kurz vor dem Abschluss ihres Masters im Studiengang „Sprache und Kommunikation“.
Der technische Fortschritt im 20. Jahrhundert hat eine große Bandbreite an Erfindungen und Errungenschaften hervorgebracht, die heutzutage einen festen Platz in unserem Alltag gefunden haben. Dazu zählen zum Beispiel das Fernsehen, die Farbfotografie, programmierbare Computer und damit verbunden auch diverse Anwendungen wie Videospiele. Um eben diese soll es heute genauer gehen. Wie genau es vom Urvater der Videospiele Pong zu den heutigen Spieleklassikern wie Minecraft, Fortnite, GTA oder League of Legends kam, erfahrt ihr im Folgenden.
Die Pionierzeit (1946-1972)
Durch das neu geschaffene Hilfsmittel des Computers experimentierten viele Student*innen und Technikenthusiast*innen an den amerikanischen Universitäten in den 1950er Jahren und schufen das Fundament für die Videospielentwicklung. Diese Epoche der Videospielgeschichte lebte vor allem durch das viele Experimentieren und den sich immer weiterentwickelnden technischen Fortschritt. Im Jahr 1946 wurde das erste Videospiel an einem Röhrenrechner erfunden. Dieses war noch sehr simpel gestaltet. Das Ziel des Spiels ist es, mit den „Raketen“, die durch den Strahlfleck auf dem Bildschirm dargestellt werden, diverse Objekte zu treffen, die beliebig auf den Bildschirm geklebt werden können. Hier ist ein kurzes Video zur Verdeutlichung. Das war allerdings nur der Startschuss der Videospielentwicklung. In den folgenden Jahren sollten mehrere einfache Kreationen geschaffen werden, wie unter anderem das Tic-Tac-Toe inspirierte Spiel OXO (1952), Tennis for Two, welches als Vorgänger zum Klassiker Pong angesehen werden kann (1958), Spacewar! (1962) oder auch Computer Space (1971), das erste kommerzielle Arcade-Spiel. Die Spieleindustrie fasste so langsam, aber sicher Fuß und entwickelte sich immer schneller weiter. Das Interesse an den Spielen selbst, aber auch an der Entwicklung stieg weiter an. Das sollte sich auch in den kommenden Jahren bestätigen.
Das goldene Zeitalter der digitalen Spiele (1972-1983)
Die nächste Phase der Videospielgeschichte wurde mit Ralph Baer und Nolan Bushnell durch gleich zwei zentrale Akteure weiter nach vorne gepusht. Während Baer mit der Magnavox Odyssey die allererste Konsole entwickelte, kreierte Bushnell mit dem Atari eine der ersten Hit-Konsolen, die viele zahlreiche Klassiker beherbergen sollte. Das beste Beispiel dafür ist das Spiel Pong, welches wohl vielen Leuten ein Begriff sein sollte, wenn man von wirklichen Oldschool- Spielen spricht. Weitere Atari-Klassiker, wie Space Invaders, Asteriods oder Pac-Man erblickten ebenfalls in dieser Epoche das Licht der Arcade-Hallen. Neben diesen ganzen sehr erfolgreichen Titeln sollte es aber eben auch solche Spiele geben, die nicht annährend so viel Aufmerksamkeit bekommen sollten. Der Markt der Videospielindustrie blühte so stark auf, dass es ein regelrechtes Überangebot an Spielen gab. Quantität über Qualität war noch nie eine besser passende Beschreibung als zu dieser Zeit der Spieleentwicklung. Die Folge war eine gründliche Bereinigung des Marktes und damit verbunden auch zahlreiche insolvente Entwicklerunternehmen. Die nächste Generation der Videospiel-Schaffer*innen stand jedoch schon längst in den Startlöchern.
Die Ära der Heimcomputer (1984-1991)
Durch die vorher angesprochene Krise auf dem Videospiel-Markt, hatten andere Hersteller, wie zum Beispiel Nintendo und Sega aus Japan, die heutzutage als Ikonen der kompletten Szene gelten, ihre Chance, den Markt zu erobern, wahrgenommen. Zum einen versorgten sie die Massen mit den zu der Zeit neuen Heimkonsolen, wie zum Beispiel dem Nintendo Entertainment System (NES) oder dem Sega Mega Drive, aber vor allem schufen sie mit Metroid, Super Mario Bros, The Legend of Zelda und Sonic the Hedgehog eine Vielzahl an erfolgreichen Spieleserien, die auch heute noch hoch im Kurs sind. Auch Atari verkaufte mit dem Atari ST ab 1985 eine eigene Heimkonsole, was als eine Art Lebenszeichen der amerikanischen Spieleindustrie angesehen werden konnte. Jedoch lag der Fokus in dieser Zeit der Videospielgeschichte eindeutig auf den neuen Sternen am Spielehimmel: Nintendo und Sega. Die beiden starteten ebenfalls den ersten Wettstreit um die Gunst der Spieler*innen. Die Konsolen besaßen zu dieser Zeit jedoch noch keine drastischen Unterschiede in der Funktionalität oder der Hardware.
Das nächste Level – Die dritte Dimension (1992-2000)
Der eben angesprochene Wettstreit zwischen den Spieleherstellern endete mit Nintendo und Sega an der Spitze der Industrie. Andere Unternehmen, wie Atari, versuchten es unter anderem zwar nochmals, aber im Endeffekt waren die japanischen Spielegiganten einfach eine Nummer zu groß. Durch die fortlaufenden technischen Erweiterungen kam es unter anderem zur Verbesserung der Prozessor-Power, wodurch die Pixeldarstellungen eine komplett neue Stufe erreichten. Diese ermöglichten somit auch die ersten Sprünge in die dritte Dimension, wie zum Beispiel auf dem Super Nintendo (SNES). Auch die PC-Spieler*innen konnten dank leistungsstärkerer Grafikbeschleuniger erste Eindrücke von 3D-Welten sammeln. 1994/95 wurde dann der nächste Schritt getätigt mit der Geburt der ersten 32-Bit-Konsolen, welche das Gaming-Erlebnis auf eine neue Ebene anheben sollten. Die drei Bannerträger dieser Generation von Spielekonsolen sind diesmal die Playstation des Technikgiganten Sony, dem SEGA Saturn und dem N64 von Nintendo. Die Playstation konnte dank des Speichermediums der CD mit aufwändigen Zwischensequenzen und imposanten Soundtracks überzeugen. Die Konkurrenz konnte aber auch liefern mit Spielen wie Tomb Raider, welches 1996 auf dem Saturn mit Lara Croft eine weitere Videospiel-Ikone erschuf. Auf dem N64 feierte Super Mario 64 sein Debut, welches der Startschuss der 3D-Spiele im Mario Universum kennzeichnete. Zusätzlich zu den Heimkonsolen verbreiteten sich Handheld-Konsolen auch immer weiter inklusive der passenden Spiele. 1996 erschienen mit Pokémon Rot und Pokémon Blau nämlich die ersten beiden Pokémon Spiele und legten damit den Grundstein für das heutzutage größte Franchise der Welt.
Revolution durch Online-Gaming (2001-2010)
Den Neuling in der Videospielszene stellte zu Beginn der 2000er-Jahre Microsoft mit der Xbox dar, jedoch direkt mit einer weiteren Neuerung: die Möglichkeit des Online-Gameplays bei ausgewählten Spielen, wie beispielsweise Halo. So wirklich durchstarten konnte das Online-Gaming aber erst mit der Xbox 360 (2005) und der Playstation 3 (2006), die beide von Beginn an auf die Online-Anbindung setzten und in Verbindung mit HD-Fernsehen hochklassige Grafikauflösungen bieten konnte. Nintendo auf der anderen Seite brachte mit der Wii eine Konsole auf den Markt, die in großem Maße auf Bewegungssteuerung setzen sollte, ein neues Feature in der Szene. Spiele wie Wii Sports kamen generationsübergreifend gut an und stellten einen Spaßfaktor für die ganze Familie dar.
Die klassische Spielerbasis wanderte in diesen Jahren immer mehr vom Heimcomputer zu den Konsolen über, aber auch die PC-Spiele sollten eine weitere Innovation erleben mit den ersten Massively Multiplayer Online-Spielen (MMO). Diese Art von Spielen ermöglichen es, mit Hilfe massiver Server, einer immensen Anzahl Spieler*innen zeitgleich am gleichen Spiel teilzunehmen. Der Klassiker bei den MMOs ist dabei ohne Zweifel World of Warcraft, welches 2010 sogar einen Höhepunkt von ganzen 12 Millionen Spieler*innen erreichte. Auch Handheld-Konsolen waren weiterhin ein Thema. Nintendo mit dem Nintendo DS und auch Sony mit ihrem ersten Handheld, der Playstation Portable, ermöglichten das Spielen von Games unterwegs. Die Pokémon-Reihe setzte sich dabei zum Beispiel auf dem Handheld fort, aber auch weitere berühmte Klassiker, wie Mario Kart oder Animal Crossing sollen dabei nicht zu kurz kommen.
Steigende Variabilität – Der Markt wird immer größer (2011-heute)
Dadurch, dass Smartphones und Tablets immer präsenter wurden, eröffnete sich auch für die Spieleindustrie ein komplett neuer Markt, nämlich der der Mobile Games. Dabei handelt es sich um Spiele, die die Nutzer*innen entspannt unterwegs oder zwischendurch spielen können. Mobile Games sind vor allem durch die simple Touchscreen-Steuerung ein sehr beliebtes Mittel zum Zeitvertreib. Spiele, die euch aus diesem Genre bekannt sein sollten, sind zum Beispiel Candy Crush, Clash of Clans oder auch Subway Surfers. Bei den Konsolen kristallisierten sich Sony mit der Playstation 4 und Microsoft mit der Xbox One als die beiden Hauptkontrahenten um die Gunst der Spieler*innen heraus. Die beiden Entwickler produzieren einen Blockbuster-Titel nach dem anderen und übertreffen sich dabei immer wieder selbst. Die immer besser werdenden Distributionsmöglichkeiten des Internets ermöglichen aber auch eigenständigen und kleineren Entwickler*innen das Erstellen von Videospielen, von denen sich auch immer wieder einige als echte Verkaufsschlager entpuppen, Minecraft stellt da wohl das beste Beispiel dar.
Mittlerweile haben Videospiele das Zeitalter der High-End-Konsolen erreicht. Die Playstation 5 oder die Xbox Series X stellen dabei die Vorreiter für Spiele mit nahezu realitätsidentischer Grafik und 4K-Auflösung dar. Nintendo kann, was die Performance angeht, zwar nicht mit den eben genannten Konsolen mithalten, schaffte es aber mit der Nintendo Switch eine Konsole zu entwickeln, die sowohl als Heimkonsole, als auch, als Handheld verwendet werden kann, was die Spielemöglichkeiten nur noch mehr erweitert. Zu den Top-Spielen der Neuzeit zählen dabei unter anderem God of War Ragnarök, Cyberpunk 2077 oder auch The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Auch sogenannte Battle-Royale-Spiele erfahren seit nun schon mehreren Jahren ein immer noch anhaltendes Hoch, wozu Spiele wie Fortnite zählen. Übrigens, wenn ihr wissen wollt, was unsere Redakteurinnen für erste Erfahrungen mit dem Battle Royale gemacht haben, dann lest doch mal hier rein.
Das Spielerlebnis wird insgesamt einfach viel immersiver mit der Kombination an atemberaubender Grafik, spaßigem Gameplay, interessantem Storytelling und der mitreißenden Musik. Immersives Gameplay ist ein gutes Stichwort, denn eine weitere Erfindung der aktuellen Phase der Videospiele, sind Virtual Reality Games. VR-Brillen ermöglichen das direkte Eintauchen in bestimmte Spiele und ermöglichen mit Hilfe von Bewegungssteuerung ein Spieleerlebnis, welches einer alternativen Realität ähneln soll. Jedoch ist die VR-Branche eher noch in Babyschuhen, auch wenn sie Riesenschritte nach vorne macht.
Videospiele sind seit ein paar Jahren aber nicht mehr nur ein einfacher Zeitvertreib und werden auch nicht zwangsläufig durch eigenhändiges Spielen genossen, sondern gelten mittlerweile in Form von Videoformaten auf YouTube oder auch als E-Sport, als ein großes Entertainment-Feld. Spiele wie League of Legends oder Counter Strike generieren jedes Jahr abertausende an Zuschauer*innen bei nationalen und internationalen Turnieren.
Was kommt als Nächstes?
Wo die Reise als nächstes in der Videospielbranche hinführt, ist eine interessante, aber zeitgleich auch komplizierte Frage. Die Videospiele werden von Jahr zu Jahr immer realitätsnäher, sodass irgendwann kaum noch große Unterschiede zwischen dem Spiel und der Realität festgestellt werden könnten. Der Schritt zu einer zweiten Realität mit Hilfe der Virtual Reality könnte auch noch zu großen Überraschungen in der Zukunft führen. Vielleicht sind wir gar nicht mehr so weit weg von der Möglichkeit, komplett in eine alternative Realität einzutauchen, insofern die Entwicklung von VR dies ermöglicht. Der Markt der Videospiele bleibt spannend und wir können uns, denke ich, schon auf das nächste Level des Gamings freuen.
Eine halbe Stunde zwischen den Vorlesungen, zwanzig Minuten an Bahnhöfen oder zehn Minuten auf das Experiment warten. Es gibt immer mehr oder weniger lange Wartezeiten, die nach Zeitvertreib verlangen. Und was eignet sich da besser als ein schnelles Kartenspiel? Hier findet ihr fünf Anleitungen für kurzweilige Spiele mit einem einfachen Kartendeck, die nicht Mau-Mau sind.
Vorerst noch eine kleine Auffrischung zu den Kartendecken: Ein komplettes Kartenspiel besteht aus 52 Karten mit den Werten 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, Bube, Dame, König, Ass – dies ist auch die aufsteigende Reihenfolge der Werte und bei manchen Spielen relevant. Jeden Wert gibt es dabei einmal in jeder Farbe (Kreuz (♣), Pik (♠), Herz (♥) und Karo (♦)). Die meisten Spiele funktionieren aber auch mit einem Skat-Blatt (das ihr zum Beispiel noch als AStA-Merch besitzt), welches nur aus 32 Karten besteht und die Werte 7, 8, 9, 10, Bube, Dame, König, Ass beinhaltet. Die Farben sind dieselben, wie beim kompletten Kartenspiel.
Arschloch (alternativer Name: Karriere Poker)
Dies ist mein persönlicher Klassiker. Früher habe ich damit fast jede freie Minute gefüllt. Meine Eltern habe ich aber erst dazu gekriegt mitzuspielen, nachdem es einen neuen, weniger beleidigenden Namen bekommen hat – daher der vom Internet vorgeschlagene alternative Name „Karriere Poker“. Anzahl der Spieler*innen: Drei oder mehr Kartendeck: normales Kartendeck mit 52 Karten (2 bis Ass) oder Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) Anleitung: Alle Karten werden gemischt und vollständig an die Spieler*innen ausgeteilt. Die- oder derjenige mit der Karo(♦)-Zwei darf anfangen, indem sie*er eine oder mehrere Karten mit demselben Wert ablegt. Die Farben der Karten spielen hier keine Rolle. Die*der nächste Spieler*in muss nun entweder dieselbe Anzahl Karten (1-4) mit einem höheren! Wert auf den Ablagestapel legen oder passen. Es darf dabei auch gepasst werden, wenn man eigentlich legen könnte. So geht es der Reihe nach weiter, bis entweder die höchstmöglichen Karten gelegt wurden oder alle Spieler*innen gepasst haben. Der Ablagestapel wird beiseite gelegt und die- oder derjenige, die*der die letzte(n) Karte(n) gelegt hat, darf nun als erstes rauslegen und bestimmen, wieviele Karten auf einmal gelegt werden müssen. Ziel ist es, als erstes alle Handkarten loszuwerden. Es muss so lange weitergespielt werden, bis alle bis auf eine Person sämtliche Karten losgeworden sind, denn die Reihenfolge entscheidet über die Position in der nächsten Runde. In dieser Runde tauschen die erste (Boss) und die letzte (Arschloch) Person zwei Karten, wobei das Arschloch dem Boss ihre*seine besten zwei Karten gibt und Boss dem Arschloch ihre*seine zwei schlechtesten Karten. Die zweite (Vize-Boss) und vorletzte (Vize-Arschloch) Person verfahren ähnlich, jedoch nur mit einer Karte. Mögliche Platzierungen dazwischen dürfen keine Karten tauschen. Nach dem tauschen geht das Spiel wieder von vorne los, wobei das Arschloch als erstes rauslegen darf. Klärungsbedarf und Alternativen: – Darf man wieder einsteigen nachdem man gepasst hat oder muss man warten, bis neu rausgelegt wird, damit man wieder mitspielen darf? – Darf sich der Boss vom Arschloch zwei Karten wünschen oder kriegt sie*er einfach die Karten mit den höchsten Werten vom Arschloch? – Muss der Boss dem Arschloch die Karten mit den niedrigsten Werten geben oder darf sie*er sich zwei beliebige Karten aus ihrer*seiner Hand aussuchen? – Zählt ein Quartett aus allen vier Karten mit demselben Wert als sogenannte „Bombe“, die auch das Ass übertrumpfen kann? – Wenn dem Arschloch während des Austeilen der Karten eine beliebige Frage beantwortet wird, tauscht die Person, die geantwortet hat, mit dem Arschloch die Position – das ist eine Variante, die gleichzeitig für mehr Fluktuation in den Platzierungen sorgt, jedoch die Unterhaltung während des Kartenausteilens massiv reduziert.
Mogeln
Es ist DAS optimale Spiel um Lügen und die Kontrolle über Gesichtszüge zu üben. Aber eigentlich klappt es aus eigener Erfahrung auch gut, wenn man nicht so gut lügen kann – bei „Werwolf“ sollte man mich zum Beispiel wirklich nicht fragen, ob ich ein Werwolf bin, hier darf man mich das aber doch fragen. Anzahl der Spieler*innen: Drei oder mehr Kartendeck: normales Kartendeck mit 52 Karten (2 bis Ass), Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) oder doppeltes Kartenspiel bei vielen Spieler*innen Anleitung: Alle Karten werden gemischt und vollständig an die Spieler*innen ausgeteilt. Die- oder derjenige mit der Karo(♦)-Zwei darf anfangen, indem sie*er eine beliebige Anzahl an Karten verdeckt ablegt und sagt welchen Kartenwert sie*er abgelegt hat – z.B. „zwei Damen“. Die*der nächste Spieler*in legt nun ebenfalls eine beliebige Anzahl an Karten verdeckt auf den Ablagestapel und sagt, dass sie*er denselben Kartenwert in beliebiger Anzahl abgelegt habe – z.B. „eine Dame“. Nach jedem Ablegen liegt es an den Mitspieler*innen, zu entscheiden, ob sie*er gelogen hat und gar nicht das abgelegt hat, was sie*er angesagt hat. Sobald eine Person „gemogelt“ sagt, müssen die soeben gelegten Karten aufgedeckt werden. Wurde tatsächlich gelogen und die*der Spieler*in hat nicht das gelegt, was sie*er angesagt hat, so muss sie*er alle Karten vom Ablagestapel aufnehmen. Wurde aber die Wahrheit gesagt und die*der Spieler*in hat das gelegt, was sie*er angesagt hat, dann muss die*der Spieler*in den Ablagestapel aufnehmen, die*der „gemogelt“ gesagt hat. Die Person neben der*dem Spieler*in, die*der die Karten aufnehmen musste, darf nun rauslegen und entscheiden, welcher Kartenwert bedient werden muss. Sobald die*der nächste Spieler*in die nächsten Karten abgelegt hat, kann die*der zuvorige Spieler*in nicht mehr des Mogelns bezichtigt werden. Eine Besonderheit gibt es aber noch: das Ass darf nicht angesagt werden und muss daher immer weggemogelt werden. Ziel des Spieles ist es also, als erstes alle Karten loszuwerden. Zu Ende ist das Spiel aber erst, sobald eine Person alle im Spiel befindlichen Asse auf der Hand hat – das kann auch geschehen, wenn noch niemand alle Karten losgeworden ist, dann gibt es in der Runde nur eine*n Verlierer*in. Generell können ganze Werte aus dem Spiel genommen werden, wenn ein*e Spieler*in alle im Spiel befindlichen Karten desselben Wertes auf der Hand hat – die können einfach beiseite gelegt werden und die*der Spieler*in hat somit gleich vier Karten weniger auf der Hand. Klärungsbedarf und Alternativen: – Darf ausgesetzt werden oder muss immer abgelegt werden? – Anstelle desselben Kartenwerts muss immer der nächsthöhere Kartenwert gelegt werden.
Biberbande
Ein super simples Spiel, das aber ein bisschen an Denkkraft voraussetzt. Dafür aber eines der wenigen Spiele, die auch zu zweit ernsthaft spielbar sind. Eigentlich gibt es das auch als Spiel mit Extra-Karten zu kaufen, aber es funktioniert auch mit einem normalen Kartenspiel. Anzahl der Spieler*innen: Zwei oder mehr Kartendeck: normales Kartendeck mit 52 Karten (2 bis Ass) und nur zur Not ein Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) Anleitung: Jede*r Spieler*in erhält vier Karten, welche sie*er, ohne sie vorher anzugucken, verdeckt vor sich hinlegt. Die restlichen Karten werden zum Ziehstapel. Bevor das Spiel losgeht, darf jede*r sich einmalig zwei der vier Karten angucken – natürlich ohne sie den Anderen zu zeigen. Ziel ist es, eine möglichst niedrige Zahl zu erhalten, wenn am Ende alle Werte der vier Karten zusammengerechnet werden. Die Werte 2 bis 10 sind dabei das wert, was drauf steht. Das Ass hat die beste Wertung – es zählt als Null. Bube, Dame und König fungieren als Sonderkarten und haben keine Werte – dazu später die Erklärung. Wer an der Reihe ist, zieht eine Karte vom Ziehstapel (und darf sie sich alleine angucken) oder vom Ablagestapel (alle haben sie gesehen) und hat dann zwei bis drei Optionen: Entweder sie*er tauscht die Karte mit einer ihrer*seiner vier verdeckten Karten (und legt die getauschte Karten offen auf den Ablagestapel), legt die Karte ungenutzt auf den Ablagestapel oder führt die Sonderaktion aus, wenn es eine Sonderkarte ist (geht nur, wenn die Karte vom Ziehstapel gezogen wurde). Dies sind die Sonderaktionen: Mit dem Buben kann man eine der eigenen Karten mit einer beliebigen Karte einer*eines Mitspieler*in tauschen – natürlich ohne sich die Karten anzugucken. Mit der Dame darf man sich eine der eigenen Karten einmalig angucken. Mit dem König darf man bis zu zwei Karten vom Ziehstapel ziehen – der Zug ist aber beendet, sobald eine Karte angenommen wurde. Nachdem man an der Reihe war, besteht die Möglichkeit, die Runde zu schließen – dann sind die anderen Spieler*innen noch einmal dran, bevor das Spiel zu Ende ist. Wurde das Spiel beendet, dann decken alle ihre vier Karten auf und rechnen die Werte zusammen. Wer noch eine Sonderkarte dort liegen hat, tauscht diese mit der obersten Karte des Ziehstapels. Gewonnen hat die- oder derjenige mit der niedrigsten Wertung. Klärungsbedarf und Alternativen: – Fallen Euch noch andere Sonderaktionen ein?
Schwimmen
Also eigentlich ist das so ein richtiges Glücksspiel, das mit Geld gespielt werden kann. Mit meiner Oma habe ich das dann immer mit symbolischen 1-Cent-Münzen gespielt – irgendwie sind die aber immer wieder bei ihr gelandet… Naja, es geht auf jeden Fall auch ohne Geld! Anzahl der Spieler*innen: Zwei oder mehr Kartendeck: Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) Anleitung: An jede*n Spieler*in werden drei Karten ausgeteilt und drei weitere Karten werden zunächst verdeckt in die Mitte gelegt. Die restlichen Karten werden beiseite gelegt. Die- oder derjenige, die*der ausgeteilt hat, darf nun mit Blick auf die Handkarten entscheiden, ob sie*er die behalten oder lieber mit den (verdeckten) Karten in der Mitte tauschen möchte. Ist die Entscheidung getroffen, werden die Karten in der Mitte aufgedeckt. Nun ist die*der Spieler*in neben dem*der Austeilenden an der Reihe und darf entscheiden, ob sie*er eine ihrer*seiner Karten mit einer der Karten in der Mitte tauschen möchte. Sie*er darf auch alle drei Karten aus der Mitte mit den Handkarten austauschen – zwei Karten geht aber nicht. Das Ziel ist dabei, eine möglichst hohe Wertung auf der Hand zu haben. Die Karten mit den Werten 7 bis 10 sind jeweils das wert, das drauf steht. Bis auf das Ass sind die Bildkarten (Bube, Dame und König) jeweils Zehn wert. Das Ass ist Elf wert. Die Werte dürfen aber nur zusammengerechnet werden, wenn sie derselben Farbe angehören. Eine Ausnahme ist es, wenn ein*e Spieler*in denselben Wert dreimal in unterschiedlichen Farben auf der Hand hat – das zählt dann als 30,5 Punkte. Das Spiel ist sofort zu Ende, wenn ein*e Spieler*in 31 Punkte auf der Hand hat – also ein Ass und zwei Bildkarten oder ein Ass, eine Bildkarte und eine Zehn derselben Kartenfarbe. Ansonsten endet das Spiel, wenn jemand, statt eine Karte zu tauschen, die Runde schließt. Dann sind alle bis auf die*den Spieler*in nochmal dran, bevor alle Spieler*innen ihre Karten zusammenrechnen. Die- oder derjenige mit den geringsten Punkten hat verloren. Klärungsbedarf und Alternativen: – Wenn alle drei Karten getauscht werden, ist die Runde damit automatisch beendet oder geht es normal weiter? – Wenn mehrere Runden gespielt werden sollen, haben alle Spieler*innen drei Leben, die sie nacheinander verlieren, wenn sie Runden verlieren. Die Leben können mit Geld oder anderen Gegenständen symbolisiert werden.
Rommé
Der Titel klingt super alt und eigentlich ist es auch nur die (viel bessere) Kartenversion von Rummikup, aber es kann richtig Spaß machen – vor allem wenn man Klopfen darf. Anzahl der Spieler*innen: Drei oder mehr Kartendeck: doppeltes Kartendeck mit 104 Karten (2 bis Ass), plus Joker Anleitung: An jede*n Spieler*in werden 13 Karten ausgeteilt. Die restlichen Karten werden als Ziehstapel in die Mitte gelegt. Ziel ist es, mithilfe von Reihen oder Sätzen als erstes ihre*seine Karten loszuwerden. Reihen sind dabei mindestens drei Karten mit aufeinanderfolgenden WertenderselbenFarbe – das Ass darf dabei als eins oder nach dem König gelegt werden. Sätze sind drei bis vier Karten desselben Wertes in unterschiedlichen Farben. Um aber überhaupt auslegen, anlegen und Joker tauschen zu dürfen, muss zunächst eine Folge oder ein Satz mit einem Gesamtwert von mindestens 40 rausgelegt werden. Die Werte 2 bis 10 sind dabei das wert, das drauf steht. Die Bildkarten Bube, Dame und König sind jeweils 10 wert. Das Ass ist eins wert, wenn es als 1 an eine 2 angelegt wird und ansonsten 11. Ist ein*e Spieler*in an der Reihe, zieht sie*er zunächst eine Karte vom Ziehstapel oder vom Ablegestapel. Dann darf sie*er eine neue Folge/einen neuen Satz auslegen oder Karten an bereits ausgelegte Folgen und Sätze anlegen – oder halt erst einmal rauskommen. Sie*er beendet ihren*seinen Zug, indem sie*er eine Karte auf den Ablegestapel ablegt. Nun ist die*der nächste Spieler*in an der Reihe. Bevor sie*er jedoch zieht, kann ein*e andere*r Spieler „Klopfen“ und somit symbolisieren, dass sie*er die abgelegte Karte aufnehmen möchte. Die*der Spieler*in die*der dran ist, kann dann entscheiden, ob sie*er das zulassen oder lieber selbst die Karte aufnehmen möchte. Wenn sie*er es zulässt, muss die*der Spieler*in, die*der geklopft hat, noch zwei weitere Karten vom Ablagestapel dazu aufnehmen. Das Spiel ist zuende sobald entweder ein*e Spieler*in oder alle bis auf ein*e Spieler*innen all ihre*seine Karten losgeworden ist/sind. Klärungsbedarf und Alternativen: – Dürfen ausgelegte Reihen auseinandergenommen werden, wie bei Rummikup? Oder darf nur an den Enden angelegt werden? – Wenn mehrere Runden gespielt werden sollen, kann alles aufgeschrieben werden. Dabei ist die Runde immer beendet, sobald ein*e Spieler*in alle Karten losgeworden ist. Dann müssen die Spieler*innen, die noch Karten auf der Hand haben, ihre Werte zusammenrechnen. Diese werden aufgeschrieben. Wer am Ende des Spielens nach mehreren Runden die geringsten Punkte hat, gewinnt.
Fallen Euch noch weitere Spiele ein? Besonders zu zweit finde ich es immer wieder schwierig, passende Spiele zu finden. Kennt ihr da noch welche? Schreibt es in die Kommentare!