von Lucas Hohmeister | 15.01.2025
Dubai hat sich in den letzten Jahren zu einem Synonym für Luxus, Prunk und extravagante Konsumkultur entwickelt. Und so sind wir mittlerweile auch schon an dem Punkt angekommen, wo normale und in der Regel schlichte Produkte wie Schokolade durch das Label „Dubai“ in teure und extravagante Versionen ihrer selbst verwandelt werden. Der Hype um die Dubai Schokolade ist 2024 wohl an kaum jemandem vorbeigezogen, so viral wie das Ganze durch die Medien gegangen ist. Warum dieser unnötige „Trend“ bei mir aber eine so immense Antipathie entwickelt hat, erfahrt ihr in diesem Mimimi-Mittwoch.
Hypetrain ohne Sinn
Es ist wirklich kaum zu fassen, wie der Dubai-Schokoladenhype die Menschen in seinen Bann gezogen hat. Vor allem, weil das Ganze aus dem Nichts kam und sich sehr plötzlich über Social Media verbreitet hat. Mit einem Preis, der nicht einmal den Wert der Schokolade rechtfertigt – so teuer, dass man fast erwartet, sie müsse von goldenen Kakaobohnen geerntet werden, die in den Gärten von Narnia gedeihen – stürzen sich plötzlich alle auf dieses „Luxusprodukt“. Sobald die Schokolade in den ersten Geschäften erhältlich gewesen ist, haben sich die Leute in enorm langen Schlangen vor besagten Läden eingefunden und den zunächst nur begrenzten Bedarf in wenigen Minuten aufgekauft. Man könnte meinen, die Leute hätten nie zuvor Schokolade gesehen, so lang sind die Schlangen vor den Geschäften gewesen, als würde der Kauf einer Tafel das Tor zum Himmel öffnen. Das Urteil, ob es am Ende die vollste Überzeugung über das Produkt oder einfach nur pure Neugier war, welche die Leute in die Geschäfte gelockt hat, überlasse ich euch. Vor exorbitanten Preisen von 10 € bis 15 € pro Tafel schienen die Leute aber anscheinend auch nicht zurückzuweichen, wenn man betrachtet, wie gut sich die Schokolade verkauft hat. Jedenfalls hat die „Luxus-Schokolade“ dafür gesorgt, dass gefühlt jeder Betrieb im Einzelhandel, wie auch nahezu jedes Restaurant oder jeder Imbiss, nun die grandiose Dubai Schokolade verkauft. Wenn sie im Supermarkt eures Vertrauens nicht schon ausverkauft ist, dann findet ihr die Verkörperung von Extravaganz natürlich auch dort. Falls ihr sie mal nicht finden solltet, dann verzagt nicht, es gibt sie auch noch an Kiosks, in Bars, Restaurants, Apotheken (ja auch die) oder auch ganz simpel: beim Dönerladen um die Ecke, welcher die Schokolade nun auch schon stolz verkauft. Speziell auf den Weihnachtsmärkten der vergangenen Wochen konntet ihr sie an nahezu jedem Stand kaufen. Für alle Unternehmen ist die Welt der Dubai Schokolade ein Schlaraffenland, aber ganz sicher nicht, weil sie so gut schmeckt, sondern viel mehr, weil man alle Konsumopfer der Welt damit in seinen Bann zieht und diesen auch noch den letzten Cent aus den Geldbörsen rausluchst.
Luxusprodukt oder reinste Abzocke?
Wer schon einmal die Möglichkeit hatte, Dubai-Schokolade zu probieren, wird sich vermutlich fragen, ob der hohe Preis wirklich gerechtfertigt ist. Bei ’nem 10er pro Tafel muss die Schokolade ja eigentlich schon so einiges bieten. Aber leider entpuppt sich das, was als „luxuriöse Schokolade aus Dubai“ verkauft wird, häufig als eine Enttäuschung. Die Schokolade mag in glänzenden Verpackungen daherkommen, die auf den ersten Blick Luxus versprechen, aber der Geschmack ist die Kosten definitiv nicht wert. Bei der Kreation haben sie die Leute gefühlt einfach nur gefragt, welche teuren Lebensmittel man zusammenmixen könnte, um den hohen Preis des Endproduktes zu rechtfertigen. Man nehme Pistazien, Engelshaar (Kadaifi) und verpackt die Mische in süßer Vollmilchschokolade und tada, da habt ihr eure Dubai Schokolade. Eigentlich gibt es die Schokolade aus den Emiraten schon seit 2021, aber warum genau ist sie dann genau jetzt erst im Trend? Das Ganze ist relativ einfach erklärt, denn genau hier wird einem mal wieder die Macht von Social Media bewusst. Natürlich kam dieser fragwürdige Hype nicht aus dem Nirgendwo, sondern ist geplant und inszeniert. Ganz Social Media hat am Köder mit Pistaziencreme angebissen und angefangen Content darüber zu veröffentlichen. Und wie das dann nun einmal so auf Social Media läuft, wenn ein Trend aktiv wird, haben jegliche Nutzer*innen auf allen Plattformen Videos zu Dubai Schokolade gemacht. Warum auch nicht, gibt ja Klicks. Das alles hat die Gesellschaft dann dazu bewegt, dem Konsum zu verfallen und uns an den Punkt zu bringen, an dem wir jetzt sind. Etliche Billigvarianten der „Luxus-Schokolade“, die aber trotzdem zum selben Preis verkauft werden, mit der Rechtfertigung, dass es ja gerade im Trend ist und sich eh verkauft. Die Großunternehmen finden immer wieder neue Wege, um ihre Kund*innen noch weiter abzuziehen. Lieben wir. Und letztendlich stehen wir nun hier und haben durch einen inszenierten Online-Trend ein Übermaß an Variationen eines sogenannten „Luxusprodukts“, welches eigentlich niemand gebraucht hat.
Der Wahnsinn geht weiter
Wer denkt, dass der ganze Fiebertraum nun sein Ende gefunden hat, den muss ich enttäuschen, denn so viele Leute haben sich inspiriert gefühlt durch die Schokolade aus den Emiraten, dass sie angefangen haben, eigene Produkte mit dem Dubai-Label zu entwickeln. Die Weihnachtsmärkte der vergangenen Wochen waren dabei oft die ersten, die auch direkt auf die neuen Konzeptideen angesprungen sind. Wem die Schokolade zu öde wird, kann sich nun an etwas ganz Neuem den Magen zerschlagen, denn nun gibt es ja glücklicherweise auch Dubai Pizza oder auch Dubai Bratwurst. Ich wünschte, ich müsste das gerade nicht wirklich ausschreiben, aber existiert nun einmal wirklich. Ich bin persönlich immer sehr resistent und skeptisch bei Online-Trends, weil es in der Regel einfach nur Wege sind, um FOMO (Fear of missing out) bei den Leuten zu triggern, um einem in der Regel irgendwelche unnötigen Produkte anzudrehen, die man gar nicht braucht. Dubai Schokolade ist das „prime example“ dafür. Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass man dem Trend nicht entkommen kann. Sei es nun online oder im echten Leben. Zu den Hochzeiten des Trends habe ich ein Reel nach dem anderen auf Instagram zu Dubai Schokolade angezeigt bekommen, egal wie oft ich nun auf „Kein Interesse“ geklickt habe, es kamen nur noch mehr Videos in meinen Feed. Wenn man dann versucht, Ablenkung außerhalb der Online-Welt zu finden, wird man ebenfalls enttäuscht. Wenn ich jetzt durch die Innenstadt gehe, sehe ich Poster und allerlei Werbung für diese sinnfreie Schokolade. Man kann dem Trend nicht entkommen und das stört mich am meisten an dem Produkt. Das sich der Preis für diese Schokolade überhaupt nicht rechtfertigt, ist die eine Sache, aber dem kann ich ja entgegenkommen, indem ich die Schokolade einfach nicht kaufe. Die andere Sache ist aber nun einmal, dass auch wenn ich mir das „Dubai-Luxusprodukt“ nicht kaufe, trotzdem tagtäglich damit konfrontiert werde, ob ich nun will oder nicht. Man kann leider auch nichts dagegen tun, außer hoffen, dass demnächst ein neuer Trend um die Ecke kommt, der die Dubai Schokolade final von ihrem Thron der Sinnfreiheit herunterstößt.
Beitragsbild: KI-generierter Inhalt von Canva Dream Lab
von Hannah Van Gerpen | 27.11.2024
Ich möchte euch mitnehmen durch mein Erlebnis, meine Gefühle, meine Reflektion der Situation und warum ich einen ganzen Artikel darüber schreibe.
Was ist passiert?
Vor ein paar Wochen hatte ich meine Periode (Überraschung), flüchtete aus der Bib und wollte nur nach Hause, in mein Bett. Natürlich wurde ich, während ich die beste Laune und Unterleibschmerzen hatte, mit der Aussage „Oh ist es etwa diese Zeit im Monat“, die in Tabu-Stimme geäußert wurde, konfrontiert.
Meine erste innere Reaktion war Wut und am liebsten hätte ich die Person zusammengeschrien, dass sie doch bitte einfach Periode; Tage; Regel; Menstruation etc. sagen soll und nicht flüstern muss! Und überhaupt, was fällt ihr eigentlich ein, mir das Gefühl der Scham zu vermitteln! Oh? Ich habe das Gefühl, ich müsste mich schämen? Dafür, dass ich eine Frau bin und meine Menstruationsblutung habe? Ja. Genau das ist das Problem. Ein gesellschaftliches Problem.
Warum habe ich nichts gesagt?
Nun habe ich die Person jedoch nicht angeschrien. Vielleicht nicht, weil ich grundsätzlich nicht mit Schreien reagiere. Vielleicht aber auch, weil es als Frau einfacher ist, nicht für sich selbst einzustehen und etwas zu sagen, dass sowieso nicht verstanden werden will. Ich sage nicht, dass ich glaube das es nichts gebracht hätte, wenn ich in der Stituation mit dieser Person ein klärendes Gespräch geführt hätte. Das glaube ich schon. Warum ich nichts gesagt habe? Ich war körperlich sehr angestrengt, wollte allein sein und hatte keine Kraft für ein Gespräch, in dem ich wieder das Leben einer Frau erklären muss. Einfacher ist es, da nichts zu sagen und zu gehen.
Einige von euch Leser*innen könnten nun sagen „Ja und? Sie soll mal nicht so überreagieren…“, andere mögen nun wütend oder empört auf ihre Bildschirme schauen, und wieder andere Leser*innen werden wahrscheinlich erstmal nichts als Gleichgültigkeit empfinden, da es einfacher ist, solche Kommentare nicht an sich heranzulassen.
Warum dann das hier schreiben?
Warum ist genau diese Gleichgültigkeit ein Problem und warum bringe ich nun den ganzen Aufwand für einen Artikel auf, wenn ich in dem Moment nicht für meine Gefühle und mein Dasein als Frau eingestanden habe? Dieses nicht für sich selbst einstehen, gilt für sehr viele Aspekte des Lebens. Doch ist es genau deshalb wichtig, den feministischen Diskurs aufzugreifen, gerade mehr denn je.
Insbesondere möchte ich nicht, dass unsere kleinen Schwestern sich mit genau der Scham belasten müssen, welche uns mitgegeben wurde. Für etwas, das nicht einfach abgestellt, ausgeknipst oder weg entschieden werden kann. Scham dafür, wie unsere Körper funktionieren. Menstruation ist normal. Deal with it, aber das musst DU ja noch nicht mal – Männer lol.
Ich habe viel mit meinen Freundinnen über die Situation gequatscht, weil es mich einfach nicht losgelassen hat. Ich dachte, dass es im Jahr 2024 von erwachsenen Menschen nicht mehr als Tabu angesehen wird, über seine Periode zu sprechen. Über einen normalen biologischen Ablauf. Leider musste ich feststellen, dass ich mich in den letzten Jahren wohl einfach nur in einer sehr fortschrittlichen Bubble bewegt hatte.
Mehr als nur Worte
Warum ist es nicht gut, Dinge nicht beim Namen zu nennen? Begriffe wie Erdbeerwoche und Ähnliche, sind welche, die verwendet werden, um nicht Periode oder Menstruation sagen zu müssen. Warum sind diese Begriffe überhaupt verletzend oder unangebracht?
Die Menstruation gilt als etwas ekeliges, dreckiges und unreines. Obwohl dies überhaupt nicht der Fall ist. Sie wird als ein Tabuthema behandelt. Umschreibende Begriffe oder Äußerungen wie „diese Zeit im Monat“ verstärken dieses Tabu und machen die Periode zu etwas, das geheimgehalten werden muss – etwas, über das nicht gesprochen werden darf.
Für Personen, die jedoch jeden Monat ihre Periode bekommen, fühlt sich das an, als müssten sie sich selbst verstecken, als würden sie etwas Falsches tun. Es kann dazu führen, dass sie sich selbst verachten oder ekelig finden. Es sind mehr als nur ein paar Wörter…. Bitte sag doch einfach Periode! Oder Tage oder Regel. Und wenn es dir wirklich so unangenehm ist, dann gebe mir nicht das Gefühl, ich müsste mich schämen und würde etwas falsch machen.
Das Gefühl, sich für seine Periode schämen zu müssen, kann einem auch von seinem eigenen persönlichen Umfeld gegeben werden, auch von Freundinnen, die ihre Periode noch nicht bekommen haben und überfordert mit „ihhhh!!“ reagieren, weil mit ihnen nie ausreichend über ihre bevorstehende Periode gesprochen wurde.
Familien und auch einfach eine Gesellschaft, in der kein Platz für das Thema Menstruation gemacht wird, können diese anfänglichen Erfahrungen mit der Menstruation zu etwas gruseligem machen. Fast jede* kennt das Gefühl, die Tampons auf dem Kassenband zu verstecken oder seine Mutter zu fragen, ob sie einem Menstruationsartikel kaufen kann. Diese Scham verlässt viele in ihren späten Teenager-Jahren. Jedoch kenne ich noch immer Leute, die es vermeiden, beim Kauf von Menstruationsartikeln gesehen zu werden. Vorallem dann, wenn beispielsweise ein Mann hinter ihnen an der Kasse steht.
Dazu muss ich jedoch sagen, dass es seit ein paar Jahren, im Gegensatz zu der Zeit, in der meine Freundinnen und ich mit dem Thema unserer Periode konfrontiert wurden, wesentlich mehr und besser reflektierten öffentlichen Diskurs gibt. Nicht zuletzt auch über die zusätzlichen Kosten und die zusätzliche körperliche Belastung in einem normalen Arbeitsleben.
Dennoch scheint es noch nicht genug Diskurs zu geben, oder es ist Personen, welche sich nicht mit der Menstruation beschäftigen müssen, möglich sich diesem zu entziehen. Deshalb muss noch mehr Diskurs über Themen, welche hauptsächlich Frauen betreffen, entstehen. Es muss mehr zugehört werden und auch mehr Wille entstehen, zuzuhören. Auch bei vielleicht auf den ersten Blick nicht nachvollziehbaren Themen. Wenn man sich nie mit etwas auseinander setzten musste, dann tut man dies schnell als unwichtig oder als Witz ab. Es gibt eine lange Reihe von Themen, welche da in den Kopf kommen und die Menstruation ist da ein noch vergleichbar seichtes Thema.
Dies wurde beispielsweise in den letzten Wochen noch einmal klar – wenn man auf Social Media unterwegs ist. Dort ist der Clip einer Talkshow viral gegangen, in der eine Frau sich wieder Gehör verschaffen musste und wieder einmal die Tür für den Diskurs des Lebens von Frauen geöffnet hat. Auch dort war es Unüberlegtheit und eine Unberührtheit mit dem Thema, die bei vielen auf einen – nett ausgedrückt – flauen Magen schlug. Es geht hier jedoch nicht um diese Talkshow und doch ist es ein passendes Beispiel.
Sei ein Girls Girl
Dieser Artikel ist eine Bitte, dass sich nicht nur Frauen gegenseitig unterstützen müssen, so wie sie es tun. Oft sind mir komplett fremde Frauen mit einer solchen Einfühlsamkeit entgegengetreten, die nur durch die eigene Betroffenheit oder durch die Auseinandersetzung mit Themen möglich ist. Denn ganz ehrlich: Es ist eines der besten Aspekte des Daseins als Frau das Gefühl, aufgefangen zu werden und unausgesprochene Solidarität und Sicherheit bei seinen Freundinnen zu haben.
Es ist auch ein großer Dank an alle Mütter, Omas, Tanten, Schwestern und Freundinnen, die ihre Erfahrungen weitergeben und sensibel und geduldig die ersten Erfahrungen der Menstruation begleiten. Diese ist nämlich, um offen und ehrlich zu sein, nicht für alle im positiven Sinne aufregend und spannend, sondern für viele im ersten Moment einfach nur verdammt gruselig.
Es ist eine Bitte an Väter, Brüder und Freunde, sich zu informieren und zuzuhören und die eigene Meinung nicht allem voran erst einmal zugute zugeben. Wie wunderbar wäre es, wenn eine Tochter zu ihrem Vater kommen könnte, weil sie ihre Periode bekommen hat und eine dicke, versichernde Umarmung bekommen könnte mit helfenden Worten. Diese tollen Situationen gibt es zwar, aber es sind noch immer viel zu wenige.
Um nun aber noch etwas zu ranten: Informiere dich, es gibt genug Orte, an denen du dies bequem von der Couch machen kannst. Oder lass uns einfach in Ruhe. I dare you.
Ein Ende dem geflüsterten „Hast du eine Binde für mich?“! – Hier geht’s zum Perioden 101:
– Menstruation, gesellschaftliche Tabus und Diskriminierung
– Die Tabuisierung der Menstruation – Eine lange Geschichte
– Menstruation 101: Die wichtigsten Perioden-Facts kurz erklärt
– Period Stigma and the Unacknowledged System of Oppression
– Queering Menstruation: Trans and Non-Binary Identity and Body Politics
Beitragsbild: Hannah van Gerpen
Zur Person der Autorin
Hannah (sie/ihr) ist für ihr Anglistik und Kommunikationswissenschafts Studium im Wintersemester 2020/2021, den weiten Weg nach Greifswald gekommen. Seit März 2023 ist sie als Autorin bei den moritz.medien und seit September 2023 auch im Social Media Team. Sie begeistert sich besonders für Musik, Bücher und Sprachen. Ihr Lieblingstier ist der Schneeleopard.
von Lucas Hohmeister | 07.08.2024
„Wir konnten Sie leider nicht antreffen“, „Ihr Paket liegt beim Nachbarn“, „Holen Sie das Paket bitte in folgender Packstation ab“. Kommen euch diese Sätze bekannt vor? Bestimmt, denn jede Person, die mal online etwas bestellt hat, wird eventuell mal mit diesen Phrasen konfrontiert worden sein. Paketlieferdienste machen den ganzen Prozess der entspannten Online-Bestellungen überhaupt erst möglich, jedoch ist der Prozess nicht immer so entspannt, wie eigentlich gedacht. Der folgende Artikel soll sich daher um die vielen Probleme der Lieferdienste drehen.
„Wir konnten Sie leider nicht antreffen“
Das Szenario kennt ihr bestimmt. Ihr habt euch was Schönes bestellt, sei es nun ein neues Buch, ein Spiel oder meinetwegen auch neues Set Lavendel-Duftkerzen. Die Lieferung ist auf einen bestimmten Tag zwischen 10 und 18 Uhr angekündigt, darum nehmt ihr euch extra den Tag frei, damit ihr auch sichergehen könnt, dass das Produkt in euren Händen landet. Eine Stunde vergeht, zwei Stunden vergehen, auf einmal ist es 18 Uhr. Geklingelt hat jedoch niemand. Komisch, dabei war die Bestellung doch für heute angekündigt. Ihr checkt den Status eurer Bestellung und seht, dass das Paket in der nächsten Packstation abgegeben wurde, weil der Lieferant oder die Lieferantin euch nicht antreffen konnte. Die Fragezeichen häufen sich. Irgendwie ergibt das ja keinen Sinn, denn es hat ja niemand geklingelt. Schnell zählt man eins und eins zusammen und kommt zur Schlussfolgerung, dass der Lieferdienst absichtlich nicht geklingelt hat und direkt weitergedüst ist.
Ihr könnt mir glauben, dass ich diese Situation schon unzählige Male erlebt habe und ich bin jedes Mal aufs Neue geladen wie sonst noch was. Wofür nehme ich mir den ganzen Tag frei, wenn am Ende gar kein Paket bei mir persönlich ankommt? Das Beste an der ganzen Sache kommt aber erst. Nicht gerade selten kommt es dann auch noch vor, dass die nächste Packstation gar nicht so nah ist, wie gedacht. Ich konnte des Öfteren mehrere Kilometer Fußweg antreten zu einem Paketshop oder einer Packstation, die ich noch nie im Leben gesehen oder wahrgenommen habe. Ich frage mich am Ende dieser ganzen Schikane immer, was genau jetzt so „entspannt“ an diesem ganzen Prozess sein soll. Man verschwendet damit teilweise mehr Lebenszeit, als wenn man das Produkt einfach in der Stadt besorgt.
„Wir haben ein Paket für Sie“
Aber wisst ihr, was mindestens genauso nervig ist, wie gar keine Pakete zu bekommen? Genau, zu viele Pakete zu bekommen. „Hä, was labert der?“, fragt ihr euch wahrscheinlich gerade. Ich rede hierbei von Paketen, die gar nicht für euch bestimmt sind, sondern für eure werten Nachbar*innen. Es kommt nämlich auch öfters mal vor, dass bei euch geklingelt wird, weil die Nachbar*innen gerade nicht anwesend sind. Ist ja kein Problem, gibt man das Paket einfach der jeweiligen Person, wenn sie wieder da ist. Zum Problem wird das Ganze, wenn es nicht bei dem einen Paket bleibt. Ich weiß nicht, ob meine Nachbar*innen komplett Amazon leer gekauft haben, dass täglich neue Sachen geliefert werden. Und die Frage, die ich mir dann stelle, ist: „Warum wird immer bei mir geklingelt?“. Immer und immer wieder wird sofort die Klingeltaste mit meinem Namen darauf betätigt. Ich kann mich nicht daran erinnern, eine Packstation eröffnet zu haben, also warum werden alle Pakete bei mir abgeladen? Als ich noch klein war, hat mir der Lieferbote sogar gesagt, dass er mittlerweile immer bei uns klingelt, weil die Nachbarn eh nicht da sind. Ich dachte, ich werde hier gerade veräppelt. Das kann er ja jetzt nicht wirklich ernst gemeint haben, oder? In Kombination mit dem ersten Punkt, dass die Lieferdienste bei mir teilweise gar nicht klingeln, wenn ich was für mich bestellt habe, ist das alles noch viel schlimmer. Bei meinen Nachbar*innen wird nichts abgegeben, die nehmen auch nichts für mich an. Aber ich muss eine hauseigene Packstation aufmachen und alles horten? Ja, alles klar. Danke für nichts. Mittlerweile ignoriere ich daher jegliches Klingeln an der Haustür, weil ich es auch einfach nicht mehr einsehe, als Einziger immer was annehmen zu müssen.
„Ihr Paket ist uns leider abhandengekommen“
Ein weiteres Vorkommnis, was zwar nicht so oft auftritt wie die ersten beiden Punkte, aber trotzdem hin und wieder passiert, ist das Verschwinden oder der Diebstahl von Paketen oder deren Inhalt. Mir persönlich ist nur Ersteres einmal passiert. Ich hatte mal ein paar Dämpfer für meinen Tennisschläger bestellt, aber das Paket kam nie an. Auf Rückfrage beim Support konnte mir auch niemand helfen, weil das Paket anscheinend schon geliefert wurde. Eine Rückerstattung gab es natürlich auch nicht. Bei ein paar Tennisdämpfern war das jetzt auch nicht die Welt, aber ich finde es trotzdem extremst frech, dass man bei sowas einfach komplett fallengelassen wird. Die Paketlieferdienste sind dafür verantwortlich und trotzdem wird einem nicht geholfen. Der Fall des Diebstahls ist nochmal eine Nummer schlimmer. Ich habe natürlich im Vorlauf auf diesen Artikel mal rumgefragt, ob Leute aus meinem Freundeskreis ebenfalls schonmal schlimme Erfahrungen mit der Zustellung von Paketen hatten und tatsächlich ist der Fall des Diebstahls Thema geworden. Bei einem Kumpel wurde eine Grafikkarte verschickt, die gute 600 € wert war. Das Paket wurde an jemand anderes verschickt und als es schließlich ankam, stand es leer vor der Haustür, direkt nach der Zustellung. Der/die Lieferant*in hat also ganz entspannt mal eine 600 € teure Grafikkarte eingesackt. Mit Sicherheit wird der Support sich aber hier eingeklinkt haben, richtig? Nö, absolut kein Stückchen. Die einzige Antwort, die mein Kumpel bekam, war: „Ja, also das können wir leider nicht nachverfolgen, passen sie nächstes Mal vielleicht besser auf, was sie verschicken“. Ach so, ja ok, danke schön. Muss man ja mit rechnen, dass die eigenen Arbeitskräfte die Pakete einstecken könnten und es deshalb nicht ankommt. Obwohl ich nicht einmal betroffen war, machte es mich einfach nur wütend, davon zu hören
Für die nächste Lieferung
Paketlieferdienste und ich werden wohl weiterhin eine never-ending-story bleiben, weil die Probleme einfach nicht weniger werden bei meinen Lieferungen. Eine Alternative, der ich nun endlich mal eine Chance geben werde, ist die Registrierung für eine Packstation. Damit kann ich immerhin das Problem umgehen, dass die Lieferant*innen nicht einmal bei mir klingeln. Die Lieferdienste scheinen die Packstationen anscheinend selber auch zu bevorzugen, darum scheint das die einzige Lösung zu sein. Mal sehen, was wird. Ob ich wohl irgendwann nochmal ein Paket persönlich entgegennehmen werde? I doubt it.
Beitragsbild: Maarten van den Heuvel auf Unsplash
von Vanessa Finsel | 28.02.2024
Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit im Jahr 1997, da veröffentliche der amerikanische Konzern Disney einen Animationsfilm, der sich mit einer Sage der griechischen Mythologie beschäftigt. Der Film, um den es sich handelt, ist „Hercules“, und ich habe mit dem so meine Probleme. Also taucht mit mir in die Welt von Göttern und Helden ein und lasst mich euch erzählen, warum „Hercules“ für mich eine der schlechtesten filmischen Umsetzungen der griechischen Mythologie ist.
Mir ist schon bewusst, dass Disney in einem Trickfilm, der sich hauptsächlich an ein eher junges Publikum richtet, die griechische Mythologie nicht detailgetreu umsetzen kann, einfach weil die Geschichten an sich doch recht düster sind. Aber man hätte sich ja wenigstens halbwegs an die Abläufe halten können. Denn auch wenn die fünf Musen – eigentlich müssten es neun sein, aber naja – in den ersten Minuten noch so oft beteuern, dass jedes Wort wahr wäre, es stimmt einfach nicht.
Lasst uns erstmal mit dem Fakt anfangen, dass eigentlich alle Charaktere die Namen ihrer Vorbilder aus der griechischen Mythologie tragen, die namensgebende Figur allerdings den römischen Namen erhalten hat. Eigentlich müsste diese nämlich Herakles heißen. Warum man das so gemacht hat? Keine Ahnung. Ich nehme an, dass Hercules im Englischen einfacher auszusprechen ist. Ich finde aber dennoch, dass man sich für eine Mythologie entscheiden hätte können, und da die Filmcharaktere sowieso wenig mit den richtigen Gottheiten zu tun haben, wäre es auch nicht schlimm gewesen, einfach die römischen Namen zu verwenden.
Die Stiefmutter und die Schlange
Über die ganze Namensgeschichte kann man ja noch hinwegsehen, aber die haben auch die komplette Familiengeschichte von Hercules verändert und dazu noch Hades als das pure Böse dargestellt, was er eigentlich gar nicht ist, aber dazu kommen wir später.
Am Anfang des Filmes wird gezeigt, dass Zeus und Hera die Eltern von Hercules seien. Die beiden präsentieren ihren Sohn auf dem Olymp stolz den anderen Göttern – deren Farbgebung, nebenbei bemerkt, echt anstrengend für die Augen ist. Im weiteren Verlauf verlieren die beiden ihren geliebten Sohn aufgrund des Einwirkens von Hades, welcher ihn menschlich macht, entführt und eigentlich durch seine Gehilfen Pech und Schwefel, die sich als Schlangen getarnt haben, umbringen lassen wollte, das hat aber nicht funktioniert. Hercules wächst daraufhin bei Pflegeeltern auf. Er weiß nichts von seiner göttlichen Vergangenheit und auch nicht, dass seine Pflegeeltern nicht seine richtigen Eltern sind. Das Einzige, was ihm von seiner göttlichen Abstammung geblieben ist, ist seine übermenschliche Stärke. Als junger Mann ist er aufgrund dieser ein Außenseiter und fühlt sich nicht zugehörig. Er bittet Zeus um Hilfe und besucht dafür ein Denkmal des Göttervaters, das wird lebendig und erzählt ihm von dem ganzen Geschehenen. Hercules erfährt, wie er seine Göttlichkeit zurückerlangen kann.
„Deine Mutter und ich lieben dich vom ganzen Herzen.“
Zeus (Wolfgang Dehler)
Wirklich? Bist du dir da ganz sicher, Zeus? Also eigentlich ist Hera ja gar nicht seine Mutter. Eigentlich ist Herakles der Sprössling von Zeus und der sterblichen Alkeme. Zeus hatte sich nämlich als deren Ehemann ausgegeben und sie geschwängert. Dadurch ist Herakles auch nur ein Halbgott und kein Gott, wie Disney es uns weismachen will. Oh, und Hera kann ihn nicht ausstehen. Sie ist es nämlich, die ihn in der wahren Geschichte, schon als er ein Kind war, mit Hilfe von Schlangen umbringen wollte, nicht Hades.
Was ich nicht verstehe, ist: In den ganzen Disney-Prinzessinnenfilmen gibt es einen Haufen schlimmer Stiefmütter, warum konnte man das nicht hier machen? Es wäre so einfach gewesen: Zeus und Alkeme hätten ein Paar sein können, doch während der Geburt von Herakles kommt es zu Komplikationen und Alkeme verstirbt. Daraufhin nimmt Zeus Hera zur Frau, die auch eher seinem Stand entspricht, weil sie eben auch eine Göttin ist und somit mit ihm zusammen den Olymp regieren kann. Diese Position hätte Alkeme nicht einnehmen können, weil sie eben ein Mensch ist. Hera merkt aber, dass Zeus sie nie so lieben kann, wie er Alkeme liebte und Herakles ist eine ständige Erinnerung daran. Deshalb schmiedet sie einen Plan, wie sie ihn loswerden kann… Und dann führt man das Ganze weiter, bis es zu Herakles’ Aufstieg zum Helden kommt.
Aber nein, es gibt ja in der griechischen Mythologie einen Gott der Unterwelt, der ist ja die beste Vorlage für einen Bösewicht, oder?
Gerechtigkeit für Hades
Nein, ist er nicht. Nur weil Hades der Gott der Unterwelt ist, bedeutet das nicht, dass man ihn mit dem allgemeinen Bild eines Teufels gleichstellen kann. Die Unterwelt ist auch nicht wie die Hölle. Aber das hat Disney anscheinend nicht verstanden, denn für sie ist Hades offensichtlich ein schurkischer, ungnädiger Gott, in dessen Welt die Toten und deren Seelen schlecht behandelt werden. Besonders deutlich wird das im Lied „Jedes Wort ist wahr II“ („The Gospel Truth II“) gesungen von den Musen.
Ja, es gibt einen Teil der Unterwelt, in dem Seelen zu ewigen Qualen verurteilt sind – der Tartaros. Dieser ist aber vorbestimmt für diejenigen, die während ihres Lebens dem Bösen gedient haben. Neben dem Tartaros gibt es aber auch den Elysion, wo die Seelen in ewiger Glückseligkeit wandeln, und die elysischen Gefilde, wo sie ohne Schmerzen als Schatten wandeln. Hades ist auch kein grausamer Herrscher oder hat irgendwelche böswilligen Absichten, wie beispielsweise Zeus von seinen Thron zu stoßen. Dementsprechend ist die Darstellung seiner Figur in diesem Film absolut nicht mit dem eigentlichen Gott vergleichbar.
Außerdem hatte Hades auch so gut wie gar nichts mit Herakles zu tun. Das einzige Mal, dass die beiden in der griechischen Mythologie aufeinandertreffen, ist, wenn Herakles bei seiner zwölften Aufgabe, die ihm auferlegt wurde, Hades‘ dreiköpfigen Hund Kerberos von der Unterwelt stehlen sollte. Beide kämpfen zunächst gegeneinander, als Herakles versucht, in die Unterwelt zu gelangen. Hades verwehrt den Lebenden nämlich den Zutritt – die haben da halt auch nichts zu suchen. Herakles gewinnt aber den Kampf und erlangt somit Zutritt in die Unterwelt. Die beiden machen dann eine Art Deal: Hades erlaubt Herakles, den Hund mitzunehmen, wenn er diesen ohne Waffen niederringt, und verspricht, ihn nach Erfüllung der Aufgabe wieder zurückzubringen. Herakles hält sich daran, und es gab keine weitere (mir bekannte) Auseinandersetzung der beiden.
Allgemein finde ich es auch super schade, dass Hades sehr oft als der „schlechte“ Gott dargestellt wird und Zeus in Kontrast dazu als der „gute“ herrschende Gott. Wie gesagt, die beiden sind nicht mit den allgemeinen Auffassungen von Teufel und Gott vergleichbar. Und ich will hier ja niemandem irgendwelche Illusionen nehmen, aber Zeus hat halt auch echt keine weiße Weste. Wenn man sich näher mit den Göttern des Olymps beschäftigt, dann wird sehr schnell klar, dass Hades einer der harmlosesten Götter ist.
Man kann meines Erachtens nach die griechischen Gottheiten nicht nach „Gut“ und „Böse“ einteilen, die sind alle eher „morally grey“ – und bei einigen ist der Grauton halt dunkler als bei anderen.
Und was sagen die Griech*innen?
Der Film ist ja an sich auch nicht schlecht. Immerhin zeigt er Kindern, dass man, auch wenn man vielleicht anders als andere scheint, zu Großem fähig ist. Allerdings muss ich sagen, dass mir Hercules aus dem Film, als ich ihn zum Anlass dieses Artikels nach Jahren mal wieder gesehen habe, extrem unsympathisch ist. Der Film hat aber auch ganz coole Charaktere. So ist Meg, Hercules‘ Angebetete, meiner Meinung nach eine der besten weiblichen Disney-Charaktere. Nichtsdestotrotz finde ich, dass man sich ein wenig mehr an der eigentlichen Mythologie hätte orientieren sollen, vor allem auch, weil dadurch sehr viel falsches Wissen vermittelt wird.
Ich bin auch nicht die Einzige, die mit dieser Umsetzung nicht einverstanden ist. Disney wollte wohl eine Premiere des Films am Pynxhügel in Athen durchführen, allerdings habe sich die griechische Regierung dagegen ausgesprochen – aufgrund der Verzerrungen der eigentlichen Geschichte. Einen Zeitungsartikel dazu findet ihr hier.
This is another case of foreigners distorting our history and culture just to suit their commercial interests.
Adsmevtos Typos (1997)
Die griechische Mythologie hat so viele Geschichten zu erzählen und ist so facettenreich, da braucht es keinen amerikanischen Konzern, der sich aus den bestehenden Elementen eine ganz neue Saga zusammenspinnt. Die Idee, die Mythologie auch für Kinder zugänglich zu machen, finde ich grundsätzlich gut, die Umsetzung ist allerdings absolut mangelhaft. Und lasst uns bitte damit aufhören, Hades als das Böse darzustellen…
Beitragsbild: Vanessa Finsel
von Adrian Siegler | 24.01.2024
Es ist wieder Mimimi-Mittwoch, was für uns bedeutet, es ist mal wieder Zeit, sich über die Sorgen und Probleme des Alltags auszulassen. Doch heute soll es nicht um Situationen gehen, in denen wir uns immer mal wieder ungerne wiederfinden, sondern um etwas was mich zwar noch nicht mein ganzes Leben lang, aber mittlerweile jeden Tag, den ganzen Tag begleitet. Es geht darum, dass ich ziemlich groß bin.
Zuerst sollte ich hier meine Situation ein wenig umreißen, denn während ich diesen Satz tippe, höre ich euch schon leicht genervt aufseufzen: „Das Problem hätte ich gerne.“ Und ihr habt ein Stück weit Recht. Ich kann grundsätzlich vorwegnehmen, dass „groß sein“ mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt. So kann ich auch für mich festhalten, dass ich lieber ein wenig zu groß, als ein wenig zu klein bin. Und dennoch gibt es oft genug Situationen im Alltag, in denen ich einfach das Gefühl habe zu groß zu sein. Lasst mich erklären…
Was bedeutet „zu groß“ sein?
Das ist eine Frage, die sich nicht so ohne Weiteres beantworten lässt und die vermutlich auch Auslegungssache ist. Außerdem ist zu beachten, dass ich hier nur aus meiner Perspektive urteilen kann. Ich weiß nun mal nicht wie es ist, größer oder kleiner als ich zu sein. Doch wie groß bin ich jetzt eigentlich? Mein Ausweis weist mich als 197cm groß aus. Das ist ein wenig kleiner als das Standardmaß der meisten verbauten Innentüren in Deutschland. Dieses beträgt in der Höhe 198,5cm (1985mm). Hier besteht auch schon das erste Problem, denn die meisten Türen umfasst leider nicht alle Türen. Es passiert nicht oft, aber ich stoße mir im Alltag oft genug den Kopf, um bei den meisten Türen vorsichtshalber zumindest ein wenig den Kopf einzuziehen – es mag nicht immer notwendig sein, aber lohnt sich.
Der öffentliche Personennahverkehr
Wenn es nur Türen wären, die mich im Alltag hin und wieder Schmerz verspüren lassen, bräuchte es diesen Artikel nicht. Die mit Abstand häufigste Situation, in der ich mich inkompatibel mit der Alltagswelt fühle, tritt auf, sobald ich einen Zug, Bus oder auch ein Flugzeug betrete. Das Problem wird schnell klar – wo sollen meine Beine hin? Oft genug kann ich mich mit dem mir zugestandenen Platz arrangieren, jedoch meist mit wenig Spielraum. Ein Bein ausstrecken? Fehlanzeige. Die Beine überschlagen? Keine Chance. Mit den Knien nicht die ganze Zeit gegen den Vordersitz drücken müssen? Geht manchmal. Im Zug ist es dabei am angenehmsten und auch Busfahrten über einige Stunden kann ich so recht unbeschadet überstehen. Wo ich jedoch das Gefühl habe, dass ich sowie alle anderen Menschen über 1,90m schlicht und ergreifend vergessen wurden, sind Billigairlines. Glücklicherweise fliege ich sehr selten. Aber länger als eine Stunde an Board eines Easyjet-Flugzeugs zu verbringen würde ich als eine menschenverachtende Aktion einordnen.
Was soll ich anziehen?
Eine Frage, die ich mir jeden Tag auf´s neue Stelle. Zum Glück hat das eher mit meiner ausgeprägten Entscheidungsunfreudigkeit als meiner Größe zu tun. Tatsächlich ist es nicht unmöglich, an anziehbare Mode für große Menschen zu kommen. Jedoch war das auch ein Prozess und ich musste mir über die Zeit ein paar Tricks und Kniffe aneignen, um die richtigen Sachen zum Anziehen zu finden. Darunter zum Beispiel ganz offensichtlich der Blick auf die Größe. Oberteile unter der Größe XL sind für mich so gut wie immer irrelevant. Und das trotz der Tatsache, dass mein Körperbau weniger einem US-amerikanischen Kühlschrank, sondern eher einem Hutständer oder sowas ähnelt. Aber das größere Problem sind Hosen, da mit einem langen Körper auch lange Beine einhergehen. Die meisten Marken produzieren gar keine Hosen in einer ausreichenden Beinlänge. Ein kleiner Trostpreis sind allerdings meine Füße, denn ein großer Körper bedeutet nicht auch gleich große Füße.
„Spielst du eigentlich Basketball?“
Worüber ich mich wirklich glücklich schätzen kann, ist das äußerst geringe Maß an Diskriminierung, was großen Menschen – zumindest in meiner Erfahrung – zu Teil wird. Besonders verglichen mit Menschen, die aufgrund ihrer Figur oder vermeintlich zu geringen Körpergröße im Alltag diskriminiert werden, kann ich mich diesbezüglich fast schon als privilegiert bezeichnen. Oft ist es sogar umgekehrt – Menschen sind teilweise sogar neidisch auf meine Körpergröße. Eine Frage verfolgt mich allerdings trotzdem überall hin. „Spielst du [eigentlich] Basketball?“ Egal ob entfernte Verwandtschaft, Kommiliton*innen in der Bar oder auch römische Trickbetrüger*innen im Urlaub. Alle denken, dass ich Basketball spielen muss, aufgrund meiner Größe. Zumindest ist das neben „wie groß bist du?“ in den Top 5 Small-Talk-Fragen, die ich so kassiere. Doch auch hier muss ich relativieren und festhalten, es hätte mich auch deutlich schlimmer treffen können.
Problem oder Chance?
Das „Problem des Großseins“, wie ich es im Vorfeld beschrieben habe, würde ich gar nicht so bezeichnen. Zumindest ist es kein Problem in der Hinsicht, dass ich auf der Suche nach einer Lösung bin – die gibt es gar nicht (zumindest keine realistische). Lösungsansätze für die kleinen Probleme, die mir im Alltag so begegnen, habe ich für mich gefunden. Abgesehen davon bin ich mit mir und meiner Körper sehr zufrieden. Außerdem habe ich gar nicht von den ganzen Möglichkeiten gesprochen, die ich durch meine Größe habe. Ganz klassisch angefangen bei Dingen, die auf dem obersten Regal oder oben im Schrank liegen oder dem recht guten Überblick in großen Menschenansammlungen.
Außerdem geht mit Äußerlichkeiten auch immer eine bestimmte Erwartungshaltung der Gesellschaft an das Individuum einher. Wie bereits im vorherigen Absatz angedeutet, sind kleinere Personen (insbesondere die männlich Gelesenen) tendenziell eher Opfer von Diskriminierung aufgrund von Äußerlichkeiten, als sehr große Menschen. Bei weiblich gelesenen Personen könnte es aber auch genau umgekehrt sein. Das ist sehr schade, wie ich finde. Auch bin ich mir nicht sicher, ob ich durch einen solchen Artikel hier diese Tendenz verstärke. In meiner Wunschvorstellung regt dieser Artikel allerdings den Diskurs über Diskriminierung aufgrund der Körpergröße (sowie Äußerlichkeiten allgemein) an und sensibilisiert Menschen bezüglich des Themas.
Beitragsbild: siora18 auf Unsplash
von Jan-Niklas Heil | 20.12.2023
Nicht aus der Weihnachtszeit wegzudenken sind für mich, wie für die meisten: Weihnachtslieder, Weihnachtsmärkte und vor allem Weihnachtsfilme. Immer öfter fallen mir aber Weihnachtsfilme auf, die man gut und gerne mit dem Prädikat „Schlecht“ auszeichnen könnte und sollte.
Wir müssen aber zuerst einmal klären, was für mich ein schlechter Film ist. Das ist relativ einfach zu beantworten. Einen Film erachte ich als schlecht, wenn dieser entweder eine Handlung darstellen will, die jede*m passieren kann, diese aber so unwahrscheinlich ist, dass man eher jede Woche im Lotto gewinnt, als das die dargestellte Situation eintritt. Oder alternativ wird eine Handlung dargestellt, die so viele Plotholes hat, dass der Film nur die Intention haben kann, Weihnachtsstimmung zu transportieren. An sich ein löbliches Unterfangen, aber wenn die Handlung ab Mitte des Films keinen Sinn mehr macht, bezeichne ich den Film als schlecht.
Kennste, Kennste?
Die meisten von euch werden folgendes Szenario schonmal erlebt haben: Ihr habt richtig Bock einen Film zu schauen, wisst aber noch nicht, welchen. Also sucht ihr im Angebot eurer DVD-Sammlung (falls vorhanden) oder in dem Angebot des Streamingdienstes eures Vertrauens nach einem Film. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist die Situation eingetreten, dass ihr euch für einen Weihnachtsfilm entschieden habt. Was ist also das Schlimmste, was euch in dieser Situation passieren kann? Genau! Ihr findet den Film schlecht und zwar nicht nur ein bisschen verbesserungswürdig, sondern so richtig schlecht. So schlecht, dass ihr (im schlimmsten Fall) den Film wieder ausmacht und eigentlich keinen Bock mehr auf einen (Weihnachts-) Film habt.
Das ist doch Schmarrn
Die Schilderung ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber dennoch erfasst sie das Problem gut. Es gibt zu viele schlechte Weihnachtsfilme. Ich werde übrigens in diesem Kontext bewusst keine Namen von Filmen nennen. Mir geht es um das (in meiner Wahrnehmung) allgemeine Problem.
Was mir besonders aufgefallen ist: Die meisten Weihnachtsfilme, die ich als schlecht erachte, haben teilweise riesige Plotholes um ein Happy- End zu ermöglichen. Wie passiert sowas? Ist das Absicht? Oder bin ich zu blöd, um die Filme zu verstehen? Ich verstehe ja, dass es um die Stimmung geht, die transportiert werden soll, aber ehrlich, was soll das? Warum muss darunter die Handlung leiden und wieso fällt das keinem auf? Hatten die keinen Bock mehr beim Schreiben des Drehbuches?
Ihr merkt, mich frustriert das schon sehr. Oder ich verrenn´ mich hier emotional in etwas und ihr fragt euch, was der Spaß hier soll. Im Idealfall unterhält euch beides.
Hier gibt es ein unrealistisches Szenario
Viel schlimmer als Plotholes, die tiefer sind als der Marianengraben, sind Handlungen, die man als realistisch verkauft, die aber niemals so passieren werden. Ich gehe mittlerweile soweit, dass man sagen kann, dass man irgendwie versucht, einen Film zu produzieren, in den man die reale Welt einfließen lässt und grundsätzlich soll es eine schöne Weihnachtsstimmung geben (natürlich zwingend mit Happy End!). Die Handlung, die einen Film eigentlich ausmacht, ist dabei mindestens zweitrangig. Aber man muss diesen Filmen zu Gute halten, dass sie meist eine sehr schöne Weihnachtsstimmung übertragen. Naja, zumindest etwas. Es ist also nicht alles schlecht.
Passend zur Weihnachtszeit
An dieser Stelle findet dieser Mimimi-Mittwoch sein Ende. Auf einer positiven Note. Untypisch, aber passend zur Weihnachtszeit. Am Ende noch eine Empfehlung: Schaut euch mal diesen webmoritz.-Artikel über Weihnachtsfilme, die wir lieben, an. Dann passiert euch (hoffentlich) nicht das oben beschriebene Szenario.
Beitragsbild: Laura Schirrmeister
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