von Christine Fratzke | 30.07.2010
Diese Demo ist verboten. Die der Nazis erlaubt.
Ein „Kinderfest“ wollte die NPD ursprünglich am 31. Juli in Anklam veranstalten, dieses wurde allerdings verboten. Als Reaktion darauf wollten die Neonazis durch die Hansestadt einen Protestzug durchführen, Widerstand gegen dieses Vorhaben kündigte sich aus dem antifaschistischen Lager an. „Wider den Anklamer Zuständen“, ist auf den Antifa-Flyern zu lesen. Man wolle gemeinsam die rechte Hegemonie in Anklam zerbrechen. Auch der Landkreis reagierte: Mit einem Verbot der NPD-Demo am kommendem Sonnabend in Anklam. Doch das Verwaltungsgericht Greifswald hob dieses Verbot am 29. Juli auf, zuvor ging der NPD-Landtagsabgeordnete und Rechtsanwalt Michael Andrejewski dagegen vor. Die Verbotsaufhebung wurde mit Berufung auf das Grundrecht der Versammlungsfreiheit begründet – die Demonstration der Neonazis darf stattfinden.
Etwa 200 Neonazis – und eine Plakataktion
Gleichzeitig wird die geplante Gegendemonstration nicht stattfinden können, auch sie wurde am 26. Juli vom Kreis verboten – allerdings klagten die Gegner der NPD-Demo nicht beim Verwaltungsgericht. Sie riefen nun dazu auf, nicht am Sonnabend nach Anklam zu fahren. Die Hansestadt selbst plant eine Plakataktion, wesentlich mehr wurde nicht organisiert. Etwa 200 Neonazis werden erwartet.
Weitere Infos: www.endstation-rechts.de
*Update* 30.07. Antifaschisten dürfen nun doch demonstrieren
von Marco Wagner
Wie die Ostsee-Zeitung und der Nordkurier berichteten, wurde das Demonstrationsverbot der Antifaschisten aufgehoben. Damit kann die Gegendemo stattfinden. Dennoch werden die Organisatoren nach eigenen Angaben nicht auf die Straße gehen, um gegen Nazis zu demonstrieren.
Diese Entscheidung wird mit der nach wie vor unsicheren Rechtslage begründet. So gestaltete sich in den vergangenen Tagen die Kontaktaufnahme mit dem Ordnungsamt des Landkreises Ostvorpommern laut Pressemitteilung immer schwieriger. Es habe bis vergangene Woche eine „wochenlange Hinhaltetaktik“ auf die Organisatoren ausgeübt und sie „absichtlich im Unklaren“ gelassen.
Zudem sei die Verbotsverfügung ebenso unerwartet erfolgt, wie ihre Aufhebung. Es sei daher „äußerst fraglich, ob überhaupt ein Interesse daran besteht, die Veranstaltung zu ermöglichen, wenn der aktuelle Stand der Dinge allein vom Verwaltungsgericht vorgegeben wurde und überhaupt nicht absehbar ist, ob die nächsten Stunden nicht schon ein erneutes Verbot mit sich bringen“ so die Veranstalter.
Es könne durchaus sein, dass die Demonstrantinnen und Demonstranten „vor Ort wieder nach Hause geschickt“ würden, so Pressesprecherin Petra Seyer.
Die Verbotsaufhebung seitens des Landkreises wird mit der Entscheidung des Verwaltungsgerichts begründet. „Nun müssen wir aber sehen, dass gleiches Recht für alle gilt“ so Christoph Krohn Kreissprecher des Landkreises Ostvorpommern. Um Konfrontationen von Neonazis mit ihren Gegnern zu vermeiden, wurde der Startzeitpunkt des Gegenprotestes vom Ordnungsamt des Landkreises um anderthalb Stunden auf 12:30 Uhr nach hinten verlegt. Öffentliche Aufrufe zu Protesten gegen die Neonazis gab es weder von Seiten des Bürgermeisters Michael Galander (parteilos) noch von Seiten Barbara Syrbes (Die Linke.), der Landrätin des Kreises. Die Polizei kündigte an, sich dem „erhöhten Konfliktpotential“ anpassen zu wollen.
Hinweis der Redaktion: Die „Ergänzung“ wurde in das erste Update mit eingebaut. Dadurch wirkt das erste Update nun übersichtlicher und zusammenhängender.
**Update 30. Juli 15:45 Uhr** SPD/ Jusos zeigen Flagge gegen Nazis
Wie aus einem Gespräch der Greifswalder Jusos mit dem webMoritz hervor ging, werden morgen die Jusos Ostvorpommern und der Anklamer SPD Ortsverein Präsenz gegen Nazis zeigen. Ob es zu einem Demonstrationszug kommen wird, wird von der Teilnehmerzahl abhängig sein. Für viel wahrscheinlicher wird nach Angaben der Jusos eine Kundgebung sein. Es komme vor allem darauf an, Neonazis gegenüber Präsenz zu zeigen. „Es ist wichtig, dass möglichst viele kommen, um zu zeigen, dass Anklam eine weltoffene, schöne und lebenswerte Stadt ist“ so ein Juso-Mitglied gegenüber dem webMoritz. mw
von Marco Wagner | 25.07.2010
Die Anfahrt nach Lubmin zur Demonstration am 25. Juli gegen den geplanten Castor-Transport wurde deutlich länger als geplant. Nicht etwa, weil die Polizei die Anfahrt erschwerte. Etwa 50 Radfahrer setzten mit ihrer Fahrraddemo ein Zeichen für die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und gegen den vorgesehenen Castor-Transport. Der Verkehr staute sich allerdings erst ab Kemnitz, da hier die Radfahrerinnen und Radfahrer die Straße mit benutzen müssen. Bereits gestern machten die Aktivisten mit einem Infostand auf dem Fischmarkt auf sich aufmerksam.
In Lubmin angekommen, kündigten die Organisatoren auf einer Kundgebung am alten Bahnhof Widerstand gegen die Transporte an. Besonders problematisch sei vor allem die Tatsache, dass der in Lubmin eingelagerte Atommüll im Falle eines Lecks der Castoren nicht repariert werden könne, da keine Reparaturwerkstatt hierfür existiere. Aufgrund der Tatsache, dass vermutlich auch in den nächsten vier Jahrzehnten keine Endlagerstätte existieren wird, würde der nukleare Abfall immer wieder von Lager zu Lager umsortiert, so die Rednerinnen und Redner. Dies diene dazu, damit die Kernkraftwerke ihren gesetzlich vorgeschriebenen Endlagernachweis vorweisen können.
„Unverantwortlich, aus Profitgründen an Atomenergie festzuhalten“
Gesetzt, es würde immer wieder zur Umlagerung kommen, würde der Endlagernachweis ad absurdum geführt, so die Rednerinnen und Redner während der Kundgebung. Des weiteren wiesen sie darauf hin, dass es zu einer Überfüllung der Zwischenlager kommen wird, sofern keine geeignete Endlagerstätte gefunden würde. Es sei „unverantwortlich, nur aus Profitgründen an der Atomenergie festzuhalten“ meinten sie gegenüber den 80 anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung. Es wurde betont, dass die Zukunft in den erneuerbaren Energien liege.
Unter den Rednerinnen und Rednern meldeten sich auch Vertreter der Atomkraftgegner aus Russland und Frankreich zu Wort. So beispielsweise Vitali, der als Vertreter einer ökologischen Jugendbewegung in Murmansk nach Lubmin zur Demo angereist war. Die dortige Gruppe von Atomkraftgegnern möchte sich vor Ort für eine Abschaltung des Atomkraftwerkes einsetzen und gegen die dort stationierte Flotte der Atom-U- Boote des russischen Militärs protestieren. Zudem existieren in der Gegend um Murmansk mehrere Endlager für Nuklearmüll. Als Vorbild für die russische Atomkraftgegner sollen die Aktionen der westeuropäischen Aktivistinnen und Aktivisten dienen. Der Redner ist Mitglied der Baltic-Sea-Tour, welche durch die Staaten, die an der Ostsee liegen, fährt, um über die nukleare Verseuchung der Ostsee aufzuklären. Des weiteren bekundete eine französische Delegation ihre Solidarität mit den deutschen Protestgruppen gegen den Castor-Transport nach Lubmin.
Angenehmes Sitzen auf Lubminer Schienen
Der anschließende Protestmarsch nach Lubmin verlief friedlich und reibungslos. Unabhängig davon ließ es sich die Zivilpolizei nicht nehmen – fleißig wie die Bienen – Fotos von möglichst vielen Demonstranten und anwesenden Redakteuren des webMoritz zu machen. Dem Marsch zum Zwischenlager Nord „Rubenow“ (ZLN „Rubenow“) folgten insgesamt 60 Personen. Insassen vorbeifahrender Autos zeigten sich erbost über die Demonstration. „Erst demonstrieren und dann in den Wald pissen“, schimpfte die Beifahrerin eines Autos, als sie am Zug vorbei fuhren.
Zwischendurch verließen etwa 40 Demonstrantinnen und Demonstranten tatsächlich den vorgeschriebenen Weg und machten sich auf die Gleise. Probesitzen war angesagt. Ein Demonstrant bemerkte ironisch, dass es sich auf den Schienen zum Bahnhof Lubmin ausgesprochen weich sitzen ließe.
Nach etwa einer Stunde wurde Fußmarsch das Ziel, das ZLN „Rubenow“ erreicht. Es folgte eine weitere kurze Kundgebung. Anschließend wurde die Protestaktion für beendet erklärt und aufgelöst. Die Organisatoren zeigten sich insgesamt zufrieden mit der Auftaktaktion für weitere Proteste, wenngleich sie sich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhofft hatten.
Galerie vom Infostand:
Fotos: Christine Fratzke, Kilian Dorner (Galerie Demo in Lubmin), Marco Wagner (Galerie Infostand)
von Gastautor*in | 23.07.2010
Ein Beitrag von Martin Hackbarth
Beginn der vorlesungsfreien Zeit: Die Tage sind lang, die Temperaturen steigen, viele sonnen sich am Hafen, fahren ans Meer, genießen das ein oder andere Getränk im Biergarten oder fahren in den Urlaub. So schön und idyllisch kann der Sommer sein. Doch irgendetwas fehlt. Ach ja, das Studium. Die vorlesungsfreie Zeit bedeutet für viele Studentinnen und Studenten wieder das Schreiben von unzähligen Hausarbeiten und/oder Klausuren. Das abgammeln in den stickigen Räumen der Bibliotheken, oder das absolvieren von Praktika. Einige nutzen auch die zweieinhalb Monate, um sich etwas Geld zu verdienen. So schön scheint der Sommer wohl doch nicht mehr zu sein. Wie idyllisch die vorlesungsfreie Zeit wirklich ist, sollte eine kleine Umfrage, an der etwa 100 Studentinnen und Studenten teilnahmen, ergeben.
Wo lernt es sich besser für 2,75 Klausuren, als im Liegestuhl?
1,5 Hausarbeiten und 2,75 Klausuren
Rund die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich zumindest einen Teil des Sommers mit Zettel und Stift zufrieden geben müssen. Nicht selten kam bei der Befragung eine Lernbelastung von mehr als drei Klausuren und/oder Hausarbeiten heraus. Der negative Rekord liegt dabei bei vier Hausarbeiten, einem Praktikum und einer Klausur. Diesem Glücklichen kann man nur viel Erfolg wünschen. Ebenso viel Erfolg sei allen gewünscht, die an ihrer Abschlussarbeit sitzen werden. Ein kleiner Teil gab nämlich an, dass sie mit der Bachelor- oder Masterarbeit zu tun haben werden. Die Befragung ergab, dass die durchschnittliche Belastung bei 1,5 Hausarbeiten und 2,75 Klausuren liegt.
Lernst du noch oder lebst du schon?
Studieren, wo andere Urlaub machen
Trotz dieser Belastung lassen sich viele den Sommer nicht vermiesen. Die Meisten antworteten zeitgleich mit der Alternative „Greifswalder Museumshafen, Strand und Umgebung sind Urlaub genug“. Die, die also in Greifswald verbleiben, brauchen demnach keine Angst haben, dass sie in einer Geisterstadt leben werden. Außerdem werden hier auch einige Festivals, Konzerte und sicherlich viele Partys stattfinden. Wem das nicht reichen sollte, der kann sich auch in den nächsten Bus oder Zug setzen und an den Strand nach Lubmin oder Usedom fahren. Eine Fahrt nach Rostock oder Berlin ist ebenso schnell absolviert. Bei diesen Temperaturen reisen hier jedenfalls viele Menschen aus der ganzen Welt an. Na, wenn das keine gute Möglichkeit ist, andere Menschen und Kulturen kennenzulernen!?
Nordische Länder an der Spitze
Wer dies doch lieber in den jeweiligen Ländern erleben will, sollte seinen Urlaub dorthin verlagern. Dieser Ansicht sind jedenfalls
Wohin soll es gehen?
mehrere Studentinnen und Studenten, denn die Hälfte der Befragten gab an, einen Teil der vorlesungsfreien Zeit im Ausland zu verbringen. Ganz oben im Kurs liegen dabei die skandinavischen Länder. Rund ein Viertel der Urlauber gab an, nach Schweden, Dänemark oder Norwegen zu fahren. Schweden steht auch im gesamten Ergebnis an erster Stelle. Der Angel-, Wander- oder einfach nur Erholungsurlaub wurde in den letzten Jahren immer beliebter. Geschätzt werden dort die Ruhe, die Natur und die freundliche Mentalität der Menschen. Allgemein scheint der Norden eine gewisse Anziehungskraft zu besitzen, denn viele fahren beziehungsweise fliegen auch nach England, Irland, Schottland, Island oder Finnland. Rundreisen durch Europa scheinen auch nicht mehr selten zu sein, da ein kleiner Teil der Befragten quer durch Europa reisen wird. Ebenso beliebter scheint Osteuropa zu werden. Ein nicht unerheblicher Teil, etwa zehn Prozent, gab an, nach Kroatien, Bulgarien, Tschechien, Slowenien, Ukraine oder Polen zu fahren. Wenig besucht werden hingegen Spanien, Frankreich, Türkei, Italien und Portugal, obwohl diese Länder die gefragtesten Urlaubsziele der Deutschen sind, fahren gerade mal nur zehn Prozent der ins Ausland fahrende Studentinnen und Studenten in diese Gebiete. Den europäischen Kontinent hingegen verlassen eher die Wenigsten. Keine zehn Prozent gaben an, nach Nordamerika, Nordafrika, Asien oder in die Karibik zu fliegen. Die exotischsten Reiseziele waren Kuba und Japan.
Urlaub in Deutschland
Schuhe aus und ab ins Wasser.
Denen, den Greifswald nicht genügt und nicht ins Ausland wollen beziehungsweise können, machen auch gerne mal Urlaub in Deutschland. Ein nicht unerheblicher Teil, der an der Umfrage teilnehmenden Personen, gab an Urlaub in Bayern, Berlin, Niedersachsen oder im Schwarzwald zu machen. Außerdem nutzen auch einige die Zeit, um Freunde in der gesamten Republik zu besuchen. Lediglich ein Viertel der Teilnehmenden gab an, über die vorlesungsfreie Zeit nach Hause zu fahren. Insgesamt ist zu betrachten, dass die Studenten zwar einen gewissen Lernstress haben, sich aber die Zeit nicht nehmen lassen, um sich mal so richtig zu erholen. Ob dies nun im Greifswalder Museumshafen oder bei der Besichtigung des berühmten Vulkans Eyjafjallajökull geschehen soll, ist dabei irrelevant.
Allen Leserinnen und Lesern sei ein schöner Sommer gewünscht!
Fotos: gretaa (Liegestuhl, via jugendfotos), Kilian Dorner (Skater), elle79 (Wohin, via jugendfotos), tino (Schuhe aus, via jugendfotos), petiteMarie (Pinguin, via jugendfotos)
von Marco Wagner | 21.07.2010
Zur Zeit ist vorgesehen, dass bis spätestens zum Jahresende zwei Castortransporte, einer mit vier Behältern aus dem französischen Caderache und einer mit fünf Behältern aus Karlsruhe im Lubminer Bahnhof ankommen, um im dortigen Zwischenlager Nord (ZLN) eingelagert zu werden. Die vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erteilte Genehmigung für diesen Transport läuft am 31.12. diesen Jahres aus. Konkrete Transporttermine müssen nach Auflagen des BfS mit den Innenministerien der vom Transport berührten Länder abgestimmt werden. Daher ist auch noch nicht bekannt, wann die Castoren ankommen und eingelagert werden.
Anschließend sollen sie nach Angaben der Pressestelle der Energiewerke Nord (EWN) in ein geplantes Bundesendlager transportiert werden. Als Endlager ist seit einiger Zeit das Bergwerk in Gorleben im Gespräch.
Protesttage gegen Atomenergie
Gegen den Castor-Transport formiert sich ein breites Protestbündnis
Derweil formiert sich nach Angaben einer Pressemitteilung des Rostocker Anti-Atom Netzwerkes Protest gegen die Transporte. So wollen lokale Gruppen „vielfältigen Protest“ gegen die Zwischenlagerung in Lubmin organisieren. Im Rahmen dieser Aktionen macht die „Baltic Sea Tour“ in Greifswald halt, um sich mit anderen Atomkraftgegnern aus Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland und anderen Staaten des Ostseeraumes zu vernetzen. Das Vernetzungstreffen findet am Samstag dem 24. Juli um 19 Uhr im Klex statt. Die „Baltic Sea Tour“ ist ein Projekt von Atomkraftgegnern, die in verschiedene Orte und Staaten entlang der Ostsee fahren und durch Informationsveranstaltungen auf die radioaktive Verseuchung der Ostsee aufmerksam machen. Die Ostsee ist nach Angaben der Veranstalter eines der am meisten verseuchten Gewässer.
Des weiteren wolle man gegen weitere Atommülltransporte sowie für einen sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie demonstrieren. Herzstück der Protesttage wird eine Demo gegen die Castor-Transporte am Sonntag dem 25. Juli in Lubmin sein. Vom alten Bahnhof aus wird sich um 12 Uhr ein Demonstrationszug zum Zentrallager Nord bewegen. Anschließend findet eine Abschlusskundgebung statt. Die Anreise nach Lubmin erfolgt entweder ab 11 Uhr mit dem Bus vom Busbahnhof in Greifswald aus, oder aber mit dem Fahrrad. Hierfür wird eine Fahrraddemo organisiert, die um 10 Uhr von der Europakreuzung nach Lubmin aufbricht.
Das Programm wird am Montag mit einem um 19 Uhr im Klex stattfindenden Vortrag zur Endlagerproblematik fortgesetzt. Mit einer am Mittwoch stattfindenden Demonstration durch die Greifswalder Innenstadt werden die Aktionstage ihren Abschluss finden. Der Demonstrationszug beginnt um 10 Uhr am Karl-Marx-Platz.
Brennstäbe von Forschungsreaktoren und Atomschiff „Otto Hahn“
Der nuklearbetriebene Frachter Otto Hahn in Hamburg. Die Brennstäbe werden nun in Lubmin zwischen gelagert.
Am 11. Juni 2010 wurde nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz der ein Jahr zuvor eingereichte Antrag zum Transport von fünf Behältern vom Typ CASTOR HAW 20/28 mit hochaktiven Glaskokillen von der Wiederaufbereitungsanlage in Karlsruhe nach Lubmin genehmigt.
Das ZLN „Rubenow“ wurde ab 1992 als Zwischenlager für abgebrannte radioaktive Brennstoffe, Zwischen- und Abklinglagerung für Radioaktives Material und zur Behandlung von nuklearem Material eingerichtet. Die DDR errichtete allerdings bereits ab 1985 ein Lager für die Brennstäbe aus den Kraftwerken in Rheinsberg und Lubmin, nachdem die Sowjetunion nicht mehr bereit war, die Zwischen- beziehungsweise Endlagerung zu übernehmen. Das ZLN ist im Gegensatz zu den Standorten Gorleben und Ahaus in Bundesbesitz und ausschließlich dazu befugt, bundeseigene Brennstoffe einzulagern. So stammen die Brennstäbe, welche in den Castor-Behältern verwahrt sind, nach Angaben der Pressestelle der EWN aus deutschen Forschungsreaktoren in Karlsruhe und Geestacht sowie dem kernkraftbetriebenen Forschungsschiff „Otto Hahn“.
Nach der Ankunft in Lubmin werden die Behälter nach Angaben der EWN in der Halle acht eingelagert. In dieser dürfen maximal 80 Castor-Behälter für einen Zeitraum von maximal 40 Jahren gelagert werden.
Fotos: Wikimedia Commons (Gelbe Tonne), Wikipedia (Frachter „Otto Hahn“), Anti-Atom Initiative Greifswald (Atomkraft? Nein Danke!)
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund von Hinweisen der Pressesprecherin der EWN (siehe unten) wurden aufgetretene Fehler im Text nachträglich korrigiert.
von Gastautor*in | 20.07.2010
Ein Gastbeitrag von Michael Seifert
„Nach Kenia!?“ – Dr. Thomas, der Leiter des Lehrerprüfungsamtes, fiel fast vom Stuhl als ich ihm meinen Wunsch mitteilte, meinen dreimonatigen, „ausbildungsrelevanten“ Auslandsaufenthalt in einem englischsprachigem Land ausgerechnet in Kenia machen zu wollen. Noch skeptischer wurde sein Blick als ich ihm schilderte, dass die Reise nach Lodwar, mitten in die Wüste der Turkana im äußersten Nordwesten des Landes, einen Katzensprung entfernt zur Grenze zum Südsuden, gehen sollte. Dennoch wurde mir die Anerkennung durch das Lehrerprüfungsamt gegeben und die Reise konnte ganz offiziell genehmigt losgehen.
Lehramtsstudent Michael Seifert in der afrikanischen Wildnis. Auch im Bild: Dromedare.
Doch der Reihe nach: Wie kommt man dazu anstatt in England oder den USA ein Semester zu studieren, wie es die Schöpfer der Prüfungsordnung für das Lehramt Gymnasium im Fach Englisch sich sicherlich eigentlich gedacht hätten, einfach nach Kenia zu fahren? Die gewisse Abenteuerlust drei Monate meines Studiums in Afrika zu verbringen hatte ich, fehlte also nur noch die Zeit und der Grund. Nach der anstrengenden Wahlorganisation für StuPa-Wahl und Urabstimmung war ich urlaubs(-semester-)reif und die Eltern des ehemaligen Juso-Kreisvorsitzendens Eric Hartmann hatten den idealen Grund:
Nach ihrem Aufenthalt als Lehrer an der deutschen Schule Nairobi hatten Brit und Jan Hartmann immer noch starke Verbindungen nach Kenia. Nach ihrem Abschied konnten sie mit Cisco und der Diözese Lodwar ein Computerprojekt verwirklichen, dass sich in den vier Jahren gut entwickelt hat. Nun sollte die nächste Stufe gezündet werden, indem die Kurse didaktisch verbessert und Lehrer einer nahegelegenen Schule zu Computerlehrern ausgebildet werden sollten. Dazu passte ich als Englisch-Lehramtsstudent mit ordentlichen Computerkenntnissen natürlich sehr gut. Vier Monate, nachdem Eric mir den Floh in den Kopf gesetzt hatte, stieg ich Anfang Mai in das Flugzeug nach Nairobi. Von dort ging es eine Woche später weiter nach Lodwar.
Strohhütte im Nirgendwo
Angekommen an meinem Praktikumsort war ich erstmal baff: Der Flugplatz – eine unbefestigte Piste mitten im Nirgendwo; der Tower – eine Strohhütte, die Straßen – Sandpisten und durch den Ort laufen Herden von Ziegen, verfolgt von Hirten in traditionellen Gewändern. Ganz so krass hätte ich mir das doch nicht vorgestellt. Auch die Info, dass sich die Trucks in Richtung Südsudan im Ort stauen, weil sie nicht über den Fluss können, da letzte Nacht die Brücke weggeschwemmt wurde, steigerte meine Laune bei Ankunft nicht unbedingt. Aber kneifen galt nicht und so musste ich mich mit der Situation abfinden.
Der Flughafen in Lodwar, "eine unbefestigte Piste im Nirgendwo".
Doch schon am nächsten Tag begann sich meine Laune zu heben: Spontan übernahm ich zusätzlich eine Science-Schulklasse für Schüler, die ihren Schulabschluss nachholen wollen – unbezahlbare Erfahrung in der, im Studium sehr knapp bemessenen, Praxis. Für einen angehenden Lehrer ein optimales Umfeld, da man keine Hilfsmittel, aber viel Freiraum hat. Die vielbeschworene Theorie der Didaktik und Methodik fühlte sich in dem Moment so weit weg an, wie meine Uni – auf einem anderen Kontinent. Man muss sich so genauer überlegen, wie man es den Schülern am Besten beibringt. So erklärte ich den Aufbau eines Fisches am (nicht mehr lebenden) Exemplar oder mittels eines Pappstreifens und Sand das Prinzip von Aerodynamik. Dabei bin ich mit meinen 30 Schülern in einer absolut privilegierten Situation. Bei einem Besuch in einer Schule staunte ich Bauklötze, als eine Klasse besser besucht war als so manche Vorlesung im Audimax der Rubenowstraße. Im öffentlichen Schulsystem Kenias dürfen sich die Lehrer nämlich mit 120 Schülern in einer Klasse rumschlagen! Die Motivation und Disziplin ist unglaublich hoch. Während bei uns wohl die wenigsten gerne ihre Zeit in überfüllten Schulräumen verbracht hätten, laufen kenianische Schüler mehrere Kilometer, um in die Schule zu kommen und verbringen manchmal den Nachmittag freiwillig in der Bibliothek. Auch bin ich in Deutschland selten auf der Straße angebettelt worden, doch das Schulgeld für jemanden zu übernehmen, damit er weiter lernen und sich fortbilden kann…
„Zeig mir, wie der Fisch gefangen wird!“
Das bringt mich auch direkt zu den Problemen Afrikas: Die Armut ist allgegenwärtig und als „Mzungu“ (Suaheli für „Weißer Mann“) wird man sehr häufig um Geld angebettelt. Für Afrikaner sind Europäer grundsätzlich reich und man soll ihnen doch bitte direkt helfen. Wenn man bedenkt, dass man für 20 Cent eine vollwertige Mahlzeit erhält, die für die meisten meiner Schüler den ganzen Tag reichen muss, wird einem dann doch anders. Ein Turkana hat aber meine Meinung genau auf den Kopf getroffen: „Gib mir keinen Fisch, sondern zeig mir, wie der Fisch gefangen wird!“ – anders ausgedrückt: Zeig mir wie ich’s richtig machen kann, damit ich mir in Zukunft selbst helfen kann. Deshalb engagiere ich mich gerne für Brit und Jan Hartmanns Projekt, um meinen Beitrag zu leisten, den Rückstand Afrikas in der IT-Bildung zu verkleinern. Nach dem Abschied der beiden ausgebildeten Lehrer schlief das Projekt mit der Computerbildung in der Primary School (diese geht bis zur achten Klasse) nämlich vorübergehend ein. Also wählte ich direkt die große Lösung und gab gleich zwölf Lehrerinnen und Lehrern einen Computerkurs, damit diese ihr frisch erworbenes Wissen so schnell wie möglich an die Schülerinnen der St.Monica-Girl’s-School weitergeben können um so den Rückstand Lodwars so schnell wie möglich zu verringern.
Bei einer Fahrt mit dem Weihbischof der Diözese ergab sich für mich auch die Möglichkeit, einen Einblick in das Flüchtlingsproblem Afrikas zu bekommen. Bei einer Fahrt durch das UN-Flüchtlingscamp in Kakuma wurde mir ein weiteres Mal klar, wie gut wir es in Deutschland haben. Das Camp trennte die einzelnen Flüchtlinge nach ihren Herkunftsländern auf. So wie die Häuser gebaut wurden, stelle ich mir Slums vor – die Baumaterialien Pappe, Blech und Holz überwiegen im Camp. Die Infrastruktur war nicht oder kaum vorhanden: Die Straßen waren Rüttelpisten, die Elektrizität kaum vorhanden und auf 70.000 Einwohner kamen fünf Bohrlöcher, die dann in verschiedene Brunnen verteilt wurden.
Wie viele passen in ein Auto? – Einer geht noch
Wieviele passen in ein Auto? Die Antwort: Mindestens zwei, da haben aber noch 13 weitere Platz.
Doch die Bewohner des Camps und in Lodwar allgemein sind nicht, wie man sich das gedacht hätte, verzweifelt, sondern strahlen absolute Lebensfreude aus. Wenn man auf Kinder trifft, wird man mit stürmischen „Mzungu, Mzungu“-Rufen begrüßt und ständig wird mir von den Kleinen „How are you?“ entgegengerufen. Diese Begrüßung ist die wortwörtliche Übersetzung von „Habari“ und ist der erste englische Satz, den die Kinder sprechen können. Auch die etwas älteren Bewohner sind total nett und im Vergleich zu uns Europäern unkompliziert. Während man in Deutschland peinlich genau darauf achtet, wie viele Leute in ein Auto passen, gilt in Kenia die Kapazitätsgrenze „einer geht noch“. Auf der Rückfahrt von Kakuma pressten wir uns mit 15 Personen auf die Ladefläche einer Pritsche. Als Deutscher wird man zudem während der WM ständig auf das Thema Fußball angesprochen. So ergeben sich viele nette Plaudereien über die schönste Nebensache der Welt. Absolut positiv ist auch die Gastfreundschaft der Afrikaner zu erwähnen. In einem Camp für IDPs wurde ich vom quasi Bürgermeister mit den Worten „es ist uns eine Ehre“ zum Mittagessen eingeladen. Das traditionelle Ziegenfleisch mit Ugali mit ihm und seinen Kindern in der einfachen Lehmhütte zu teilen, war ein tolles Erlebnis.
Gerade die Leute machen den Aufenthalt zu einem unvergesslichen und vor allem absolut positiven Erlebnis. In den zwei Monaten in Lodwar habe ich schon viele Freundschaften knüpfen und wunderbare Erfahrungen sammeln können. Auch Dr. Thomas’ Bedenken, ob man denn für das Englischstudium so viel lernen kann, kann ich absolut positiv entgegentreten. Durch die vielen Gäste der Diözese aus aller Welt kommt man zudem mit vielen klugen Menschen aus allen Kontinenten ins Gespräch. Und dabei ist die Sprache fast immer Englisch. Die Praxiserfahrung ist also sowohl beim Sprechen da, als auch beim Unterrichten. Für das weitere Studium war das Abenteuer in Lodwar also die perfekte Wahl. Wer sich genauer über das Projekt informieren will und meinen Reiseblog lesen will, der kann unter www.computerschule-kenia.de und www.abacus-ev.de alles noch mal genauer durchlesen. Über Kommentare auf dem Blog und Mails freue ich mich immer.
Viele Grüße aus der Wüste der Turkana an die Ostseeküste Greifswald,
euer Michael.
Fotos: Michael Seifert
von Marco Wagner | 18.07.2010
Zwei Parteifreunde: Erwin Sellering (links) und Erik von Malottki (rechts)
Ziemlich überraschend kam es am Freitag, dem 16. Juli, am Rande des Fischerfestes zu einem Treffen zwischen dem neuen Stupa-Präsidenten Erik von Malottki und dem Ministerpräsidenten Erwin Sellering (beide SPD). Thema des Gespräches war die Zukunft der Lehramtsstudiengänge an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald.
Während des Gespräches stellte sich heraus, dass der Ministerpräsident einer vollständigen Konzentration der Lehrerausbildung in Rostock ablehnend gegenüber steht. „Es gab einmal die Verabredung, dass wir in Rostock die Lehrerausbildung und in Greifswald Jura konzentrieren wollen. Die Verabredung lautete aber nicht, dass Greifswald überhaupt nichts mehr mit der Lehrerausbildung zu tun haben soll“, erklärte Sellering. „Es war geplant, dass die Lehrerausbildung in Greifswald bis zum Bachelor mitlaufen soll. Wir haben nun aber eine neue Lage, da es bei der grundständigen Lehramtsausbildung bleibt. Daher müssen wir sehen, dass wir eine vernünftige Lösung finden – auch für Greifswald.“ Die derzeitige Datenlage für eine endgültige Entscheidung sieht Sellering jedoch nicht als ausreichend an. „Ich habe daher die Ausweitung der Lehrerbedarfsplanung bis 2030 veranlasst. Definitive Entscheidungen sind nur auf dieser Grundlage möglich“, erläutert der Ministerpräsident weiter.
Der Entwurf des Konsenspapiers der Rostocker und Greifswalder Studierenden, das in den letzten Wochen erarbeitet wurde, bewertete Sellering als Diskussionsbeitrag positiv, da er „es nicht richtig“ finde, „wenn die Universitäten auf einander los gehen “, erklärte Sellering gegenüber dem StuPa-Präsidenten und dem webMoritz. Er wünsche sich das Zustandekommen einer Runde, in welcher man sich auf einen Konsens zwischen allen streitenden Parteien einigen könnte. „Ich finde gut, wie konstruktiv und beharrlich zugleich sich die Studierenden einbringen. Und eines kann ich heute schon sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Land seinen Lehrerbedarf langfristig mit einem einzigen Standort decken kann.“ Mit diesen Worten nahm das Treffen zwischen Erik von Malottki und Erwin Sellering sein Ende.
Der Ministerpräsident bewertet den Entwurf des Konsenspapiers als wichtigen Diskussionsbeitrag
Infobox Entwurf des Konsenspapiers
Am Dienstag dem 6. Juli kam es zu einem Treffen zwischen Vertretern der Studierendenschaften in Rostock und Greifswald, nachdem zwischen beiden ein Streit bezüglich der Lehrerausbildung entbrannte. Während dieses Treffens einigten sie sich auf einen Kompromiss, welcher noch vom Studierendenparlament der Universität Greifswald und dem Studierendenrat der Universität Rostock bestätigt werden muss, um gültig zu werden.
Sollte dieser Konsens zwischen beiden Studierendenschaften zustande kommen, würden beide künftig gemeinsam im Streit um die Lehrerausbildung der Landesregierung gegenüber treten.
Der Konsensentwurf sieht für Greifswald vor, dass „…in Greifswald das Staatsexamen für Lehramt an Gymnasien und Lehramt an Haupt- und Realschulen angeboten“ wird. In Rostock werde an den bestehenden Schularten festgehalten und in den bereits vorgehaltenen Fächern ausgebildet. Neue Fächer sollen in Rostock nicht mehr eröffnet werden. Es sieht zudem weiterhin eine Beschränkung des Fächerangebotes an der Universität Greifswald vor. So sollen an diesem Standort neben den Unikatfächern (skandinavische Sprachen, Geografie, Kunst und Gestaltung, Russisch und Polnisch) noch Deutsch, Englisch, Evangelische Religion vorgehalten werden. Latein soll dem Konsensentwurf zufolge bis mindestens 2020 gelehrt werden. Wieder eröffnet werden sollen die Fächer Physik und Mathematik und neu eröffnet werden soll das Fach Sozialkunde.
Vollversammlung des FSR Physik begrüßt Wiedereröffnung des Lehramtes
In einer ebenfalls am vergangenen Freitag dem 16. Juli stattfindenden beschlussfähigen Vollversammlung des FSR Physik positionierte sich die Mehrheit der Anwesenden für eine Wiedereröffnung des Lehramtsstudienganges Physik. In dem entsprechenden Beschluss heißt es, dass die Vollversammlung der Fachschaft Physik es „begrüßt“, dass „in Zukunft Lehramt Physik am Institut für Physik“ ausgebildet werden soll. Dies stehe unter der Bedingung, dass keine bestehende Stelle am Institut für Physik zu diesem Zweck umgewidmet werde.Des weiteren sprechen sich beide Vertreterinnen der Studierendenschaften neben der Forderung nach der Eröffnung von drei neuen Studiengängen dafür aus, dass bestimmte Fächerkombinationen in Zukunft ausgeschlossen werden sollen.
Fächerkombinationen sollen eingeschränkt werden
Speziell betrifft das die Kombination Mathematik/ Deutsch und Deutsch/ evangelische Religion. Zudem soll es neben einer Absenkung der Studierendenzahlen an beiden Standorten zu einem Aufbau von Fachdidaktik-Kapazitäten an den neu eröffneten Fächern in Greifswald kommen. Beide Studierendenschaften einigten sich darauf, gemeinsam „intensiv im Zentrum für Lehrerbildung und Bildungswissenschaften in Rostock zusammenarbeiten zu wollen.“
Ein Ausbau der Erziehungswissenschaften würde demnach in Greifswald nicht erfolgen. Der bisherige status quo der Erziehungswissenschaft solle vielmehr mit ihren bisherigen Stellen aufrecht erhalten werden. Somit würde es nach dem entworfenem Konsenspapier zu einer Konzentration der Lehrerausbildung an der Universität Rostock kommen, ohne dass Greifswald auf die Ausbildung verzichten, oder diese auf einen minimalen Rumpf zurück fahren müsste.
Der webMoritz war mit dabei: Rechts im Bild der Autor Marco Wagner.
Kommentar von Marco Wagner
Eine komplette Verlagerung der Lehramtsstudiengänge kann sich der Ministerpräsident nicht vorstellen. Das ist zumindest ein klares Bekenntnis für den Erhalt von Lehramtsstudiengängen in Greifswald. In welchem Umfang diese jedoch schlussendlich erhalten werden, dazu wollte er sich nicht äußern.
Wenngleich sich andeutet, dass die Landesregierung damit auf die Universität Greifswald zugeht, heißt das noch lange nicht, dass der Druck auf Schwerin nachlassen sollte. Im Entwurf des Konsenspapiers wurden der Regierung bereits viele Zugeständnisse gemacht. Weitere Kompromisse dürfen die Vertreter der Greifswalder Studierendenschaft nicht mehr eingehen. Würden sie das machen, so bedeutete es nichts weiter, als dass man den Prozess der Abschaffung der Lehramtsstudiengänge in Greifswald verlangsame. Ein wirklicher Erhalt könnte dann nicht mehr gewährleistet werden.
Problematisch für die Greifswalder Studierendenschaft ist aber noch ein anderer Punkt: Die Untätigkeit des Rektorats in diesem Streit. Der Einzige, der sich regelmäßig zum Erhalt der Lehramtsstudiengänge bekannt hat, ist Prorektor Michael Herbst. Rektor Rainer Westermann äußert sich öffentlich – wenn überhaupt – ausgesprochen selten zu diesem Thema. Ein konsequenteres, eindeutigeres Bekenntnis für den Erhalt der Lehramtsstudiengänge, das nicht nur von einem der Prorektoren kommt, wäre daher mehr als wünschenswert.
Eines darf jedoch auch nicht vergessen werden: So positiv es sich auch anhört, was Sellering gesagt hat, so muss man diesem nach wie vor mit einem gesunden Maß Vorsicht begegnen. Sellering sitzt an einem anderen Hebel. Er ist nach wie vor unser Kontrahent. Mit diesem darf und soll man verhandeln – aber man muss aufpassen, dass man sich am Ende nicht durch zu viele salbungsvolle Worte über den Tisch ziehen lässt.
Fotos: Christine Fratzke