von moritz.magazin | 22.03.2014
Seit mehr als zwei Jahren wird an der Universität Greifswald die Plagiatserkennungssoftware turnitin verwendet. Nun ist sie auch für Studierende nutzbar. Wie das Ganze funktioniert, was so ein Programm tatsächlich leistet und für wen es eine Hilfe ist, erklärt moritz.
Die Arbeiten werden mit der Plagiatserkennungssoftware turnitin auf unerkenntliche Zitate untersucht – ähnlich wie der Gepäckscanner am Flughafen das Gepäck auf unerlaubte Gegenstände durchleuchtet.
Zurück in der Vorlesungszeit heißt es für einige Studenten: Ab ins Sekretariat und die korrigierten Klausuren oder Hausarbeiten abholen. Hoffentlich hat man keine Fehler gemacht und alles verständlich geschrieben – aber was, wenn nun doch ein Plagiat darunter war? Seit dem 1. Januar 2012 verwendet die Universität Greifswald die Plagiatserkennungssoftware turnitin. Dieser Dienst überprüft auf dem Server des amerikanischen Anbieters iParadigms hochgeladene Dokumente auf identische Textstellen in den Arbeiten anderer Autoren. Neuerdings ist die Software auch für Studierende verfügbar. Der Zugriff erfolgt über die Open-Source Lernplattform Moodle. Ein schneller Log-in mit den Benutzerdaten für das Selbstbedienungsportal, schon kann man seine Prüfungsarbeit auf ungewollte Plagiate untersuchen, bevor man sie beim Dozenten abgibt und eine schlechte Note riskiert.
Auf Nummer sicher
Für Studierende ist turnitin gratis, der kostenpflichtige Jahresvertrag für die Softwarelizenz wird regelmäßig von der Universität verlängert. Die Preise sind über die Webpräsenz von iParadigms nicht öffentlich einzusehen, sie werden individuell mit jeder Einrichtung verhandelt. Für eine Universität mit 12 000 Studierenden beträgt der Listenpreis rund 13 000 Euro pro Jahr, so der Kanzler der Universität, Dr. Wolfang Flieger. Das Unversitätsrechenzentrum ist verantwortlich für die Wartung und Verfügbarkeit der Software für die Studierenden sowie deren Datenschutz. Eine Testphase erbrachte zufriedenstellende Ergebnisse in der Handhabung, allerdings war der Datenschutz während der ersten Moodlesitzungen nicht gewährleistet, da die hochgeladenen Arbeiten von allen Moodle-Nutzern eingesehen werden konnten. Dieses Problem konnte mittlerweile jedoch behoben werden, wie Professor Ralf Schneider, der Direktor des Rechenzentrums, versicherte. Sofern der Nutzer lediglich den wissenschaftlichen Text ohne Deckblatt oder etwaige Namensangaben auf den einzelnen Seiten hochlädt, können während der Überprüfung auch keine personenbezogenen Daten erhoben werden. Ob man seine Arbeit vor der Abgabe schon mal von turnitin überprüft hat beziehungsweise was dabei herausgekommen ist, erfährt außer einem selbst niemand, auch nicht der Prüfer. Nach sieben Tagen wird das Dokument automatisch aus dem Moodle-System gelöscht. Die Löschung auf dem Server von iParadigms erfolgt gemäß der zwischen der Universität und iParadigms vereinbarten Nutzungsbedingungen unmittelbar nach der Überprüfung.
Was sagen die Professoren?
Was den Gebrauch durch die Lehrkräfte angeht, so ist auch gut ein Jahr nach der Einführung von turnitin noch kein einheitlicher Trend erkennbar. Die Institute der Philosophischen Fakultät beispielsweise haben in unterschiedlichem Ausmaß einen Zugang zur Software beantragt und nutzen diese auch sehr unterschiedlich. Ein Befürworter turnitins ist Professor Patrick Donges, Studiendekan der Philosophischen Fakultät und Professor für Kommunikationswissenschaft. „Ich habe schon Studierende über die Software ‚erwischt‘, sogar bei einer Abschlussarbeit […] Die Konsequenz ist, dass die Prüfung als nicht bestanden gewertet und der Täuschungsversuch dem Zentralen Prüfungsamt gemeldet wird“, meint er.
In der Medizin und Zahnmedizin hingegen gestaltet sich die Nutzung der Software oftmals als schwierig oder gar unsinnig, da es weder schriftliche Hausarbeiten noch Bachelor- oder Masterarbeiten gibt. Lediglich die Doktorarbeiten könnten einer Prüfung unterzogen werden. Diese werden aber in der Regel in deutscher Sprache verfasst, während praktisch die gesamte Fachliteratur auf Englisch geschrieben ist, wie der Studiendekan der Universitätsmedizin, Professor Rainer Rettig bestätigt. Zudem würde es bei den Doktorarbeiten zumeist um die Beschreibung und Diskussion von Ergebnissen oder Befunden gehen, die die Doktoranden selbst im Labor erzielt oder am Krankenbett erhoben hätten. Ein Betrugsversuch in diesem Sinn ist dem Dekan aus seinem Fachbereich bisher nicht bekannt. Die Konsequenzen wären jedoch gravierend, vermutet er.
Die Frage ist, ob die Software hält, was sie verspricht. Können Plagiate durch eine elektronische Überprüfung aufgedeckt werden? Unter Leitung der Professorin für Medieninformatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Professor Weber-Wulff, wurden in den Jahren 2004 bis 2013 bereits sieben Plagiatserkennungssoftware-Test durchgeführt. Bei der letzten Untersuchung im vergangenen März wurden 15 Programme unter anderem mit Wikipedia-Auszügen, Quellen aus Google Books, fremden Schriftsystemen und besonders großen Dateien konfrontiert. Die Tester vergaben kein einziges „sehr gut“, oder „gut“, lediglich drei Programme erwiesen sich als „teilweise nützlich“. Darunter war auch das an der Universität Greifswald genutzte turnitin. Pluspunkte bekam die Software für schnelle Ergebnisse in kurzen Texten, die einfache Handhabung und die automatische Registrierung Hebräischer und Japanischer Schriftzeichen sowie Homoglyphen. Allerdings erwies sich die Überprüfung großer Textdateien als weitaus weniger effektiv, lückenhaft und sehr zeitaufwendig. Immerhin gelang es den Vertreibern, die in vorherigen Tests kritisierten Punkte zu verbessern, wie beispielsweise die Aufnahme weiterer Online-Quellen in ihre Datenbank für den Abgleich und die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit.
Software ersetzt Rotstift
Zwei wesentliche Probleme bleiben jedoch bestehen: Zum einen werden viele tatsächliche Plagiate weiterhin übersehen, da die Erkennungssoftware nur auf online frei verfügbare Texte zugreifen kann. Hierbei handelt es sich um sogenannte „falsche Negative“. Zum anderen werden augenscheinliche Plagiate angezeigt, die jedoch alltäglichen und oft gebräuchlichen Formulierungen entsprechen, wie beispielsweise „Es ist davon auszugehen, dass…“. Diese Pseudo-Plagiate werden zusammen mit direkten Zitaten als ‚falsche Positive‘ bezeichnet. Zudem ist es in der Vergangenheit vorgekommen, dass mögliche Quellen für die gefundenen Plagiate angegeben wurden, die auf Spam-Seiten mit pornografischem Inhalt verwiesen.
Während auf der Vollversammlung der Studierendenschaft in Wintersemester 2012/2013 noch aktiv gegen die Verwendung der Plagiatssoftware Turnitin an der Universität Greifswald mobil gemacht wurde, ist es in der Hochschulpolitik mittlerweile ruhig geworden um das Thema. Damals berief sich die Vollversammlung auf einen Beschluss des Studierendenparlaments vom 3. Juli 2012, der insbesondere die datenschutzrechtliche Basis für die elektronische Prüfung und die erzwungene Einverständniserklärung kritisierte, der zumindest alle Studierenden der neueren Studienordnungen ab 2012 ausgesetzt sind. Desweiteren fiel das Argument des Generalverdachts, unter den Studierende gestellt werden würden, sowie die Fragen nach der Datenspeicherung und der Fehleranfälligkeit der Software.
Der Plagiatserkennungssoftware-Test 2013 bestätigt: Die Programme finden lediglich identische Textstellen und dienen somit als Hilfsmittel, keinesfalls aber als Prüfstein. Automatisch generierte Plagiatsberichte sollten daher mit Vorsicht genossen und von den zuständigen Prüfern nicht unkommentiert hingenommen werden.
„Natürlich ist es sinnvoll, eine Plagiatserkennungssoftware nicht nur punitiv, sondern auch präventiv und didaktisch einzusetzen. Vor diesem Hintergrund hat die Universität Greifswald – ich glaube, damit sind wir ganz weit vorne – die Möglichkeit eingerichtet, dass unsere Studierenden ihre Arbeiten selbst bei turn-itin hochladen und prüfen können, bevor sie sie bei ihrem Prüfer abgeben. Denn das eigentliche Ziel der ganzen Prüferei besteht ja nicht darin, Plagiate zu erkennen. Das ist nur das Instrument. Das Ziel besteht darin, Plagiate zu vermeiden.“
Dr. Wolfgang Flieger, Kanzler der Universität
Den Artikel schrieben Laura Hassinger und Vincent Roth. Die Grafik stammt von Katrin Haubold.
von moritz.magazin | 22.03.2014
Seit gut einem Jahr ist Professor Johanna Eleonore Weber im Amt als Rektorin der Universität Greifswald. moritz sprach mit ihr über das vergangene Jahr, die anstehenden Projekte und die nächsten Schritte im Umgang mit dem Haushaltsdefizit.
Wie ist Ihnen das letzte Jahr als Rektorin der Universität Greifswald vorgekommen?
Ich kann es kaum glauben, dass schon ein Jahr vergangen ist. Die Zeit ist schnell verflogen, weil die Tage so ausgefüllt sind. Auch früher hatte ich volle Tage, aber nun sind viele unterschiedlichste Aufgaben hinzugekommen, die volle Aufmerksamkeit fordern. Ich hatte erwartet, dass das Rektorat lebhaft und anstrengend werden wird, aber dass die Aufgaben so vielfältig sind, das hat mich positiv überrascht.
Welche Projekte haben Sie, die Sie 2013 nicht verwirklichen konnten, aber 2014 in Angriff nehmen wollen?
Wenn ich erlebe, wie andere Hochschulen bei bestimmten Themen mit gutem Beispiel vorangehen, wünsche ich mir oft, dass wir das auch möglichst schnell in Greifswald umsetzen können. Aber dann wird mir schnell bewusst, dass die Realisierung viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Zum Beispiel sehe ich beim Thema Gleichstellung oder Internationalisierung, was wir alles verbessern könnten, weiß aber, dass Veränderungen vorbereitet und schrittweise umgesetzt werden müssen. Das erfordert eben Geduld und Zeit. Als wir beispielsweise kürzlich die Universität Lund besucht haben, konnten wir erleben, wie strategisch dort im Hinblick auf Internationalisierung gedacht wird und welch hoher Stellenwert eine auf internationale Gäste abgestimmte Willkommenskultur hat. Mein Wunsch ist es, auch für Greifswald mehr internationale Studierende zu gewinnen und internationale Partnerschaften und Forschung voranzubringen.
Wann muss der Hochschulentwicklungsplan fertig sein?
Der Hochschulentwicklungsplan (HEP) muss am 30. Juni 2014 beim Bildungsminister vorliegen. Wir haben mit den Zuarbeiten bereits im Herbst 2013 begonnen, damit der Senat die Möglichkeit hat, über unseren Entwurf ohne Zeitdruck zu diskutieren und abstimmen zu können. Wir besprechen derzeit einen ersten Entwurf des Hochschulentwicklungsplans in der Rektoratsberatung und in der Dienstberatung. Ab März beziehungsweise April wird der Senat in mehrmaliger Lesung den HEP diskutieren und abschließend darüber abstimmen.
Was sind die neuen Ziele in dem Hochschulentwicklungsplan?
Das ist ein Prozess, der gemeinsam von den beteiligten Gremien der Universität getragen werden soll. Wir gehen mit einem Entwurf in die Diskussion. Da diese Diskussion erst begonnen hat, möchte ich einzelne Vorschläge noch nicht erläutern.
Denken Sie über einen Forschungsschwerpunktwechsel nach?
In der Januarsitzung des Senats wurde darüber schon spekuliert, ob wir eine Änderung in den Forschungsschwerpunkten vornehmen möchten. Unser generelles Bestreben muss es sein, dass der Hochschulentwicklungsplan Änderungen abbildet, die in unserer Forschung erfolgt sind. Dort, wo sich neue Schwerpunkte gebildet haben, wo erfolgreiche Forschung betrieben wird, die auch attraktive Lehre nach sich zieht und Studierende anlockt, tun wir gut daran, solche Entwicklungen im Hochschulentwicklungsplan aufzugreifen.
Wie hat sich die Gleichstellung im letzten Jahr entwickelt?
Auf der einen Seite sehe ich die Entwicklung sehr positiv. Wir diskutieren viel häufiger und offener über Gleichstellungsfragen. Wir haben durch unsere Mentoring-Programme sehr gute Angebote für die Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen etablieren können. Aber wir sehen auch, dass Gleichstellung Hand in Hand mit einer ausgeprägten Familienfreundlichkeit gehen muss. Die jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die Eltern sind, müssen stärker darin unterstützt werden, Beruf und Familie miteinander verbinden zu können. In der Hinsicht ist schon sehr viel geschehen. Nach wie vor dramatisch gering ist die Anzahl der Hochschullehrerinnen an der Universität, mit Ausnahme der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Der Anteil an Frauen ist jedoch nur langsam zu steigern, da wir in jedem Jahr nur eine geringe Anzahl von Professuren neu besetzen können. Und zudem sind wir nicht die einzigen, die sich um Wissenschaftlerinnen bemühen. Wir befinden uns gerade in einem fröhlichen Wettkampf um Frauen. Da Hochschulen mit höheren Frauenanteilen auch höhere Förderungschancen haben, sind diese strategisch besser organisiert. Wir müssen aktiv werden, indem wir Frauen gezielt ansprechen, beispielsweise über entsprechende Netzwerke und Fachgesellschaften. Was mich erschüttert hat, ist der geringe Anteil an Frauen in der Gruppe der Hochschullehrer/innen in den neu gewählten Fakultätsräten: In drei Fakultäten, der Theologischen und der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät sowie in der Universitätsmedizin gibt es keine einzige Professorin in den Fakultätsräten, in der Philosophischen Fakultät eine und in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zwei. Welches Bild vermitteln wir damit nach außen?
„Wir befinden uns gerade in einem fröhlichen Wettkampf um Frauen.“
Was wird als nächstes beim Haushaltsdefizit unternommen?
In diesem Jahr steht uns eine Prüfung durch den Landesrechnungshof bevor. Das ist das Ergebnis im Streit mit dem Minister, der bezweifelt hatte, dass die von uns angegebenen Daten korrekt sind. Nun sollen die beiden Universitäten Rostock und Greifswald vom Landesrechnungshof geprüft werden. Der Landesrechnungshof wird demnächst an die Arbeit gehen. Wir sind überzeugt, dass wir richtig rechnen, und gehen davon aus, dass die Ergebnisse Grundlage für künftige Verhandlungen sind. Ideal wäre es, wenn wir – korrekte Zahlen vorausgesetzt – für die von uns genannten Bedarfe auch entsprechend mehr Geld erhalten würden.
Wann rechnen Sie mit einem Ergebnis?
Das weiß im Moment niemand. Wir hoffen, dass das Ergebnis so schnell wie möglich kommt.
Glauben Sie daran, dass weitere finanzielle Mittel fließen, wenn das Ergebnis des Landesrechnungshofs positiv ist?
Ich würde mich sehr freuen, wenn es so kommen würde. Es wäre die logische Konsequenz einer Prüfung. Die Frage ist dann nur, ob und wie die zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden. Der Doppelhaushalt 2014/15 wurde ja im vergangenen Dezember verabschiedet; weitere Mittel müssten dann in irgendeiner Form den Universitäten zur Verfügung gestellt werden.
Was wären denn die nächsten Schritte, wenn keine weiteren finanziellen Mittel vom Land kämen?
Zunächst haben wir jetzt alle Rückstellungen, die wir noch hatten, unter anderem auch die Mittel für die Sanierung der alten Physik, in den laufenden Haushalt eingespeist. Das heißt, wir haben dadurch in diesem Jahr ein bisschen Luft bekommen, die Personalstellen einigermaßen ausfinanzieren zu können. Ohne die Rückstellungen hätten wir auslaufende Stellen nicht verlängern können; das hätte nach dem Gießkannenprinzip Stellen getroffen, die gerade frei werden. Aber ab dem kommenden Jahr wird es wirklich eng! Dann hilft nur die Hoffnung auf zusätzliche Mittel und den neuen Doppelhaushalt mit den entsprechenden Zuwächsen für die Hochschulen. Also wir retten uns jetzt sozusagen über die nächsten beiden Jahre mit allem, was wir noch haben, und dann wissen wir selbst nicht weiter, wenn keine Unterstützung kommt.
„Das Rektorat verfügt nicht über Professoren. “
Trotzdem bangt das Casper-David-Friedrich-Institut um die Schließung, da eine Professorenstelle nicht besetzt werden soll.
Die Stelle ist nicht aktuell gestrichen worden. Es gibt einen früheren Beschluss der Fakultät, die Anzahl der Stellen von drei auf zwei Professuren zurückzuführen. Die Frage ist, wann diese Rückführung von drei auf zwei erfolgt, bereits jetzt im Hinblick auf die Nachfolge von Professor Puritz oder später nach Ende der befristeten Professur von Professor Müller. Die Studiengänge sind nicht bedroht. Es ist Aufgabe der Fakultät, dafür zu sorgen, dass das in der Studienordnung vorgesehene Lehrangebot erhalten bleibt, und sei es durch Vertretungen.
Auf der institutsinteren Vollversammlung der Studierenden war Dekan Wöll dabei und meinte, dass man beim Rektorat beantragen will, dass eine neue Stelle geschaffen werden soll.
Wir können keine zusätzliche Professur außerhalb des Stellenplans der Universität schaffen. Die Fakultät muss ihre Professuren im Rahmen ihres Stellenplans verteilen. Das Rektorat verfügt nicht über Professuren.
Die Zahl der Studierenden an der Universität hat sich in den letzten zwei Jahren verringert. Was wollen Sie dagegen unternehmen?
Wir sehen den Rückgang natürlich mit Sorge. Auf der einen Seite folgen wir darin dem Bundestrend: Der vorübergehende große Andrang durch doppelte Abiturjahrgänge und Wegfall der Wehrpflicht geht zurück, auch bundesweit. Dennoch müssen wir uns die Frage stellen: In welchen Studienfächern ist der Rückgang besonders stark? Für welche Fächer müssen wir gezielt mehr Studierende gewinnen? Wir haben einige Fächer mit einer unterdurchschnittlichen Auslastung, für die besondere Anstrengungen nötig sind. Das betrifft eine Reihe von Fächern in der philosophischen Fakultät, aber auch die Physik. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir diese Fächer attraktiver machen und sie noch gezielter bewerben können.
Was, glauben Sie, sind die Ursachen für den Rückgang?
Ich weiß es nicht. Wir müssen nach den Ursachen forschen, alles andere ist Spekulation. Leider können wir diejenigen, die NICHT nach Greifswald kommen, nicht nach ihren Gründen fragen, denn genau diese kritische Gruppe kennen und erreichen wir nicht. Wir können uns nur indirekt darum bemühen, an solche Informationen zu kommen, indem wir zum Beispiel mit Hilfe der Qualitätssicherung unsere Erstsemester befragen, was sie bewogen hat, nach Greifswald zu kommen – und was in ihren Überlegungen auch gegen Greifswald gesprochen hat. Eine andere Möglichkeit ist, dass wir Universitäten mit vergleichbaren Studiengängen anschauen, ob dort die Studierendenzahlen auch zurückgehen. Dann erfahren wir, ob der Rückgang für Greifswald spezifisch ist oder ein Fach allgemein an Attraktivität verloren hat. Und das ist eine wichtige Information, denn dann können wir fragen, was unseren Studiengang von dem in anderen Universitäten unterscheidet. Solche Analysen sind der Schlüssel zu den nötigen Änderungen, durch die Studiengänge wieder an Attraktivität gewinnen.
Das Interview führten Angela Engelnhardt, Anne Sammler und Simon Voigt. Simon Voigt schoß auch das Bild.
von moritz.magazin | 21.03.2014
Juliane Stöver
Vor gut einem halben Jahr hieß es für mich: Auf nach Greifswald. Nicht nur das Geologiestudium, sondern auch mein Umfeld und die Leute waren völlig neu für mich. Ein Winter kam und es wurde wieder Frühling. Allmählich wurde die Studienstadt meine neue Heimat und aus meinen Kommilitonen neue Freunde. Inzwischen ist das erste Semester zu Ende und die ersten Prüfungen sind überstanden. Nebenbei habe ich nicht nur viel über den Aufbau der Erde oder die Zusammensetzung einzelner Gesteine gelernt, sondern auch, dass nur einige Monate ausreichen, meinen Alltag und meine Gewohnheiten auf den Kopf zu stellen. Wo früher Ausgehen eher selten war, ist es heute schon fast zur Routine für das Wochenende geworden. Ganz gleich, ob meine Freunde einen Club oder eine der vielen Bars aufsuchen wollen, fast immer bin ich mit von der Partie.
Alles neu und anders als gewohnt – das zeigt sich vor allem beim Gebrauch meines Handy. Meine schon sechs Jahre alte Möhre, die ich damals von meinen Eltern zur Konfirmation geschenkt bekam, treibt so langsam aber sicher meine SMS-Kosten sowie die Zeit, die ich zum Aufladen brauche, exponentiell in die Höhe. Nie hätte ich gedacht, mein Handy so oft gebrauchen zu müssen. Eine Woche komplett ohne Mobiltelefon auszukommen scheint dennoch möglich zu sein: Das beweisen uns Redakteure mit einem Selbsttest in diesem Heft.
Eines an mir ist jedoch stets gleich geblieben: Ich interessiere mich immer noch ungeheuer für alte Dinge und Geschichten. Nicht nur Gesteine und Fossilien – wie man sich bei meinem Studiengang denken könnte – sondern auch Architektur, Kleidung und Leben der Menschen in früheren Zeiten haben mich schon immer fasziniert. Ist es nicht auch spannend, sich vorzustellen, wie sich das Leben in früheren Jahrhunderten abgespielt haben könnte? Oder zu sehen, was von den alten Zeiten in unsere heutige Zeit übernommen wurde? In Greifswald und Umgebung gibt es eine Menge geschichtsträchtiger Gebäude. Welche davon unter Denkmalschutz stehen, erfahrt ihr im Heft. Auch könnt ihr in einer Fotoreihe die Stralsunder Straße 10, besser bekannt als StraZe, nach der Ausräumaktion bewundern.
Aktuelle Ereignisse sind in dieser Ausgabe des moritz ebenfalls Thema. So beschäftigen sich zwei Kommentare mit der Frage, ob Edward Snowden, dessen Aussagen über die umfassende NSA-Überwachung im letzten Jahr für Furore gesorgt haben, die Ehrendokterwürde an der Universität Rostock erhalten soll. Auch die Diskussion der Wiedereinführung der Lehramtsausbildung in den MINT-Fächern wird in diesem Heft thematisiert. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Das Vorwort schrieb Juliane Stöver.
Die pdf-Version des Magazins findet ihr hier.
von moritz.magazin | 17.01.2014
Die Kerzen sind erloschen und der Baum liegt schon auf der Straße. Der Hund vergräbt die letzten Knochen der Weihnachtsgans im Garten und der Weihnachtsmann ist längst an den Nordpol zurückgekehrt. Eine Enthüllungsgeschichte.
Von: Lisa Klauke-Kerstan
Jährlich fordert uns ein schwedisches Möbelhaus dazu auf, unsere Weihnachtsbäume aus dem Fenster zu werfen und Platz für Neues zu schaffen. Doch bevor wir uns Gedanken darüber machen, wie wir das nadelnde Bäumchen wieder loswerden, sollten wir erst einmal wissen, warum es während der Weihnachtszeit bunt geschmückt unsere Geschenke beherbergt.
Der Brauch, seine Haustür während der kalten Jahreszeit mit grünen Zweigen zu schmücken, ist uralt. Einen ganzen Baum ins Haus zu schleppen hingegen recht neu. Zur Zeit der Römer und im Mittelalter sollten Äste immergrüner Pflanzen Schutz bieten und die Geister vertreiben. Das Großbürgertum und der Adel setzten dem Ganzen dann die Krone auf, indem sie, dekadent wie sie waren, gleich den gesamten Baum fällten und prunkvoll geschmückt in die heimische Stube stellten. Nach und nach konnte sich auch der Pöbel ein Bäumchen leisten und so kam es, dass heute fast weltweit alle westlichen Kulturen mit einer Tanne die Feiertage begehen. Heute gilt das Grün aber nicht mehr als Zeichen des Lebens, wie es in den heidnischen Traditionen Brauch war, sondern steht für Frieden, Familiensinn und Innigkeit. Eine christliche Erklärung für die Tradition der Tanne gibt es übrigens auch noch. Sie soll bei Krippenspielen als Ersatz für den Paradiesbaum aus dem Alten Testament gedient haben. Doch wer´s glaubt, wird selig.
Oh, Tannenbaum
So, nun zu der Geschichte mit dem Baby. Klar, Jesus wurde irgendwann geboren und Krippenspiele bezeugen diese Begebenheit jedes Jahr aufs Neue. Fest steht allerdings, dass wirklich niemand weiß, ob der Sohn Gottes tatsächlich am 25. Dezember das Licht der Welt erblickte. Höchstens die gute Maria hätte wohl einen Tipp parat. Gefeiert wird am 25., weil ein wichtiger Mann das im Jahr 354 so wollte. Er beschloss, dass an diesem Tag nicht mehr römische Kaiser, sondern Christus verehrt werden sollte. Natürlich gibt es auch zahlreiche Hinweise darauf, dass der kleine Knabe tatsächlich an diesem Tag im Stroh geboren wurde, doch Beweise gibt es keine. In Deutschland und anderen Ländern sitzt man allerdings schon eine Nacht vorher unterm Weihnachtsbaum, da viele Feste im römischen Reich bereits mit einer Nachtwache begannen. Praktischerweise fiel das Ganze auch noch in die germanische Tradition der zwölf heiligen Nächte der Sonnenwende und so war das Datum besiegelt. Die „ze wihen nahten“ sind übrigens auch für den Namen des Festes der Besinnlichkeit verantwortlich.
Denkt man an die schönen Stunden im Kreise der Familie bei Kerzenschein zurück, kommt einem automatisch auch ein gern gesehener Gast dieser Tage in den Sinn. Die gesuchte Person ist ein lieber, leicht dicklicher alter Mann. Er trägt meistens einen roten Anzug, der mit weißem Pelz besetzt ist. Nicht zu vergessen sein markantestes Merkmal: der Rauschebart. Auf einem Schlitten kommt er durch die Luft gefahren und ein ziemlich erkältet scheinendes Rentier leuchtet ihm den Weg. Die Rede ist natürlich vom Weihnachtsmann. Der Volksmund sagt, er habe sein Aussehen von der bösen und kapitalistischen Coca-Cola-Company übergestülpt bekommen, doch das stimmt nur zur Hälfte. Denn die ersten Beschreibungen des heutigen Stereotyps finden sich bereits in dem Gedicht „A visit from St.Nicholas“ von Clement Moore aus dem Jahr 1822. Erst seit 1931 wirbt der Getränkehersteller mit dem klassischen Weihnachtsmann. Doch die Geheimzutat für den Postboten der ganz besonderen Art kam tatsächlich aus dem Christentum.
Zunächst wurde nämlich der Heilige Nikolaus von Myra an seinem Namenstag, dem 6. Dezember, gefeiert. Er gilt als Schutzpatron der Kinder und bringt noch heute Süßigkeiten. Doch Martin Luther wollte, dass sich im Dezember alle Gläubigen auf die Geburt Christi konzentrieren. Also mussten die Geschenke passend zum 25. vom Weihnachtsmann geliefert werden. Seit 1535 ist das so und wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Je nach Region kommen statt dem Weihnachtsmann immer noch der Nikolaus oder eben ganz klassisch das Christkind. Doch egal, wer da mit rot gefrorenem Näschen vor der Türe steht, artig muss man immer sein, um mit Äpfeln und Nüssen belohnt zu werden.
Aufgrund der Verschiebung der Bescherung dehnte sich natürlich auch die Wartezeit für die Kinder aus. Es musste also etwas her, dass die Wochen vor der großen Bescherung versüßt – der Adventskalender. Ob als Postkarte, selbstgebastelt, riesig groß oder kunterbunt, 24 Türchen muss er haben und mit Überraschungen, die die Vorfreude jeden Tag bis zum Heiligen Abend erhöhen, gefüllt sein. 1908 wurde der erste Kalender dieser Art von einem Buchhändler gedruckt, damals noch ganz ohne Süßigkeiten. Vor dieser Erfindung wurden aber bereits selbstgebastelte Uhren oder zunächst leere Krippen, die Tag für Tag gefüllt wurden, genutzt um die Weihnachtszeit zu strukturieren und den Kindern das Warten zu erleichtern.
Und wenn das fünfte Lichtlein brennt
Für die Erwachsenen gibt es eine ganz ähnliche Tradition. Adventskränze sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit. Einen mit vier Kerzen erleuchteten Kranz verzeichnet die Geschichte zum ersten Mal 1839 in Hamburg. Die grünen Zweige waren zunächst nur ein Beiwerk und schmückten den Raum, in dem der Kranz stand. Erst 1860 wurden dann Tannen- oder Fichtenreisig direkt am Adventskranz festgezurrt. Die runde Form dient als Symbol für den Erdkreis. Die grünen Zweige sollen, ähnlich wie der Weihnachtsbaum, Leben und Hoffnung darstellen. Das Licht, das mit jeder Kerze entfacht wird, soll die Angst vertreiben. Die leuchtenden Flammen sind auch ein Symbol für Jesus Christus, das Licht der Welt.
Zum traditionellen Weihnachtsfest gehört neben den schönen Geschenken und Bräuchen auch das gute Essen. Jährlich ergeben Umfragen, dass jeder Dritte Deutsche den Heiligen Abend mit Kartoffelsalat und Würstchen feiert, doch auch Gans oder Karpfen erfreuen den Magen. Das liegt daran, dass am 11. November zum Martinstag die kirchliche Fastenzeit beginnt und erst wieder am 25. Dezember endet. Also isst man vorher und nachher noch schnell eine Gans. Am letzten Fastentag, dem Heiligen Abend, ist also noch kein Fleisch erlaubt, deswegen muss der Karpfen aus dem Gartenteich dran glauben. Warum eine Gans und kein anderes Federvieh oder gar ein Vierbeiner auf dem Teller liegt, rührt allerdings aus einem weltlichen Umstand her. Der gute St. Martin war nämlich Lehnsherr und verlangte von seinen Vasallen zu Beginn der Fastenzeit einen Vogel als Lehnspflicht. Die Tradition der Weihnachtsgans verbreitete sich schlussendlich durch die Industrialisierung, die der gesamten Bevölkerung zu einer Steigerung des Wohlstands verhalf. Also hat doch der böse Kapitalismus gesiegt.
Neben dem ganzen Kaufen, Essen und Laufen soll ja eigentlich die Liebe oder zumindest die Nächstenliebe während der Feiertage im Vordergrund stehen. Da das so mancher aber vergisst, während er sich selbst mit Klebeband fast selbst stranguliert oder wochenlang das Internet nach Geschenken durchforstet, gibt es ja noch den Brauch des Mistelzweiges. Dieser zwingt Menschen kurz inne zu halten und in einem ruhigen oder auch peinlichen Moment einen Kuss auszutauschen. Als Pausenknopf war der Ast am Türrahmen aber nicht immer gedacht. Eine nordische Göttersage hat das ewige Geknutsche zu verantworten. Denn die Liebesgöttin Frigga verlor durch tragische Umstände ihren Sohn, der durch einen Mistelzweigpfeil erschossen wurde. Die Menschen machten fortan unter dem bösen Bäumchen, von dem der tödliche Ast stammte, Halt, um durch einen Kuss die gebrochene Liebe zwischen Mutter und Sohn zu würdigen und das Höchste der Gefühle zu feiern. Auch hiermit hat das Baby in der Krippe also wenig zu tun.
Nun ist es ja fast noch ein ganzes Jahr bis das nächste Mal Weihnachten vor der Tür steht. Doch keine Angst, spätestens wenn wieder „Last Christmas“ von Wham! aus dem Radio schallt, weiß jeder: es weihnachtet sehr.
Hohl wie ein Schokoweihnachtsmann
Ein Kommentar von Anton Walsch
Neulich kam mir eine wohl zeitgenössische Weihnachtsbotschaft zu Ohren: Wenn wir alle so lieb und großzügig wie der Weihnachtsmann werden, wird die Welt ein Stück besser und friedlicher. Das klingt plausibel, aber ist es das, was wir am 25. Dezember feiern? Nein. Als Christ feiere ich zu Weihnachten die Geburt – nicht den Geburtstag – Jesu Christi. Gott wird selbst Mensch, begibt sich mit uns auf Augenhöhe. Gott schenkt uns seinen Sohn, den Messias. Wenn das nicht ein Grund zur Freude ist! Und es ist auch ein guter Grund, anderen eine Freude zu machen.
Für einen großen Teil der Bevölkerung spielt der christliche Glaube allerdings keine Rolle mehr. Das Weihnachtsfest wollen sie trotzdem nicht missen. Viele werden dann zu Weihnachtschristen, besuchen das einzige Mal im Jahr einen Gottesdienst – immerhin, könnte man meinen. Für alle anderen müssen Ersatzgründe her, ganz egal, ob sie um den Ursprung wissen oder nicht. Weihnachten wird nun der Familie, der Liebe und den Geschenken gewidmet. Beim übernatürlichen Weihnachtsmann drücken dann auch Alltagspositivisten mal ein Auge zu.
Wenn nun aber statt Gottes Sich-Selbst-Schenken das eigene Geschenk im Mittelpunkt steht, will man nicht kleinlich sein und greift großzügig in die Tasche. Der Einzelhandel empfängt mit offenen Armen. Im Gewand der Großzügigkeit lädt er zu vier Wochen Kaufrausch ein. Und weil es scheinbar auch um Familie, Freunde und Gemütlichkeit geht, folgt eine Weihnachtsfeier der nächsten.
So geht es durch den Advent, der eigentlich die Vorbereitungszeit ist. Die Traditionen verkommen zur Hülle. Besinnlichkeit weicht dem Einkaufsstress, das Christkind in der ärmlichen Grippe dem Weihnachtsmann. Dazu laufen säkularisierte Weihnachtsschlager á la „Last Christmas“ und die Kauflaune bestimmt die Nachrichten. Diese Entfremdung tut mir schon manchmal in der Seele weh. Keine Frage: Schenken und Feiern gehören auch für mich zu Weihnachten, der eigentliche Inhalt ist es aber nicht. Und dennoch möchte ich niemandem das Weihnachtsfest vergönnen. Freude ist angebracht. Dann feiert eben den Weihnachtsmann, den Binnenkonsum, euch selbst.
Christmas is Everywhere – Ein Plädoyer
Ein Kommentar von Fabienne Stemmer
Das Fest, auf das wir als Kinder monatelang hingefiebert haben, ist schon wieder vorbei. Doch dabei sind wir bestens gerüstet für das neue Jahr, mit fünf Kilo mehr auf den Hüften und unzähligen Geschenken.
Genauso wie das heilige Fest jedes Jahr gefeiert wird, finden jedes Jahr aufs Neue ausgedehnte Diskussionen statt: Dürfen Menschen mitfeiern, die nicht an das Christentum glauben? Aus Perspektive einer streng gläubigen Familie ist diese Frage vermutlich leicht zu beantworten: Nein! Die Begründung ist plausibel: An den Weihnachtsfeiertagen wird die Geburt Jesu Christi zelebriert, ein christlicher Brauch, mit dem Nicht-Gläubige ursprünglich nichts zu tun hatten.
Die Betonung liegt hierbei auf ursprünglich. Seien wir doch mal ehrlich, im Mittelpunkt der Weihnachtsfeier steht für den Großteil der deutschen Bevölkerung längst nicht mehr der religiöse Gedanke. Vielmehr geht es uns um das familiäre Zusammensein, das endlose Essen und vor allem das Schenken.
Exemplarisch lässt sich diese Entwicklung in der Kommerzbranche wiederfinden. Ginge es tatsächlich für die meisten um das Andenken an Christi Geburt, dann hätte sich die uralte religiöse Tradition wohl nicht so leicht in einen einzigen Akt der Kommerzialisierung verwandelt. Den Brauch des Schenkens macht sich vor allem die Werbebranche zu Nutzen. Coca-Cola suggeriert ab November in der Werbung „Santa Claus is coming to town“. Jedes Jahr, immer und immer wieder. Seit einigen Jahren macht auch das Online-Shoppingportal Zalando Weihnachtswerbung, indem der Paketbote zum Zalando-Santa mutiert.
Und es funktioniert. Die Menschen verenden in einem heillosen Kaufwahn und schenken, schenken, schenken. Dazu noch jede Menge schallende Weihnachtsmusik aus dem Radio, der Duft von frisch gebackenen Plätzchen und köstlichem Essen, eventuell ein Gang zur Christmesse – das ist dann Weihnachten. Es ist dennoch falsch, das Weihnachtsfest auf Essen, Geschenke und Coca-Colas Santa Claus zu reduzieren. Ein wichtiger Aspekt ist nämlich noch erhalten geblieben: Weihnachten als das Fest der Liebe. Das Fest der Nächstenliebe, um genau zu sein. Jeder Christ sollte um die Wichtigkeit des Zweiten Gebotes wissen und aufgrund seiner religiösen Überzeugungen die Menschen in seinem Umfeld, trotz ihres abweichenden Verhaltens, ihres fehlenden Glaubens „lieben“ und wertschätzen. Warum also den anderen, auch wenn sie nur einmal im Jahr, und zwar an Heiligabend, die Kirche betreten, nicht dieses Zusammensein in der Familie gönnen?
Gerade aufgrund des christlichen Wertes der Nächstenliebe, wäre es da nicht schöner, den unreligiösen Nachbarn oder Freunden ein paar selbstgebackene Plätzchen oder ganz traditionell Mandarinen und Nüsse als kleine Gabe der Aufmerksamkeit zu bringen, anstatt sich über ihre „Unchristlichkeit“ zu mokieren?
Wen das nicht überzeugt, sollte den vorangegangen Artikel „Ausgepackt“ noch einmal sorgfältig inspizieren. Daraus geht hervor, dass Weihnachten kein rein christliches Fest ist. Das germanische sowie keltische Fest zur Wintersonnenwende, auch als Julfest bezeichnet, existierte bereits vor Christi Geburt und weist überraschende Ähnlichkeiten zum heutigen Weihnachtsfest auf: Das große Festmahl in der Familie, die Tradition des Beschenkens genauso wie der besinnliche Gesang und die geschmückten Nadelbaumzweige charakterisierten seit jeher die Festlichkeit. Einige Quellen gehen noch weiter und suggerieren, dass die Kirche selbst im 4. Jahrhundert das germanische Julfest durch das christliche Weihnachtsfest ersetzen lies, um dem Ganzen seinen christlichen Hauch zu verleihen.
Weihnachten ist folglich alles andere als ein den gläubigen Christen vorbehaltenes Fest. In diesem Sinne ein erfolgreiches Jahr 2014, bis es wieder heißt „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.“
Bild: Lisa Klauke-Kerstan & Kim-Aileen Kerstan
von moritz.magazin | 17.01.2014
Nördliche Mühlenvorstadt, Fleischervorstadt, Schönwalde… Greifswald hat zahlreiche Stadtteile. Einige sind als Wohnort heiß begehrt, wie die Innenstadt oder Fleischervorstadt. Andere gelten eher als Schmuddelkinder. Dennoch hat jeder Stadtteil seine Reize. Liebeserklärungen an die Greifswalder Stadtteile von Studierenden.
Von: Tobias Bessert, Florian Bonn, Lisa Klauke-Kerstan, Leonard Mathias, Timo Neder, Sabrina v. Oehsen, Natalie Rath, Sophie-Johanna Stoof & Marco Wagner
Schönwalde II
Liebes Schönwalde II,
du bist das wahre Herzstück Greifswalds. Ich weiß, dass einige nicht besonders gut über dich denken, aber das machen sie nur, weil sie dich nicht so gut kennen wie ich, glaub mir. Schönwalde – das liegt für viele Innenstadtbewohner fast schon jenseits von Greifswald. Doch in Wahrheit, liebes Schönwalde 2, liegst du im Zentrum – zwischen Innenstadt und Elisenpark, keine fünf Minuten vom Freibad entfernt und mit perfekten Busverbindungen. Und wenn man nicht Bus fahren will, bringst du einen dazu, Sport zu treiben – die Fahrten in die Innenstadt könnten fast schon als Ersatz für einen Hochschulsportkurs gelten.
Du, und nur du allein, beherbergst das Schönwalde-Center, das neben Zahnarzt, Kosmetikstudio, Reinigung, Schreibwarenladen, Drogeriekette und einer Bäckerei vielen weiteren Geschäften ein Heim bietet. Und wenn man nah genug an der Kiste wohnt, werden einmal die Woche gratis und unverbindlich die eigenen Gläser im Küchenschrank zum Vibrieren gebracht. Du siehst, liebes Schönwalde II, dass du es wert bist, dass man bei dir wohnt!
Deine Sabrina
PS: Besonders gut ist auch, dass Penny und Rewe bei dir bis 22 Uhr geöffnet haben – für vergessliche Menschen ein Geschenk.
Innenstadt
Wer am Puls der Zeit leben, jeden Straßenmusiker und sein Programm auswendig kennen und kurze Wege zu allen wichtigen Orten (außer dem Supermarkt) haben will, für den kommt nur ein Viertel in Frage: die Innenstadt. Doch egal wo man wohnt, das Phänomen Lärm ist nicht weit: entweder in Form lautstark krakeelenden Nachwuchsmusikern aus Pasewalk oder betrunkenen Kommilitonen um 6 Uhr morgens.
Diese Unterhaltung habe ich im Sommer, unbelehrbar mit offenem Fenster schlafend, vor dem Café Ravic gegen 3 Uhr nachts mitbekommen.
Junger Kerl 1: Hier, ähh… können wir nicht zu dir gehen? Ich wollte doch nur zu dir und einfach f**ken… Ups!!!
Mädel 1: „Hihi, hat der das grad wirklich gesagt?“
Mädel 2: „Haha, der Alkohol…“
Genau, der Alkohol. Wie das Phänomen der vielen zersplitterten Flaschen übrigens zustande kommt, habe ich selbst nach anderthalb Jahren über dem Café Ravic noch nicht herausgefunden. Fahrradläden, grantige Ur-Greifswalder oder Alkoholiker – es bleibt unklar.
Dein Leonard
Südliche Mühlenvorstadt
Klar, die Fleischervorstadt hat ihren Flohmarkt, die Innenstadt die Nähe und Schönwalde die Platte. Doch in meinem Viertel drehen sich die Mühlenflügel noch anders als im Rest der Stadt. Wenn ich durch die Franz-Mehring-Straße radele, auf einem ordentlich gemachten Fahrradweg, dann fühle ich mich zu Hause, dann spüre ich einen Hauch Großstadtflair. Man mag es mir nicht glauben, doch so schmeckt Berlin. Mit Ruhe und Gemütlichkeit mitten im Leben stehen, das kann man nur hier. In Häusern, die an die Mietskasernen unserer Hauptstadt erinnern, können wir Zwischenweltler gemütlich auf dem Holzfußboden mit den Beinen baumeln. Mal schnell aus der Haustür in den nächsten Supermarkt oder Bioladen fallen und trotzdem nicht weit ab vom Geschehen sein. Man wohnt nicht zu weit draußen, sodass Innenstadt-Freunde den Weg zu einem verschmähen würden, und die Mieten sind dennoch bezahlbar. Hier ist die WGG-Hood. Für Medizinstudenten ein ideales Terrain und für alle Kommilitonen vom alten Campus mit dem Fahrrad ein Katzensprung. Eine besondere Sehenswürdigkeit sind unsere Grünstreifen, die zwar ab und an auch eine Überraschung bereit halten und dennoch für Innenstadt-Bewohner eine ausgestorbene Spezies darstellen. Ein treuer Drahtesel ist hier natürlich wichtig, zum Glück findet man gleich um die Ecke die Fahrradwerkstatt der Diakonie, die einem für einen Appel und ein Ei weiterhilft. Wir treffen uns zwar nicht auf der Straße und in Hinterhöfen um alten Schrott loszuwerden, doch im Garten sonnen können wir uns trotzdem.
Deine Lisa
Steinbeckervorstadt
Die Steinbeckervorstadt wird oft unterschätzt – zugegebenermaßen wusste ich bis vor dieser Lobeshymne selbst nicht von ihrer Existenz, habe ich mich doch immer als Bewohner der Innenstadt gefühlt. Doch der sympathische Zipfel am Nordufer des reißenden Rycks lässt genug Grund für Lokalpatriotismus. Denn die Steinbeckervorstadt ist mehr als nur Yachthafen und Ortsausgang. Es ist ein Stück Hamburg in Greifswald! Nur, dass unsere Esso-Tankstelle nicht gefährdet ist, vom Kiez gerissen zu werden und es vor der Stralsunder Straße 10, zumindest seitdem ich hier wohne, keine brutalen Ausschreitungen gibt. Im Getränkemarkt gibt es für jeden Berufstrinker das richtige Werkzeug, für Studierende ab 18 Uhr sogar günstiger und hinter vorgehaltener Hand habe ich auch von einem Privatbordell erfahren. Stralsunder und Steinbecker Straße, zusammen sind sie Greifswalds Reeperbahn. Wer das nicht glaubt, muss sich nur einmal die Partybeleuchtung des Autohändlers angucken. Sicher, wer es ruhiger mag, wird hier nicht glücklich werden. Nachts hört es sich gerne mal so an, als würden sich Krankenwagen und aufgemotzte Motorräder Straßenrennen liefern. Das ist jedoch nur ein kleiner Preis, um hier wohnen zu dürfen. Steinbeckervorstadt – Tor zur Welt oder, na ja, Neuenkirchen.
Dein Timo
Ostseeviertel
Vorab: Ich wohne nicht in diesem Viertel, bin nur für jemanden eingesprungen. Der Stellvertreter. Dennoch ist das Ostsee-viertel ein Stadtteil, der unbedingt Erwähnung finden muss, auch wenn die Ryckseite bis auf einen mustergültig sanierten Plattenbau alles andere als schön aussieht. Wirklich lebenswert ist es vor allem in der Parkseite, in der sich überwiegend betreutes Wohnen befindet. Sie schließt sich dem Greifswalder Stadtpark an. Tja. Was gibt es hier eigentlich? Graue Plattenbauten, die Friedrich-Schule, ein paar Einkaufsmärkte und sonst nichts weiter? Ein paar Einfamilienhäuser stehen hier noch und bilden einen Kontrast zu den nicht mehr ganz so fit aussehenden Plattenbauten. Wirklich schön ist es hier nicht. Auf der Ryckseite (oder heißt es eher: Rückseite?) des Ostseeviertels. Doch es hat auch seinen Charme. Wer auf der Ryckseite wohnt, hat, wenn er entsprechend weit oben wohnt, einen schönen Ausblick auf Wieck, Eldena oder den Ladebower Hafen. Der Weg zum Strandbad ist auch nicht sehr weit: Maximal zehn Minuten braucht man mit dem Fahrrad dort hin. Ansonsten wäre noch der Treidelpfad am Ryck zu nennen, der zum Spazierengehen und anderen sportlichen Aktivitäten einlädt. Ganz zu schweigen davon, dass es Freunde des Angelns auch nicht so weit zum Fluss haben. Wer vielleicht noch ein Faltboot sein Eigen nennt, kann es sogar an einigen Stellen recht bequem einsetzen. Zum Kanu- und Ruderbootshaus ist es nicht weit. So trist es in diesem Viertel auf den ersten Blick auch sein mag: Es hat seine Reize. Und es ist ziemlich grün.
Dein Marco
Fettenvorstadt
Fettenvorstadt – hört sich ehrlich gesagt für mich erstmal nicht sehr einladend an. Und wenn man mich fragt, welches Gebiet genau zur Fettenvorstadt gehört, ganz ehrlich, ich hab keinen Plan. Ich wohne hier einfach, Bahnhof, da wo REWE, Aldi und Netto zu finden sind, die alte Chemie erst abgebrannt und jetzt frisch saniert für Studenten auf Wohnungssuche angeboten wird.
Schau ich aus meinen Fenster, habe ich einen ziemlich guten Blick auf den Botanischen Garten: „Die grüne Oase des Kleinods der Hansestadt“ – ich war hier aber noch nie. Von dem Hörsaal in der Botanik hab ich auch schon mal gehört: sehr studentenfreundlich soll ja da der Wein schon rein wachsen und es noch originalgetreu wie vor 100 Jahren aussehen – war ich aber noch nie. Wo von ich bisher auch nur gehört habe, sind die angeblich absolut „fetten hammer geilen“ Partys in der Grimmer Straße 88 und eine Nahrungsmittelkooperative – da war ich aber auch noch nie. Jetzt könnte man mich natürlich fragen warum ich mich hier überhaupt niedergelassen habe:
Obwohl ich nah zur Innenstadt wohne, wohne ich doch irgendwie für mich und bekomme eben nicht viel mit von dem eigentlichen Leben in der Innenstadt und im Stadtteil. Hier herrscht noch ein wenig Anonymität, ich persönlich empfinde das schon fast als Luxus hier in Greifswald. Eine Frage habe ich dann aber doch: Worauf ich seit Ewigkeiten warte: Der Mira-Club. Wann zieht der endlich unter mein Wohnheim ein? Da würde ich dann nämlich wirklich mal hingehen.
Deine Sophie
Fleischervorstadt
Die ersten Sonnenstrahlen. Man öffnet das Fenster, steckt die Füße raus, lauscht freudig der Musik eines weiteren Sonnenanbeters und gibt sich der Gelassenheit der Fleischervorstadt hin. Das Leben kann in der richtigen Umgebung so angenehm sein. Wo sonst wird einem bereits auf der Straße der Brief vom Postträger in die Hand gedrückt? Man kennt sich einfach. Wo sonst bekommt man nicht aufgrund des fehlenden Geräuschpegels, sondern wegen der auf der Straße gespannten Wäscheleine mit aufgehängter Babykleidung mit, das es scheinbar einen neuen Nachbarn gibt? Wo sonst werden einem beim winterlichen Spaziergang zur Uni mindestens zehn freundlichen „Hallo“s von schneeschippenden Nachbarn entgegengerufen?
Niemand denkt hier über den nächsten Umzug nach. Man möchte eigentlich gar nicht mehr weg. Mitfahrgelegenheiten bringen dich sogar extra bis zur Haustür mit dem Kommentar „Oh das ist eine schöne Straße. Ich fahr dich einfach direkt nach Hause!“ Es ist kein Beinbruch, wenn man fünf Minuten bis zum nächsten Supermarkt unterwegs ist. Und auch ein Dönerladen wird nicht vermisst. Beim Bäcker nebenan muss man höchstens darauf achten, seinen Dozenten nicht im Halbschlaf umzurennen.
Flohmarkt, Stadtteilfest und Co. sind nur die offiziellen Highlights, doch das eigentlich Schönste ist der Heimweg. Egal, ob es die Rückkehr von einer zweiwöchigen Greifswald-Abstinenz oder auch nur einer langen Nacht im Pariser ist: Man freut sich, nach Hause zu kommen. Hier fühlt sich jeder wohl.
Deine Natalie
Nördliche Mühlenvorstadt
Zwischen Anklamer Straße und Ryck erstreckt sich eine der begehrtesten und teuersten Wohnlagen Greifswald. Nicht umsonst wird der Bereich zwischen Theater und Rosengarten auch als Professorenviertel bezeichnet: Grün, schicke Altbauhäuser und deshalb sehr teuer. Doch die Nördliche Mühlenvorstadt hat auch noch eine andere Seite. Zwischen Wolgaster Straße und Ryck gibt es bisher nur wenige Straßen mit Häusern, dazwischen liegen Brachflächen.
Für manche waren diese Flächen auch in jüngster Zeit noch die Schandfläche, die sie in den neunziger Jahren war. Doch konnte die Natur eindrucksvoll zeigen, wozu sie fähig ist. Pflanzen drückten sich durch Ritzen in den Betonplatten und machten aus der einstigen grauen Einöde eine Grünfläche, auf der man Rehe beobachten konnte. So entstand das (fast) perfekte Wohngebiet: Ruhig mit Blick ins Grüne, dabei zentral zwischen Innenstadt und Universitätsbibliothek gelegen und recht günstig.
Doch dieser Teil Greifswald wird gegenwärtig massiv umgestaltet: Statt der holprigen Betonplattenstraße führt nun eine Promenade am Ryck entlang und das ehemalige Wäschereigelände wird schon von Straßen durchzogen, die bald von höherpreisigen Einfamilienhäusern gesäumt sein werden. Ähnliches wird mit dem Gelände um die alten Speicher passieren. Für besserverdienende Familien ein Segen, denn Greifswald fehlt es auch an hochwertigem familientauglichem Wohnraum. Trotzdem werde ich den alten Zustand meines Viertels vermissen, es war keine klassische Schönheit, aber ich liebte es trotzdem.
Dein Florian
Schönwalde I
Mein Viertel – Meine Heimat
Seit nun mehr als zwanzig Jahren
Wohn ich in dir,
Gelernt zu laufen, Rad zu fahren
Und Fußball spiel‘n hab ich hier.
Gewandelt hast du dich von Jahr zu Jahr,
nur die Arbeitslosenzahl blieb starr.
Fragst du „Was arbeitest du?“ hier,
hörst du oft einfach nur Hartz IV.
Einen Aldi hast‘ bekommen,
´nen neuen Sportplatz,
oft wurd hier gewonnen,
Bei Tag und auch in der Nacht!
Die Blöcke in neue Farben getaucht,
ein neuer Penny und Rewe gebaut.
Viele Schulen wurden hier saniert,
der Ausschuss hat‘s wohl kapiert.
Hier kann man tanzen gehn,
Auto fahren lern‘n,
auch Hochhäuser sehn,
und die Bib ist nicht fern.
Den besten Döner gibt’s in dir,
doch auch schick essen kann man hier.
Und sollte es dir mal schlechter geh‘n,
Lass im Ärztehaus nach dir sehn.
Auch wenn du nicht das schönste Viertel bist,
kann ich dich nicht verschonen
auch wenn es bis zur Uni zu weit ist
bin ich froh in Schönwalde I zu wohnen!
Dein Tobias
Fotos: Axt/Wikimedia.org (Ostseeviertel), Florian Bonn (Nördliche Mühlenvorstadt), Lisa Klauke-Kerstan (Südliche Mühlenvorstadt), Christine Quasdorf (Fettenvorstadt), Luise Schiller (Fleischervorstadt), Marco Wagner (Schönwalde I, Schönwalde II, Innenstadt, Steinbeckervorstadt)