von Gabriel Kords | 04.11.2009
Wenn eine renomierte Zeitung wie Die „ZEIT“ zu einer prominent besetzten Podiumsdiskussion in die Uni-Aula einlädt, schämt sich der verantwortungsbewusste Student, wenn bei Beginn dieser Veranstaltung gerade mal 30 Kommilitonen und eine handvoll weiterer Besucher im Raum sind. Diese Scham war bei der ZEIT-Diskussion am Dienstag aber eher unangebracht – der mäßige Besuch war der Veranstaltung durchaus angemessen.
Der Abend, unter dem Motto „Nichts wie weg von hier?!“, thematisierte die Abwanderung, gerade junger Akademiker aus den ostdeutschen Bundesländern, aber auch das geringe Interesse westdeutscher Abiturienten an den Hochschulen in den neuen Ländern. Unser Redakteur Eric Schümann fragte bei den Diskutanten nach, welche Bedeutung diese Probleme für sie haben:
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Die Podiums-Diskutanten
Leider kam die Diskussion in weiten Teilen nicht über eine träge Bestandsaufnahme und einige Plattitüden hinaus. Thimo von Stuckrad, Politologe und Mitarbeiter des Centrum für Hochschulentwicklung, das für die bekannten Uni-Rankings in der ZEIT verantwortlich zeichnet und sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, ein neoliberaler Thinktank zu sein, lieferte ein paar ziemlich unspektakuläre, da bekannte, Zahlen über Studenten im Osten. So gehen mehr Ostdeutsche Jugendliche zum Studieren in den Westen als umgekehrt und sind die Löhne für Akademiker in M-V niedriger als in Süddeutschland. So weit, so bekannt. Björn Reichel, Jura-Student und AStA-Referent für Queer und Gleichstellung, legte dann noch ein paar Zahlen nach: In Greifswald gebe es mehr Anwälte als Ärzte, in M-V insgesamt seien die Perspektiven für seinen Berufsstand aber schlecht – in Berlin und Münster habe er viel bessere Chancen. Was ihn bewog zum Studium nach Greifswald zu gehen, erklärte er nicht.
Auch Professor Nikolaus Werz (Politologe aus Rostock) konnte wenig mehr beitragen als eine Reihe von Bekanntheiten, die er mit Modewörtern wie „Humankapital“ frisierte. Udo Possin (Geschäftsführender Gesellschafter der ml&s manufactoring, logistics and services GmbH & Co) sollte wohl die Wirtschaft repräsentieren und tat das auch sehr eindrucksvoll, indem er mit großer Selbstverständlichkeit die Ansicht vertrat, an Universitäten würden ausschließlich neue Arbeitskräfte für die Wirtschaft produziert und zwar ausschließlich für seinen Arbeitszweig – also: Elektroingenieure. Die gebe es aber in Greifswald nicht und darum sei die Uni Greifswald auch uninteressant.
Possin war interessanterweise der einzige, der bei der Veranstaltung konkret über die Geisteswissenschaften sprach – wenn auch ausschließlich despektierlich. Einen Studiengang wie Ukrainistik könne er nicht gebrauchen, den solle man deshalb schließen. Widerspruch erhob sich dagegen nur wenig, selbst Professor Werz äußerte die Überzeugung, an der Uni Greifswald gehe es „schwerpunktmäßig um Medizin“. Lediglich Professor Michael Herbst, Prorektor für Studium und Lehre, verteidigte die Ukrainistik und die breite Aufstellung der Uni klug und deutlich – wenn auch mit wenig mehr als drei Sätzen.
Wenige Besucher hörten wenig Interessantes.
Juliane Hille, AStA-Referentin für Nachhaltigkeit und Ökologie und Jura-Bachelor-Studentin, war die einzige, die gelegentlich ein wenig Fahrt in die Debatten brachte. Als der Moderator (ZEIT-Autor Jan-Martin Wiarda) die eher einfältige Frage formulierte, ob Juliane – eigentlich Berlinerin – nicht aus Idealismus in M-V bleiben wolle, weil Idealismus ja schließlich Aufgabe der Jugend sei, konterte sie geschickt, Idealismus sei da wohl das falsche Wort, sondern höchstens Verantwortungsbewusstsein für die neuen Länder im Allgemeinen und M-V im Besonderen. Auch wenn Juliane thematisch und rhetorisch am erfrischendsten war – an der Trägheit der Veranstaltung konnte sie wenig ändern.
So ließe sich dann auch das Fazit des Gesprächs auf den Satz „Hier studieren zwar genug Leute, aber die gehen danach alle wieder weg“ reduzieren. Lösungen dafür wurden nicht aufgezeigt, höchstens diese hier: „Vielleicht kommen die Absolventen ja irgendwann wieder zurück, wenn sie älter sind.“ Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Dem Gespräch fehlten eloquente Vertreter der Studierendenschaft (die Besetzung mit zwei Jura-Studenten und AStA-Mitgliedern war wohl mehr als halbherzig erfolgt) sowie Vertreter aus Politik und Kultur.
Gerüchten zufolge soll es beim anschließenden „Get-Together“ im Uni-Konferenzsaal (dessentwegen das StuPa kurzfristig in die Bürgerschaft ausweichen musste) noch ganz nett gewesen sein, da es für die geringe Masse von Besuchern eine enorme Masse von Brezeln gegeben haben soll. Na denn: Guten Appetit und bis zum nächsten Mal!
Bilder: Patrice Wangen
von Gabriel Kords | 01.11.2009
In der Nacht zu Sonntag haben mehrere Personen, angeblich Mitglieder der Burschenschaft „Rugia“, das IKuWo mit verschiedenen Gegenständen, darunter eine Bierflasche, beworfen. Wie uns der Trägerverein auf Anfrage per E-Mail mitteilte, seien dabei Schäden am Putz des Gebäudes entstanden. Weiterer Sachschaden entstand nicht.
Das Ikuwo
Der Verein berichtete weiter, zum Tatzeitpunkt (gegen 2 Uhr) seien etwa 20 Personen im Haus gewesen, die auf den Angriff durch „dumpfe, klirrende Geräusche“ aufmerksam geworden seien. Als die Täter flüchteten, nahmen fünf Teilnehmer der Veranstaltung ihre Verfolgung auf und verständigten die Polizei. Dabei beobachteten sie, wie einer der Täter an der Kreuzung Gützkower Str./Bahnhofstraße einen Hitlergruß zeigte. Die Polizei konnte die mutmaßlichen Täter in Höhe des Rubenowstraße dingfest machen und nahm ihre Personalien auf.
Die Verfolger beobachteten dabei, wie einer der mutmaßlichen Täter einen Schlagring fallen ließ und setzten die Beamten darüber in Kenntnis. Die Beamten stellten die in Deutschland verbotene Handwaffe als Beweismittel sicher. Andere Personen beobachteten nach Angaben des IKuWo, wie die mutmaßlichen Täter anschließend das Haus der Burschenschaft Markomannia am Karl-Marx-Platz betraten.
Wappen der Rugia
Woher die Mitglieder des IKuWos wissen, dass die Angreifer Mitglieder der Burschenschaft „Rugia“ waren, wollten sie auch auf Nachfrage nicht präzise sagen, erklärten aber, man sei sich über die Zugehörigkeit der Angreifer zur Rugia sicher. Auf dem Haus der Burschenschaft war man zu einer telefonischen Stellungnahme zu der Tat nicht bereit. Auch einen Sprecher der Polizei konnten wir wegen des Sonntags nicht erreichen. Ob der Angriff in Verbindung zu der Attacke auf die Burschenschaft Markomannia am 3. Oktober steht, kann freilich nur spekuliert werden.
Update – 2. November 16:30 Uhr
Update von Carsten Schönebeck
Auf Nachfrage bestätigte die Polizeiinspektion Greifswald die beschriebenen Geschehnisse. Gegen den Besitzer des Schlagrings werde nun wegen Verstoß gegen das Waffengesetz ermittelt. Derweil wurde in den Kommentaren der Ruf nach einer Stellungnahme der Burschenschaft Markomannia lauter – diese erreichte uns vor Kurzem. Darin heißt es unter anderem:
Die Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald distanziert sich ausdrücklich von diesen Vorkommnissen. Das gezeigte Verhalten verurteilt die Burschenschaft Markomannia auf das schärfste als feige und unehrenhaft und ist sehr froh, dass niemand verletzt wurde.
Des Weiteren verurteilt die Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald alle verbalen Angriffe gegen die Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald und ihr Mitglied Christoph Böhm, und stellt dabei heraus, dass keine Mitglieder der Burschenschaft Markomannia an diesem Vorfall beteiligt waren oder diesen auch nur gutheißen.
Die vollständige Pressemitteilung der Markomannen findet ihr hier (PDF).
Bilder: Archiv/ Homepage des Trägervereins („ikuwo.de“)
von Gabriel Kords | 29.10.2009
Am Wochenende starten in Greifswald die Entwicklungspolitischen Tage. Die knapp zweiwöchige Veranstaltungsreihe wird in Greifswald von zahlreichen örtlichen Vereinen getragen und steht im Kontext einer landesweiten Veranstaltungsreihe. Die moritz-Medien unterstützen die Veranstaltung im Rahmen einer Medienpartnerschaft.
Hier geht's zum Programmheft
In zahlreichen Veranstaltungen zu den Themen Asylrecht, Ausbeutung von Natur, Folter, Kriminalisierung von Widerstand und anderen wird gefragt, wie es weltweit um die Menschenrechte bestellt ist und wo sie verletzt, eingeschränkt oder ignoriert werden.
Beteiligt sind unter anderem die Ortsgruppen von Greenpeace und Amnesty International oder das Ikuwo und der Verein „Afrikas Renaissance und Wiederaufbau“. Die organisatorischen Fäden laufen beim Weltladen Greifswald/Weltblick e.V. zusammen.
Ein Blick in das reichhaltige Programm (Bild anklicken!) lohnt sich also auf jeden Fall! (mehr …)
von Gabriel Kords | 28.10.2009
Die meisten Studenten dürften die Preiserhöhung in der Mensa zu Beignn dieses Semesters nicht bemerkt haben, denn sie betraf sie nicht. Lediglich der Preis für eine Salatschale wurde geringfügig angehoben, ansonsten blieben die Preise in den Mensen für Studenten konstant. Anders sieht es in den Cafeterien aus: Dort erhöhten sich die Preise aller Produkte um 10 Cent, die für Kaffee sogar um 20 Cent. Sowohl in der Mensa als auch in der Cafeteria müssen Bedienste künftig einen höheren Zuschlag entrichten, Gäste zahlen seit Oktober ebenfalls kräftiger drauf.
Nach Informationen des webMoritz wird der Preis für Kaffee in den Cafeterien allerdings in Kürze nach massiver Kritik von Vetretern der Studierendenschaft wieder etwas sinken. Die Senkung soll noch in diesem Jahr stattfinden. Grundsätzlich bleibt es aber bei den höheren Preisen in den Cafeterien, sagte Klaus Zeidler vom Studentenwerk dem webMoritz.
In der Cafeteria wurden alle Preise erhöht.
Das Studentenwerk begründet die Preiserhöhung mit gestiegenen Kosten. In den Cafeterien seien die Preise seit Jahren konstant geblieben, die Personal- und Einkaufspreise aber gestiegen. Zudem müssten die Cafeterien kostendeckend arbeiten. Das Mensa-Essen der Studenten wird hingegen mehrfach bezuschusst – zum einen mit Mitteln der Landesregierung und zum anderen mit einem Teil der Beiträge der Studierenden. Etwa 16 Euro der Studierenden-Beiträge von 32,50 Euro pro Semester fließen an die Mensa. Außerdem müssen die Studenten für ihr Essen keine Mehrwertsteuer bezahlen, während das Studentenwerk für das Essen der Bediensteten 7% Mehrwertsteuer abführen muss.
Christian Bäz: „Erhöhung war zu gravierend“ (mehr …)
von Gabriel Kords | 27.10.2009
Am vergangenen Wochenende machten sich knapp 50 Mitarbeiter der moritz-Medien auf die lange und beschwerliche Reise ins rund 35 Kilometer entfernte Glashagen bei Grimmen. Dort verbrachten die Mitglieder der drei Redaktionen moritz-Magazin, moritzTV und webMoritz knapp 48 Stunden, in denen sie auf zahlreichen Workshops dazulernten und sich abends redaktionsübergreifend besser kennenlernten. Das Wochenende, das seit einiger Zeit einmal jährlich angeboten wird, sollte das Wir-Gefühl der moritz-Familie stärken und den Mitarbeitern ein breites Angebot zur fachlichen Weiterentwicklung machen.
Externe Referenten gingen in Kleingruppen unter anderem der Frage nach, wie man eine Reportage schreibt und was man bei Interviews und Hintergrundgesprächen zu beachten hat. Mitarbeiter der moritz-Medien boten zudem Workshops für Fotografie, Podcasts sowie für die neueren Mitarbeiter eine generelle Einführung ins journalistische Schreiben an. MoritzTV produzierte derweil zwei Kurzfilme.
An den Abenden ging es bei Grillgut und Getränken lockerer zu – auch wenn das holzofenbeheizte Tagungshaus und die Selbstverpflegung jedem Teilnehmer seinen Beitrag abverlangte. Erstmals waren bei dem Wochenende auch die Geschäftsführer Christof Kraft und Erik Schumacher dabei, die dabei zahlreiche Mitglieder der Redaktionen kennenlernen konnten und sich einen Eindruck von der Arbeit machen konnten.
webMoritz.de präsentiert Euch neben einigen Bildern auch die beiden Hörstücke, die im Podcast-Workshop entstanden:
- Was sind eigentlich die moritz-Medien?
Luisa Pistschan befragte die drei moritz-Chefredakteure Stefanie Binder, Alexander Müller und Carsten Schönebeck
[podcast]http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/10/Moritz_Podcast.mp3[/podcast]
- Mord im Gutshaus
Christine Fratzke und Maria Strache haben sich mit einem besonders grausamen Spiel unter allen Teinlehmern des Wochenendes beschäftigt.
[podcast]http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/10/podcast-glashagen-von-die-dreys.mp3[/podcast]
Außerdem entstanden zwei moderne Adaptionen des Märchens „Hänsel und Gretel“ als Kurzfilm. Diese beiden Filme werden wir schnellstmöglich nachreichen.
Auf den Geschmack gekommen?
Wer sich nach Begutachtung der Bilder und Resultate des Wochenendes ärgert, dass er nicht mit dabei war, muss sich nicht grämen – ein Einstieg bei den moritz-Medien ist jederzeit möglich. Alle drei Redaktionen treffen sich im Semester wöchentlich zur Redaktionssitzung. Die Sitzungen finden statt:
- moritzTV: mittwochs, 20:15 Uhr
- moritz Magazin: donnerstags, 19 Uhr
- webMoritz: montags, 20 Uhr
Alle Sitzungen finden in der moritz-Redaktion in der Wollweberstraße 4 (erster Stock) statt. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Bilder: Christine Fratzke u.a.