von David Vössing | 26.11.2010
Judith Brandt berichtete von ihren zwei Semestern an der Universität Wroclaw.
Zwei Semester verbrachte Judith Brandt an der polnischen Universität Wroclaw (Breslau). „Ich wollte meine polnischen Sprachkenntnisse intensivieren“, begründete die 24-jährige Medizinstudentin ihre Entscheidung. Vor ihrem Studium wohnte Judith im sächsischen Görlitz an der polnischen Grenze und lernte daher ein wenig die Sprache. „Am Anfang war es mit der polnischen Sprache schwierig“, berichtete die Medizinstudentin, die in Wroclaw auf Polnisch und Englisch studiert hat. Sie geriet ins Schwärmen: „Wroclaw ist eine sehr schöne Stadt.“ Judith kam über das europäische Mobilitätsprogramm Erasmus nach Polen. Probleme hatte die Medizinstudentin mit der Anrechnung ihrer polnischen Prüfungsleistungen. Nur einige klinische Studien bekam sie angerechnet, „aber das Jahr mache ich doppelt.“ Dennoch findet sie, dass alle Studenten die Chance für einen Auslandsaufenthalt nutzen sollten.
Finanzielle Fördermöglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt
Gesine Roth schwärmt über ihren studentischen Auslandsaufenthalt vor 42 Jahren: "Es waren die schönsten Jahre meiner Jugend."
Am Dienstag, dem 23. November, hatte das Akademische Auslandsamt ins IKuWo geladen, um über Studienmöglichkeiten in Polen zu informieren. Gesine Roth, Leiterin des Auslandsamtes, ging in ihrem Vortrag auf das Erasmusprogramm ein. Für dieses können sich Studenten, die ins Ausland wollen, bewerben. Erasmus ist ein auf ein oder zwei Semester angelegtes europäische Mobilitätsprogramm. Studenten erhalten ein monatliches Stipendium von 150 bis 180 Euro, um einen Teil ihres Lebensunterhaltes davon bestreiten zu können. Die Studiengebühren der ausländischen Hochschule werden übernommen. Voraussetzung ist, dass man mindestens schon zwei Semester in Greifswald eingeschrieben ist. Erasmus eigne sich auch für Praktika von mindestens drei Monaten. Die Studenten müssen sich die Praktikumsplätze selber suchen und erhalten ein monatliches Stipendium von etwa 250 Euro. Neben Erasmus kann man sich auch beim Deutschen Akademischen Auslanddienst (DAAD), der Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa oder bei verschiedenen Stiftungen für eine Auslandsförderung, nicht nur in Polen, bewerben. Eine Finanzierung über das Ausland-BAföG ist ebenfalls möglich.
Anschließend kam Roth direkt auf Polen zu sprechen. Grundlegende, polnische Sprachkenntnisse wären gut, sagte die Leiterin des Auslandsamts, „auch wenn es viele Kurse auf Englisch gibt.“ Zur Vorbereitung findet im Sommer ein kostenloser Sprachkurs statt. Über den Abschluss eines sogenannten „learning agreement“ sichert sich ein Student die Anrechnung von polnischen Prüfungsleistungen in Greifswald. Hilfreich ist es, wenn bereits Kontakte seitens der Uni Greifswald oder der jeweiligen Fakultät zur ausländischen Hochschule bestehen. Im gesamten Ostseeraum gebe es zwölf Hochschulkooperationen, berichtete Roth, in Polen sind es unter anderem Szczecin, Posznan und Wroclaw.
Universität Szczecin (Stettin) stellte sich vor
Magdalena Zobel stellte die Universität Szczecin vor.
Während der Informationsveranstaltung stellte Magdalena Zobel von der Universität Szczecin (Stettin) ihre Hochschule vor, an der 30.000 Studenten immatrikuliert sind. Egal ob Rechts-, Natur-, Geistes- oder Wirtschaftswissenschaften, die Uni bietet rund 50 Studiengänge an. Wer in Szczecin studieren möchte, bewirbt sich über das Auslandsamt Greifswald. „Erasmus-Studenten erhalten einen polnischen Sprachkurs mit zwei Semesterwochenstunden“, sagte Zobel. Die Studiengänge sind neben Polnisch auf Englisch und teilweise auch auf Deutsch.
Abschließend schwärmte Roth, die vor 42 Jahren in der Sowjetunion einen Teil ihres Studiums verbracht:. „Es war das schönste Jahr meiner Jugend. Man geht in die Welt, um weltoffen zu werden. Man hat nicht umsonst so viele Freunde in der Welt“, warb sie für einen Studienaufenthalt im Ausland. Wer sich für einen Auslandsaufenthalt näher interessiert, kann sich auf den Internetseiten des Auslandsamtes informieren oder direkt im Auslandsamt in der Domstraße 8 vorbeischauen. Mit der Vorbereitung sollte man so früh wie möglich beginnen.
Fotos: David Vössing
von David Vössing | 25.11.2010
Am Montag konnte sich der AStA nicht zu einem Alkoholverbot auf der Vollversammlung durchringen.
Mit einem Treffen der Allgemeinen Studierendenausschüsse im Land Mecklenburg-Vorpommern (Landesastentreffen) und der bevorstehenden Studierenden-Vollversammlung in der Mensa am Schießwall befasste sich am Montag der AStA. Auf der Vollversammlung wird es unter anderem um die Abschaffung des Freiversuches, die Erhöhung des Semesterbeitrages durch das Studentenwerk, die Rettung des Studententheaters StuThe und baufällige Institute der Universität gehen. Darüber hinaus werden auch Anträge von Studenten behandelt. Bisher seien aber keine eingegangen, berichtete Franz Küntzel, Referent für Hochschulpolitik.
Kein Alkoholverbot bei der Vollversammlung
Um möglichst viele Studierende auf die kommende Vollversammlung aufmerksam zu machen, werden in den nächsten Tagen Flyer und Plakate verteilt und aufgehängt. Aufgrund der Geschehnisse während der 24-Stunden-Vorlesung schlug die AStA-Vorsitzende Daniela Gleich vor, während der Versammlung keine alkoholischen Getränke auszuschenken.
Daraufhin folgte eine lebhafte Diskussion. Kilian Dorner, Referent für politische Bildung, lehnte Danielas Vorschlag ab. Man dürfe nicht so hart sein: „Alkohol muss nicht immer sein, aber erwachsene Menschen brauchen wir nicht zu bevormunden.“ Finanzreferentin Corinna Kreutzmann wies den Vorwurf der Bevormundung von Studierenden indessen zurück. Sozialreferent Philipp Helberg hob in diesem Zusammenhang hervor, dass es auf der Vollversammlung nicht ums Betrinken gehe. „Studenten trauen sich nach einem Bier eher ans Mikrofon“, warf StuPa-Präsident Erik von Malottki in die Debatte ein.
Anschließend ermittelte die AStA-Vorsitzende ein entsprechendes Meinungsbild, das am Ende eine Pattsituation zur Folge hatte. Sieben Referenten stimmten für den Vorschlag, sieben dagegen, ein Referent enthielt sich der Stimme. Das Alkoholverbot ist damit vorerst vom Tisch. Für die Vollversammlung, die am 8. Dezember ab 16 Uhr stattfinden wird, will Daniela Gleich bis zur nächsten Sitzung am kommenden Montag einen Arbeitsplan vorlegen.
Findet Landesastentreffen statt?
StuPa-Präsident Erik von Malottki: „Studenten trauen sich nach einem Bier eher ans Mikrofon."
Im Zusammenhang mit dem vom AStA Rostock organisierten Landesastentreffen monierte Daniela, dass bislang noch kein Programm hierfür vorliege. Sie gab sich verwundert, dass innerhalb von vier Wochen zweimal die Teilnehmerzahl des AStA Greifswald von Rostock erfragt worden sei. „Die chaotische Vorbereitung liegt an einem Referentenwechsel im AStA Rostock“, teilte der StuPa-Präsident den Anwesenden mit. Corinna bezweifelte, dass das Wochenende überhaupt noch stattfinden werde. Erik zeigte sich nach einem Gespräch mit dem Rostocker AStA-Vorsitzenden zuversichtlich, dass das Wochenende stattfinde.
Philipp machte deutlich, worum es beim Vernetzungstreffen geht: „Alle Asten aus MV sollen daraus einen Nutzen ziehen. Es ist wichtig, Leute kennen zu lernen und mögliche Grenzen fallen zu lassen.“ „Nur gemeinsam sind die Allgemeinen Studierendenausschüsse stark“, ergänzte Erik. „Wer ist uns denn bei der Lehrerbildung in den Rücken gefallen?“, erwiderte Corinna kritisch. Falls das Landesastentreffen stattfinde, werde es Workshops geben, wobei bislang noch unklar sei, wer diese halten soll.
Podiumsdiskussion zur StuPa-Wahl
Kilian Dorner will am 6. Januar eine Podiumsdiskussion zur StuPa-Wahl durchführen.
Darüber hinaus wurde am vergangenen Montag über die bevorstehende Wahl der Mitglieder des Studierendenparlaments (StuPa) diskutiert. Kilian Dorner berichtete in diesem Zusammenhang davon, dass er eine Podiumsdiskussion zur StuPa-Wahl durchführen wolle. Sie soll nach derzeitigem Planungsstand am 6. Januar 2011 stattfinden. In diesem Zusammenhang möchte er sich noch mit StuPa-Präsident Erik von Malottki und den beiden Wahlleitern Stefan Damm und Matthias Ullmann zusammensetzen. Sechs bislang noch nicht feststehende Teilnehmer sollen auf dem Podium diskutieren. Beim Thema ist sich Kilian noch nicht sicher und schwankt zwischen „StuPa – Personen- oder Listenwahl“ und „Zukunft der Studentischen Medien“.
Daniela Gleich berichtete derweil, dass das Zentrale Prüfungsamt ab 30. November wieder in seine alten Räumlichkeiten umziehen werde. Daher sei es am 28. und 29. November umzugsbedingt geschlossen. Daniela wies auch auf die Eckard Rütz-Gedenkveranstaltung hin und bat um zahlreiche Teilnahme.
Fotos: Christine Fratzke (Erik von Malottki), David Vössing
von David Vössing | 24.11.2010
Für seine Forschungen an transgenem Flachs wurde Tomasz Gredes (Mitte) mit einem Förderpreis für die deutsch-polnische Zusammenarbeit ausgezeichnet.
Für Verdienste um die deutsch-polnische Zusammenarbeit wurde am Montag der Mediziner Dr. Tomasz Gredes mit dem Kulturpreis der Sparkasse Vorpommern ausgezeichnet. Gredes erhielt den mit 1.200 Euro dotierten Förderpreis für seine Untersuchungen zu „Knochenheilung durch Wundabdeckungsmaterialien auf Grundlage von transgenem Flachs“. Bei Flachs handelt es um eine blau blühende Pflanze, die durch eine genetische Veränderung in der Pflanze die Knochenheilung verbessern soll.
„Polnisches Know-how nach Greifswald geholt.“
In seiner Laudatio lobte Professor Thomasz Gedrange, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie, seinen wissenschaftlichen Mitarbeiter Gredes als „sehr guten Forscher, Theoretiker und Praktiker“. Gredes habe es geschafft „polnisches Know-how nach Greifswald zu holen“. Sein Fachwissen werde sehr geschätzt, spielte Gedrange auf Gredes Teilnahme an internationalen Kieferorthopädiekonferenzen in Amerika an.
Laudator Tomasz Gedrange lobte Preisträge Gredes als "sehr guten Forscher".
Sein mit dem Förderpreis ausgezeichnetes deutsch-polnisches Projekt mit Forschungsgruppen in Greifswald und Wroclaw (Breslau) stellte Gredes vor: „Wir beschäftigen uns mit regenerativer Medizin, dass bedeutet der Wiederherstellung von beschädigten Zellen, Gewebe und Organen.“
Gredes, der 1975 in Polen geboren wurde, forscht an Flachs. Polnische Wissenschaftskollegen haben die blau blühende Pflanze genetisch verändert. Mit dem transgenem Flachs soll die Knochenheilung verbessert werden. Gredes berichtet von ersten Verträglichkeitsstudien im Tiermodell. Dabei sei Ratten in den Hirnschädel gebohrt worden, um einen Knochenschaden zu verursachen. Anschließend wurde der transgene Flachs in Form von Zellen an den beschädigten Knochen eingepflanzt. „Der Flachs ist sehr gut verträglich und wirksam“, fasste Gredes die Ergebnisse der Verträglichkeitsstudien zusammen. Nun stehen auf deutscher und polnischer Seite die klinischen Tests an. Gredes gab sich zuversichtlich, dass auch hier die Wirksamkeit nachgewiesen werden kann.
Förderpreis dient der Völkerverständigung
Mit dem Förderpreis der Sparkasse Vorpommern wird die Forschungsarbeit junger Wissenschaftler ausgezeichnet, die im Rahmen einer deutsch-polnischen Zusammenarbeit entstanden ist oder einen bedeutenden Beitrag zu den deutsch-polnischen Beziehungen leistet. „Wir wollen uns gegenseitig kennen lernen und einen Beitrag zur Volkerverständigung leisten“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Vorpommern Jürgen Hahn. Die Preisverleihung fand im Rahmen der polnischen Kulturtage polenmARkT statt.
Hochkarätig besucht war die Preisverleihung.
In einem Grußwort lobte Prorektor Professor Frieder Dünkel das Nachbarland Polen als „unseren wichtigsten Partner“. Derzeit seien 80 polnische Studenten in Greifswald eingeschrieben. Der polenmARkT diene dem Austausch mit den polnischen Nachbarn. „Greifswald entwickelt sich zum Zentrum der polnischen Kontakte“, ergänzte Alexander Wöll, Vorsitzender des Vereins polenmARkT. Wöll, der auch Dekan der Philosophischen Fakultät ist, freute sich über die rege Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung.
Fotos: David Vössing
von David Vössing | 23.11.2010
Demnächst häufiger in Greifswald zu sehen.
Wer in der Innenstadt oder am Rand der City wohnt, bekommt für sein Auto einen Bewohnerparkausweis. Dieser berechtigt den Bewohner, das eigene Fahrzeug auf speziell gekennzeichneten Parkplätzen abzustellen. Im Rahmen eines neuen Parkraumkonzeptes kann es demnächst zu deutlichen Veränderungen kommen. Denn der Bauausschuss votierte am 16. November für eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung bis zum Karl-Liebknecht-Ring. Als Gründe werden städtebauliche Veränderungen und die Umzüge von Universitätsbereichen genannt.
Mehr Bewohnerparkplätze
Schlecht sieht es für die Studenten aus, die nur mit Zweitwohnsitz in Greifswald gemeldet sind. Denn künftig erhalten nur noch Einwohner mit Erstwohnsitz einen Bewohnerparkausweis. „Studenten werden dadurch benachteiligt“, kritisierte Jörn Kasbohm (Die Linke.). „Diese Privilegierung ist so gewollt“, entgegnete Thilo Kaiser, Leiter des Stadtbauamtes. Er wollte diese Entscheidung aber der Politik überlassen. Die Ausschussmehrheit stimmte dem Vorschlag zu.
In einem kurzen Vortrag machte Marlies Hagemann von der beauftragten Ingenieurplanung Ost deutlich, dass die Parkplätze in der Fettenvorstadt und in der Innenstadt Tag und Nacht eine hohe Auslastung hätten. Um die Parkplatzsituation für die Anwohner zu entspannen, soll die Zahl der Bewohnerparkplätze, beispielsweise im Umfeld der Marienkirche, steigen. Ziel dieses Konzeptes ist dabei die Stärkung des Bewohnerparkens zugunsten des Auswärtigenparkens.
Steffen Burkhard: Es wurde nur an Autos aber nicht an Radfahrer gedacht
Thilo Kaiser, Leiter Stadtbauamt: "Privilegierung der Bewohner mit Erstwohnsitz so gewollt".
Am Parkraumkonzept vermisst Steffen Burkhard vom ADFC die Berücksichtigung von Radfahrern: „Es wurde leider nur an Autos gedacht“, so Burkhard, wenngleich er einräumte, dass in der Vergangenheit bereits viel für die Radfahrer getan wurde. In diesem Zusammenhang forderte er mehr Fahrradparkplätze und machte dabei zwei spezielle Vorschläge: So sollen demnach künftig am Bahnhof Parkboxen eingerichtet und in der Innenstadt mehr Ablegebügel errichtet werden.
Darüber hinaus plant die Stadt mittelfristig die Einrichtung weiterer Autoparkplätze in der Innenstadt. Darunter fällt auch die Errichtung von 150 neuen Parkstellflächen am Bahnhof. Hinzu kommt, dass vor der Mensa ein Parkhaus entstehen soll, wo momentan ebenerdige Stellflächen vorhanden sind. Dazu fasste der Bauausschuss einen Aufstellungsbeschluss, nachdem Verwaltung einen Bebauungsplan für das Parkhaus erstellt, gegen den Anwohner und Betroffene Einwände erheben können.
Bürgerschaft entscheidet im Dezember
Mittelfristig sollen mehrere hundert Parkplätze entstehen, unter anderem durch ein Parkhaus vor der Mensa.
Stimmt die Bürgerschaft im Dezember dem Entwurf zu, gilt das Parkraumkonzept neben der Innenstadt auch für einen großen Teil der Fleischervorstadt, der südlichen Mühlenvorstadt, entlang der Loitzer Straße sowie für zahlreiche Straßen zwischen Wolgaster-, Anklamer- und Rathenau-Straße. In diesem Zusammenhang soll zugleich eine Veränderung der Parkgebühren in der Innenstadt erfolgen. Demnach soll das Parken dann im Durchschnitt genau so viel kosten, wie eine Hin- und Rückfahrt mit dem Bus. Die durchschnittlichen Parkgebühren lägen dann bei 3,40 Euro. Ausschussmitglieder begründeten den Vorschlag damit, Autofahrer zum Umstieg auf den Öffentlichen Personnennahverkehr (ÖPNV) zu animieren. Darüber hinaus soll zukünftig das Falschparken stärker als bisher mit Bußgeldern geahndet werden.
Fotos: David Vössing
von David Vössing | 21.11.2010
Unter der Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ fand ein erstes Netzwerktreffen am Donnerstagabend statt, die den Wiedereinzug der NPD in den Schweriner Landtag verhindern will. Die Netzwerker brachten sich auf den aktuellen Stand der NPD-Vorbereitungen für die Landtagswahl im September 2011 und diskutierten Gegenaktivitäten. Eine Gruppe engagierter Schauspielstudenten verarbeitete in ihrem Stück die Verharmlosung des Rechtsextremismus.
Rechtsextreme Gewalt gegen Andersdenkende
Rechtsextreme Gewalt gegen die Menschlichkeit
Irgendwo auf dem Land. Ein Mädel trägt ein bauchfreies T-Shirt und passt so gar nicht zum ländlichen Leben. Sie steht mehreren jungen Neonazis in Kapuzenpullovern gegenüber, auf denen Ruhedorf steht. Sie verprügeln das Mädel krankenhausreif und zeigen so ihre Menschenfeindlichkeit. So fängt ein Theaterstück von sechs engagierten Schauspielstudenten an, die Stellung gegen Rechtsextremismus beziehen wollen. Eindrucksvoll zeigen die Schauspieler, wie gewaltbereit Neonazis sein können. Dies wird auch am Ende des Stückes deutlich: Die Neonazis haben eine Überraschung vor. Ein ausländisches Mädchen, das sich mit einem der Neonazis angefreundet hat, kommt mit. Auf einem Hügel grölen sie und rufen rassistische Sprüche. Sie wollen ein Haus, in dem Ausländer wohnen, anzünden. Das ausländische Mädchen, dass dort auch wohnt, schreit laut und verzweifelt: „Nein, nein, nein!“ Abrupt endet die Szene und der Zuschauer kann sich bei dem offenen Ende Gedanken machen, wie es wohl weitergeht.
Alternativlosigkeit als eine Ursache
Ein Mitläufer der rechtsextremen Szene hat Mitleid mit dem verprügelten Mädchen.
Es wird im Theaterstück aber nicht nur Verharmlosung und Gewalt der Rechtsextremen thematisiert, sondern auch auf mögliche Ursachen eingegangen: Ein ausländisches Mädchen ist zugezogen und hat eine Freundin gefunden. Die Freundin hatte ihr das alte Schwimmbad gezeigt und das alte Kino, mehr gibt es in Ruhedorf nicht. Alternativlosigkeit wird als Ursache des Rechtsextremismus deutlich. Sie hören rechtsextreme Musik, wodurch das ausländische Mädchen verstört reagiert: „Was ist das für Musik?“ Sie trinken beide ein Bier und die Freundin wird von ihrem Bruder angemacht: „Das war das letzte Bier, du …“ Beleidigungen folgen. Das ausländische Mädchen findet einen Zettel, auf dem der Name der NPD zu lesen ist. Sie fragt ihre Freundin, was sie davon hält. „Die NPD ist eine normale Partei. Sie spricht aus, was andere denken“, verharmlost die Freundin die vom Verfassungsschutz beobachten Nationaldemokraten.
Nicht nur Alternativlosigkeit wurde als Ursache für den Rechtsextremismus in der Aufführung gesehen, sondern auch, dass manche Menschen anfällig für eine rechtsextreme Gesinnung mit ihren plakativen Botschaften sind. Einer der rechtsextremen Mitläufer hat eine Dokumentation gesehen: Eine U-Bahn fährt durch die Großstadt. Menschen mit dunkler Haut sitzen neben einem deutschen Rentner. Was dort völlig normal scheint, fasziniert diesen Mitläufer. Es geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, weil es für ihn unmöglich erscheint und den rechtsextremen Parolen zuwider läuft. So schnell die rechtsextreme Gesinnung gekommen ist, kann sie anscheinend auch wieder verschwinden.
„Misch dich ein! Sag nein!“
Das eindrucksvolle Theaterstück erntete viel Applaus am Donnerstagabend im IKuWo. Hier fand ein erstes Netzwerktreffen im Rahmen der Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ statt. Vor allem sollen zivilgesellschaftliche Initiativen und vor allem Jugendliche motiviert werden, „sich gegen den Wiedereinzug der NPD in den Schweriner Landtag zu engagieren“, so Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio-Stiftung, die sich gegen die rechtsextreme Alltagsgewalt wendet und die Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ leitet. Ein Vortrag des Regionalzentrums für demokratische Kultur in Anklam brachte die Nazi-Gegner auf den aktuellen Stand der Vorbereitungen der NPD für den Wahlkampf. „Die NPD wird auf Aufreißerthemen setzen“, nannte Reinfrank ein Beispiel, womit die NPD in den Wahlkampf ziehen will.
Timo Reinfrank: Wiedereinzug der NPD in den Landtag verhindern!
Nach dem Vortrag wurden verschiedene Gegenaktivitäten diskutiert. So wurde eine klare Positionierung von Stadt und Universität zum Thema Rechtsextremismus gefordert. An Schulen soll der Rechtsextremismus durch Konzerte bekämpft werden. Kritisiert wurden Ermüdungserscheinungen bei den demokratischen Parteien, von denen man sich mehr Unterstützung wünscht. Ferner sollen Studenten aktiviert werden. Neben Spenden für Fonds, die sich um die Opfer rechtsextremer Gewalt kümmern, sind auch Touren geplant, die Neonazis zum Ausstieg aus der Szene bewegen sollen. Beim Kampf gegen die NPD will sich das Netzwerk aber nicht nur auf die Städte konzentrieren, sondern sich auch um das Umland kümmern und die Nazi-Gegner vor Ort stärken. Das Netzwerk will sich demnächst regelmäßig treffen und Aktionen gegen die NPD koordinieren. Das Theaterstück endete übrigens mit dem mehrmaligen Aufruf: „Misch dich ein! Sag nein!“
Fotos: David Vössing