Interview: „Viel plumpe Polemik“

Diskussionen ebben nach dem Wahlkampf ab

Blognutzer und -schreiber Thomas Schattschneider, nebenbei Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) und Mitglied im Studentenparlament, steht auch moritz gegenüber zu seinem Wort.

moritz: Vor einem Jahr nutzte Justus Richter StudiVZ für den Gremienwahlkampf. In diesem Jahr thematisierte Sebastian Jabbuschs-Blog Mängel an der studentischen Hochschulpolitik und machte somit Werbung in eigener Sache. Wie bewertest Du diese Wahlkampfmethode?
Thomas Schattschneider: Dies war ein innovativer Wahlkampf, denn am Internet kommt heute schließlich kein Student mehr vorbei. Zumal Diskussionen zeitnah und ohne großen Aufwand geführt werden können.

moritz: Viele Leser des StupPa-Info-Blogs nutzten die Diskussionsmöglichkeit. Schafft dies nicht eine größere Öffentlichkeit, da nicht nur der hochschulpolitische Mikrokosmos an der Uni erreicht wird?
Schattschneider: Sicherlich wurde eine größere Teilöffentlichkeit erreicht. Man muss sich aber bewusst machen, dass die dort geführten Diskussionen keinesfalls Ersatz für parlamentarische Debatten sein dürfen.

moritz: Du selbst beteiligtest Dich ebenfalls an Diskussionen. Gelten die Aussagen noch heute?
Schattschneider: Zu den Kommentaren stehe ich!

moritz: Der Blog entwickelt sich von reiner Kritik an AStA und StuPa hin zu einer thematischen Vielfalt mit hoher Aktualität. Genau so sollte auch webmoritz.de arbeiten. Macht der Blog somit die Webredaktion überflüssig, vor allem da wenige Freiwillige einen größeren Output an Beiträgen schaffen ohne den Haushalt der Studentenschaft zu belasten?
Schattschneider: Dies sollte nicht auf Haushaltsebene diskutiert werden. Die Webredaktion der  moritz-Medien  ist durch den Blog nicht überflüssig. Doch könnte webmoritz.de interaktiver, beispielsweise durch eine Kommentarfunktion sein. Zum Blog ist anzumerken, dass vornehmlich Kritik geäußert wurde und eine geringe sachliche Berichterstattung stattfand. Viele Beiträge muteten sich wie plumpe Polemik an. Auch verringerte sich der Diskussionsaustausch auf dem Blog nach dem Wahlkampf spürbar.

Geschrieben von Björn Buß

Ein wichtiger Bestandteil der Uni

Die Zukunft des Hochschulsportes in Greifswald

Susanne Denner ist Stepptänzerin. Seit mehreren Jahren engagiert sich die Lehramtsstudentin als Übungsleiterin im Rahmen des Hochschulsports und lehrt in wöchentlichen Kursen Anfängern und Fortgeschrittenen die Kunst des Steppens. „Ich finde es schade, dass das Sportinstitut schließt. Aber es ist schön, dass der Hochschulsport bestehen bleibt“, äußert sie.

Wie genau dieses Fortbestehen aussehen soll und ob er überhaupt an der Philosophischen Fakultät bleibt, ist allerdings noch nicht klar. In Verbindung mit der angestrebten Hochschulstrukturreform wurde 2006 die Schließung der Sportwissenschaften beschlossen. Ende September dieses Jahres ist es soweit. Da der Hochschulsport bisher an diesem Institut angesiedelt war, ist auch er von der Umstrukturierung betroffen. Im Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät wird nun nach einer Lösung gesucht, um die entstehenden finanziellen und personellen Fehlstellen bei der Organisation des Hochschulsports möglichst langfristig und adäquat zu ersetzen.

Ausgleich zum Studium

In ihrer Grundordnung hat die Universität den Hochschulsport zu ihren Aufgaben erklärt. Ganz nach dem Motto: „Nur in einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist“, soll für die Angehörigen der Universität, hier vor allem den Studenten, ein Ausgleich zum Studium bereitgestellt werden. Bis jetzt war das Konzept auch äußerst erfolgreich. Das Interesse nahm über die Jahre stets zu, sodass derzeitig knapp 3000 Studenten, davon rund 100 Mitarbeiter der Universität, die Angebote des Hochschulsportes nutzen. Nicht mit aufgelistet sind die etwa 900 bis 1.100 Kandidaten auf der Warteliste pro Semester. Denn aufgrund der begrenzten Kapazitäten kann nicht jedem ein Kursplatz zugewiesen werden. Zur Auswahl stehen an die 100 Sportkurse. „Wenn jemand Sport machen will, findet er hier auch was für sich“, kommentiert Christian Bäz, Asta-Referent für Kultur, Sport und Erstsemesterwoche und selbst Footballspieler. Dabei reichen die offerierten Sportarten von A wie Aerobic bis Y wie Yoga. Dieses vielfältige und vielschichtige Angebot nutzt auch Stephan Knorn, Student der Rechtswissenschaften. „Ich mache Sport, um mich vom Studium abzulenken, um fit zu bleiben, um Leute kennen zu lernen und um meine Freizeit sinnvoll zu verbringen.“ Diese Argumente schätzt auch der Leiter des Hochschulsportes Dr. Eckard Schielke. „Ich werde bis zum Schluss dafür kämpfen, dass der Hochschulsport als eine soziale Komponente, den Studenten und den Universitätsmitarbeitern erhalten bleibt.“ Darüber hinaus sei er stolz, dass der Greifswalder Hochschulsport trotz nicht gegebener idealer Rahmenbedingungen ein derartig breites Angebot in jedem Semester auf die Beine stellt.

Sorgenkinder des Hochschulsportes

Zum größten Sorgenkind des Hochschulsportes zählt die Finanzierung. Neben den Fördermitteln des Landes, findet sie durch Haushaltsmittel der Universität und über die Gebühren der Kursteilnehmer statt. Die derzeitige Fördersumme vom Kultusministerium beträgt 22.000 Euro pro Semester und somit ungefähr 1,83 Euro pro Student. Anfragen an das Land auf eine Erhöhung dieses Betrags blieben bislang erfolglos. Dabei wird derzeitig lediglich die Hälfte des Maximalfördersatzes ausgereizt. Die Universität beteiligt sich überwiegend in Form von Sachmitteln an der Finanzierung, zum Beispiel durch die Nutzungsberechtigung hochschuleigener Räumlichkeiten. Die Kursgebühren der Studenten ergeben ungefähr einen Betrag von 28.000 Euro, der vorwiegend zur Bezahlung der Übungsleiter genutzt wird. Die Höhe der jeweiligen Kursgebühr ergibt sich aus den Mieten der Sportstätten, der Qualifikation der Übungsleiter, der zur Verfügung gestellten Geräte und einem Versicherungsbeitrag. Die Gesamtausgaben des Hochschulsportes betragen im Semester durchschnittlich 50.000 Euro, sodass der finanzielle Handlungsspielraum sehr gering ist. Besonders schwer wird das Ausbleiben der Gelder vom Sportinstitut zu verkraften sein, womit bislang der gemeinschaftliche Gerätekauf und -erhalt investiert wurde.

Allerdings kann die Ausführung der vielen und oft parallel stattfindenden Kurse längst nicht mehr allein durch universitätseigne Räumlichkeiten gewährleistet werden, sodass auf externe Einrichtungen ausgewichen werden muss. In die Miete, dieser kommunalen und privaten Hallen und Räume, fließt der Großteil, der zur Verfügung stehenden Finanzmittel. Die eigenen Sportkomplexe werden zudem den Bedürfnissen überwiegend nicht gerecht oder benötigen dringend einer Generalüberholung, Christian Bäz spricht von teilweise schon „lebensgefährlichen“  Zuständen. Für Schielke wäre hier eine zukunftsorientierte Lösung der Bau einer universitätseigenen Mehrzweckhalle ausgerichtet als Sport- und Kongresshalle.

Qualifizierte Übungsleiter

Um das vielfältige Angebot auch weiterhin zu offerieren und sich an den Interessen und Wünschen der Sportinteressenten orientieren zu können, bedarf es auch in Zukunft vieler Studenten, die sich als Übungsleiter für den Hochschulsport engagieren. „Jeder weitere Interessent ist gern gesehen“, fordert Schielke auf. Die Motivationen variieren dabei von einem zum anderen. Matthias Passon, Student der Philosophie und Psychologie, ist bereits zwei Jahre als Tischtennis-Übungsleiter tätig: „Ich habe die Möglichkeit, etwas von dem Sport weiterzugeben und selber Dinge dazuzulernen. Nebenbei macht es mir Spaß, auch organisatorisch tätig zu sein.“ Übungsleiter kann grundsätzlich jeder Student werden, der eine Sportart gut beherrscht und sich vorstellen kann, anderen diese beizubringen. Doch mit der Schließung des Instituts für Sportwissenschaften gehen viele der qualifizierten Übungsleiter verloren.

An dieser Stelle möchte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) erstmals dem Hochschulsport finanziell unter die Arme greifen und stellt im Sommersemester für eine hochschulinterne Aus- bzw. Weiterbildung der Übungsleiter 4.000 Euro zur Verfügung. Christian Bäz gesteht: „Bisher wurde der Sport im Studentenparlament stiefmütterlich behandelt.“ Das soll sich nun aber ändern. „Wir wollen da aktiv werden, wo es die Uni nicht tut.“ Ziel ist es, mittels der hochschulinternen Ausbildung, den Studenten ein Grundwissen beizubringen und zum Erwerb eines Lizenzabschlusses zu verhelfen. Wer an dieser Ausbildung teilnimmt, soll anschließend beim Hochschulsport, voraussichtlich für eine Dauer von zwei Jahren, als Übungsleiter tätig sein. Mit dem qualifizierteren Personal gewinnt der Hochschulsport ein besseres sowie gehaltvolleres Image. Dadurch könnten die Sportkurse demnächst auch stadtübergreifend präsentiert und angeboten werden. „Diese Ausweitung ist auch auf Seiten der Universitätsleitung vorstellbar, um nicht zuletzt einen spezifischen Beitrag zum „Wellnessland“ Mecklenburg-Vorpommern zu leisten.

Fortbestand und Verbesserung der Attraktivität

Das der Hochschulsport ein wichtiger Bestandteil der Universität ist, versteht sich für Ulrich Günther, Verwaltungsleiter im Dekanat der Philosophischen Fakultät, von selbst. „Den Hochschulsport muss es immer geben, denn die Gesundheit ist ein ganz wichtiger Faktor“, sagt Günther. Auch der Rektor sei für den Fortbestand und eine Verbesserung seiner Attraktivität. „Von der Universitätsleitung müssen aber Prioritäten gesetzt werden, weil die Gelder knapp sind“, erklärt Günther. Und an erster Stelle steht die Lehre. Zudem kommt den Umbauarbeiten der alten Kliniken in der Friedrich-Loeffler-Straße im Rahmen der Neustrukturierung eine wichtige Rolle zu.

Um trotzdem in den kommenden Semestern eine angemessene Unterstützung des Hochschulsportes zu gewährleisten, soll demnächst ein Entwicklungskonzept erarbeitet werden. Dessen Erstellung wird allerdings mindestens ein halbes Jahr benötigen. „Dort wird darlegt, wie sich der Hochschulsport in nächster Zeit darstellen muss“, sagt Günther und fährt fort: „Gleichzeitig soll das Konzept der Universität die Möglichkeit bieten, ihn entsprechend zu fördern.“ Somit soll der Hochschulsport auch in Zukunft der Universität und ihren Studenten als ein Bereich der Philosophischen Fakultät erhalten bleiben.

Geschrieben von Cornelia Bengsch

Interview: „Ich kann keine Gerechtigkeitslücke erkennen“

Ulrich Adam (CDU) über sein Ja zu Studienbeiträgen und den Bau des Steinkohlekraftwerkes in Lubmin

Ein Mathematiker durchschaut die Bundespolitiker mithilfe der Logik. Zwischen den Sitzungswochen in der Hauptstadt lässt sich Ulrich Adam immer wieder auf den unterschiedlichsten Terminen in seinem Wahlkreis blicken und erfreut sich dabei auch gern an der regionalen Küche. Doch außerhalb der Wahlkampfzeit scheinen die wenigsten Positionen eines Direktkandidaten in die Öffentlichkeit zu gelangen. moritz versucht Abhilfe zu schaffen.

moritz: Sie sind seit 18 Jahren Abgeordneter für den Wahlkreis 16. Dem Wähler sind die genauen Tätigkeiten eines Mandatsträgers meist unbekannt. Haben Sie eine normale Arbeitswoche mit 40 Stunden?
Ulrich Adam: Die Tätigkeit als Abgeordneter war noch nie mit einem geregelten „nine to five job“ vereinbar. Die Menschen erwarten dass ich in dieser Zeit in einem meiner Büros jederzeit zu erreichen bin. Das habe ich über meine Mitarbeiter sichergestellt. In Berlin muss ich an den Sitzungen der Gremien, denen ich angehöre und dem Plenum des Bundestages teilnehmen. Hier beginnt mein Arbeitstag meistens gegen 07.30 Uhr und endet oft erst spät am Abend.

moritz: Die wenigsten Abgeordneten schaffen es mit Redebeiträgen im Reichstag in die Nachrichtenberichterstattung. Haben Sie deshalb so wenige Wortbeiträge in Ihren fünf Legislaturen abgegeben?
Adam: Die Redebeiträge werden unter anderem im Plenum des Bundestages geleistet, der in Berlin im Reichstagsgebäude tagt. Zwischen Bundestag und Reichstag besteht ein großer historischer Unterschied. Nachrichtenberichterstattungen sollten nicht als Fixpunkt für politisches Arbeiten dienen. Für mich zählen nicht die gesammelten Reden, sondern die Ergebnisse. Da die Arbeit in den Ausschüssen geleistet wird, melde ich mich lieber hier zu Wort. Hinzu kommt, dass für meine Themengebiete nicht so häufig Redezeit durch die Fraktion vergeben wird. (mehr …)

Eine Pariserin in Greifswald

Design-Studentin unterstützt GrIStuF

In knapp zwei Monaten wird die Greifswalder Innenstadt mal wieder einen Kopfstand machen. Ganz unabhängig davon, ob Team Deutschland die Kirsche ins Netz haut oder nicht. Zweihundert Studenten aus aller Welt werden zum vierten Greifswald International Students Festival (GrIStuF) von den Organisatoren erwartet. Derzeit läuft das Auswahlverfahren über die 800 eingegangenen Bewerbungen. Gäste, Gastgeber, Themen und Kultur unter einen Hut zu zaubern, ist eine anspruchsvolle Herausforderung für den studentischen Festivalverein.

Im Februar kam mit Laure Saint-Yves Verstärkung aus Paris. Sie ist 22 Jahre alt, naturblond und charmant, trinkt lieber Bier statt Rotwein und hat nach eigener Aussage Sarkozy nicht gewählt.

Beim GrIStuF e.V. arbeitet sie als Spezialistin für Layout und Gestaltung. Ihr Metier sind fortan am Computer zu entwerfende Handzettel und Plakate. Als Absolventin der Ecole Superieure des Arts et Industrie Graphique kennt sich Laure besonders mit Graphic Design aus – Schriftarten waren ihr Hauptfach. Nach dem Studium verbrachte sie eine mehrmonatige Ausspannzeit an der südfranzösischen Atlantikküste in Biarritz. Unter anderem hat sie dort für Edel-Marken Handtaschen entworfen, die man auch in einem Greifswalder Taschenladen kaufen kann, wie die Gast-Greifswalderin bei einem Stadtbummel feststellte. Warum aber tauschte sie Meer und Palmen gegen Bodden und Pappeln? Beim Feten in Biarritz traf sie eine Freundin, die Laure für die Vorzüge des European Volunteer Service (EVS) begeisterte: Auslandserfahrung, Gutes und Nützliches tun und dabei nicht verhungern. Als Nordeuropa-Fan entschied Laure sich für ein ausgeschriebenes Ein-Jahr-Praktikum in Norddeutschland und wohnt in einer Vierer-Studenten-WG, dank der Vermittlungshilfe der neuen GrIStuF-Kollegen. Das Einleben scheint trotz fehlender Deutschkenntnisse kein Problem darzustellen. Auch Franzosen können exzellentes Englisch und ein Deutschkurs wird bereits besucht. Und schließlich: Was wenn nicht Integration wird beim GrIStuF tagtäglich buchstabiert. Wer wie Laure dabei sein will, trifft die Festival-Truppe oft im Ravic, Laures Greifswalder Lieblingskneipe. Hier, sagt sie, fühlt sie sich auch ein bisschen an Pariser Kneipen erinnert.

Geschrieben von Robert Tremmel

Was lange wehrt, wird endlich gut

Keine Rückmeldegebühr mehr an der Greifswalder Universität

Über zweieinhalb Jahre dauerte das Normenkontrollverfahren. Am 19. März dieses Jahres gab nun das Oberverwaltungsgericht Greifswald das Urteil bekannt. Der erhobenen Verwaltungsgebühr von zehn Euro an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität fehlt die notwendige Rechtsgrundlage. Und wurde somit als rechtsungültig erklärt.

Positiv für die Studenten

Seit dem Wintersemester 2005/2006 zahlt jeder Student der Greifswalder Universität zusätzlich zum Semesterbeitrag von 40,50 Euro eine Rückmeldegebühr in Höhe von zehn Euro. Die Einführung dieser Gebühr wurde im Dezember 2004 im Senat trotz der Einwände der studentischen Vertreter beschlossen. Als Grund führte man die hohen Verwaltungskosten an, die die Universität nicht mehr allein tragen wollte und konnte. Von der Rechtswidrigkeit dieser Gebühr überzeugt, zog der damalige hochschulpolitische Referent Simon Sieweke unterstützt vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) vor Gericht. Der AStA argumentierte, dass es sich um eine „versteckte Studiengebühr“ handle. Ein Studium in Mecklenburg-Vorpommern sei aber sowohl nach der Landesverfassung als auch nach dem Landeshochschulgesetz gebührenfrei. „Damals hat sich niemand anderes gefunden, der klagen wollte und den Mut hatte, das über Jahre zu machen“, sagt Sieweke. Inzwischen ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Hamburg tätig. Die gewonnene Klage sieht er als sehr positiv für die Studentenschaft, gesteht aber gleichzeitig: „Ich bin auch froh, dass es jetzt vorbei ist.“ Doch der Triumph kann nicht vollständig genossen werden. Die endgültige Reaktion der Universität gilt es noch abzuwarten. Der Rektor Rainer Westermann äußert: „Die Universität akzeptiert zwar das Urteil, hält es aber nicht für richtig.“ Jedes Semester gingen der Hochschule dadurch rund 100.000 Euro verloren. Geld, mit dem vergleichsweise 2,5 Wissenschaftlerstellen finanziert werden könnten. Wenn das schriftliche Urteil bei der Universitätsleitung vorliegt, will die Hochschule erst den Urteilsbeschluss überprüfen, um dann zu entscheiden, ob sie eine Zulassungsbeschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einreicht, berichtet Westermann.  

Rückzahlung bei Widerspruch

Zudem ist die Frage noch unbeantwortet, was mit den Einnahmen aus der Rückmeldegebühr geschehen wird. Mit dem Einsetzen des Gerichtsverfahrens blieben diese Gelder unangetastet und wurden separat zurückgelegt. Da die Rechtsgrundlage nicht vorhanden ist, fordert der AStA die Rückerstattung der Gebühr an alle Studenten. Wer seit 2005 die Gebühr bezahlt, dem würde folglich der Maximalbetrag von 60 Euro zustehen. An wen aber die Rückzahlung letztendlich erfolgt, ist eine Rechtsfrage und wird voraussichtlich über das Urteil geregelt. Nach derzeitigen Informationen sind nur die Studenten berechtigt, die einen schriftlichen Widerspruch gegen die Verwaltungsgebühr eingelegt haben. Aussagen des Studentensekretariats zufolge sind circa 1500 Einwände seit Beginn der Klage eingegangen. Auch jetzt ist es rechtlich für jeden Studenten noch möglich einen Widerspruch einzulegen. Rückwirkend zählt dieser für den Zeitraum von einem Jahr, wodurch immerhin 20 Euro erstattet werden könnten. Definitiv haben auch die Studenten ein Rückzahlungsrecht, die bereits die Universität verlassen haben, „denn so ein Widerspruch verlöscht nicht, nur weil man an der Uni nicht mehr eingeschrieben ist“, weist der Referent für Hochschulpolitik Konstantin Keune hin.

Erfolgt eine Regelung über das Urteil nicht, so müssen AStA und Universität miteinander verhandeln. Was aber mit dem restlichen Geld passiert, das die Universität nicht zurückzahlen muss, ist ungewiss.

Tragweite des Urteils

Mit Interesse ist ebenfalls die Reaktion an den anderen staatlichen Hochschulen des Landes zu verfolgen. Während sich die Universität Rostock bereits vor drei Jahren gegen eine Erhebung der Verwaltungsgebühr ausgesprochen hat, sieht das an den Fachhochschulen in Stralsund, Wismar und Neubrandenburg anders aus. Keune sagt hierzu: „Die Tragweite des Urteils ist abzuwarten. Ich könnte es mir aber vorstellen, dass auch an den anderen Hochschulen die Verwaltungsgebühr gekippt wird, da auch hier die Rechtsgrundlage nicht vorhanden ist.“

Geschrieben von Cornelia Bengsch