Die Zukunft des Hochschulsportes in Greifswald

Susanne Denner ist Stepptänzerin. Seit mehreren Jahren engagiert sich die Lehramtsstudentin als Übungsleiterin im Rahmen des Hochschulsports und lehrt in wöchentlichen Kursen Anfängern und Fortgeschrittenen die Kunst des Steppens. „Ich finde es schade, dass das Sportinstitut schließt. Aber es ist schön, dass der Hochschulsport bestehen bleibt“, äußert sie.

Wie genau dieses Fortbestehen aussehen soll und ob er überhaupt an der Philosophischen Fakultät bleibt, ist allerdings noch nicht klar. In Verbindung mit der angestrebten Hochschulstrukturreform wurde 2006 die Schließung der Sportwissenschaften beschlossen. Ende September dieses Jahres ist es soweit. Da der Hochschulsport bisher an diesem Institut angesiedelt war, ist auch er von der Umstrukturierung betroffen. Im Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät wird nun nach einer Lösung gesucht, um die entstehenden finanziellen und personellen Fehlstellen bei der Organisation des Hochschulsports möglichst langfristig und adäquat zu ersetzen.

Ausgleich zum Studium

In ihrer Grundordnung hat die Universität den Hochschulsport zu ihren Aufgaben erklärt. Ganz nach dem Motto: „Nur in einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist“, soll für die Angehörigen der Universität, hier vor allem den Studenten, ein Ausgleich zum Studium bereitgestellt werden. Bis jetzt war das Konzept auch äußerst erfolgreich. Das Interesse nahm über die Jahre stets zu, sodass derzeitig knapp 3000 Studenten, davon rund 100 Mitarbeiter der Universität, die Angebote des Hochschulsportes nutzen. Nicht mit aufgelistet sind die etwa 900 bis 1.100 Kandidaten auf der Warteliste pro Semester. Denn aufgrund der begrenzten Kapazitäten kann nicht jedem ein Kursplatz zugewiesen werden. Zur Auswahl stehen an die 100 Sportkurse. „Wenn jemand Sport machen will, findet er hier auch was für sich“, kommentiert Christian Bäz, Asta-Referent für Kultur, Sport und Erstsemesterwoche und selbst Footballspieler. Dabei reichen die offerierten Sportarten von A wie Aerobic bis Y wie Yoga. Dieses vielfältige und vielschichtige Angebot nutzt auch Stephan Knorn, Student der Rechtswissenschaften. „Ich mache Sport, um mich vom Studium abzulenken, um fit zu bleiben, um Leute kennen zu lernen und um meine Freizeit sinnvoll zu verbringen.“ Diese Argumente schätzt auch der Leiter des Hochschulsportes Dr. Eckard Schielke. „Ich werde bis zum Schluss dafür kämpfen, dass der Hochschulsport als eine soziale Komponente, den Studenten und den Universitätsmitarbeitern erhalten bleibt.“ Darüber hinaus sei er stolz, dass der Greifswalder Hochschulsport trotz nicht gegebener idealer Rahmenbedingungen ein derartig breites Angebot in jedem Semester auf die Beine stellt.

Sorgenkinder des Hochschulsportes

Zum größten Sorgenkind des Hochschulsportes zählt die Finanzierung. Neben den Fördermitteln des Landes, findet sie durch Haushaltsmittel der Universität und über die Gebühren der Kursteilnehmer statt. Die derzeitige Fördersumme vom Kultusministerium beträgt 22.000 Euro pro Semester und somit ungefähr 1,83 Euro pro Student. Anfragen an das Land auf eine Erhöhung dieses Betrags blieben bislang erfolglos. Dabei wird derzeitig lediglich die Hälfte des Maximalfördersatzes ausgereizt. Die Universität beteiligt sich überwiegend in Form von Sachmitteln an der Finanzierung, zum Beispiel durch die Nutzungsberechtigung hochschuleigener Räumlichkeiten. Die Kursgebühren der Studenten ergeben ungefähr einen Betrag von 28.000 Euro, der vorwiegend zur Bezahlung der Übungsleiter genutzt wird. Die Höhe der jeweiligen Kursgebühr ergibt sich aus den Mieten der Sportstätten, der Qualifikation der Übungsleiter, der zur Verfügung gestellten Geräte und einem Versicherungsbeitrag. Die Gesamtausgaben des Hochschulsportes betragen im Semester durchschnittlich 50.000 Euro, sodass der finanzielle Handlungsspielraum sehr gering ist. Besonders schwer wird das Ausbleiben der Gelder vom Sportinstitut zu verkraften sein, womit bislang der gemeinschaftliche Gerätekauf und -erhalt investiert wurde.

Allerdings kann die Ausführung der vielen und oft parallel stattfindenden Kurse längst nicht mehr allein durch universitätseigne Räumlichkeiten gewährleistet werden, sodass auf externe Einrichtungen ausgewichen werden muss. In die Miete, dieser kommunalen und privaten Hallen und Räume, fließt der Großteil, der zur Verfügung stehenden Finanzmittel. Die eigenen Sportkomplexe werden zudem den Bedürfnissen überwiegend nicht gerecht oder benötigen dringend einer Generalüberholung, Christian Bäz spricht von teilweise schon „lebensgefährlichen“  Zuständen. Für Schielke wäre hier eine zukunftsorientierte Lösung der Bau einer universitätseigenen Mehrzweckhalle ausgerichtet als Sport- und Kongresshalle.

Qualifizierte Übungsleiter

Um das vielfältige Angebot auch weiterhin zu offerieren und sich an den Interessen und Wünschen der Sportinteressenten orientieren zu können, bedarf es auch in Zukunft vieler Studenten, die sich als Übungsleiter für den Hochschulsport engagieren. „Jeder weitere Interessent ist gern gesehen“, fordert Schielke auf. Die Motivationen variieren dabei von einem zum anderen. Matthias Passon, Student der Philosophie und Psychologie, ist bereits zwei Jahre als Tischtennis-Übungsleiter tätig: „Ich habe die Möglichkeit, etwas von dem Sport weiterzugeben und selber Dinge dazuzulernen. Nebenbei macht es mir Spaß, auch organisatorisch tätig zu sein.“ Übungsleiter kann grundsätzlich jeder Student werden, der eine Sportart gut beherrscht und sich vorstellen kann, anderen diese beizubringen. Doch mit der Schließung des Instituts für Sportwissenschaften gehen viele der qualifizierten Übungsleiter verloren.

An dieser Stelle möchte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) erstmals dem Hochschulsport finanziell unter die Arme greifen und stellt im Sommersemester für eine hochschulinterne Aus- bzw. Weiterbildung der Übungsleiter 4.000 Euro zur Verfügung. Christian Bäz gesteht: „Bisher wurde der Sport im Studentenparlament stiefmütterlich behandelt.“ Das soll sich nun aber ändern. „Wir wollen da aktiv werden, wo es die Uni nicht tut.“ Ziel ist es, mittels der hochschulinternen Ausbildung, den Studenten ein Grundwissen beizubringen und zum Erwerb eines Lizenzabschlusses zu verhelfen. Wer an dieser Ausbildung teilnimmt, soll anschließend beim Hochschulsport, voraussichtlich für eine Dauer von zwei Jahren, als Übungsleiter tätig sein. Mit dem qualifizierteren Personal gewinnt der Hochschulsport ein besseres sowie gehaltvolleres Image. Dadurch könnten die Sportkurse demnächst auch stadtübergreifend präsentiert und angeboten werden. „Diese Ausweitung ist auch auf Seiten der Universitätsleitung vorstellbar, um nicht zuletzt einen spezifischen Beitrag zum „Wellnessland“ Mecklenburg-Vorpommern zu leisten.

Fortbestand und Verbesserung der Attraktivität

Das der Hochschulsport ein wichtiger Bestandteil der Universität ist, versteht sich für Ulrich Günther, Verwaltungsleiter im Dekanat der Philosophischen Fakultät, von selbst. „Den Hochschulsport muss es immer geben, denn die Gesundheit ist ein ganz wichtiger Faktor“, sagt Günther. Auch der Rektor sei für den Fortbestand und eine Verbesserung seiner Attraktivität. „Von der Universitätsleitung müssen aber Prioritäten gesetzt werden, weil die Gelder knapp sind“, erklärt Günther. Und an erster Stelle steht die Lehre. Zudem kommt den Umbauarbeiten der alten Kliniken in der Friedrich-Loeffler-Straße im Rahmen der Neustrukturierung eine wichtige Rolle zu.

Um trotzdem in den kommenden Semestern eine angemessene Unterstützung des Hochschulsportes zu gewährleisten, soll demnächst ein Entwicklungskonzept erarbeitet werden. Dessen Erstellung wird allerdings mindestens ein halbes Jahr benötigen. „Dort wird darlegt, wie sich der Hochschulsport in nächster Zeit darstellen muss“, sagt Günther und fährt fort: „Gleichzeitig soll das Konzept der Universität die Möglichkeit bieten, ihn entsprechend zu fördern.“ Somit soll der Hochschulsport auch in Zukunft der Universität und ihren Studenten als ein Bereich der Philosophischen Fakultät erhalten bleiben.

Geschrieben von Cornelia Bengsch