Liebgewonnen

Bei uns im Iran feiern wir Weihnachten nicht, weil wir ein muslimisches Land sind. Ich finde Weihnachten sehr schön und seit zwei Jahren feiere ich es mit meiner deutschen Familie. Ich finde besonders den 24.12. (Heiligen Abend) sehr schön, weil ich unglaublich viele Geschenke kriege.

Ich gehe auch mit meiner Familie in die Kirche, dort singen wir zusammen Weihnachtslieder. Am 23.12. schmücken wir den Tannenbaum. Natürlich habe ich für alle meine Freunde, Verwandte und Bekannte Geschenke.
Ich freue mich nicht nur, weil ich die Weihnachtsdekoration schön finde, sondern weil an diesem Tag Jesus geboren ist und das muss man respektieren.
Heute ist der 1. Dezember und ich verreise in eine andere Stadt, mit meiner Familie Plätzchen backen. Uhmm, sie schmecken lecker! Wollt ihr auch probieren?Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest!

Geschrieben von Mahsa, Kommunikationswissenschaft/

Maria und Artem: Aspiranten aus Tomsk

In Russland kommt Weihnachten nach Silvester, denn das russische Weihnachtsfest findet erst am 7. Januar statt.
Weihnachten wird bei uns nicht so „extrem“ wie in Deutschland gefeiert. Es ist ein religiöses Fest und da wir nicht religiös sind, feiern wir es auch nicht so sehr und gehen nur selten in die Kirche.

Die Kinder bekommen aber Geschenke von Ded Moros – Väterchen Frost. In Russland werden dann „russische“ Weihnachtsmärkte geöffnet. In der Mitte steht ein riesengroßer Weihnachtsbaum und Väterchen Frost begrüßt alle. Alles sieht aus wie eine Art Eispalast. Die Leute singen, tanzen, amüsieren sich. Also verwandelt sich die Weihnachtsfeier so in ein Verwandtschafts- und Freundestreffen.
Nicht Weihnachten, sondern Silvester ist der wichtigste Festtag in Russland. Silvester wird mit einem üppig geschmückten Tannenbaum, der im Russischen „Jolka“ heißt, und am reich gedeckten Tisch mit Freunden oder Verwandten gefeiert.
Nach den Feiertagen beginnt der Alltag wieder. Aber die Feier ist noch nicht zu Ende. Für wen die Zeit vom Neuen Jahr bis Weihnachten nicht genug war, bietet der Russischen Kalender noch eine Möglichkeit das „Neue Jahr“ zu feiern, nämlich am 13. Januar. Es wird in Russland „Altes Neues Jahr“ genannt. Es ist kein offizieller Feiertag mehr und manche haben schon den Tannenbaum entfernt, aber er wird trotzdem gefeiert. Einfach so, aus der Tradition heraus. Die Russen feiern grundsätzlich gern; und warum nicht, wenn der Kalender noch eine Gelegenheit zum Feiern bietet. Für viele Leute ist es der Tag, an dem sie den Tannenbaum endlich abmachen. Das neue Jahr beginnt endgültig.

Weihnachten im Möbelgeschäft

In den Niederlanden feiern wir zuerst „Sinterklaas” (Nikolaus). Erst nachdem er am sechsten Dezember das Land verlassen hat, ist es erlaubt, über Weihnachten zu sprechen. Trotzdem kann man Weihnachtsartikel schon viel früher in den Geschäften finden. Geschenke übergeben wir normalerweise an „Sinterklaas“ oder zu Weihnachten.

Weihnachtsmärkte wie ihr sie in Deutschland habt, kennen wir nicht. Deshalb besuchen im Dezember viele Niederländer (besonders ältere Frauen) deutsche Städte, um dort die Weihnachtsathmosphäre zu genießen. Einige größere Gärtnereien versuchen, solch eine Atmosphäre auch in den Niederlanden zu schaffen.
Die meisten Niederländer kaufen ihren Weihnachtsbaum etwa eine Woche vor Weihnachten und werfen ihn wieder aus der Stube, sobald die Feiertage vorbei sind. Heiligabend gehen einige Leute auch in die Kirche. Viele von ihnen gehen nur zu Weihnachten dorthin. Am ersten Weihnachtstag wird viel gegessen und getrunken. Man besucht die Familie und tauscht Geschenke aus. Am zweiten Feiertag wird wieder gegessen und getrunken und andere Familienmitglieder besucht. Oder man geht einkaufen. Viele Leute wissen nicht, was sie an diesem Tag machen sollen und entscheiden sich deshalb, den „Meubelboulevard“ (Möbelboulevard) zu besuchen um einzukaufen bzw. zu schauen und andere Leute zu treffen, die dasselbe machen. Weihnachen ist also ein Fest, das zu Hause mit der Familie gefeiert wird und einen beschränkt religiösen, dafür aber wachsenden kommerziellen Einfluss besitzt.

Geschrieben von Esdert Glazenburg, Geographie-Student aus dem niederländischen Groningen

Feliz Navidad!*

„Weihnachten..? Betrunkene Großeltern!“ „Lügen.“ „Konsum.“ Das kann doch nicht alles sein, was meinen spanischen Freunden zu Weihnachten einfällt! Meine Illusionen über traditionelle, kitschige Weihnachten in Spanien sind für kurze Zeit dahingeschmettert.

Dabei fing alles so schön an. Seit Mitte November werden in Supermärkten bergeweise Weihnachtsleckereien verkauft. Besonders beliebt ist Turrón. Traditionell besteht er aus Mandeln, aber mitt-lerweile ist Turrón in allen möglichen Geschmacksrichtungen zu erhalten. Grundsätzlich spielt Essen eine große Rolle in der spanischen Kultur und besonders an Weihnachten wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Am 24. Dezember gibt es ein reichhaltiges Abendessen mit der Großfamilie. Lamm, Schalentiere und Wein stehen dabei ganz oben auf dem Speiseplan. Anders als in Deutschland gibt es am 24. Dezember allerdings keine Geschenke. Dafür haben die Spanier den 6. Januar, Tag der Heiligen Drei Könige. Meine Kommilitonin Alba erklärte mir, dass in Spanien nicht der Weihnachtsmann die Geschenke verteilt, sondern eben die Heiligen Drei Könige: „Als ich klein war, habe ich am Abend vor dem Tag der Heiligen Drei Könige, also am 5. Januar, drei Tassen Kaffee für die Könige, Wasser für deren Kamele und außerdem meine Stiefel ans Fenster gestellt. Am nächsten Morgen waren die Getränke weg und ich hatte Geschenke in meinen Stiefeln.“ Dass ich mich in einem katholischen Land aufhalte wird mir besonders bewusst, als ich mich auf dem Platz der Kathedrale von Oviedo befinde. Anstelle eines Weihnachtsmarktes ist hier  die Geburt Jesu mit lebensgroßen Puppen nachgestellt. Da wäre sie also, die spanische Tradition an Weihnachten; meine Welt – beziehungsweise Spanienbild ist wieder hergestellt!

* (span.: Frohe Weihnachten!)

Geschrieben von Martha Kuhnhenn

Kaleidoskop

Der Verein polenmARkT kurz vor dem Jubiläum / Ein Eindruck

Seit den letzten Wahlen in Polen steht das deutsch-polnische Verhältnis immer wieder zur Diskussion. Erika Steinbach und ihr Vertriebenenzentrum, die Knollenkarikatur in der taz oder die Ostseepipeline riefen harsche Reaktionen hervor. Auf beiden Seiten der Grenze. Zwischenzeitlich lag die Schuld für die schlechten Beziehungen sogar bei den Journalisten. Erinnert sei dabei an Gesine Schwan, die sich über Thomas Urbans Berichterstattung äußerte. Fast vergessen wirken demgegenüber die Würdigung des Vorstorbenen Papst Johannes Paul II. und Stanislaw Lem.

Wörter finden

An aktuellen Fragestellungen konnte es dem diesjährigen polenmARkT kaum mangeln. Während des zehntägigen Festivals wirkte sogar das Bergwerkunglück bis nach Greifswald. Die aus dem polnischen  Kluczbork stammende Reggae-Band „Bakshish“ spielte aufgrund der landesweiten Staatstrauer kurzfristig nicht. „Wir möchten an dieser Stelle unser volles Verständnis für die Absage zum Ausdruck bringen“, äußert  der Presse-sprecher Ulrich Rose in einer anschließenden kurzen Mitteilung. „Auch wir trauern um die Toten und drücken den Hinterbliebenen unser Beileid aus.“

Beleuchtet

Große Aufmerk-samkeit erregte die Podiumsdiskussion „Vergangenheit, die nicht vergehen kann“ im Koeppenhaus. Die geladenen Journalisten Jacek Lepiarz, Andrzej Stach und Dietrich Schröder diskutierten anregend und hintergründig über aktuelle Fragen der bilateralen Beziehungen. Dabei begannen sie mit einen biographischen Einstieg, um im Laufe des Gesprächs auf die Aufmerksamkeit beispielsweise auf die Kaczynski-Brüder, Polens Auftritt auf der europäischen Politbühne oder Gerhard Schröders Freundschaft zu Putin zu lenken. Doch stellten sich weniger die Differenzen als die starken Gemeinsamkeiten der beiden Nachbarn allmählich heraus. Das Zusammenwachsen in Europa und der Austausch zwischen den beiden Nationen reduziert sich nicht allein auf den Besuch von Märkten in der Grenzregion. Die guten Beziehungen sind viel vitaler. Die mehrfache Auszeichnung von „Das Leben der Anderen“ mit dem Europäischen Fimpreis in Warschau zeigte, die Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte ist auf beiden Seiten der Oder jeweils für sich noch nicht abgeschlossen. Dass die Frage darüber überhaupt öffentlich in Polen diskutiert wird, kam zwischen den drei Herren auf dem Podium zur Sprache.

Bestärkt

Auf die Ermöglichung der Diskussion können die Veranstalter des eingetragenen Vereins polenmARkTs stolz sein. Nicht allein dies. Seit mehreren Jahren stand das Greifswalder Novemberfestival wieder unter der Schirmherrschaft der Botschaft der Republik Polen in Deutschland. Das setzt ein wichtiges Zeichen für die Anstrengung für einen  lebendigen und integrativen Austausch innerhalb der Grenzregion. Insgesamt ziehen die Organisatoren eine freudige Bilanz.  Anstatt von 1.100 geplanten Besuchern erlebten 1.260 die Kulturtage. Noch ein Grund zur Freude? Ja! Denn 2007 wird der polenmARkT zehn Jahre alt und wünscht sich 1.500 Geburtstagsgäste.

Zukunft in uns

Doch was bleibt bitte, wenn die Texte gelesen, die Worte gewechselt, die Filmrolle am  Ende angelangt und die Musik verklungen ist? Kein Schweigen, sondern etwas Wehmut und Hoffnung. Gewiss ziehen Lesungen mit Autoren eines Formats von Andrzej Stasiuk Aufmerksamkeit auf sich und setzten sich Konzerte wie die der verschmitzten Formation „Mitch & Mitch“ im Kopf fest. Zimtgeruch, süße Leckereien und hohe Regale mit alten, duftenden Büchern lassen fantastische Welten ganz anders, ganz einfach vor Augen führen. Oder nehmen wir einen stillen Saal, in dem  Bildchen an bisher unbekannten Regionen des cineastischen Nervenkostüms sachte rühren. Dann sind vielleicht die Bilder gefunden, die das Leben in und um uns bewußt werden lassen.

Geschrieben von Uwe Roßner