Intelligent Design in Greifswald?

Studentischer Missionsdienst veranstaltete Vortragsabend

Ein Thema füllt seit einiger Zeit immer wieder die Feuilletonseiten einschlägiger Zeitungen. Gemeint ist Intelligent Design, die umstrittene Denkrichtung, welche die christliche Schöpfungsidee und Naturwissenschaft zu vereinen sucht. Der Hauptschauplatz des Geschehens war bisher die USA, aber mittlerweile kommt dem Thema auch hierzulande Brisanz zu. Greifswald inbegriffen? Ein vom Studentischen Missionsdienst (SMD) veranstalteter Vortragsabend deutet womöglich darauf hin.

Vorgeschichte

Christliche Fundamentalisten versuchen in den Vereinigten Staaten seit längerem, Einfluss zu gewinnen. Dabei haben sie durchaus Rückhalt in der Bevölkerung. Umfragen zufolge glaubt fast die Hälfte der US-Bürger an die Schöpfung des Menschen durch Gott. Viele Amerikaner wünschen sich demnach auch, dass entsprechendes in den Schulen zu lehren sei. Dafür kämpfen die Kreationisten schon seit den 80er Jahren. Ein Versuch, dieses Gedankengut an den Schulen im Unterricht unterzubringen, hatte beispielsweise im Dezember des vergangenen Jahres einen Gerichtsprozess zur Folge. In Pennsylania verbot ein Gericht einer Schule den Kurs „Philosophy of Design“ als Alternative zur Evolutionstheorie anzubieten. Dort wurde die Entstehung des Lebens durch göttliches Handeln gelehrt. Es war kein Einzelfall: In vielen anderen US-Bundesstaaten beschäftigten ähnliche Fälle die Behörden und nicht immer wurde gegen Kreationismus im Unterricht entschieden. In Kansas steht die Schöpfungslehre seit Ende 2005 fest im Lehrplan. In den Medien wird ebenfalls heiß diskutiert und Forscher und Kreationisten geraten mit ihren Meinungen allenthalben aneinander.

Intelligent Design

Der Supreme Court urteilte bereits 1987, dass wegen der verfassungsmäßigen Trennung von Kirche und Staat kreationistische Inhalte nicht unterrichtet werden dürfen. Wie konnte es dennoch zur gegenwärtigen Entwicklung kommen? Kritiker machen einen Strategiewechsel im kreationistischen Lager als Grund dafür aus. Im Gegensatz zur rein kreationistischen Strömung, welche die Darwinsche Evolutionstheorie konsequent ablehnt und davon ausgeht, dass die Erde erst wenige tausend Jahre alt und von Gott geschaffen ist, schlagen die Vertreter von Intelligent Design (ID) einen anderen Ton an. Sie vermeiden die dogmatischen Aussagen der Vergangenheit und argumentieren stattdessen unter Rückgriff auf wissenschaftliche Standpunkte. Eines der ID-Hauptargumente für die Unschlüssigkeit der Evolutionstheorie ist das der sogenannten nicht reduzierbaren Komplexität, aus welcher auf einen göttlichen Designer geschlossen werde könne. Erdacht wurde es von Michael Behe. Die naturalistische Wissenschaft kann ihn jedoch widerlegen (s. Kasten). Dennoch ist diese in der Auseinandersetzung mit ID in die Defensive geraten. Denn ID hat es durch besagten wissenschaftlichen Anstrich geschafft,  sich in der öffentlichen Wahrnehmung einen Platz zu sichern und erweckt damit den Eindruck, es gäbe einen tatsächlichen Streit um die Evolutionstheorie. Auch in Deutschland ist Intelligent Design mittlerweile ein Thema. Einige Bücher der führenden US-Vertreter sind bereits vor Jahren auf Deutsch erschienen und Gruppen von Evangelikalen drängen an die Öffentlichkeit. Ein Eklat blieb nicht aus: Als 2005 der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus zum „Erfurter Dialog“ einlud, auf dem Experten über die Evolutionstheorie diskutieren sollten, stand auch der Mikrobiologe Siegfried Scherer auf der Gästeliste. Scherer war jedoch bereits schon Jahre zuvor als Kreationist in die Kritik geraten. Nach Protesten von anderen Wissenschaftlern wurde die Einladung zurückgenommen.

ID in Greifswald?

Vielleicht hat das Thema Greifswald nun auch erreicht. Der hiesige SMD lud Mitte November zu einem Vortrag unter dem Motto „Der Mensch als Krönung des Zufalls?“ ein. Referent war der Hallenser Pharmazie-Professer Peter Imming. Dieser stellte sich den in großer Zahl erschienenen Zuhörern als Mitglied der „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“ vor, eine Vereinigung von christlichen Wissenschaftlern. Es solle nicht etwa über Gott gesprochen werden, kündigte Imming an, wohl aber über problematische Aspekte der Theorie zur Erklärung der Entstehung des Lebens auf der Erde. Eloquent  führte der Phamazeut zur Erörterung dessen  in die Materie ein und  machte an einigen Beispielen deutlich, wo in der Theorie Probleme bestünden. Zwar habe die Forschung beispielsweise verstanden, was in der Ursuppe passiert sein muss, damit Leben entstehen konnte, aber wie es passieren konnte, sei weiterhin unklar. Die dazu im experimentellen Nachvollzug unterstellten notwendigen Bedingungen zur Herausbildung von Leben aus der Leblosigkeit seien laut Imming statistisch gesehen so unwahrscheinlich, dass auf eine intervenierende Instanz geschlossen werden könne, ja muss: Wie sonst wäre das Leben möglich geworden? Ein anderer Einwand Immings lautete, dass  die Entstehung von Erbinformationen zwar weitgehend geklärt sei, aber auch hier stelle sich die Frage nach dem Wie. Kann es ein Programm ohne Programmierer – etwa Gott – geben? Interessanterweise stellt Imming damit nicht wissenschaftliche Erkenntnisse an sich in Frage.  Nicht die weißen Flecken der Theorie sind es, in denen göttliches Walten ersichtlich würde, sondern gerade in den bereits geklärten Fragen. 

Glaubensfrage

Somit ist Imming nicht anzulasten, dass er unwissenschaftlich vorgeht, wenn er über die Prozesse in der Ur-Suppe spricht. So lautet jedenfalls das Resümee des beim Vortrag im Publikum gewesenen Greifswalder Professors für Mikrobiologie Frieder Schauer: „Imming hat in seinen Ausführungen der Naturwissenschaft Raum gegeben.“. Angesprochen auf etwaige fachliche Gegenargumente zu Immings Haltung, sagt der Greifswalder Mikrobiologe, dass man sich natürlich in Details darüber verlieren könne. Tatsächlich, fährt Schauer fort, seien einige Punkte Immings Argumentation bereits überholt und der Vortrag insofern nicht völlig schlüssig. Das spiele aber nur eine sekundäre Rolle, das eigentliche Problem liege tiefer: In der Wissenschaft werden ständig Fortschritte erzielt und neue Fragen aufgeworfen. Wenn jemand hinter diesen das Wirken einer höheren Instanz vermutet, sei dies eine Glaubensfrage; eine Entscheidung einer Einzelperson also, die letztlich zu respektieren ist, solange die Wissenschaft als solche nicht in Frage gestellt wird.

Fazit

Immings Vortrag stand auch unter dem Motto „Warum einem Naturwissenschaftler die Evolutionstheorie nicht ausreicht“. Erkenntnistheoretisch betrachtet, ist diese Frage aber offenbar irrelevant. Dennoch: Eine gewisse Tendenz des Vortrages war  zu spüren. Zum Beispiel wurde ausgangs der Veranstaltung auf weitergehende Literatur für Interessierte hingewiesen. Unter den ausgelegten Titeln fand sich auch ein Buch, von dem bereits erwähnten ID-Vertreter Michael Behe, das von der naturwissenschaftlichen Forschung scharf kritisiert wurde. Auch der Verweis auf die Website www.genesisnet.info mutet merkwürdig an. Denn dort auffindbare Inhalte sind eindeutig ID-lastig.  Ein fader Beigeschmack bleibt also.

Begriff: Nicht Reduzierbare Komplexität
Als Argument für die Existenz eines  Designers führte Michael Behe 1996 den Begriff der nicht reduzierbaren Komplexität ein. Ein komplexes System, das nach Entfernung eines seiner Elemente funktionslos wird, kann demnach kaum durch einen Evolutionsschritt enstanden sein, da die übrigen Elemente keinen Selektionsvorteil mehr aufwiesen. Die naturalistische Forschung widerlegt diesen Einwand: Auch redundante Elemente einer weniger ausdifferenzierten Entwicklungsstufe  können weitergegeben werden und durch Mutation erst zum besagten Funktionskomplex geworden sein.

Geschrieben von Robert Heinze

Kommtar pro: Jetzt studieren, später zahlen

Ja, ich stehe dazu: Ich finde Studiengebühren gut! Sinnvoll eingesetzt helfen sie, die Studiensituation jedes Einzelnen maßgeblich zu verbessern und der Mangelwirtschaft, die an vielen deutschen Universitäten herrscht, ein Ende zu bereiten.

Ist es nicht ein Skandal, wenn Dozenten aus Geldmangel keine Kopien mehr verteilen? Ist es nicht eine Zumutung, wenn der Student während der Vorlesung stets befürchten muss, dass die ihm Decke auf den Kopf fällt? Und ist es nicht ein Hohn, wenn attraktive Studiengänge geschlossen werden, nur weil in der Breite das Geld fehlt? All dies könnte mit einem Studienobolus abgeschaltet werden. So weit so schlecht, mögen nun die militanten Gebührengegner meinen. Doch gemach! Die Art und Weise, wie Bundesländer wie Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen ihren Studenten ans Portemonnaie gehen, ist nicht nur ein Skandal, sondern auch ungemein dumm. Pauschal eine Campusmaut von 500 Euro pro Semester einzufordern ist unkreativ und hat genau die Wir-kung, die Gebührengegner stets als Argument ins Feld führen: Sie schrecken den Ottonormalstudenten ab. Dies kann jedoch nicht das Ziel der Politik sein, da sich deren Vertreter doch auf die Fahnen geschrieben haben, die Zahl der Studierenden in Deutschland langfristig zu erhöhen. Das ist auch sinnvoll. Denn wer gut ausgebildet ist, besitzt ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Wer Studiengebühren nach dem bekannten Modell einführt, handelt also kontraproduktiv und tritt die Bedürfnisse junger Menschen und damit die Zukunft des eigenen Landes mit Füßen. Allerdings gibt es neben der Holzhammermethode auch sanfte Wege, ans Geld zu kommen. Akademikersteuer lautet das Zauberwort. Das Prinzip ist einfach wie gerecht: Wer studiert, bezahlt, sobald er in Lohn und Brot steht. Dieser umgekehrte Generationenvertrag kommt allen zu Gute. Der Student genießt vernünftige Studienbedingungen, der arbeitende Absolvent hilft, seinen Nachfolger heranzuziehen. Natürlich braucht diese Art der Finanzierung eine Vorlaufzeit, die sich die meisten Bundesländer anscheinend nicht leisten wollen. Für sie ist es viel einfacher, jedes Semester einen Überweisungsträger über 500 Euro zu verschicken und dann nur noch zu warten, bis das Geld in der Landeskasse klimpert. Wenn die Politiker jedoch vor dem Handeln denken würden, wäre auch ihnen klar: Für Leistungen bezahlt jeder lieber, nachdem er sie erhalten hat.

Geschrieben von Kai Doering

Interview: „Das Zauberwort heißt Teamarbeit“

Am 29. November wurde von der Universität Greifswald zum ersten Mal das Zertifikat „Familienfreundlichste Einrichtung der Ernst-Moritz-Arndt Universität“ vergeben. Damit sollen Einrichtungen bedacht werden, in denen sich Familie und Beruf bzw. Studium vorbildlich verbinden lassen. Ausgezeichnet wurde der Arbeitsbereich Pneumologie (Lungenheilkunde) am Universitätsklinikum unter der Leitung von Professor Ralf Ewert. moritz sprach mit dem 46jährigen Vater eines erwachsenen Sohnes.

moritz: Hat es Sie überrascht, dass Ihr Arbeitsbereich, die Pneumologie, das Zertifikat „Familienfreundlichste Einrichtung der Ernst-Moritz-Arndt Universität“ erhalten hat?
Ralf Ewert: Ja sehr, da wir davon ausgegangen sind, dass in anderen Bereichen wie etwa der Romanistik, der Kulturwissenschaften, der Religion oder der Kirchenmusik die Bedingungen besser sind. Auch bei uns sind zwar gute Ideen vorhanden, jedoch lassen sich diese im Bereich der klinischen Medizin mit der Notwendigkeit der Versorgung unserer Patienten oft nur schwer verwirklichen. Die medizinische Versorgung kennt auch an Sonn- und Feiertagen keine Grenzen und auch nicht am Abend oder in den Nachtstunden. Das sind nicht unbedingt die Zeiten, in denen die Mütter und Väter der Abteilung dringend in der Klinik sein sollten, sondern eher im Kreise der Familie.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Es gibt kein Geheimnis! Alle erkennen die Aufgabe der umfassenden Patientenversorgung, der studentischen Ausbildung und der wissenschaftlichen Arbeit an der Universität an. Somit bringt dann jeder seine spezifischen Fähigkeiten und zeitlichen Ressourcen ein. Dabei wird akzeptiert, dass zu bestimmten Zeitperioden wie zum Beispiel im ersten Jahr nach der Entbindung, der Kindergarteneingewöhnung oder der Einschulung nur bestimmte zeitliche Möglichkeiten vorhanden sind und andere Mitarbeiter dann zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen.

Wie viele Mütter und Väter arbeiten in Ihrem Bereich?
Mittlerweile gehören dem Bereich Pulmologie/Infektiologie fast 70 Mitarbeiter an und uns sind 65 Kinder bekannt. Eine Mitarbeiterin ist gerade schwanger.

Was muss die Hochschule unternehmen um noch kinderfreundlicher zu werden?
Dies ist aus meiner Sicht schwierig zu beurteilen, jedoch denke ich, dass es wichtig ist, Verantwortung für die Aufgaben zu delegieren. Somit hat jeder Mitarbeiter das Gefühl an dem gesamten Projekt beteiligt zu sein und bringt sich entsprechend seiner Fähigkeiten ein. Dass dies familienfreundlich geschehen sollte, ist selbstverständlich, aber wird durch die Mitarbeiter selbst organisiert. Das Zauberwort heißt Teamarbeit, wobei die Zielstellung klar vorgegeben werden sollte und regelmäßige Teamsitzungen die Probleme und Nöte aller Beteiligten aufzeigen.

Geschrieben von Kai Doering

Verengt nicht!

Studiengebühren sind nicht allein in der Diskussion um die Ausstattung von Hochschulen zielführend.

Studiengebühren sind nicht die einzige Möglichkeit, die materielle und personelle Situation an den Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland zu verbessern. Abgesehen von den Privatuniversitäten iegt die finanzielle Ausstattungen von Hochschulen in der öffentlichen Hand.

Irreversible?

„Wenn Studiengebühren vermieden werden sollen, müßte es insgesamt wie vor Kurzem weitergehen“, sagt Rektor Rainer Westermann. „Der Staat finanziert die Bildung zu fast 100 Prozent.“ Die fast landesweite Einführung von Studiengebühren spricht eher dagegen. Unklar bleibt dabei, ob die volle Summe eingezogen werden kann und welcher Anteil davon überhaupt in den Bildungsbereich fließt. „Studiengebühren sind abzulehnen, da sie Haushaltslöcher stopfen sollen und nicht für die Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt werden müssen“, sagt Kathrin Berger, Präsidentin des Studierendenparlaments. Zudem hätten sie für Studieninteressierte eine eher abschreckende Wirkung.
Bisher ist allerdings offen geblieben, woraus die schwieirge Lage des  allgemeine Haushalts resultiert. Die überregionale Berichterstattung in den Medien in diesem Sommer und der gleichzeitige politische Diskurs boten kaum Alternativen zum Thema Studiengebühren. Dabei gibt es genügend Konzepte, die bei einer Überprüfung zur Verfügung ständen.

Abbaubar?

Eine leichte Forderung ist der Abbau von Bürokratie innerhalb von Hochschulen. „Das wäre eine Alternative, wenn die eingesparten Mittel eins zu eins in die Lehre fließen würden“, meint Christian Bäz, AStA-Referent für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Dagegen spricht sich Prof. Rainer Westermann aus. „Das würde den bisherigen Service für die Studierendenschaft verringern und abgesehen davon bei Weitem nicht ausreichen.“ Greifswald hätte bereits jetzt eine kleinere Verwaltung als alle anderen Universitäten.

Abgelehnt

Doch nicht dies allein wäre für die Alma Mater günstig. Eine Privatisierung lehnt Rainer Westermann ab. „Dann könnte man die Uni gleich zu machen.“ Der Gesamtetat von 80 Millionen Euro ließe sich seiner Meinung nach nicht durch private Mittel aufbringen. Zudem: „Keiner würde so viel Geld reinstecken.“

Zweckgebunden

Nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geht auch das Konzept Fundraising nicht  auf. Die Beschaffungen von freiwilligen Spenden sieht Sabine Große-Aust, Leiterin des Fundraising- und Alumni-Büros der Ernst-Moritz-Arndt Universität kritisch. „Das bringt allein nicht genug Geld ein, um als Alternative von Studiengebühren zählen zu können.“ Die eingeworbenen Mittel müßten projektbezogen eingesetzt werden. Dann dürften die acquirierten Gelder beispielsweise nur für die Bestuhlung eines Hörsaals verwendet werden.  

Nachgefragt

Für die Verbesserung der  Arbeit innerhalb von Fakultäten und an Instituten böte sich eine vergleichende Evaluierung an.  Per Fragebogen oder Mausklick lassen sich Daten zu Veranstaltungen erheben. Im Bereich der Medizinischen Fakultät gehört dieses Instrument in Greifswald bereits zum Alltage (siehe moritz Nr. 58 „Erfüllter Erstwunsch“). Ständige Bewertung und die Veröffentlichung der erhobenen Daten vermag Konkurrenz innerhalb einer Hochschule oder im Vergleich zu anderen, den Wettbewerb fördern.

Konkurrenz

Die gegenwärtige Veränderung der Hochschullandschaft in Mecklenburg-Vorpommern bietet keine leichte Ausgangssituation für den bundesweiten Leistungsvergleich. Gerade die erste Runde der Vergabe der Bezeichnung „Eliteuniversität“ machte deutlich, wie gut sich das seit den 50-iger Jahren in Bayern angelegte Geld für Bildung auszahlte. „Hier hätte unsere Uni einen erheblichen Nachteil, weil andere schon viel weiter sind als wir“, meint Christian Bäz, AStA-Referent für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.

Zu wenig

Das Budget gemäß der Entwicklung von Fakultäten zu verteilen, sieht er insbesondere für Greifswald kritisch. „Die Fakultäten haben selbst auch zu wenig Geld.“ Die Reduzierung von Stellen hält der Referent für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit für bedenklich. „Wenn Stellen frei gemacht werden, dann geht das zu Kosten der Lehre.“ Dies sollte in jedem Fall vermieden werden.

Zurückgelegt

Das Modell der Studienkonten ist ein altes. 1989 wurde es in Australien unter dem Titel Higher Education Contribution Scheme (HECS) etabliert. Dem Studierenden wird dabei ein zinsloses Darlehen gewährt, das erst ab einem bestimmten Mindesteinkommen zurückgezahlt werden braucht.
Als eine Sonderform von Studiengebühren werden sie in Deutschland schon lange diskutiert. Bereits 1955 erwähnt der US-amerikanische Ökonom Milton Friedman Studienkonten sie in einem Aufsatz und  stellen dabei nur eine Sonderform von Bildungsgutscheinen dar. Grundsätzlich wird dabei von einem gebührenfreien Studium für jeden Studienanfänger ausgegangen. Bei gleichzeitig für Staat und Gesellschaft begrenzten zur Verfügung stehenden Ressourcen greift die finanzielle Selbstbeteiligung für Studierende nur, wenn diese für den Einzelnen erschöpft sind. Das trifft zum Beispiel bei der Überziehung der Regelstudienzeit zu.
In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden sie bereits eingeführt. Hierbei verringern die an einer Universität besuchten  Veranstaltungen das Konto des jeweiligen Inhabers. Gemäß einer Regelung der Abbuchung und einer festgelegten Regelstudienzeit greifen bei einem leeren Konto Studiengebühren. Allerdings wurde dieses Modell in Nordrheinwestfalen dieses Modell nach der allgemeinen Einführung von Studiengebühren abgeschafft. Betrafen Studienkonten finanziell schwach ausgestattet Studierende in einer Form der Langzeitstudiengebühr, greift die gegenwärtige Regelung für alle direkt.

Verträglich?

Den sozialen Aspekt von Studiengebühren sieht der Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) Alexander Gerberding nicht. „Studiengebühren jeglicher Art sind abzulehnen.“ Die Bundesländer müssten ihrer Verantwortung für die Bildung auch in Bereich Hochschule endlich gerecht werden und erkennen, wie wichtig eine auskömmliche staatliche Finanzierung des Bildungssystems sei. Staat und Gesellschaft profitieren schließlich von akademisch ausgebildete Bürger. „Diese Ausbildung jeder und jedem zu ermöglichen“, so Alexander Gerberding, „geht nur über ein gebührenfreies Studium.“

Beschlossen

Der am 6. November 2006 von SPD und CDU unterzeichnete Koalitionsvertrag sieht von Studiengebühren in Mecklenburg-Vorpommern für ein Erststudium nicht vor. Zudem werde die bundespolitische Entwicklung beobachtet.  Damit bekräftigt das Bundesland im Grundsatz, sein maßgebliches Entwicklungspotential in Wissenschaft, Forschung und Hochschulen zu sehen. „Mecklenburg-Vorpommern braucht Studierende“, so Kathrin Berger. „Sie sind ein großer Wirtschaftsfaktor für das Land.“ Dennoch wird es sich zeigen, wie lange dem Druck der anderen Länder standgehalten wird und werden kann. Träte der Fall der Einführung ein, ist sich Kathrin Berger sicher: „Viele müßten hierzulande abbrechen, weil sie es finanziell nicht tragen könnten.“

Geschrieben von Uwe Roßner, Maria Trixa

Studiengebühren in Großbritannien

Obwohl Studiengebühren in England seit 1998 kein Thema mehr sind gibt es derzeit ganz ähnliche Debatten zu dem Thema wie in Deutschland.

Nach der Einführung der so genannten „Top-Up Fees“ (Studiengebühren) in diesem Jahr dürfen Universitäten nun bis zu 3000 Pfund (4500 Euro) pro akademischem Jahr erheben. Das ist knapp dreimal so hoch wie 1998.  Ursprünglich zur Verbesserung der Studienbedingung gedacht, dienen die erhöhten Gebühren nun vor allem dazu, bestehende Leistungen zu erhalten.  
Die Sorge breitet sich aus, dass  Studienanwärter aus ärmeren Familien von der Höhe der Studiengebühren abgeschreckt werden. Doch nicht nur die sehr armen Studenten leiden unter der Geldlast, gerade Studenten aus der unteren Mittelschicht könnten durch das Raster von Finanzierungshilfen fallen, die für ärmere Bewerber zur Verfügung stehen. Die englische Students Loan Company stellt Studenten ein sogenanntes Studienkonto („Tuition Fee“) und zahlt auch teilweise ihre Lebenshaltungskosten. Die Vergabe dieses zinsfreien Kredits wird nicht am Einkommen der Eltern festgemacht. Dieses Geld muss erst nach Abschluss des Studiums und ab einer bestimmten Einkommensgrenze volltändig zurückgezahlt werden. Für die Finanzierung ihres Studiums arbeiten immer mehr britische Studenten. Dass die Studienleistungen darunter leiden könnten, ist eine große Sorge bei Universitäten und Fachleuten.  Die Studiengänge sind viel stärker verschult als in Deutschland, Prüfungen lassen sich nicht einfach verschieben. Wann welcher Kurs besucht wird, ist zumeist vorgeschrieben.
Die geringeren Bewerbungszahlen deuten an, dass die erhöhten Gebühren tatsächlich einen Einfluss auf eine Entscheidung für ein Studium haben: Die Zahl der Bewerber an den meisten britischen Unis ist gesunken. Die renommierten Universitäten Oxford und Cambridge sind davon jedoch eine Ausnahme und verzeichnen sogar steigenden Bewerberzahlen. Die diesjährige Erhöhung der Studiengebühren scheint nur ein Zwischenschritt zu sein. Trotz massiver Studentenproteste ist die nächste Erhöhung schon angedacht.
Auch in Wales wird dieses System im nächsten Studienjahr eingeführt, Nordirland hat bereits seit diesem Jahr die englischen Regelungen übernommen. Eine Ausnahme ist Schottland: hier herrscht in Bildungsfragen weitgehend Autonomie. Die nachlaufenden Studiengebühren sind einkommensabhängig und belaufen sich im Höchstfall auf 2048 Pfund (3041 Euro). Diese beziehen sich dann auf das gesamte Studium und das, unabhängig von dessen Dauer.

Geschrieben von Bettina Bohle