Broen wird [Bruen] ausgesprochen und heißt “die Brücke” auf Deutsch. Die norwegische Band ist durch ihre aufwendigen Kostüme bekannt geworden, die Ihr in ihren Videos bewundern könnt. Wir haben sie im Rahmen des Nordischen Klangs interviewen dürfen, auch wenn sie diesmal nicht ganz so aufwendig kostümiert waren.
Die fünf Norweger*innen vereinen Synthiemusik mit Pop, Gesang und einer Tuba. Die Band heißt durch einen Zufall Broen, also Brücke. Lars, der Drummer (der leider nicht in Greifswald mitspielen konnte) war wandern und dachte sich, dass das ein guter Name wäre – nicht zu kurz und nicht zu lang. Denn, wie die Band uns verriet, werden lange Bandnamen doch eh gekürzt, also warum nicht gleich einen kurzen Namen wählen?
Der einzige Zufall war, dass es die Skandinavische Serie “Broen”, bei uns “Die Brücke – Transit in den Tod”, schon gab. Produziert wird diese aber in Schweden und Dänemark. Trotzdem gefiel der Name und er blieb.
“Even though they are made from plastic.”
Auf die Frage, warum sie so aufwendige Kostüme tragen und etwas abgedreht tanzen, sagt uns die Sängerin Marianna: “Because I feel it!” Die Bewegungen und die Kostüme kommen von Herzen und aus der Leidenschaft für die Künste heraus. Heida, die die Tuba auf der Bühne spielt, bekommt die Ideen und will diese dann umsetzen. Die Gruppe hatte schon verschiedenste Kostümphasen: die goldene Periode, die silberne Periode und momentan die blumende Periode, sozusagen. Heida erklärt uns, dass sie die Natur auf die Bühne bringen will. “Auch wenn die großen Blumen aus Plastik sind.”, sie lacht dabei.
Norwegen unterstützt junge Künstler*innen
Auf die Frage, wann sie sich getroffen haben und entschieden, eine Band zusammen zu gründen, kommen verwirrende Konstruktionen als Antwort: Hans und Marianna haben schon zusammen gespielt, Hans und Lars haben eine gemeinsame Gruppe, Anja und Heida spielen noch zusammen in einer anderen Band. Irgendwie kannten sich alle schon länger, irgendwie machen alle noch in vielen anderen Gruppen, Projekten und Bands Musik zusammen. Das liegt daran, dass der Staat Norwegen viele neue Musikprojekte unterstützt. Musik ist für die norwegische Bevölkerung sehr wichtig, die meisten Kinder lernen ein Instrument. Die Musikkultur wird gefördert und ist im ganzen, dünn besiedelten Land ausgebaut. Bands spielen auf großen Bühnen, in Schulen und in kleinen Gemeindezentren, da wird kein Unterschied gemacht.
So kommt es auch, dass alle Mitglieder der Band Broen von der Musik leben können. Sie spielen alle verschiedene Genres, in verschiedenen Gruppen.
Sechs Songs in einer Nacht
Vor ihrem ersten Konzert schrieben sie erstmal 5-6 Songs – in einer Nacht! Die Songs handeln von den großen Fragen des Lebens, was sie so denken. Es geht viel um die Natur und wie es so ist, ein Mensch in dieser Gesellschaft zu sein. Es geht erstaunlich wenig um die Liebe, eher um Gender- und Umweltfragen, ohne politisch sein zu wollen. Die Band will nur ihre Gedanken darstellen und verarbeiten.
Und obwohl die Band norwegisch ist und in Oslo ihren Hauptstandort hat, singt Marianna auf Englisch. Warum ist das so? “Ich bin Griechin und spreche Englisch seit ich vier Jahre alt bin. Deswegen kann ich Englisch einfach besser als Norwegisch. Aber vielleicht kommt das ja noch oder vielleicht bald sogar griechische Songs!”
Danke für das Gespräch! Mehr zu der Band findet Ihr auf der Facebookseite und beim Intro Magazin. Noch mehr Nordischen Klang findet Ihr bei moritz.tv – genießt die kühle Brise aus dem Norden in der heißen Prüfungsphase!
Nach dem Wahlerfolg der Grünen wäre es bestimmt spannend, ihn heute nochmal zu sprechen – Robert Habeck. Der Parteivorsitzende der Grünen war vor den Wahlen zu Besuch in Greifswald. Mit einem vollen Programm – schließlich musste er die ganze Stadt und ihre engagierten Leute an einem Tag kennenlernen. Abends stellte sich Robert Habeck wacker den Fragen der Greifswalder*innen in der Stadthalle, im Rahmen des „townhall meetings“. Auch wir von den moritz.medien durften ihm einige Fragen stellen. Für die kommunalpolitischen Fragen stand ihm Ulrike Berger zur Seite.
Im Lichtblick warten wir gespannt. Als dann Robert Habeck und Ulrike Berger ins Café kommen, fällt die Nervosität doch ab. Sie sind ja auch nur Menschen – die gerne Rede und Antwort stehen. Hier zeigen wir Euch einen Einblick in das Gespräch vom 26. April 2019.
moritz.: Sie
haben sich aus den sozialen Medien etwas zurückgezogen. Wie geht es Ihnen und
Ihren Wähler*innen damit?
Habeck: Mir geht es gut damit. Im Januar habe ich mich von Facebook und Twitter zurückgezogen, nachdem ich den gleichen Fehler gleich zweimal begangen habe – einfach so ein dämliches Video zu posten. Die Handbewegung, mal kurz zu gucken, was da abgeht, kenne ich nun nicht mehr. Damit bin ich diese permanente Ablenkung losgeworden. Ich habe dadurch größere innere Ruhe und Entspanntheit gefunden.
moritz.:
Aber wie reagieren Ihre Wähler*innen darauf, dass sie jetzt keinen direkten
Draht mehr zu Ihnen haben?
Habeck: Man darf nicht vergessen, dass in Deutschland nur knapp zwei Prozent der Bevölkerung überhaupt einen Twitteraccount haben und nur rund 600.000 Menschen in Deutschland Twitter täglich benutzen. Ich bin nach wie vor gut über E-Mail erreichbar oder im Wahlkampf vor Ort bei den Bürgern. In den sozialen Medien bin ich nach wie vor auf Instagram aktiv und schreibe meinen Blog. Der direkte Kontakt ist also nicht wirklich eingeschränkt.
moritz.:
Können wir die Welt noch retten oder sind wir dem Untergang aufgrund des
Klimawandels geweiht? Was können kleine Städte wie Greifswald machen, um die
Folgen des Klimawandels etwas abzuschwächen?
Berger: Wenn wir die Hoffnung auf die Weltrettung aufgegeben hätten, könnten wir einpacken. Aber wir machen weiter, sind unterwegs, haben Ideen, haben Visionen. Hier in Greifswald geht es mit der Verkehrssituation los. Wir wollen es zum Beispiel für Pendler und Pendlerinnen attraktiv machen, ihr Auto am Stadtrand stehen zu lassen und mit dem ÖPNV in die Stadt zu kommen. Wir sollten Radwege in der Stadt und im Umland besser ausbauen. Außerdem wollen wir energiesparender bauen. Das erreichen wir über den silbernen Energiestandard bei öffentlichen Gebäuden, Isolierung und Wärmedämmung. Und dann haben wir noch das Thema Müllvermeidung. Hier kommt das Projekt „Recup“ besonders gut an. Da machen viele Cafés, wie auch das Lichtblick, mit. Wir wollen das weiter verbreiten. Es gibt viel zu tun, aber wir arbeiten hart an der „Verbesserung der Welt“.
moritz.: Glauben Sie denn, dass wir die Welt noch retten können?
Habeck: Ich weiß, dass die Szenarien bedrückend sind. Wenn man es sich zu Herzen nimmt, wie weit wir schon im Anstieg der Temperaturkurve sind und wie wenig Zeit wir noch haben, dann kann einem angst und bange werden. Auf der anderen Seite: Wenn in den letzten Jahren auch politisch wenig bis nichts passiert ist, so sind die Techniken doch alle da. Lösungen sind also möglich. Das ist die gute Nachricht. Wir haben keinen Mangel an Erkenntnissen, wir haben auch keinen Mangel an Alternativen, wir haben im Moment nur einen Mangel an politischer Entschlusskraft. Wir müssen aufhören, uns mit Plänen für 2040 oder 2050 zu überbieten. Es nützt nix, zu versprechen, wie großartig wir da sind, aber jetzt, 2019, 2020, 2021, machen wir erstmal gar nichts. Das ist pure Hinhaltetaktik. Jetzt geht es ums Tun, nicht um abstrakte Ideen.
Berger: Genau! Einfach mal machen. Wenn wir wissen, dass jede vierte Autofahrt nur bis zu 2 km lang ist, muss ein Umdenkprozess einsetzen. Das sind Strecken, die könnte man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zurücklegen. Politiker*innen könnten das z. B. mit einer besser ausgebauten Fahrradinfrastruktur umsetzen.
moritz.: In
der heutigen Zeit wissen die meisten der Wähler*innen über den Klimawandel
Bescheid. Sind Trump und AfD da das Beste, was den Grünen passieren konnte?
Habeck: Nein, das wäre höhnisch und zynisch. Ich würde mir eine politische Welt ohne Trump und AfD wünschen. Strategisch sollten wir uns nicht auf die AfD einlassen. Die verursachen einen Skandal und wir antworten darauf, um das Argument zu entkräften. Damit wiederholen wir nur ihre Aussage – und da müssen wir raus. Wir wollen eine positive Veränderung, aus der eigenen Motivation heraus. Die Kraft, die den Menschen meiner Meinung nach wirklich mobilisiert, ist die des Mitmachens und des Möglichmachens. Bekräftigt durch Fridays for Future und das Volksbegehren in Bayernsehen wir, dass sich die Stimmung wieder dreht.
moritz.:
Warum nennen sie das Treffen in der Stadthalle townhall meeting? Ist das eine
Anspielung auf den US-amerikanischen Wahlkampf, wie ihn z. B. Bernie Sanders
betreibt?
Habeck: Ja, es ist tatsächlich aus anderen Wahlkämpfen übernommen. Es ist sozusagen ein sehr, sehr großer interaktiver Stuhlkreis. Niemand weiß, wo der Abend hinführen wird – zu Wölfen, Windkraft oder Häuserdämmung. Wenn ich eine Rede herunterrattere, dann kann ich mich zwar versprechen, aber im Grunde bin ich auf sicherem Boden. Beim townhall meeting muss ich manchmal sagen: „Oh, die Frage kann ich nicht beantworten, tut mir leid. Geben Sie mir mal Ihre E-Mail-Adresse. Ich schreibe Ihnen in drei bis vier Tagen.“ Das Format macht es freier und offener.
moritz.:
Würden Sie generell, egal ob auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene, mit der
CDU koalieren?
Berger: Im Landtag und in der Bürgerschaft ist die Politik fast schon ein bisschen Wellness. Da sitzen 43 Abgeordnete und keine Regierung und Opposition. Dort arbeiten wir wirklich ergebnis- und inhaltsorientiert. In der Kommunalpolitik können wir und alle anderen Anträge von allen Fraktionen unterstützen, wenn sie uns zusagen. Seit die CDU den Oberbürgermeister abgeben musste, sind sie allerdings etwas verbohrt. Als sie den Oberbürgermeister noch stellten, konnten wir uns öfter annähern und auf Vorschläge einigen. Jetzt lehnen sie leider immer mal wieder Anträge ohne Begründung ab. Das ist sehr schade. [Anm. d. Red.: Das Interview fand vor den Kommunalwahlen statt. Jetzt wird die Stimmung in der Bürgerschaft bestimmt eine andere sein.]
Habeck: Auf Bundesebene sollten alle demokratischen Parteien miteinander koalitionsfähig sein – auch über die alten Lager und die gewollten Partnerschaften hinaus. Die momentane Bundesregierung beweist das ja. Niemand wollte eine Große Koalition. Jamaika hat nicht funktioniert und jetzt haben wir doch die Große Koalition. Im politischen System ist momentan viel Dynamik. Umgekehrt heißt das aber nicht, dass wir ein Bündnis mit der CDU anstreben. Wir werden sehen, was bei der nächsten Wahl herauskommt. Jetzt ist es noch viel zu früh und unnötig, über Koalitionen zu sprechen.
moritz.: Die
CDU macht Werbung, dass sie Arndt sind. Wie wichtig ist Lokalpatriotismus für
die Grüne Lokalpolitik?
Habeck: Namen können sehr politisieren. Ich war zum Beispiel auf der Heinrich-Heine-Schule. Das hat mich damals sehr geprägt. Ich habe angefangen, seine Literatur zu lesen. Heine war Jude, linker Schriftsteller und hat sich über das nationale Deutschland lustig gemacht. Die Namensänderung von Kreisgymnasium zu Heinrich-Heine-Schule hat in den 1980ern eine Riesendebatte über Heine entfacht. Die ging bis in Die Zeit, weil die CDU damals eine Kampagne startete, dass ein Vaterlandsverräter doch nicht Namensgeber des schönen Gymnasiums werden könne. Ich habe kein Problem mit Namenspatronen, aber Arndthat – zwar in seiner Zeit, um das vielleicht ein Stückchen zu rechtfertigen – nationalistische und antisemitische Werke geschrieben. Ich verstehe, wenn man sagt, dass ist der falsche Patron.
Berger: Ja, total. „Wir sind Arndt“ ist einfach kein Wahlthema. Wir können gerne über Mobilität und den Fachkräftemangel überall reden. Über Schulen und den Ausbau von Kitas. Arndt ist keins davon. Ich frage mich wirklich, ob der CDU die Themen langsam ausgegangen sind. Wie die Uni heißt, kann die Stadt gar nicht mitentscheiden.
moritz.:
Greta Thunberg hat jetzt mit 16 Jahren schon so viel gerissen. Kann ich als
kleine Studierende überhaupt noch was reißen? Und sollte ich mich in meinem Studium
jetzt lieber beeilen oder lieber nicht?
Berger: Das Studium solltet Ihr genießen. Für mich war das die Zeit, in der ich begann, mich ehrenamtlich zu engagieren. Ich glaube, dass Greta Thunberg zeigt, dass jede*r alle Möglichkeiten hat. Und darum geht es auch: Die Leute in der Entwicklung, also vom Kindergarten an, so fit zu machen, dass jede*r alle Möglichkeiten hat. Das beginnt beim Schulabschluss, der Ausbildungsmöglichkeiten eröffnet. Es geht darum, für jedes Kind die bestmöglichen Chancen zu schaffen. Ich bin Bildungspolitikerin.
moritz.:
Also würden Sie sagen politisches Engagement oder im Seminar sitzen?
Berger: Bestenfalls kann man es miteinander verbinden.
Habeck:Fridays for Future zum Beispiel ist politische Bildung unter Live-Bedingungen. Dort lernen die Kinder Zivilcourage und sich in die Demokratie einzubringen. Also genau das, was sie im Unterricht theoretisch lernen. Trotzdem ist es richtig, wenn auch vielleicht etwas großväterlich, zu sagen: Macht Eure Abschlüsse, macht die Dinge fertig, die Ihr angefangen habt. Aber macht, was Ihr wollt und zieht das durch!
moritz.:
Lieber zur Kommunalwahl oder zur Europawahl?
Berger: Wieso denn entscheiden? Das ist doch das Schöne an MV: Hier können wir beides an einem Tag wählen. Europa geht nicht ohne die Kommunen.
moritz.:
Herr Habeck, möchten Sie eher als beliebtester Politiker oder als der, der
etwas bewirkt hat in die Geschichte eingehen?
Habeck: Natürlich letzteres. Beliebtheit ist in jeder Hinsicht irrelevant und eher unangenehm.
Unter diesem Motto kommt
russische Kultur nach Greifswald – und das gleich dreimal!
Das Theater-Studio der staatlichen Universität St. Petersburg kommt nach Greifswald und präsentiert mit Hilfe der Greifswalder*innen die russische Kultur und Theater.
„Das majestätische Wort“ macht den Auftakt. Der Slawistikchor unserer Uni „Choryllisch“ beginnt mit einem musikalisch-poetischen Abend. Am Mittwoch (26.06.) beginnt das Spektakel um 20 Uhr in der Freien Waldorfschule (Hans-Beimler-Straße 79-83). Es werden russische Gedichte aus dem 19. Jahrhundert, u.a. von A. S. Puschkin und M. J. Lermontov inszeniert.
Das Titelstück „Die ganze Welt ist eine Bühne“ ist ein Theaterspiel, frei nach russischen Autoren inszeniert. Das führen die russischen Studierenden des Theater-Studios aus St. Petersburg in russischer Sprache auf. Und zwar wieder in der Waldorfschule, am 27.06. um 19 Uhr.
Ein weiteres majestätisches Wort wird es am Freitag (28.06.) um 18 Uhr in der Aula der Universität (Domstr. 11, Eingang 2, 1. OG) geben. Dort führt zuerst die Theatergruppe des Greifswalder Slawistik-Instituts ein Stück frei nach dem Werk „Verstand schafft Leiden“ von A. S. Gribojedow auf. Gefolgt wird die Aufführung von einem Schauspiel des Theater-Studios aus St. Petersburg mit „Das majestätische Wort“. Regie führen M. Dulchenko und M. Sadovnikov und die Choreografie inszenierte N. Kozlov.
Kommt gerne vorbei, der Eintritt ist frei! Lernt die russische Kultur mal ganz anders kennen – als Theater!
Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.
Von verbrannten Klamotten bis hin zu eingenähten Hilferufen – die Modeindustrie kommt in den Medien nicht besonders nachhaltig rüber. Sich nachhaltig zu kleiden wirkt erstmal wie eine Mammutaufgabe. Und klar, muss jede*r für sich selbst recherchieren. Überblicksseiten geben genau das – einen Überblick über Fair-Fashion-Marken. Aber was ist Fair Fashion eigentlich? Und was ist zu beachten?
Fair, ethical, sustainable
Es gibt viele Zertifikate, die eine Bekleidungsmarke haben kann. Viele überschneiden sich und sind teilweise unterschiedlich definiert. Hier ist ein Versuch, die Bezeichnungen zu unterscheiden. Eine Bezeichnung ist Fair Fashion. Fair Fashion heißt, dass die angebotene Kleidung unter guten Arbeitsbedingungen und zu guten Konditionen, also gerechter Bezahlung für die Arbeiter*innen, hergestellt wird.
Sustainable Fashion ist Kleidung, die unter ökologisch tragbaren Bedingungen hergestellt wird. Das können sozusagen die Inhaltsstoffe sein, die ökologisch korrekt angebaut wurden und die Umwelt nicht belasten. Das können Textilien aus Bio-Baumwolle sein oder aus recycelten Stoffen, wie z. B. altes Plastik. Damit kann aber auch nur die Behandlung der Inhaltsstoffe gemeint sein, die dann ohne giftige Chemikalien o. Ä. auskommt.
Ethical Fashion kombiniert beides und bezeichnet Kleidung, die unter ökologisch und sozial korrekten Bedingungen hergestellt wird. Die Bezeichnungen können aber variieren und manchmal heißen alle drei das gleiche. Es gibt in der Branche aber mittlerweile jede Menge Zertifikate. Aber Achtung: Einige können in die Irre leiten und verkaufen oft ein besseres Image als die Realität hergibt.
Warum fair?
Mit jedem Kauf eines Fast-Fashion-Kleidungsstücks unterstützt der*die Käufer*in schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Inhaltsstoffe in der Kleidung und ein Konsumverhalten, das für die Erde nicht tragbar ist. Genau so kann jede*r gute Arbeitsbedingungen, eine ökologisch sicherere Verarbeitung und Anbau von Stoffen unterstützen – mit dem Kauf von nachhaltiger Mode. Auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine gute Qualität sollte bei Kleidung gesetzt werden, nicht auf jeden Trend.
Außerdem ist Sustainable Fashion meist aus natürlichen Produkten wie Baumwolle oder Hanf gefertigt, die für ein besseres Gefühl auf der Haut sorgen und gesund sind. Bei Kleidung aus beispielsweise Polyester werden mit jedem Waschgang kleine Mikroplastikfasern ins Grundwasser getragen – das ist schädlich für die Umwelt und so auch für uns. Um dem vorzubeugen, wurde der „Cora Ball“ erfunden, der dieses gelöste Mikroplastik in der Waschmaschine auffangen soll. Eine gute Idee, die aber noch ausbaufähig ist.
Reuse, reduce, recycle, refuse
Schon existierendes Plastik muss immer weiter recycelt werden, denn dieses hat sich zu einer endlosen „Ressource“ entwickelt, die wir erstmal nicht mehr loswerden. So gibt es viele Firmen, die Schuhe oder Rucksäcke aus gesammeltem Plastik herstellen.
Kleidung an sich kann jede*r recyceln: entweder mit einfachen Nadelstichen etwas aufpimpen und nochmal neu tragen oder an Menschen im Umfeld verschenken, zu Secondhandläden bringen oder auf Kleidertauschpartys (z. B. am 21. Juni in der Kabutze) mitbringen. Jede Klamotte sollte so lange getragen und genutzt werden wie es nur geht. Kleidung aus zweiter Hand ist meist preiswerter als neue. Und so kann mit wenig Aufwand alten Klamotten ein zweites oder sogar drittes Leben gegeben werden.
Es muss nicht jeder Trend mitgemacht werden. Die Modesaisons werden immer kürzer und öfter. So wechseln die Trends ständig und die Klamotten in den Schaufenstern auch. Die Kleidung wird immer kurzlebiger, um die Menschen zum Shoppen anzuhalten. Einfacher und auf Dauer preiswerter ist es da, einen eigenen Stil zu entwickeln und nur im Notfall neue Kleidung zu kaufen. Bunte, lustige, aber auch einfache und stilechte Mode ist überall.
Bei Fragen fragen!
Die richtigen Labels zu finden ist schwierig, weil viel undurchsichtig bleibt und verschleiert wird. Um die Modeindustrie durchsichtiger erscheinen zu lassen und den Endverbraucher*innen das Kaufen zu erleichtern, erstellt fashionrevolution.org jedes Jahr einen Transparenzindex für 200 Marken. Die Organisation erfasst u. a. die Richtlinien und Umsetzung dieser, sowie die Erreichbarkeit und Veröffentlichung der Textilienanbieter. Ein wichtiges Indiz für eine nachhaltige und faire Herstellung von Klamotten ist oft der Social-Media-Auftritt von Firmen: Wenn offen gezeigt wird, wie die angebotene Kleidung hergestellt wird und wo sie herkommt, gibt es keine Geheimnisse.
Viele Blogs setzen sich mit dem Thema auseinander und verweisen aufeinander. So hat mir Karo von conscious by Karo viele Fragen beantwortet. Zusätzlich gibt es in vielen Universitäten Green Offices (in Greifswald wird auch daran gearbeitet), in denen engagierte Leute sitzen, von denen sich bestimmt jemand mit genau dem Thema der nachhaltigen Kleidung auskennt. Die Studis kann man natürlich auch immer erreichen.
Ein nachhaltiges Leben muss nicht schwer sein, mit Klamotten kann jede*r als Verbraucher*in ein Zeichen setzen. Man muss sich nur informieren. Nächste Woche geht es dann weiter mit der Kategorie: Leihen statt Kaufen.
Beitragsbild: Anne Frieda Müller Banner: Jonathan Dehn
Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.
Ein großer Schritt in das Zero-Waste-Leben ist unverpackt einzukaufen. Aber wie kaufe ich unverpackt ein? Und wo ist der nächste Unverpacktladen? Das erkläre ich Euch hier und stelle Euch den Unverpacktladen Green Goldie aus Rostock vor, der sich noch in der Planung befindet.
Das Prinzip von Unverpackt ist eigentlich ganz einfach: es gibt einen Laden, der in großen Behältern Lebensmittel verkauft, die Du Dir dann daraus in Gläser oder Beutel abfüllen kannst.
Getreide, Mehl, Nudeln, Müsli – all sowas gibt es meist in den ganz großen Behältern, unter die jede*r Gläser oder Beutel halten und dann per Hebel die gewünschte Menge sozusagen „fallen lassen“ kann. Damit dabei nix neben das Glas fällt, gibt es oft auch Trichter, die in die Glasöffnung gesteckt werden können. Das ist dann vor Ort einfacher, als hier beschrieben.
Gewürze sind meistens in großen Gläsern abgefüllt, die sich jede*r mit großen Löffeln in die eigenen Behältnisse löffeln kann. Schokolade und andere Süßigkeiten kann sich so auch jede*r selbst portionieren.
Im Kosmetikbereich gibt es oft Seifen, die meist in einer Papierverpackung sind oder es gibt Seifensäckchen, in welche die Seifen gut reinpassen. Zahnpastatabs u.Ä. kann sich jede*r selbst abfüllen. Auch Waschmittel für die Waschmaschine oder Reinigungsmittel für den Haushalt gibt es oft in großen Kanistern zum Selbstabfüllen. Passend dazu hängen auch Naturschwämme und Bürsten meist nebenan.
Ihr merkt, in Unverpacktläden füllt sich jede*r Kunde*in die Lebensmittel selbst ab – ganz nach dem eigenem Bedarf. Das empfinde ich als sehr praktisch, da jede*r nur die Mengen an Lebensmitteln kaufen muss, die er oder sie wirklich braucht. So können sich die Lebensmittelabfälle gleich mit dem Plastik mit verringern.
Leider haben wir in Greifswald (noch) keinen Unverpacktladen, denn wie die Gründerinnen von Green Goldie aus Rostock richtig sagen: „Wenn man sich die Landkarte der Unverpacktläden anschaut, sieht man dass MV leider ein sehr leerer Fleck ist.“ Das hat die jungen Gründerinnen Janina und Nadja dazu bewegt, einfach selbst einen Unverpacktladen in Rostock zu eröffnen.
Beide versuchen so plastikfrei wie möglich zu leben und wollen das jedem so leicht wie möglich machen. Was es für Hürden dabei gibt, haben sie uns erzählt:
Was muss man bei einem Unverpacktladen besonders beachten? „Die erste Frage, die wir uns stellten, war: Wo bekommen wir Lebensmittel in Großgebinden (25 kg Papiersack) her? Also haben wir uns Bio-Großhändler gesucht, die Großgebinde und/oder Pfandsysteme anbieten. Ganz ohne Verpackung geht es natürlich auch bei Unverpackt nicht – wir haben zum Glück schon Ideen, wie wir die großen Papiersäcke weiter verwerten können.
Außerdem ist Lebensmittelhygiene ein sehr wichtiges Thema. Wir müssen ein HACCP (Gefahrenanalyse kritischer Kontrollpunkte) erstellen. Dies beinhaltet z.B. die Einhaltung der Temperatur im Kühlschrank, den täglichen Reinigungsplan und den Spuckschutz für alle Lebensmittel im Verkaufsraum.
Vor Eröffnung mussten wir eine Schulung beim Gesundheitsamt/IHK ablegen, das ist in jedem Bundesland etwas anders. Die Bestimmungen sind, wenn man mal drüber nachdenkt, ziemlich logisch. Der Boden muss „wischbar“ sein, sowie die Küchenwände auch, da fällt einem dann aber auch auf, dass in keinem Supermarkt Teppichboden liegt.
Wir müssen viel umsetzen. Die meiste Zeit müssen
wir wahrscheinlich putzen, aber schwer ist es nicht, solange wir unsere
Reinigungspläne einhalten und sobald sich eine Routine entwickelt hat.
Für die Unterstützung und Planung, die bei jeder Gründung wichtig ist, haben wir einen Existenzgründerkurs und den Unverpacktworkshop bei Unverpackt Kiel mitgemacht.“
Das persönliche Ziel „Was uns persönlich sehr wichtig ist, ist es einen Ort zu schaffen an dem sich alle austauschen können. Es soll eine Gemeinschaft geben, wo sich alle gut aufgehoben und verstanden fühlen. Oft setzen sich viele sehr unter Druck, wenn es um Müllvermeidung geht. Sie haben dieses Bild im Kopf, dass sie nur ein Glas voller Müll im Jahr produzieren dürfen. Da können wir nur sagen: macht Euch keinen Stress, wir haben auch klein angefangen, jeder Schritt wie klein er auch scheinen mag, ist eine Verbesserung. Genau um diese Gemeinschaft zu fördern, wollen wir ein kleines Café im Laden haben, wo wir auch unsere Workshops anbieten werden.“
Wie funktioniert das mit den Gläsern?
„Unsere Kundschaft hat verschiedene Optionen:
1. eigenes Glas mitbringen 2. Pfandsystem nutzen 3. die von Kunden für Kunden Behälterkiste nutzen 4. ein Glas bei uns kaufen
Alle Kund*innen können so schauen, was am besten für sie ist. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie ein eigenes Glas haben oder es aus der von Kunden für Kunden Kisten nehmen.
Wenn die Kund*innen ein Glas bei uns kaufen, haben sie den Vorteil, dass zu Hause im Regal alle Gläser gleich aussehen (wer es einheitlich mag). Und wir machen natürlich mehr Umsatz, da muss man sich nichts vormachen. Mit dem Idealismus in unserem Herzen ist es egal, wir möchten nur jeden dazu anregen unverpackt einzukaufen.
Bei den neuen Gläsern sollte die Klimabelastung bedacht werden. Aus Sicht des Umweltschutzes ist es also am besten, benutzte Gläser zu recyclen. Dafür wird es auch die von Kunden für Kunden Kiste geben, in der benutzte, ausgewaschene Gläser, abgegeben werden können.“
Wo, wann, wieviel? „Am liebsten würden wir in die Kröpeliner-Tor-Vorstadt und haben da bereits eine Fläche in Aussicht. Falls das nicht klappen sollte, können wir uns auch vorstellen in die östliche Altstadt zu gehen.
Es sind schon Öffnungszeiten geplant (Montag bis
Mittwoch 10-19, Donnerstag & Freitag 11-20, Samstag 10-15 Uhr), wir würden
uns nach der Eröffnung im Herbst an die Kundenfrequenz anpassen.
Preislich werden wir uns bei Bio-Preisen ansiedeln, da wir überwiegend Bio-Produkte anbieten werden.“
Tierisch und Kosmetisch? „Es wird keine tierischen Produkte geben, weil wir keine Kapazitäten für eine Kühlung haben werden. Außerdem wollen wir der Lebensmittelverschwendung entgegen wirken und tierische Produkte sind immer schnell verderblich. In Rostock ist jeden Tag Markt, wo Käse, Fleisch und Wurst (in eigenem Behälter) gekauft werden können.
Wir werden Naturkosmetik wie Deo, Seife, Zahnkreide und mehr anbieten. Dekorative Kosmetik wie Lippenstift wird es vorerst nicht geben. Ist aber für die Zukunft geplant.“
Wie können wir Euch unterstützen? „Redet darüber! Erzählt vielen Menschen, dass wir im Herbst eröffnen werden. Im Juli startet unser Crowdfunding, da könnt Ihr natürlich mitmachen und auch wieder fleißig verbreiten. Und sobald wir anfangen zu renovieren, können wir immer helfende Hände gebrauchen oder super liebe Menschen, die ein paar vegane Snacks vorbeibringen.“