Einfach mal abheben in ein anderes Universum, auch dafür ist der webmoritz. da! Ihr könnt jeden Freitag ein anderes Redaktionsmitglied auf einem neuen Teil der intergalaktischen Reise unserer unendlichen Geschichte begleiten. Die Rahmenbedingungen haben wir in einer gemeinsamen Sitzung aus unseren Ideen zufällig ausgewürfelt, danach haben wir die Geschichte jedoch der individuellen Kreativität und Gnade unserer Redakteur*innen überlassen. Wohin die unendliche Geschichte führen wird, ist für uns also auch noch ungewiss, aber wir bieten Corona-Craziness, Ärger und Spaß ohne Ende – garantiert!
Was bisher geschah…
Die Galapagos-Schildkröte Gerhard Schmitt ist auf dem Planeten Meridia als blinder Passagier im Raumschiff Große Kosmische Ente gelandet (Teil 1). Dort traf er die Einwohner*innen – die Schnabeltiere – und war Beobachter einer phänomenalen Fete. Aber auch die neu angekommenen Enten mischen sich unter die Gäste und drohen entdeckt zu werden (letzter Teil). Was nun passiert, erfahrt ihr im vierten Teil der unendlichen Geschichte.
Teil 4 – Streifenweise Panik
Eine Ente, die mitten auf der Tanzfläche gestanden hatte, wurde heftig von einem Schnabeltier mit dem Ausdruck Halb Tier, Halb Bier auf seinem Tanktop angetanzt. Dabei war „die Kreisliga-Maschine“, wie sich das Schnabeltier selbst nannte, der Ente etwas an das Federkleid gegangen. Nun hatte er eine braun schimmernde Feder in der Flosse. Bei der Ente ergab das ein Löchlein in der Federdecke, wodurch ein Stück rosafarbene Haut freigelegt wurde. Schnell war das Geschrei ganz groß und Schnabeltiere, mit Bierhelmen auf dem Kopf, rannten wild mit den Flossen in die Höhe gestreckt umher. „Sie sind da, unser Ende ist nah“, riefen einige von ihnen. Der DJ legte sofort die Guns n‘ Roses-Version von Knockin‘ on Heaven‘s Door auf, um passende Musik zu der Untergangsstimmung zu liefern. „Der macht wirklich einen tollen Job, der Schallplattenalleinunterhalter, den können wir auch bei unserer nächsten Sportheim-Party buchen“, dachte sich Brigitte noch rasch bevor die komplette Panik ausbrach. Die Enten und Erpel versuchten sich irgendwie zu sammeln und auch Gerhard suchte sicheren Unterschlupf in einem nahegelegenem Busch. Zum Unglück der Enten und Erpel waren auch zwei Mitglieder des Meritär unter den Partygästen.
Wie es sich gehört, hatten diese zu der Feierlichkeit auch ihre Strontium-Werfer zur Hand. Das war die Standardwaffe jedes Meritärmitglieds, die nicht nur durch ihren äußerst gefährlichen Namen zu überzeugen wissen. Mit diesen bewegten sich die Schnabeltiere in Richtung der Gruppe Enten und Erpel, die sich auf der Mitte der Tanzfläche versammelt hatten. „Jetzt kommen Sie, schnell weg hier“, versuchte Garlinda ihnen noch zuzurufen, doch es war bereits zu spät. Ohne irgendeine große Wahl zur Gegenwehr wurden vier Enten von den Meritärangehörigen festgenommen und in Strontium-Fesseln gelegt. Alle anderen Enten und Erpel ergriffen nun die Flucht, da keiner von ihnen bewaffnet war. Sie wollten eine rein friedliche Ankunft ohne irgendeinen Einsatz von Waffengewalt garantieren. Nun hatten sie zumindest keine Möglichkeit ihren Kumpan*innen zu helfen. „Auch nicht so schlecht“, dachte sich Gerhard aus sicherer Entfernung. Die Mitglieder des Meritärs sahen sich um, ob sie sich noch mehr Enten schnappen könnten und verschwanden daraufhin mit den Gefangenen im naheliegenden Wald.
„Sie Idioten, wie konnte das nur passieren?“, brüllte Garlinda ihre übriggebliebenen Kadett*innen an, „Wir sind nicht geflohen, um hier wieder festgenommen zu werden!“ „Es muss zu einem Dialog mit den Einwohner*innen dieses Planeten kommen, damit wir nicht als Bedrohung wahrgenommen werden“, sagte ein Erpel mit Monokel im rechten Auge. Daraufhin merkte dieser bloß noch, wie er nach einem heftigen Flügelschlag zu Boden ging.
Gerhard konnte die gesamte Lage noch nicht so richtig verarbeiten. Da war so viel Potential für verschiedenste Berichte für den quackmoritz, so viel heißer Stoff für seine investigative Karriere. Er musste den Entführer*innen folgen, das wusste er genau – also ab in den Wald und hinterher.
Der Wald war dicht bewachsen. Wild umherschlingende Wurzeln und saftig grünes Moos ließen Gerhard fast für ein Nickerchen Pause machen, jedoch war ihm der Journalismus wichtiger.
Gerhard war aber nicht klar, wie viel langsamer er als das Meritärkommando war. Schon nach kurzer Zeit konnte er sie nicht mehr erblicken und versuchte so der Richtung zu folgen, wo er sie das letzte Mal gesehen hatte. Gleichzeitig trat zunehmend die Dunkelheit ein. „Zum Glück haben Galapagos-Schildkröten einen ausgeprägten Orientierungssinn und können außerdem extrem gut Spuren lesen. Gib mir einen Fußabdruck von irgendetwas und ich sage dir, was es auf dem Kopf trägt“, dachte sich Gerhard. Nur der Hunger machte ihm allmählich zu schaffen. Daher trauerte er umso mehr um seinen geliebten Sauerteig. „Vielleicht ist es doch besser, einen Unterschlupf für die Nacht zu finden“, stellte Gerhard kurze Zeit später fest. Der Stern des Sonnensystems hatte am Himmel bereits den dritten Mond passiert. Eine kleine Lichtung mit angrenzendem Bach bot für den Vollzeit-Journalisten schließlich einen passenden Nachtplatz. Als er sich gerade in seinen Panzer zurückgezogen hatte, hörte er ein Knacken im Unterholz.
Voller Angst zog sich Gerhard bis ganz nach hinten in sein portables Haus zurück. Plötzlich hörte er einen unheimliches Klopfen auf seinem Dach. „Huhu, jemand zuhause?“, rief eine Stimme Richtung Panzeröffnung. „Wenn du nicht rauskommst, dann komm ich eben rein“, war das Nächste, das Gerhard hörte. Aus Angst, dass jemand sein Haus betreten würde, steckte er den Kopf aus der Panzeröffnung. „Ach, nicht so schüchtern, Sie werden es nicht bereuen, Teil der großen Reise des noch viel größeren Cornelius von Nussingen, Entdecker des Unentdeckten, Helfer der Hilflosen, Retter der Wale, Finder von Nemo und so weiter, zu sein“, sagte ein kleines braunes Wesen, als Gerhard es erblickte. „Ganz genau, ich bin es. Sie können Ihr Glück sicherlich selbst noch nicht fassen. In vielen abenteuerlichen Geschichten haben Sie bereits von mir gehört.“
„Oh nein, ein Abenteuerautor“, murmelte Gerhard leise. „Wie bitte? Haben Sie etwas gesagt, mein Kamerad? Haben Sie vielleicht Hunger?“ Gerhard wusste, worum es sich bei dem Wesen handelt. Es war ein Streifenhörnchen, das er bereits auf seiner Reise nach Streifonia Beta gesehen hatte. Mit einem hellbraunen Hut auf dem Kopf und einem Beutel um die Hüfte, aus dem es Gerhard ein paar Nüsse reichte. „Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf, oder soll ich Ihnen noch ein bisschen mehr von mir erzählen? …Na gut…“, wollte das Streifenhörnchen gerade weiterreden, als die Galapagos-Schildkröte es jedoch unterbrach: „Ich kann es ja gar nicht glauben, dass Sie mich nicht kennen! Ich bin Gerhard Schmitt! Weltbekannter Journalist und…“ – da unterbrach ihn das kleine Nagetier wieder: „Na, da sind Sie vielleicht gerade in der falschen Welt. Also ich habe noch nie etwas von Ihnen gehört, und ich bin schon viel herumgekommen. Und dann ist er auch noch Journalist. Na, das ist doch wirklich ungeheuerlich. Wer möchte denn heutzutage noch sowas wie Journalismus lesen? Ich weiß nicht, ob Sie es schon gehört haben, aber der Journalismus ist tot!“ Solch eine Ungeheuerlichkeit! Das ließ sich der intergalaktisch beste Journalist Gerhard Schmitt nicht bieten: „Sie…Sie sind doch wirklich das Allerletzte. Der Journalismus ist genau das Gegenteil von tot! Ihre Märchengeschichten, die sind doch einfach nur grausam! Deshalb heißt es doch auch Brüder Grimm, bleibt bei Eurem Wörterbuch!“ Beide schauten sich gegenseitig wutentbrannt an. „Nun seien Sie mal nicht so. Ich, Cornelius von Nussingen, bin natürlich auch Vereiniger von Kulturen und bin nur auf die Wahrheit aus. Ich war Ihnen doch bisher ein wahrer Freund. Im Prinzip ein Engel, ein Heilsbringer. Oh ja, Heilsbringer, das muss ich in meine ‚Enzyklopädie der Wörter, die würdig sind, den großen Cornelius von Nussingen zu beschreiben‘ aufnehmen.“ „Jetzt ist auch mal gut mit Ihrer Lobpreisung, vielleicht können Sie mir ja wirklich helfen“, entgegnete Gerhard. „Natürlich kann ich Ihnen helfen, ich bin doch eigentlich auch Journalistenfreund“, sagte Cornelius und schrieb es gleich unter Retter in jeglicher Not in sein Buch. „Na sagen Sie schon, wobei ich Ihnen behilflich sein kann.“
„Also Sie als Abenteurer kennen sich doch bestimmt aus“, begann Gerhard, „und von intergalaktischen Konflikten weichen Sie ja schon gar nicht zurück. Vielleicht wissen Sie dann auch, wo in dieser Region Gefangene festgehalten werden, oder wo sich ein Lager des Meritärs befindet.“ Cornelius antwortete aufgeregt: „Natürlich weiß ich das. Mit Ihrer Frage machen Sie mich aber ganz wuschig. In Ordnung – ich sage es Ihnen, wenn ich Sie begleiten kann. Das ist nämlich ganz großer Stoff für mein neustes Abenteuer.“ Bevor Gerhard antworten konnte, hörten die beiden einen ungeheuren Lärm aus den Tiefen des Waldes kommen.
Das ist ja wohl eine prekäre Angelegenheit. Werden Gerhard und Cornelius sich noch vertragen? Und was hat diesen Lärm verursacht? Das erfahrt ihr im nächsten Teil der unendlichen Geschichte von Elli.