Nachdem am 14.08. in der StuPa-Sitzung eine hitzige Debatte über die Einladung von jeglichen Studentenverbindungen entfachte, folgte eine E-Mail des AStA an die eingeladenen Gäste zum Markt der Möglichkeiten, in der er (seinen Rücktritt von eben diesem bekannt gab) um das eigene Absehen von der Teilnahme bat. Diese E-Mail ging natürlich nicht am StuPa vorbei und es wurde sofort zu einer außerordentlichen StuPa-Sitzung eingeladen. Wir versuchen euch einen Überblick über die Situation zu verschaffen:

Die Diskussion ist schon am Anfang der StuPa-Sitzung etwas eskaliert und das Thema wollte schon hitzig diskutiert werden. Denn der Antrag auf den Beschluss, Verbindungen, Burschenschaften, Corps und Turnerschaften nicht zum Markt der Möglichkeiten einzuladen, wurde erst am Anfang der Sitzung eingereicht.

Als im StuPa dann der Tagesordnungspunkt erreicht wurde, ging die Diskussion munter weiter bzw. fing erst richtig an. Die Antragsteller begründeten ihren Antrag mit dem Argument, dass alle Verbindungen kategorisch ein bestimmtes Geschlecht und damit die Hälfte der Studierendenschaft ausschließe – diese Form von Diskriminierung sollte es nicht in der Studierendenschaft geben. Dazu folgt später noch eine Botschaft einer abwesenden Stupistin, die vorgetragen wurde. In dieser wurde klar und deutlich gesagt, dass keine Form von Sexismus und Rassismus in der Studierendenschaft etwas zu suchen hat.
Dagegen wurde v.a. seitens des AStAs, aber auch von einigen einzelnen StuPist*innen argumentiert, dass es auch Schwesternschaften in Greifswald gäbe, denen Frauen beitreten können. Außerdem müssten auch Sportvereine ausgeladen werden, wenn es um den kategorischen Ausschluss von bestimmten Geschlechtern ginge, da es dort auch meist nur Frauen- oder Männermannschaften gäbe.

Ein weiteres Argument für den Antrag war, dass Erstis ohne Vorwissen auf Studentenverbindungen zugehen könnten und sich ohne es zu wollen einer Verbindung verpflichten. Der AStA-Vorsitz argumentierte, dass es auch bei Verbindungen noch einen freien Willen gäbe und man austreten könnte und sich nicht sofort lebenslang verpflichte. Während ein StuPist berichtete am Anfang seines Studiums häufiger in Verbindungshäusern feiern gewesen zu sein ohne je Verbindungsmitglied werden zu müssen, war ein anderer der Meinung, dass man, einmal beigetreten, für immer Mitglied der Verbindung bleiben würde.

Der AStA-Referent für Veranstaltungen, der auch den Markt der Möglichkeiten plant, fügte hinzu, dass Verbindungen der älteste Teil der studentischen Kultur sei und deswegen auch vertreten sein sollte.
Dies sollte aber in Diskussion passieren und nicht auf einer reinen Werbeveranstaltung, die der Markt der Möglichkeiten nun einmal ist. Außerdem sei Alter nicht immer Argument für Qualität, argumentierte einer der Antragsteller.

Letztlich folgte eine geheime Abstimmung, bei der sich der Großteil der Stupist*innen gegen Verbindungen auf dem Markt der Möglichkeiten entschied. Ebenso wurden Burschenschaften, Corps und Turnerschaften vom Markt der Möglichkeiten ausgeschlossen.

Am 22.08. folgte eine Mail des AStA-Vorsitz, in welcher er bekannt gab, dass durch den Auschluss einzelner Gruppierungen, nicht die Werte vermittelt würden, für die sich der AStA als überparteiliches Organ einsetzt. „[…] Wir möchten keinesfalls politische oder weltanschauliche Ideologien unterstützen, die der freiheitlich-rechtlichen Demokratie in unserem Land ablehnt oder ihr sogar entgegensteht.“ (Auszug besagter Mail). Desweiteren baten sie alle Beteiligten um eine Nicht-Teilnahme am Markt der Möglichkeiten, die ebenfalls  „[…] auf Grund des sehr offenen und verallgemeinerten Beschlusses […]“ die gleichen Kritereien erfüllen. 

Am StuPa ging diese Mail natürlich nicht vorbei und so folgte noch am gleichen Abend eine Mail des StuPa-Präsidenten, in welcher er eine außerordentliche Sitzung am Montag, dem 27.08. einberuft. Schaut man sich die TOPs an, so wird einem primär TOP 5 – Abwahl AStA-Vorsitz und AStA-Veranstaltungen  – ins Auge fallen. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte uns der StuPa-Präsident Yannick, dass diese außerordentliche Sitzung in Absprache mit seinen Stellvertreterinnen einberufen wurde, da die Nachricht des AStA-Vorsitz und AStA-Veranstaltung viel Unmut und Verunsicherung auslöste. Zudem dies als ein vielfacher Widerstand gegen den parlamentarischen Beschluss wahrgenommen wurde. Die frühstmögliche Klärung dieses Sachverhaltes führte zu dieser kurzfristig einberufenen außerordentlichen Sitzung. TOP 5 spiegelt dabei nicht die Meinung des gesamten StuPa wieder, sondern war der Antrag einzelner Mitglieder aus dem StuPa.

Am 25.08. folgte eine Stellungnahme vom AStA Vorsitz und dem AStA-Referent Veranstaltungen, zu finden auf deren Facebookseite AStA Universität Greifswald oder Stellungnahme Jörn und Goswin. Kurz zusammengefasst, lest aber trotzdem die vollständige Stellungnahme, sind der AStA-Vorsitz und der Referent für Veranstaltungen über die Engstirnigkeit einiger StuPist*innen empört. Sie sprechen sich gegen das Beschließen von Anträgen ohne der Anwesenheit der Betroffenen aus. Außerdem erwähnen sie, dass ihre Handlung, die E-Mail, in der sie anzeigen, dem Markt der Möglichkeiten nicht beizuwohnen, natürlich als Provokation gemeint ist, aber sich ihrer Meinung nach nicht dem Handlungsrahmen des AStA unter dem StuPa entziehen würde. Schlussendlich ist noch Zeit bis zu der Ersti-Woche und sowohl der AStA-Vorsitz, als auch der Referent für Veranstaltungen sind offen für einen neuen Kompromiss.

Leider ist diese Diskussion früh eskaliert. Der AStA plant nämlich eine Broschüre zu der Unterscheidung von den verschiedenen Studentenverbindungen herauszubringen. Dieses Projekt sei entstanden als ein AStA-Beschluss von 2010 wieder gefunden wurde, indem diese Intention das letzte Mal geäußert wurde. Damals hatte nämlich ein Verbindungsstudent zwei AStA-Referate inne.
Diese Broschüre sollte eigentlich im Oktober rauskommen und für Aufklärung sorgen. Ziel des Ganzen ist es, dass nicht alle Verbindungen mit Burschenschaften in einen Topf geworfen werden.

Burschenschaften wurden und sollten nie zum Markt der Möglichkeiten eingeladen werden. Es ging um die insgesamt neun Studentenverbindungen, Turnerschaften und Corps in Greifswald.
Diese haben auch die Tagesordnung für die StuPa-Sitzung heute Abend um einen Punkt verlängert: Acht Studentenverbindungen haben einen Eilantrag im StuPa auf erneute Öffnung der Diskussion des Antrags vom 14.08. eingereicht. Sie wollen heute Abend auch anwesend sein und von ihrer Seite aus mitdiskutieren, da es um sie geht.

Ob die Debatte letztlich zu einer Öffnung und Liberalisierung der Studierendenschaft hin zu Verbindungen führt oder aber das Stupa den Asta aufgrund seines Alleinganges absägt, wird die heutige Debatte zeigen. 

Beitragsbild: Leo Wegener