Heute hat die Mensa am Schießwall ihren letzten Betriebstag. Nach 41 Jahren geht damit schon so etwas wie eine Ära zu Ende. Der webmoritz. tickert exklusiv den letzten Tag. Dabei sind auch exklusive Eindrücke aus dem neuen Gebäude, Informationen und Interviews.

Es tickern für Euch: Anne Müller, Ben Lefebvre und Lukas Thiel

11:10

Der Tag geht gut los. Bereits um kurz nach elf sind ungefähr 20 Essen über die Theke gegangen. Zum letzten Tag gibt es Kartoffelsuppe, Paniertes Seelachsfilet, Boulette, Hähnchenbrustfilet, Blumenkohl mit Käse überbacken und Spiralnudeln mit Tomatensoße, dazu Kartoffelpürree, Salzkartoffeln und Kartoffelspalten sowie Balkangemüse.

Momentan scheint das Hähnchenbrustfilet am beliebtesten zu sein. Aus der Ferne zählen wir 8 Stück.

11:20

Der Saal füllt sich. Mittlerweile sitzen 23 Personen im großen Speisesaal. Auch der Studentenclub Kiste hat eine Delegation geschickt, um die Mensa zu verabschieden. Wir sprechen mit Frau Bothe. Sie ist Abteilungsleiterin für Hochschulgastronomie im Studierendenwerk und damit für den Mensabetrieb zuständig.

Die alte Mensa ist seit 2.1.1976 in Betrieb, früher gab es hier neben dem großen Speisesaal für Studierende und dem kleinen Speisesaal – damals nur für die Mitarbeitenden und Professor*innen reserviert – auch noch zwei Restaurants mit Tischbedienung, eine Milchbar (dort, wo das ins grüne ist bzw. war) sowie eine Bierstube (dort, wo heute der Mensaclub ist). Der Bau kostete damals 18 Millionen DDR-Mark und hat eine Fläche von über 8.000 Quadratmetern.

11:30

Nach der Pleite der Sanitärfirma hat sich der Bau der neuen Mensa am Campus Loefflerstraße stark verzögert. Mittlerweile ist eine neue Firma gefunden und arbeitet seit Mitte Juli an der Fertigstellung der letzten Arbeiten. Geplant ist nun, dass die Mensa Ende September eröffnet. Bereits zwei Wochen vorher werden die Mitarbeitenden die Arbeit aufnehmen, die neuen Räumlichkeiten kennenlernen und beziehen und zB das Geschirr einsortieren.

Die neue Mensa wird komplett neu ausgestattet. Für 45.000 Euro werden Geschirr, Besteck, Gläser (ja, keine Plastikbecher mehr!) und Schalen gekauft. Das bisherige Geschirr wird in die Mensa am Beitz-Platz verlegt bzw. (je nach Zustand) anders weitergegeben.

Die bisherige Belegschaft wird komplett an den neuen Standort umziehen, die Verwaltung wird noch am Schießwall bleiben, bis ein neues Zuhause gefunden wurde. Die Planungen gehen momentan von Umzug in Uni-Gebäude bis hin zum Neubau – also: nix genaues weiß man nicht.

Die jetzt folgende Schließzeit am Schießwall ist bereits seit drei Jahren so eingesetzt, die Kolleg*innen nehmen Urlaub oder arbeiten dann am Beitz-Platz weiter, um dort auszuhelfen.

Die Pläne für den bisherigen Standort der Mensa sind vielfältig. So gab es die Idee von Abriss, Umbau zu einem Parkhaus oder Kulturmensa. Mittlerweile sieht die Planung wohl den Ausbau zu einem Innovationszentrum vor.

Nun wieder live: Der Betrieb wird reger, es bilden sich mittlerweile Schlagen an den Ausgaben, besonders die vegetarische Komponente an Ausgabe zwei scheint beliebt zu sein.

11:40

Das Studierendenwerk hat auf seiner Facebook-Seite Bilder aus den frühen Tagen der Mensa veröffentlicht. Ein Blick lohnt sich, die Räume lassen sich sehr gut wiedererkennen.

Mittlerweile hat sich auch der Geographenkeller zum Abschied gesellt. Wir essen nun auch erstmal und sind gleich wieder da.

12:00

Wir sind wieder da. Es gab den überbackenden Blumenkohl, das panierte Seelachsfilet und Nudeln mit Tomatensoße. Alles schmeckt wie immer gut. Mal sehen, ob das auch am neuen Standort so gehalten werden kann.

Die Mensa füllt sich rasant, der Geräuschpegel nimmt massiv zu. Das hat in der neuen Mensa wohl ein Ende. Die Räume sind kleiner und im Gebäude verteilt, sodass zwar insgesamt weniger Plätze zur Verfügung stehen, diese jedoch eine gemütlichere Atmosphäre ausstrahlen werden.

12:10

Mittlerweile streifen einige prominente Menschen aus der Universität unseren Platz. Mitarbeitende der Verwaltung sind ebenso da wie Mitglieder des Medienausschusses der Studierendenschaft und des Mensaausschusses und Aufsichtsrates des Studierendenwerks.

Der Stau an den Ausgaben hat sich nun bis an die Tabletts zurückgestaut. Viele Menschen sind hier, um dem letzten Tag in der Mensa beizuwohnen.

12:20

Wir haben mit einer Mensa-Mitarbeiterin über die Schließung der alten Mensa gesprochen. Sie berichtet, dass sie bereits seit 31 Jahren ihren Arbeitsalltag in diesem Gebäude verbringt. Insgesamt habe ihr die Arbeit, in dieser mitlerweile alten Mensa, immer viel Freude bereitet und der jetzt anstehende Umzug und das Verlassen des Gebäudes sei auch ein wenig traurig. Die neue Mensa konnten sie jedoch bereits besuchen. Sie berichtet uns von einer zwar etwas kleineren aber dennoch schönen Mensa.

Man müsse sich jedoch wahrscheinlich erst an die neuen Gegebenheiten anpassen und sich einleben. Wir fragen nach Veränderungen im Mensaalltag in den letzten Jahren. Die Studierenden sollen schon immer freundlich gewesen sein, das hat sich auch über die Jahre nicht geändert. Natürlich nicht immer alle, aber größtenteils hat sie nur gute Erfahrungen mit den Mensagästen gemacht. Sie berichtet von unterschiedlichen Kassensystemen und natürlich dem Wechsel von Mark zu Euro. Eine große Veränderung im Angebot war die Selbsbedienungstheke und die Mensa-Vital Gerichte.

12:30

Gefühlt war es lange nicht mehr so voll hier. Ein Großteil (ca. 70%) der Plätze im großen Speisesaal sind belegt. Immer mehr Menschen suchen Plätze.

In der Zwischenzeit hier ein paar Eindrücke aus der neuen Mensa am Campus Loefflerstraße:

 

Der 12 Uhr-Andrang ebbt langsam ab. Die Platzsituation entspannt sich wieder, allerdings ist es immer noch sehr voll. Es liegt eine gewisse Melancholie in der Luft.

12:40

Auch der Mensaclub und ehemalige Referent*innen des AStA sind heute gekommen. Der Blumenkohl-Auflauf hat inzwischen seinen Käse verloren, die Essen werden langsam knapp. Beeilt Euch also, falls ihr noch etwas davon abkriegen wollt.

12:50

Der Saal leert sich langsam. Wir sind gespannt, ob der 13 Uhr-Andrang ebenso stark wie der um 12 sein wird. Bis um 12:57 wurden 399 Essen verkauft.

13:00

Es gibt wieder einen kleinen Andrang an den Ausgaben. Der Saal ist zwar fast leer, jedoch stehen die Neugäste in den Startlöchern.

13:20

Die Lampen im ersten Kühlregal sind nun ausgeschaltet. Der Andrang hat stark abgenommen, es kommen nur noch ca. zwei Menschen in fünf Minuten und entsprechend leert sich auch der Saal.

13:30

Auch eine Delegation des AStA beehrt den letzten Tag der Mensa mit ihrer Anwesenheit. Die Mensa hat noch eine halbe Stunde offen. Für alle, die noch einmal herkommen möchten, ist das die letzte Gelegenheit!

13:50

Kasse 2 schließt zum letzten Mal. Die letzten Essenden werden an Kasse 1 bedient und gehen direkt in den kleinen Speisesaal.

14:00

Das wars. Die Mensa am Schießwall schließt nach 41 Jahren Betrieb nun zum letzten Mal. Manche Stühle werden nun wohl zum letzten Mal benutzt worden sein, einige Tische werden nie wieder Tabletts aufnehmen. Wir sagen Tschüss und bedanken uns für Eure heutige Aufmerksamkeit!