Unter dem Slogan „Seebrücke – Schafft sichere Häfen!“ versammelten sich gestern Nachmittag deutschlandweit tausende Menschen um gegen die europäische Abschottung und das Sterben im Mittelmeer zu protestieren. Auch in Greifswald trafen sich rund 150 Menschen und zeigten ihren kreativen Protest.

Seit knapp zwei Wochen ist die Initiative „Seebrücke“ erst aktiv und konnte dennoch am gestrigen Samstagnachmittag deutschlandweit tausende Menschen mobilisieren. Frei nach dem Motto: „do it yourself“ rief man dazu auf, an diesem Tag vor Ort eigene Veranstaltungen anzumelden und sich solidarisch zu zeigen. Ob Berlin, Hannover, Bremen, München oder eben Greifswald –  überall fanden sich Menschen zusammen und forderten sichere Fluchtwege, eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme von geflüchteten Menschen. Hintergrund ist, dass seit einigen Wochen zivilen Seenotrettungsschiffen das Anlegen untersagt wird und so die aktive Seenotrettung erschwert, wenn nicht sogar komplett verhindert wird. Aktuell steht u.a. der Kapitän der Lifeline, Claus-Peter Reisch, in Malta vor Gericht. Mit fadenscheinigen Anschuldigungen werden Verfahren eröffnet, die man weniger als rechtsstaatlich, sondern mehr als Fortführung des europäischen Streits in der Asylfrage gesehen werden können. Seit Anfang 2018 sind 1400 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Die Reaktion der europäischen Staats- und Regierungschefs ist es, die zivile Seenotrettung zu kriminalisieren und vor Gericht zu stellen. Gegen diese kopflose Politik, die weder Lösungen noch Antworten parat hat, richteten sich die gestrigen Proteste.

In Greifswald wurde um 15 Uhr auf dem Marktplatz eine kleine, mobile Rettungsinsel aufgebaut, drum herum lagen Rettungswesten. Die Anwesenden versammelten sich im Halbkreis mit Transparenten um die Insel und wurden mit einem Redebeitrag, welcher die Ereignisse der letzten Wochen noch einmal zusammenfasste, begrüßt. Man beklagte auch hier, dass während sich in den europäischen Dienstzimmern beraten wird, Menschen im Mittelmeer ertrinken. Es wurden dann im Wechsel Redebeiträge und Interviews, gemixt mit thematisch passenden Songs, abgespielt. Nach einer Stunde war die Veranstaltung beendet und es folgte eine Spontandemonstration in Richtung Museumshafen. „Seenotrettung ist kein Verbrechen“ und „Refugees are welcome here“ schallte es durch die Knopfstraße. An der beliebten Grünfläche am Hafen präsentierte man dann die Transparente und verteilte noch Flyer an die umliegend sitzenden Menschen.
Was letztlich bleibt, ist die traurige Gewissheit, dass wenn die europäischen Staats- und Regierungschefs ihre Politik so weiterführen wie bisher und die Bundesregierung auf die Inhaftierung von Geflüchteten in Lager setzt, das Europa „der Freiheit und Sicherheit“ endgültig gestorben ist. Denn tote Menschen an europäischen Grenzen sind kein Zeichen von Sicherheit. Inhaftierte Geflüchtete kein Zeichen von Freiheit. Europa stirbt langsam aber stetig an seinen eigenen Grenzen und seiner eigenen Politik, wenn sich nicht bald etwas ändert.

Fotos: Ole Kracht