Die Welt der Greifswalder Chöre ist vielfältig. Einer der außergewöhnlichsten dürfte der sein, bei dem man osteuropäischen Gesängen lauschen kann. Der Chor wurde 2010 offiziell gegründet, nachdem man sich zunächst in privaten Gemächern traf. Sie mussten gewiss nicht wegen der Ruhestörung die Räumlichkeit wechseln.

 

Der vierstimmige Greifswalder Chor mit dem Namen „Choryllisch“ besteht seit nunmehr sechs Jahren und hat sich dem slawischen Liedgut verschrieben. „Choryllisch“ singt mit viel Freude, Euphorie und manchmal auch melancholie Lieder aus Russland, der Ukraine, Weißrussland, Polen, Tschechien und der Slowakei, der sorbischen Lausitz sowie aus Dalmatien. Aber auch baltische, skandinavische und deutsche Lieder gehören zum Repertoire. 3be413e9dafdfa4d651619355f08a28de7489c60223094af6cpimgpsh_fullsize_distrDarunter sind nicht nur Volkslieder unserer östlichen und südlichen Nachbarn, sondern auch Choräle, klassische Lieder und Schlager, die sowohl von schönen als auch traurigen Momenten der Slawen erzählen. Die Liebe spielt in vielen der Lieder eine große Rolle. Doch nicht nur Zwischenmenschliches wird thematisiert, so wird zum Beispiel auch die Liebe zur Heimat von „Choryllisch“ gern aufgegriffen.

“Aus einer Krähe kann kein Kanarienvogel gemacht werden, aber…”

Die Idee eines so speziellen Chores ist sehr spontan entstanden. Eine Handvoll Studentinnen und Studenten traf sich häufig in Wohnzimmern, um gemeinsam zu singen. Als das zu einer Regelmäßigkeit wurde, beschlossen sie kurzerhand, einen auftrittsfähigen Chor zu gründen. Durch Aushänge wurden damals Freunde des slawischen Gesanges gesucht. Dieser Schritt hat sich gelohnt! „Choryllisch“ hat sich in den letzten Jahren einen guten Namen „ersungen“. Der Chor wurde zu einem Bestandteil von vielen Greifswalder Kulturveranstaltungen, wie etwa „Die Singenden Balkone“ oder die „Greifswalder Kulturwoche“. Mittlerweile gehören dem Chor nicht nur Studenten des Instituts für Slawistik an, sondern auch verschiedenster Fachrichtungen. So singen auch Alumni und Personen mit, die nicht zur Universität Greifswald gehören. Gerade diese Mischung ist das Besondere an „Choryllisch“. Sie alle verbindet die Liebe zum Singen. Und auch heute noch ist jeder gern gesehen, der diese Liebe mit ihnen teilt. Jeder kann vorbeischauen, man sollte nur gute Laune mitbringen, da in den Proben viel gelacht wird. “Aus einer Krähe kann kein Kanarienvogel gemacht werden, aber vielleicht ein Sperling”, meint Franz Leisner, der schon ein Weilchen mitsingt. Es gibt auch eine spezielle Chorkleidung: Für die Herren wurden die weißen Hemden von einer ehemaligen Sängerin mit viel Liebe zum Detail und einem geschickten Händchen an der Nähmaschine selbst geschneidert. Auf dem einfachen Stoff wurden Originale, au5aa3569f381ca8aaa22adea29ec9066c5f3772823b081df3f5pimgpsh_fullsize_distrs der Ukraine stammende Folklore-Ornamente, genäht. Jedes Hemd ist maßangefertigt. Etwas einfacher, jedoch nicht weniger attraktiv ist die Damenbekleidung: Es sind in Gänze traditionelle Blusen aus Osteuropa.

Auf Details wird viel Wert gelegt.

Sogar eine CD hat der Chor bereits auf den Markt gebracht. Es ist vielleicht etwas zu übertrieben ausgedrückt: Die Aufnahmen wurden im Audimax produziert, das Cover in Heimarbeit erstellt. Es entstand ein kleines Kunstwerk. Enthalten sind eine halbe Stunde der schönsten slawischen Klänge inklusive zweier Kirchenlieder (Choräle). “Wie lief der erste Auftritt?”, frage ich den Franz. “Wir wurden nach Neubrandenburg eingeladen. Es war Projekt namens “Platte adé” und es sollte um einen Plattenbau gehen, der abgerissen werden sollte. Wir waren ziemlich nervös, war es doch unser erstes Konzert. Wir fuhren zur Adresse, aber keiner war da. Weder Veranstalter, noch Publikum, geschweige denn ein offener Block! Der Fan erster Stunde (Michael B. aus NB), verwies uns auf den Töpfermarkt, der gerade auf dem Markt weilte. Da machten wir einfach mit. Dort sammelten wir unsere erste Erfahrung vor Publikum. Der krönende Abschluss war, dass wir uns von dem Geld, welches im Hut sich befand, unseren “Triumph” feiern wollten. Das war in einem kleinen russischen Restaurant. Dort wurden wir direkt noch einmal gefragt, ob wir der geschlossenen Gesellschaft ein Geburtstagsständchen singen könnten. Das haben wir natürlich gemacht! Unseren bislang schönsten Auftritt hatten wir mit dem Chor der Minsker Linguistischen Staatlichen Universität (Cantus Juventae), mit dem wir ein anderthalbstündiges Konzert in der Universitäts-Aula zu Gunsten von unicef gaben. Es wuchs daraus eine enge Chorfreundschaft.”