In der Makarenkostraße 47 könnte in weniger als einem Jahr das Licht für immer ausgehen. Die Bewohner wurden in den letzten Wochen mit vielen Gerüchten konfrontiert, gestern war das Wohnheim Thema auf der Sitzung des Studierendenparlamentes, heute beim akademischen Senat.

Die aktuelle Diskussion über den Wohnblock Makarenkostraße 47, welcher dem Studentenwerk gehört und auch von diesem verwaltet wird, ist in den vergangenen Tagen aus dem Ruder gelaufen. Kernpunkt ist die Frage, ob der Komplex, der sich seit mehreren Jahren in einem desaströsen Zustand befindet und vor 18 Jahren das letzte Mal teilsaniert wurde, abgerissen werden muss und die derzeit ca. 172 Bewohner, darunter 12 Familien, auf der Straße landen.

Aufgekommen ist das Gerücht durch eine geplante Reportage des NDR über die Wohnsituation. Dieser hatte beim Studentenwerk in Greifswald im Rahmen der Vorbereitung der Dreharbeiten angefragt, ob Bewohner des Hauses vor der Kamera über die vorherrschenden Zustände reden wollen. Nachdem diese Anfrage per E-Mail weitergeleitet wurde, inklusive unklarer Formulierung bezüglich der künftigen Entwicklung der Wohnsituation, war die Verwirrung perfekt. Auf Nachfrage der Bewohner hieß es vom Studentenwerk, dass das Auszugsdatum (30. September 2016) so stimmt. Dabei ist das nur die halbe Wahrheit.

Mangelnde Transparenz in der Informationspolitik

Auf der gestrigen Sitzung des Studierendenparlaments wurde während eines INFO-TOPs über die Situation informiert. Auf den zu Grunde liegenden, unvollständigen Informationen wurde vom Parlament ein Beschluss gefasst, welcher die intransparente Arbeit des Studentenwerks kritisierte.

Zeitgleich wurde durch Erik von Malottki, den Vorsitzenden des Verwaltungsrats, und Milos Rodatos, studentisches Mitglied im Vorstand des Studentenwerks, eine Bewohnerversammlung im Hörsaal Kiste abgehalten. Dort wurden diese nach den verwirrenden E-Mails umfassend aufgeklärt. Vor Ort konnten die Bewohner über mögliche Lösungen und ihre Wünsche reden und klären, in wie weit sich die studentischen Mitglieder in den Gremien des Studentenwerks für die Belange der Bewohner einsetzten sollen. Dabei wurde auch erläutert, wo die Kompetenzen der betroffenen Gremien und Institutionen liegt. Die studentischen Vertreter im Studierendenparlament und den Gremien des Studentenwerks wollen sich in der nächsten Zeit verstärkt dafür einsetzten, dass alle 172 Bewohner einen Wohnheimplatz beim Studentenwerk behalten.

Das Studentenwerk hat mittlerweile durch seine Geschäftsführerin, Dr. Cornelia Wolf-Körnert, eine Pressemitteilung veröffentlichen lassen, in dem Stellung zu der aktuellen Situation bezogen wird. Darin heißt es, dass es im Moment drei mögliche Optionen geben kann:

Die Rückgabe des Objektes an die Universität Greifswald, die Grundsanierung oder der Weiterbetrieb im jetzigen Zustand.

Weiter lässt sich die Geschäftsführerin zitieren, dass die erste Option keine angestrebte Lösung darstellt. Allerdings wird auch in diesem Schreiben auf die Notwenigkeit von finanziellen, nicht rückzahlbaren Zuschüssen aus dem Land verwiesen und auf Option 2, als einzige langfristig sinnvolle, verwiesen. Sollte jedoch keine verbindliche Zusage aus Schwerin kommen, muss auf den vorliegenden Vorschlag der Geschäftsführung zurückgegriffen werden, das Gebäude zum Wintersemester 2015/2016 leer zu ziehen. Dies wäre natürlich auch bei einer Grundsanierung nötig, allerdings würden das Wohnheim bestehen bleiben.

Versprechen aus dem Schloss

Der Beginn der Geschichte des Wohnblocks geht auf das Jahr 2014 zurück. Bereits 2013 wurden führende Bundespolitiker mit der Situation vor Ort konfrontiert. Im Juni 2014 stellte die Fraktion Bündnis 90/ die Grünen erstmals einen Antrag bezüglich der mangelnden Qualität der Wohnheimplätze. In dem Antrag hieß es:

Die sozialverträgliche Bereitstellung von Wohnraum für Studierende durch die Studentenwerke ist ohne eine finanzielle Unterstützung des Landes gefährdet.

Weiter wurde ausgeführt, dass im Doppelhaushalt 2014/2015 insgesamt 7 Millionen Euro bereitgestellt werden sollen. Dies würde einer Förderung von 14.000 Euro pro Wohnheimplatz in MV entsprechen.

Auf der selben Sitzung lässt sich Landesbildungsminister Brodkorb wie folgt zitieren.

Um eine kostendeckende Bewirtschaftung sicherzustellen und die Lebensverhältnisse in diesem Wohnheim grundsätzlich zu verbessern, ist eine Grundsanierung innerhalb der nächsten zwei Jahre nötig. Das ist unstrittig.

Das Zitat ist explizit auf das Wohnheim in der Makarenkostraße 47 bezogen und aus der selben Sitzung. Die Situation und die Ernsthaftigkeit war der Landesregierung bereits vor 1 ½ Jahren bekannt. Aktuell ist der Block bereits der teuerste des Studentenwerks, ausgehend von den aufzuwendenden Mitteln für Instandhaltung (Nebenkosten) und Reparaturen. Nach einer ersten verbindlichen Zusage vom Land passierte bis in das Jahr 2015 nichts. Insgesamt sollten 7 bis 8 Millionen Euro bereitgestellt werden. Diese waren im Eckwertepapier für die Hochschulentwicklung 2016-2020 vom 29. Mai 2015 verankert.

„Auch die Studentenwerke bauen ihre Zusammenarbeit in den sozialen Betreuungsangeboten aus. Künftig wird eine stärkere Differenzierung und Spezialisierung der Beratungsangebote aufgrund vielfältiger und neuer Zielgruppen erfolgen müssen (Studierende mit Behinderung und chronischer Krankheit, Studierende mit Kind, Studierende aus einkommensschwachen Familien, ausländische Studierende mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen).
Die Landesregierung beabsichtigt, im Planungszeitraum Mittel des Ministeriums für Wirtschaft, Bau und Tourismus im Umfang von sieben bis acht Millionen Euro für die Sanierung von studentischen Wohnheimplätzen zur Verfügung zu stellen.“

– Eckwerte der Hochschulentwicklung 2016 – 2020

 

Ende des Jahres 2015 wurde klar, dass das Haus mit den aktuellen Finanzmitteln des Studentenwerks nicht weiter tragbar ist. Im Dezember wurde aus diesem Grund ein Antrag auf Mieterhöhung durch die Geschäftsführung im den Verwaltungsrat des Studentenwerks eingebracht. Dieser Antrag wurde jedoch nicht zur Abstimmung gestellt und aufgeschoben, unter anderem, um die Entscheidung des Landes zur Makarenkostraße abzuwarten.

Der Stand momentan ist, dass das Studentenwerk von den finanziellen Mitteln des Landes abhängig ist. Im Senat meinte der Kanzler, dass die Förderung noch in diesem Jahr erfolgen müsste, um eine Sanierung schnellstmöglichst durchführen zu können. Sollte das Geld nicht kommen, muss die Miete für den gesamten Wohnbestand des Studentenwerks, also auch in Stralsund und Neubrandenburg, angehoben werden. Durchschnittlich um 17 Euro. Sollte dieser Fall eintreten, kann der Block in der Makarenkostraße jedoch nur temporär weiter betrieben werden, eine umfassende Renovierung ist nicht möglich. Es droht eine Spirale, in der die Mieten immer teurer werden für alle Mieter im Studentenwerk, wenn das Land nicht die zugesagten Fördermittel endlich bereitstellt.

Der nächste relevante Termin im Rahmen der Problematik ist der 12. Februar. An diesem Tag wird der Vorstand des Studentenwerks auf seiner Sitzung über die mögliche Mieterhöhung und das weitere Verfahren beraten.