„Miss Fisher’s Murder Mysteries“ – klingt ein bisschen wie Rosamunde Pilcher als Krimi? Das täuscht – Fremdschämen ist nicht, eher ist man gefesselt vom Setting und den Charakteren. webmoritz. schaut – Serienrezensionen zur vorlesungsfreien Zeit.

Am meisten sticht dabei natürlich die Protagonistin Phryne Fisher (Essie Davis) hervor. Aufgrund von im Krieg verstorbenen Verwandten ist sie zu einem Adelstitel und viel Geld gekommen. Phryne lässt es sich gut gehen im Melbourne der 1920er Jahre. Viele Partys, viel Alkohol, viele Männer – das stößt nicht immer auf Verständnis. Doch Phryne ist wohl das Idealbild, das man von einer unabhängigen jungen und emanzipierten Frau nur haben kann. Diese Charakterzüge können anfangs aber auch sehr anstrengend und ein wenig zuviel des Guten sein.

Neben ihr wirkt der ruhige, weibliche Part Dorothy „Dot“ Williams (Ashleigh Cummings) zunächst blass – dadurch aber auch überzeugend in ihrer Rolle als katholisches Dienstmädchen. Ob sich das im Laufe der Staffel noch ändern wird? Es deutet sich allerdings schon in der ersten Folge an, als Dot als Strohmann zu einem Arzt geschickt wird, um sich ein Kind abtreiben zu lassen. Und auch in der zweiten Folge merkt man, dass sie sich einiges von Miss Fisher abschaut.

Künstlerische Freiheit oder damalige Realität?

Fisher trifft bei der Aufklärung der Morde auf Detective Inspector John „Jack“ Robinson (Nathan Page) sowie Constable Hugh Collins (Hugo Johnstone-Burt). Während letzterer ein wenig naiv und zu gutgläubig daherkommt, strotzt Robinson nur so vor Erfahrung und Selbstbewusstsein. Es ist witzig anzuschauen, wie das Duo Fisher-Robinson miteinander agiert: Er, der toughe Polizist, der gar nicht damit glücklich scheint, dass sich Fisher immer in die Ermittlungen hängt; Sie, die kokette „Lady Detective“, die das überhaupt nicht interessiert. Manchmal hat man allerdings das Gefühl, für Phryne Fisher läuft das Leben zu rund, sie kann sich alles rausnehmen.

Durch ihrer Koketterie und ihrem Charme schafft sie sich viele Freunde und teilweise auch ihre Informationen. Diese werden allerdings auch schon mal auf weniger legalem Wege besorgt. Spannend daran ist der Vergleich zu Krimishows aus der heutigen Zeit, wenn immer und überall ein Durchsuchungsbefehl hervorgezeigt werden muss – den sucht man bei Miss Fisher vergeblich. Ist das nun künstlerische Freiheit oder die Wiedergabe der damaligen Umstände?

Die Serie basiert auf der Buchreihe „Phryne Fisher Mysteries“ von Kerry Greenwood. Die einzelnen Handlungsorte sind mit viel Liebe zum Detail ausgestattet – kein Wunder, dass die Fernsehserie mit um die 650.000 Euro pro Folge die teuerste Serie ist, die jemals in Australien produziert wurde. Diese Liebe wurde 2014 auch mit dem Preis der Australian Academy of Cinema and Television Arts für die besten Kostüme honoriert. Im Original auf ABC Australia ausgestrahlt, hat die 2012 erschienene Krimiserie mittlerweile eine große Fangemeinde und eine dritte Staffel. In Deutschland wird sie seit 2014 im Pay-TV ausgestrahlt. Auch Netflix hat die erste Staffel im Angebot.

Fazit

Romantik  
Action 
Spannung 
Abenteuer 
Anspruch 

 

Miss Fisher’s Murder Mysteries
mit Essie Davis, Nathan Page, Ashleigh Cummings, Hugo Johnstone-Burt
Produktion: Deb Cox, Fiona Eaggers; Every Cloud Productions
Länge: 60 Minuten
seit 2012, bisher 3 Staffeln

Foto: ABC Television Australia (kein cc)