Ob für ein romantisches Essen zu zweit, zur Verköstigung des Besuchs oder einfach nur als Belohnung zwischendurch – in Greifswald gibt es einige Restaurants, in denen man gut essen kann. Damit die Qual der Wahl des Restaurants nicht zu groß wird, testen wir in der „Speisereise“ für euch einmal im Monat die besten und ungewöhnlichsten Lokale, die Greifswald und Umgebung zu bieten haben. Dieses Mal die Volxküche im Jugendzentrum “Klex” in der Langen Straße 14/14a.

Speisereise goes vegan: Heute essen und berichten wir für euch ganz umsonst aus dem Klex. Wer viel Hunger und wenig Geld hat, kann dort jeden Dienstag satt werden.

Linksalternatives Kochen mit dem Trend

Wohl jeder Greifswalder Student kennt das Klex aus dem einen oder anderen Zusammenhang – als Bandprobenraum, Fahrradselbsthilfewerkstatt oder Location für Hardcorekonzerte. Dass man hier auch einmal pro Woche gegen eine geringfügige Spende essen und sich darüber hinaus selbst am Kochen beteiligen kann, ist hingegen für einige neu. Dabei stammt die Idee der „Volxküche“ an sich bereits aus den 1980er Jahren, in denen die Hausbesetzer-Szene die Volksküche für eigene Zwecke ein wenig abwandelte: linksautonome Kreise wollten ein- bis mehrmals wöchentlich gemeinsam vegetarisch/vegan kochen, um finanziell Benachteiligten eine warme Mahlzeit am Tag zu bieten. Mittlerweile läuft das etwas anders, da ist auch das „Klex“ keine Ausnahme: Wer zahlen kann und möchte, verleiht seinem Dank durch eine Spende Ausdruck – die darf gerne auch höher als die anberaumten 2€ ausfallen –, wer nicht, ist trotzdem herzlich willkommen. Das hat bisher auch immer ganz gut geklappt, lasse ich mir von einem Helfer erzählen. In der Regel kann das Jugendzentrum nach solch einem Abend ein Plus verbuchen. Selten halten sich Ein-und Ausnahmen genau die Waage.

Lockeres Studentenflair

Genug gequatscht, jetzt hab ich Hunger. Früh da sein lohnt sich in jedem Fall, denn die Schlange ist lang. Ich erfahre, dass der Andrang erst in diesem Jahr so rapide gestiegen ist. Verständlich, denn veganes Essen erfreut sich ja bekanntlich unter Studenten immer größerer Beliebtheit. Außerdem stimmt die Atmosphäre: entspannt und offen. Hier trifft man auf die Sorte Menschen, mit denen man sich unterhalten kann, als würde man sich gegenseitig schon ewig kennen. Bei schönem Wetter wie heute lässt es sich auch auf den Holzbänken im Hinterhof gut aushalten.

Die Gemüsepfanne - aber nur soviel, wie da ist.

Die Gemüsepfanne – aber nur soviel, wie da ist.

Als ich endlich die Spitze der Schlange erreicht hab, weiß ich bereits, was mich erwartet: Nudeln mit veganer Carbonarasoße auf bunter Gemüsepfanne, zum Nachtisch selbstgemachte Erdbeercreme. Die Vorfreude aufs Essen wird ganz kurz geschmälert, denn der Blick der Gäste fällt auf die große mit Seifenwasser gefüllte Schüssel, die auf der Bar thront: selbst abwaschen. Tja, wer nicht kocht, wäscht eben ab. Mich kümmert das nicht allerdings nicht weiter, denn ich finde Abwaschen total beruhigend.

Zwischen Gesellschaft und Geschmack

Mit dem Teller in der Hand verziehen wir uns in die Sonne. Nun kommt der spannende Teil. Ich schiebe mir die erste Gabel Nudeln in den Mund und bin – zufrieden. Nicht begeistert oder überrascht, aber zufrieden. Gut gewürztes Gemüse, ein bisschen scharf die Soße, aber nicht zu sehr. Irgendwo findet sich auch noch Tofu auf dem Teller. Oder ist das Sojafleisch? Es schmeckt, wie man sich das Essen in einer Volxküche vorstellt: nach Gemeinschaft und Experimentierfreude. Wer noch Hunger hat, holt sich einfach einen Nachschlag. Dafür werfen die Köche im Bedarfsfall sogar gerne noch einmal den Herd an. Heute tritt der Bedarfsfall ein. Das ist aber nicht immer so, lasse ich mir sagen. Wenn man etwas später kommt, kann es schon mal vorkommen, dass man leer ausgeht.

Der Nachtisch zaubert mir dafür doch noch ein Lächeln auf Lippen. Pürierte Erdbeeren mit – ja, was eigentlich? – ergeben einen echten Dessertraum. Süß, süßer, am süßesten. Damit ist einer der ersten sommerlich-schwülen Tage in Greifswald perfekt. Wenn ihr bei eurem Vokü-Besuch das Glück habt, nicht vom Unwetter des Jahrhunderts überrascht zu werden, denkt bitte daran: auch euer Dessertteller will abgewaschen werden! Schande über mich.

Heimische Gefühle

Das Klex punktet auf jeden Fall mit der Atmosphäre und dem Preisleistungsverhältnis, was klar bei 100% liegt. Schließlich zwingt einen niemand, überhaupt etwas zu zahlen. Einziges Manko gegenüber herkömmlichen Kneipen und Restaurants: eine Auswahl hat man hier nicht. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Wie bei Mutti.

 

Lage/Ereichbarkeit: 4/5
Ambiente: 3/5
Personal: 3/5
Essen: 3/5
Angebot: 1/5
Verhältnis Preis/Leistung: 5/5
Eignung für das Studentenbudget: 5/5
Gesamt: 24/35

Fotos: Philipp Schulz, Archiv

Dies ist der zwölfte Teil der Reihe „Speisereise“. Alle weiteren Beiträge findet ihr über den Link.