Uni ohne Nazis BeitragsbildElf Studierende – Ein Ziel. Eine Universität ohne rechte Strukturen und Ideologien. Deswegen haben sie die Initiative „Uni ohne Nazis“ gegründet. Die Unterstützung für sie hält sich jedoch noch in Grenzen.

Was tun, wenn man in einem Seminar sitzt, indem ein vermutlich Aktiver aus der rechten Szene einen Vortrag hält? Vier Studenten aus einem Politikwissenschaft-Seminar haben sich dazu entschieden, einen solchen Vortrag zu boykottieren. In der Nacht zuvor, am 22. Oktober, hatten sie die Initiative „Uni ohne Nazis“ gegründet.

Damit die Studenten, die dem Beispiel eines der Gründungsmitglieder folgten, keine Lücke in der Informationsbreite hatten, veranstaltete die Initiative am 30. Oktober einen Ersatzvortrag. Dieser behandelte das selbe Thema, wie der des Seminars. Bei der Gelegenheit stellten sie sich, die Gesichter hinter der Initiative vor und erläuterten ihre Ziele. „Wir sind mit dem Umgang mit dem Problem nicht zufrieden“, verdeutlicht Nele*, die von Beginn an bei der Aktion dabei war. „Es soll sich jedoch nicht gegen eine Person richten“, erklärt sie weiter. Sie stieß die Aktion an, da sie aufstand und den Raum verließ, als der rechtsgerichtete Student seinen Vortrag begann.

Die Reihen war relativ gut gefüllt, insgesamt fanden sich 20 Person im Hörsaal ein

Die Reihen waren relativ gut gefüllt. Insgesamt fanden sich 20 Person im Hörsaal ein

Momentan besteht die Initiative aus elf Studenten, die vorwiegend an der Philosophischen Fakultät studieren. Sie beschreiben sich selbst als überparteilich, basisdemokratisch und konsensorientiert. Neben Vorträgen für Personen, die einen Vortrag eines Nazis boykottieren, wollen sie auch Veranstaltungen über Neonazis und den Umgang mit ihnen anbieten. Auch ihre Hauptziele haben die Aktivisten schon verfasst. Die schon angesprochene Organisation von Alternativveranstaltungen gehört zu den wichtigsten Punkten. Dadurch möchten sie alternative Freiräume schaffen. Bei der Organisation von Vorträgen und anderen Veranstaltungen möchten sie in eine enge Zusammenarbeit mit der Universität eintreten und so für ein solidarisches Miteinander sorgen.  An vorderster Front steht jedoch die Aufdeckung rechter Strukturen.

Wie diese Aufdeckung genau aussehen soll, bleibt während ihrer ersten Veranstaltung unklar. Viele Nachfragen an diesem Abend drehen sich insbesondere um diese Problematik. Ein weiteres Gründungsmitglied stellt klar: „Wir werden niemanden denunzieren, wir wollen nur aufklären.“ Eine Aktion wie 2011 soll nicht folgen. Das Publikum bleibt dennoch eher zurückhaltend, nicht zuletzt auch, weil es zwischen beiden Begriffen in der Praxis nur wenig Unterschiede gibt. Um in Zukunft nicht vor rechtlichen Problemen auf diesem juristisch schwierigem Gebiet zu stehen, arbeiten sie eng mit dem Arbeitskreis kritischer Jurist*innen (AKJ) Greifswald zusammen.

„Die Gefahr Probleme mit den Leuten zu bekommen, darf uns nicht abhalten, sonst ändert sich nichts“, antwortet Nele auf die Frage nach Gefahren. „Mit viel Unterstützung kann unsere Initiative ein großes Zeichen für Greifwald, ein großes Zeichen für Mecklenburg-Vorpommern sein“, meint Paul*.

 

* die Nachnamen bleiben auf Wunsch der Initiative unerwähnt

Fotos: Initiative (Beitragsbild), Lisa Klauke Kerstan (Foto)