Bildungsstreik_Transpi_JulianeStöverDer Universität Greifswald fehlen 12 Millionen Euro in ihrem Haushalt. Schon vor einem Jahr demonstrierten deshalb in Schwerin viele Studenten aus allen Hochschulstandorten des Landes, deren Probleme wurden von den Landtagsabgeordneten allerdings als „Luxusprobleme“ abgetan. Nun nutzt die Arbeitsgruppe (AG) „Bildungsstreik“ den Oktober, um dieses Thema wieder präsenter zu machen.

Durch den gesamten Monat gibt es Veranstaltungen, die einen Bezug zum Bildungsstreik haben werden. Besonders den Erstsemestlern soll so die Relevanz des Hochschuldefizits gezeigt werden. Der Vorsitzende der AG “Bildungsstreik” Martin Grimm erklärt die Idee hinter dem Aktionsmonat: “Der Oktober wird, auch mit weiteren kleinen Aktionen, dazu verwendet, um die Mobilisierungsphase auszulasten um auch langfristig möglichst alle zu erreichen.” Deswegen ist gerade in den ersten beiden Semesterwochen die Frequenz dieser Veranstaltungen hoch. Während des vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) organisierten Markt der Möglichkeiten am 7. Oktober sind Mitglieder der AG vor Ort und wollen den Studenten die Auswirkungen erklären, wie etwa mögliche Einsparungen bei den Bibliotheken, die zu einem geringeren Service- und Bücherangebot führen. Beim “Unijenga” kann man unter anderem sehen, wie viel Geld man der Universität  nehmen kann, ohne dass sie zusammenstürzt. Auch bei der feierlichen Immatrikulation am 13. Oktober will die AStA-Vorsitzende Therése Altenburg das Thema in ihrer Rede anschneiden: “Der Bildungsstreik wird definitiv ein größerer Bestandteil sein.”

Mit jedem Stein, den man beim "Unijenga" zieht, nimmt man der Uni symbolisch Geld - wie lange kann sie aufrecht stehen?

Mit jedem Stein, den man beim “Unijenga” zieht, nimmt man der Uni symbolisch Geld – wie lange kann sie sich aufrecht erhalten?

Die Veranstaltungen der Erstsemestler sollen ebenfalls besucht werden, um dort noch mehr von ihnen zu erreichen und auf den Wegfall von Dozentenstellen aufmerksam zu machen, wobei auch der gerade der die Veranstaltung durchführende Dozent betroffen sein könnte. Gerade auf eine geringere Betreuung durch weniger Dozenten wollen die AG-Mitglieder vorgehen. Deswegen soll am 22. Oktober  mit 77 Stühlen verdeutlicht werden, wie viele Stellen wegfallen könnten. “Die Zahl 77 symbolisiert die Stellen, die an der Uni in Gefahr sind. Diese Zahl schwebt schon seit mehreren Demonstrationen im Raum und veranschaulicht die personellen Konsequenzen des Finanzdefizits sehr gut”, erklärt Martin die Idee. Der 22. Oktober wurde gewählt, weil an diesem Tag die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka in Greifswald zu Gast beim Alfried-Krupp-Kolleg ist.

 „Greifswald, kreativ für Bildung“ – Poetryslam und Lesung zum Bildungsstreik

Zwei Events heben sich dabei deutlich ab: Der Poetryslam am 17. Oktober und die Lesung vom Greifswalder-Universitäts-Studentischen Autoren-Verein (GUStAV) am 29. Oktober. Die an diesen Abenden vorgetragenen Werke haben eines gemeinsam: Sie drehen sich um das Thema Bildungsstreik. Während die Poetryslammer ihre Texte im kleinen Saal der Mensa am Schießwall ab 20 Uhr zeigen, lesen die „Gustels“ – so nennen sich die GUStAV-Mitglieder – unter dem Titel “GUStAV schreit” ab 19 Uhr im Vorlesungssaal der Kiste in der Makarenkostraße 49. Einlass ist jeweils eine Stunde eher.

Alle Veranstaltungen sollen die Studenten auf den 3. November einstimmen. An diesem Tag kommt Angela Merkel nach Greifswald, um sich die Universität anzuschauen.”Engagierte Bildungsaktivisten aus dem studentischen Umfeld haben Merkel, sobald sie Greifswald besuchte, immer auf unsere Probleme und Nöte hingewiesen. Da wurde wohl mal mündlich versprochen, dass sie die Uni besuchen würde”, erklärt Martin den Besuch. Und für diesen Tag ist auch von den Studierendenschaften in Mecklenburg-Vorpommern wieder eine Demonstration geplant. “Wir hoffen neben dem politischen Druck, der entsteht, auch eine sehr große Öffentlichkeit erzeugen zu können”, so Martin.

Für die letzte Demonstration in Schwerin wurde ein Sonderheft erstellt, in dem das Hochschuldefizit erklärt wird:


Foto: Juliane Stöver (Archiv), Guma89 via wikicommons (Jengaturm)