Bahnhofshallen-Artikelbild-David VössingEin Investor möchte aus den Bahnhofshallen ein Shoppingcenter mit Edeka, Aldi und anderen Geschäften errichten. Jedoch zog die Stadtverwaltung in der Bürgerschaftssitzung am Mittwochabend entsprechende Änderungsentwürfe für die Flächennutzungspläne zurück. Als Grund nannte Bausenator Jörg Hochheim (CDU), dass der Investor noch Abstimmungsbedarf mit den Fraktionen sieht.

Der Investor Sallier plant aus den Bahnhofshallen südlich der Bahnhofstraße und östlich der Bahnschienen ein Einkaufszentrum auf einer Fläche von 800.000 Quadratemeter zu machen, davon sollen alleine 3.000 Quadratmeter auf einen Edeka-Markt entfallen, gab Hochheim ein Gutachten des Kompetenzzentrum für Stadt- und Regionalentwicklung CIMA wieder. Der Aldi-Markt in der Grimmer Straße würde  umziehen, in das Gebäude darf dann bis 2020 kein anderer Lebensmittelmarkt entstehen. Weiterhin soll eine Apotheke und als weitere Geschäfte Takko, Deichmann, Jeans Fritz und ein dm-Markt entstehen. Der dm-Markt in der Innenstadt soll ebenfalls entstehen. Einzelhändler der Innenstadt befürchten wirtschaftliche Nachteile. Laut CIMA-Gutachten dürfte das Einkaufszentrum aber nur 3,2 Prozent Kaufkraft auf der Innenstadt abziehen. Daher sieht Hochheim das Einkaufszentrum auch eher als Konkurrenz zum Elisenpark und Neuenkirchen und will damit auch Steuereinnahmen aus dem Umland in die Stadt zurückholen.

Bereits am Dienstagabend fand eine Informationsveranstaltung zur Errichtung eines Shoppingcenters im Rathaus statt, zu dem unter anderem SPD, Grüne und Linke geladen hatte. Aus einem Facebook-Ticker von Erik von Malottki über die Veranstaltung geht hervor, dass die Einwohner der Fleischervorstadt laut deren Quartiersbüro für das Einkaufscenter votieren. Für die Realisierung des Projekts wolle der Investor die alte Wittcall-Halle abreißen, in welchem zur Zeit die Rosa-WG untergebracht ist. Ein Verkehrsplaner schätzt, dass auf der Bahnhofstraße der Vekehr um 30 Prozent zunehme, das entspricht etwa 1.800 Fahrzeugen zusätzlich pro Tag. Ein Elektromarkt soll nicht entstehen. Erik, der für die Bürgerschaftswahl für die SPD antritt, spricht sich dafür aus, die Bürgerbefragung der Fleischervorstadt abzuwarten.

Aus den Bahnhofshallen soll ein Einkaufszentrum entstehen.

Aus den Bahnhofshallen soll ein Einkaufszentrum entstehen.

Bürgerentscheid angestrebt

Auch die CDU möchte die Bürger befragen. Bei mehreren Enthaltungen wurde ein Prüfauftrag von der Bürgerschaft verabschiedet, mit welchem die Stadtverwaltung klären soll, ob für das Einkaufzentrum ein Bürgerentscheid möglich sei, wie CDU-Fraktionsvorsitzender Axel Hochschild formulierte. Ende August oder Anfang September, schätzt Hochheim, könne die Bürgerschaft darüber entscheiden. Der Investor Sallier könnte dann 2015 mit dem Umbau des sogenannten ehemaligen KAW-Geländes (Karossieausbesserungswerk) beginnen und das Einkaufszentrum im Jahr 2016 eröffnen. Es wird ein Umsatz von 20 Millionen Euro im Jahr erwartet.

Das Fazit des CIMA-Gutachtens lautet:

Insgesamt bietet sich mit dem Vorhaben die Möglichkeit, gleichzeitig

– die unzureichende Nahversorgungssituation in der Innenstadt und der Fleischervorstadt signifikant zu verbessern,

– Kaufkraft, die bisher eher in die Stadtrandlagen fließt, wieder in zentralere Bereiche der Stadt zurückzuholen,

– sowie eine stark untergenutzte, teilweise unter Denkmalschutz stehende Gewerbefläche in unmittbarer Innenstadtnähe einer angemessen städtebaulichen Nutzung zuzuführen.

Das Vorhaben steht in erster Linie mit den Fachmarktlagen in Konkurrenz und nicht mit der Innenstadt. Deshalb sind die Auswirkungen auf die Innenstadt nur sehr begrenzt.

Fotos: David Vössing