Kerstin_Kassner_BTW13Kurz vor der Entscheidung am Sonntag wird es im Bundestagswahlkampf ein wenig hitziger. Die große Politik beschäftigt sich mit Stinkefingern und Pädophilie-freundlichen Wahlprogrammen, in diesem Kreis häufen sich Zweifel, wie realistisch die Forderung der Linkspartei nach einem gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von zehn Euro ist, nachdem ihre Kandidatin Kerstin Kassner kürzlich bestätigte, dass sie diesen selbst nicht zahlt.

Das Portal abgeordnetenwatch.de ist selbsterklärt ein „virtuelles Wählergedächtnis“ und ermöglicht es jedem Bürger, Fragen an die Abgeordneten verschiedener deutscher Parlamente zu stellen. Die hiesige Direktkandidatin Kerstin Kassner (Die Linke) musste sich dort kürzlich auf Wunsch einer Greifswalder Bürgerin dazu äußern, wie viel Lohn sie den Angestellten in der familieneigenen Pension auf der Insel Rügen zahlt. Die überraschende Antwort: Acht Euro die Stunde und damit weniger als der von ihrer Partei und auch Kassner persönlich geforderte gesetzliche Mindestlohn von zehn Euro.

Kassner bezeichnet dies als ortsüblichen Tarif und verteidigt sich damit, dass im Wahlprogramm die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns mit einer Entlastung für „arbeitsintensive Branchen, wie z.B. Gastronomie“ verbunden ist. Dies müsse gleichzeitig umgesetzt werden, um kleine und mittelständische Unternehmen nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Kleinunternehmer würden die Auswirkungen politischer Entscheidungen „wie EEG oder Rundfunkgebühren, Ökosteuer und die enorme Teuerung bei den Energiekosten besonders stark“ spüren und könnten sich nicht „wie große Konzerne befreien lassen.“ Ihre drei Mitarbeiter seien zufrieden, und würden schon viele Jahre bei ihr arbeiten.

Junge Union findet das peinlich

Der politischen Konkurrenz ist das naturgemäß hämische Kommentare wert. Franz-Robert Liskow, der Landesvorsitzende der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich erstaunt darüber. Kassner würde erkennen, dass die eigene Forderung nach Mindestlohn Unternehmen schade. „Ich erwarte, dass Frau Kassner zu den gemachten Aussagen Stellung bezieht,“ forderte Liskow. Auf der offiziellen Facebook-Präsenz heißt es auch: „Peinlich. Unglaubwürdig. Kassner!“

Die CDU-Kandidatin geht solchen Konfrontationen von vornherein aus dem Weg. So zeigt sich auch bei abgeordnetenwatch.de, dass Angela Merkel nirgendwo eine Gelegenheit auslässt, keine Position zu beziehen. 29 Fragen wurden bisher an sie gerichtet und alle sind unbeantwortet. Die Kandidatin der Piraten Susanne Wiest beantwortete von vier Fragen die Hälfte, Kassners Quote beträgt bei ebenfalls vier Fragen 100 Prozent. Für alle anderen Direktkandidaten liegen noch keine Fragen vor.

Foto: Die Linke