von moritz.magazin | 13.07.2012
Drohanrufe und Einschüchterungen – und das nur, weil Studenten und Mitarbeiter sich für eine bessere Kommunikation in ihrem Institut einsetzen. Was unglaublich klingt, findet gerade am Historischen Institut der Universität Greifswald statt.
Denn dort setzen sich Studenten und Mitarbeiter für den Aufbau eines Institutsrats ein. Und das scheint nicht überall auf Gegenliebe zu stoßen. Eine externe Evaluationskommission, die das Historische Institut und die Studienbedingungen im November 2011 bewertete, empfahl den Historikern einen Institutsrat zu gründen. Die Kommissionsmitglieder bemängelten die Kommunikation innerhalb des Instituts und waren überrascht, dass das Greifswalder Geschichtsinstitut keinen Institutsrat habe. An anderen deutschen Universitäten ist so etwas seit Jahrzehnten gang und gäbe. Das bestätigt auch Doktor Hedwig Richter, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Allgemeinen Geschichte der Neuesten Zeit. Sie kam im Oktober 2011 von Bielefeld nach Greifswald und war erstaunt, dass es am Institut keinen Rat gab. Gemeinsam mit dem damaligen Fachschaftsrat (FSR) und anderen Mitarbeitern setze sie sich für die Gründung eines Institutsrats ein. (mehr …)
von moritz.magazin | 13.07.2012
Im Sommer ist er ideal zum Entspannen und in Sachen Obst und Gemüse schlägt er den Supermarkt um Längen. Dennoch bleiben Vorbehalte gegen den Traum vom eigenen Garten, besonders wenn er sich in einem Kleingartenverein befindet.
Flankiert von einer üppigen Hecke zur einen und dicht geparkten Autos zur anderen Seite führt der marode Asphaltweg weg von der frisch planierten Umgehungstraße, tiefer hinein in die Kleingartenkolonie. Gelegentlich gibt die Hecke im Vorbeifahren den Blick durch geöffnete, meist mit Stacheln bewährte und verwitterte Eisentore frei. Weiße Lauben, getrimmter Rasen, hüfthoher Maschendraht, akkurate Beete und schwarz-rot-goldene Fahnen stecken das eigene Hoheitsgebiet ab. Von einem schwarzen Campingradio mit Teleskopantenne angetrieben, taumelt Joe Cocker unter immensen akustischen Anstrengungen durch die gestutzten Obstbäume.
„Klingt fast schon ironisch“, meint Tina Harz lächelnd beim Blick auf die messingfarbenen Buchstaben über dem metallenen Eingangstor. Gemeinsam mit den beiden Studenten Georg und Ben teilt sich die 27-jährige ehemalige Greifswalder Studentin der Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaft seit einem Jahr eine Parzelle in dem Greifswalder Kleingartenverein. „Wenn ich in den Garten fahre, dann meist zum Arbeiten.“ (mehr …)
von moritz.magazin | 13.07.2012
Zum Nordischen Klang spielte der Isländer Steingrímur Karl Teague mit seiner Band Moses Hightower und hielt eine musikalische Lesung. Neben der Musik und dem Texteschreiben hat er eine ausgeprägte Vorliebe für koffeinhaltige Heißgetränke.

Steingrímur Karl Teague (28) plaudert über seine Inspiration beim Schreiben: „Jeder schreibt doch irgendwas als Kind – und ich habe einfach nie aufgehört.“
Als ich Steingrímur an einem grauen Sonntagmorgen zum Frühstück abhole, begrüßt er mich direkt mit einer Entschuldigung: „Ich bin noch kein richtiger Mensch, bevor ich nicht ein paar Tassen Kaffee getrunken habe.“ Da sind wir auch gleich bei seinem Lieblingsthema. Über Weihnachten habe er einmal einen Kaffee-Entzug versucht und schwor sich nach dem gescheiterten Experiment, nie wieder ohne zu leben. Das Liebeslied an den Kaffee, das er nach diesem traumatischen Erlebnis schrieb, trägt er am Abend bei seiner Lesung vor. Es scheint wirklich eine liebevolle Beziehung zu sein.
Heute morgen ist Steini tiefenentspannt. Gestern spielte er mit der Band Moses Hightower im St. Spiritus und war vor der Show ziemlich nervös, denn sie spielten mit einem ganz neuen Line-Up. Der Drummer konnte nicht dabei sein, weil er den ersten Geburtstag seines Sohnes feierte – der Albumtitel „Búum til börn“, „Lass uns Kinder machen“, hatte Wirkung gezeigt. Außerdem hatten sie sich spontan noch drei weitere Musiker einfliegen lassen und trafen sich in dieser Formation das erste Mal zum Soundcheck. Dazu kam die Aufregung, in einem anderen Land vor einem unbekannten Publikum zu spielen. Auf Island haben die Konzertbesucher meist eine Ahnung, was sie erwartet, und wenn nicht, verstehen sie zumindest die Texte. Die Greifswalder gingen dagegen ahnungslos zum Konzert: „Es war für mich unglaublich, dass die Leute so bereitwillig eine Band hören wollten, die in irgendeiner obskuren Sprache singt.“ (mehr …)
von moritz.magazin | 13.07.2012
Von der DDR drangsaliert und ausgebürgert, vom bundesdeutschen Literaturbetrieb ignoriert, vom Leben gezeichnet. Seine dichte Kurzprosa ist keine Abrechnung, keine Planerfüllung, keine Ware: Der Greifswalder Schriftsteller Jürgen Landt.
Jürgen, welche Erinnerungen verbindest du mit Demmin, deiner Heimatstadt? Oder ist „Heimat“ schon der falsche Begriff?
Nein, ich glaube schon, dass Heimat der Ort ist, an dem man geboren wird und Kindheit und Jugend verbringt. Aber ich habe keine tollen Erinnerungen an die Zeit. Mir fehlte das, was wahrscheinlich vielen jungen Leuten gefehlt hat: Freiheit und Impulse von außen. Wir wollten raus und umher reisen. Das durften wir nicht. Auch deshalb wurde dann unglaublich viel gesoffen. Die Reihenfolge des Aneckens war Elternhaus, Schule und später die Gesellschaft. Wer auffällig wurde, der bekam staatliche Kontrollmaßnahmen. Irgendwann habe ich mich da freigeschlagen, soviel Aggression hatte sich da angestaut. Den ersten Aufenthalt im Zuchthaus hatte ich mit 17 Jahren. Umerziehung durch Arbeiten und Exerzieren, alles in alten Nazi-Klamotten. Danach kam ich zurück in die Schule, aber mein Weltbild war total verrutscht. Ab dann ließ ich mir nichts mehr sagen, besonders nicht vom Staatsbürgerkundelehrer. „Jeder kann hier alles werden“, haben sie uns immer gesagt. Das habe ich bis heute nicht begriffen. Nichts konntest du da werden, wenn du anders warst.
Inwiefern haben dich die Gefängnisaufenthalte für dein weiteres Leben geprägt? Was blieb von den abgesessenen Stunden im Zuchthaus?
Ohnmacht. Vor der Gesellschaft und vor dem Staat. Die Erlebnisse dort haben den letzten Rest der kruden Schulpropaganda, dass die DDR die bessere Gesellschaft sei, hinweggefegt. Eingeschüchtert war ich von den Erlebnissen nie, aber Ängste habe ich gehabt. Vielleicht war das die Jugend, die einen so unerschütterlich machte. (mehr …)
von David Vössing | 12.07.2012
Hin und wieder gibt es Meldungen, die nicht groß genug für einen eigenen Artikel sind. Wir stellen im Folgenden zusammen, was sich in den vergangenen Tagen ereignet hat oder ereignen wird.
Heute dabei: Das Fischerfest in Wieck, der Haushalt der Hansestadt Greifswald oder das Baltic Brett Battle, eine Skateboardmeisterschaft in drei Akten. (mehr …)