Die 23jährige Anne Lorentzen war von Ende Mai 2011 bis Mitte April 2012 stellvertretende AStA-Vorsitzende. Da es keinen Vorsitz gab, war sie auch kommissarische Vorsitzende. Gleichzeitig war sie auch weiterhin Referentin für Studium und Lehre.  Nach ihrem Bachelorabschluss im Sommersemester 2011 studiert sie seit Oktober den Master für Sprache und Kommunikation. Der webMoritz sprach mit ihr über die guten und schlechten Seiten ihrer Amtszeit und ihre neue Rolle als Stupistin.

Das Interview führte David Vössing

webMoritz Was ziehst du als Fazit deiner Arbeit?

Anne Lorentzen Ich habe die Legislatur lange reflektiert und stelle fest, dass es sehr lehrreich war und es sehr viel Spaß gemacht hat, obwohl es viel Arbeit war. Man lernt tolle Menschen kennen. Man sieht nicht nur in die hochschulpolitische Ebene rein, sondern erfährt eben auch, was organisatorisch im Hintergrund der Universität läuft. Das Fazit, das ich ziehen kann ist: Ich würde es immer wieder tun, auch wenn es so viel Stress und Arbeit war.

“Highlight war die 24-Stunden-Vorlesung”

webMoritz Was war denn das Schönste an deiner Amtszeit?

Anne Für mich als kommissarische Vorsitzende und Referentin für Studium und Lehre war es natürlich die zehnte  24-Stunden-Vorlesung. Wir hatten hochkarätige Gäste, unter anderem Gregor Gysi. Besonders bedeutend war aber vor allem auch die Schaffung und Besetzung unserer Mitarbeiterstelle. Es war wahnsinnig spannend, den langwierigen Prozess zu begleiten. Ansonsten gab es auch viele Highlights. Das fängt an bei der Wahl neuer Referenten, die frisch ins Amt kommen und hört bei den internen AStA-Treffen auf. Es gab sehr viele schöne Momente. Die kann man eigentlich gar nicht alle zusammenfassen.

webMoritz Es gab sicherlich nicht nur schöne Momente. Was ist so der Tiefpunkt deiner Amtszeit gewesen?

Anne Das ist eine schwierige Frage. Meine Amtszeit fing ja mit dem Rücktritt des damaligen StuPa-Präsidenten Eric Makswitat an. Das war dann gleich ein kleiner Dämpfer in der Arbeit. Zum Glück ist Marian Wurm dann ja ziemlich schnell zum StuPa-Präsidenten gewählt worden. Ansonsten gab es immer mal wieder so ein bisschen Streit intern im AStA. Aber so einen richtigen Tiefpunkt kann ich eigentlich gar nicht ausmachen.

webMoritz Warum hast du nicht auch formell durch eine Kandidatur zur Vorsitzenden wählen lassen?

Anne Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich habe mich immer in der Rolle der Referentin für Studium und Lehre gesehen. Ich habe dem auch eine ganz klare Priorität zugeordnet, d.h. ich habe meinen Schwerpunkt immer auf Studienberatung und den Kontakt zu den Studierenden gelegt. Ich habe mich nie so als wirkliche Führungsperson gesehen, sondern immer eher als diejenige, die es macht, bis sich jemand findet. Dass es dann ein Jahr, also eine ganze Legislatur dauert, hatte ich dann auch nicht erwartet. Es hat geklappt und ich bin an meiner Aufgabe gewachsen. Ich glaube, dass ich das rückblickend ganz gut gemeistert habe.

“Studium und Lehre hatte für mich Vorrang”

webMoritz Konntest du dich dann überhaupt um dein eigenes Referat kümmern, wenn du als kommissarische Vorsitzende so viel Arbeit hattest?

Anne Ich habe mir an manchen Tagen gewünscht, dass der Tag 48 Stunden hat, damit man auch mal ein bisschen Freizeit zwischendrin hat. Ich habe es immer so gehandhabt, dass ich am Montag, dem Tag der AStA-Sitzung, meinen Vorsitz-Tag gemacht habe und habe alles Wichtige für die Woche vorbereitet oder erledigt. Mein eigentliches Referat habe ich immer nebenher laufen lassen. Wenn es hieß, mich zu entscheiden, mache ich Vorsitzkram oder Studium und Lehre, habe ich mich immer für Studium und Lehre entschieden. Die Beratung und der Kontakt zu den Studierenden gingen für mich immer vor.

webMoritz Das klingt so, als ob die 20 Stunden in der Woche geschafft hast?

Anne Ja, du weißt, über Arbeitszeiten sprechen wir nicht. Aber ich hatte auch Wochen, wo ich mehr als 40 Stunden für den AStA gearbeitet habe.

webMoritz Du bist jetzt ins StuPa gewechselt. Warum bist du nicht im AStA geblieben?

Für mich habe ich gesagt, zwei Jahre im AStA reichen. Ich habe viel gesehen, an vielen Projekten mitgewirkt und habe für mich beschlossen, dass  ich das Ganze auch mal von der anderen Seite betrachten muss, nicht von der ausführenden sondern von der beschließenden Seite. Ich wollte einfach mal eine Ebene weitergehen.

“Man muss sich erst daran gewöhnen, nicht mehr zum internen System AStA zu gehören”

webMoritz Was war es für ein Gefühl nach dem Ausscheiden nicht mehr so viel vom AStA mitzubekommen?

Anne Man muss sich erst daran gewöhnen, dass man nicht mehr Teil dieses internen Systems ist. Auch wenn ich heute noch mit AStA-Referenten spreche, sage ich immer noch “WIR”. Klar versuche ich mit Felix Pawlowski, dem neuen AStA-Vorsitzenden, Kontakt zu halten und ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Aber sich daran zu gewöhnen, dass man nicht mehr täglich ins Büro geht und nicht mehr all diese Infos bekommt, ist schwieriger als ich dachte.

webMoritz Wie beurteilst du Felix’ bisherige Arbeit, auch bezogen auf seine Tätigkeit als ehemaliger Gremienreferent?

Anne Ich muss wirklich sagen und das tue ich nicht, um ihm zu schmeicheln, sondern weil ich es ernst meine: Er macht das wahnsinnig gut. Dafür, dass er erst drei Wochen im Amt ist, hat er schon verdammt viel auf die Beine gestellt, sich große Sachen vorgenommen und hat das Team auch gut im Griff. Er bringt eben schon das nötige Maß an Erfahrung aus seiner Tätigkeit als Gremienreferent mit. Ich glaube, dass er ein sehr, sehr guter AStA-Vorsitzender wird.

webMoritz Würdest du das auch über den neuen StuPa-Präsidenten Milos Rodatos sagen?

Rollentausch: Vorher war Annne Milos Chefin. Jetzt sitzt StuPa-Präsident Milos Rodatos Stupistin Anne vor.

Anne Ja, ich kenne Milos schon aus seiner Zeit als AStA-Referent für Politische Bildung. Ich war damals ja seine Vorsitzende, jetzt ist es andersrum. Ich wusste am Anfang nicht, was ich davon halten soll, dass Milos neuer StuPa-Präsident ist. Ich glaube aber, dass er das machen wird. So wie ich seine Arbeit bisher gesehen habe, denke ich, dass er das schaffen wird.

webMoritz Letzte Woche ist Felix Kremser als stellvertretender webMoritz-Chefredakteur nicht wiedergewählt worden. Wolltet ihr ihn im StuPa nicht wiederhaben?

“Ich kann mir nicht erklären, warum Felix nicht wiedergewählt wurde”

Anne Ich kann es nicht sagen. Nein-Stimmen gibt es ja immer wieder, das war bei der Wahl der moritz-Medien nicht anders als beim AStA. Ich kann mir aber nicht erklären, warum es, nach nochmaliger Erklärung von Milos, immer noch Leute gab, die scheinbar nicht wussten, wie man so einen Stimmzettel ausfüllt. Es ist mir schleierhaft, warum er nicht wiedergewählt worden ist. Felix hat gut gerechtfertigt, warum er letztes Jahr weniger gearbeitet hat, und gesagt, dass er jetzt für das nächste halbe Jahr komplett zur Verfügung steht. Wenn dass der Grund war, ihn nicht zu wählen, kann ich es nicht nachvollziehen.

webMoritz Danke für das Gespräch.

Fotos: David Vössing (Aufmacher), Johannes Köpcke (Milos)