Die vor zwei Jahren in Deutschland gegründete und ausschließlich in der Vorlesungszeit ehrenamtlich stattfindende, studentische Telefonseelsorge Nightline, findet nach nun mehr als zehn bundesweiten Standorten auch Einzug in die Universitätsstadt Greifswald. Am 08. Dezember trafen sich rund 20 Interessierte zu einem ersten Infoabend und zugleich Gründertreffen in der Universitätsklinik.

Was ist Nightline?

Die Förderinitiative Nightlines Deutschland e.V. ist ein flächendeckendes Netz, von Studierenden getragener Telefonanlaufstellen nach dem Vorbild englischer Nightlines. Sie erheben bewusst keinen Anspruch auf Professionalität, um somit mehr Studierende anzusprechen, ehrenamtlich mitzuarbeiten, sowie sich von der generellen Telefonseelsorge, beziehungsweise Psychotherapie abzusetzen. Ziel ist es dennoch, „auf der Niederschwelligkeit, auf der wir sind, besonders gut zu sein“, so eine der Gründerinnen, die bewusst nicht namentlich genannt werden möchte. Die auf Spenden basierende Stiftung Nightlines bietet in zwei Bereichen ihre Hilfe an: Zum einen bei allgemeinen Fragen, seien es Rückmeldefristen, Öffnungszeiten des BAföG- oder Prüfungsamtes und zum anderen für generelle, soziale Probleme. „Viele stellen auch bewusst zunächst als Vorwand allgemeine Fragen, weil sie sich nicht trauen, sich gleich zu öffnen. Somit ist es immer wichtig nachzufragen, ob es denjenigen gut geht“, gibt eine der Gründerinnen Einblick in die Arbeit der Seelsorge.

Das Besondere an Nightline ist wie der Name schon sagt, die Sprechzeit. Diese findet nämlich ausschließlich von 21 – 2 Uhr nachts statt. Die Idee dahinter ist, dass vor allem diejenigen ein offenes Ohr finden, die durch ihren alltäglichen Kummer nachts nicht zur Ruhe kommen und einfach mit jemandem reden möchten. Zunächst ist geplant, die Seelsorge dreimal die Woche und dann idealerweise, mit mehr Studierenden von Montag bis Freitag anzubieten, denn in der heutigen, stressigen Hochschullandschaft wird die Betreuung der Studierenden in ihren Problemsituationen immer wichtiger.

Bereits in zehn deutschen Universitätsstädten wurden Nightlines gegründet

Anonymität

Absolute Priorität der Nightliner ist die Anonymität, sowohl aus Sicht der Anrufenden als auch Zuhörer. So sollte nicht nur der Ort der Telefondienststelle, sondern auch die Tätigkeit an sich, als ehrenamtlicher Mitarbeiter geheim gehalten werden. Nur dann kann das Preisgeben von Sorgen, ohne subjektive Voreinstellungen gewährleistet werden. Außerdem ist jeder Nightliner gezwungen, eine Schweigepflichtserklärung zu unterzeichnen.

Was ist wenn ich nicht weiterhelfen kann?

Ist es einem Nightliner nicht möglich auf ein Problem angemessen zu reagieren, liegen Handlungspläne oder andere Telefonnummern bereit, auf die er verweisen kann. Der Nightliner hält dann Rücksprache mit anderen Institutionen (beispielsweise Anlaufstellen für Suchtgefährdete) und informiert sie über das anonyme Gespräch, damit sie sich im Falle eines Rückrufs darauf vorbereiten können. Außerdem werden immer zwei Nightliner an einem Abend zusammenarbeiten, so dass auch ihnen die Möglichkeit gegeben ist, nach einem sehr bewegenden Gespräch einen Ansprechpartner zu haben.

Wie werde ich Nightliner?

Die Telefonseelsorge von Studierenden für Studierende sucht vor allem empathiefähige und einfühlsame Telefonisten. Da sich der Verein in Greifswald noch im Aufbau befindet, werden aber vor allem auch Techniker und Werbetreibende gesucht, die dabei helfen können, eine eigene Homepage aufzubauen, Sponsoren zu finden, Schulungen und Weiterbildungen zu organisieren oder in Kontakt mit anderen Nightlinern Deutschlands zu treten. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft hat, kann sich unter greifswald@nightlines.eu melden oder auf der offiziellen, europäischen Homepageüber das Projekt weiter informieren. Ziel ist es noch in diesem Jahr die Stiftung zu gründen, in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres die Werbetrommel anzukurbeln und im März jeden Interessierten in einem Workshop zur Telefonseelsorge zu schulen, so dass zum Beginn des Sommersemesters die ersten Telefondienste angeboten werden können.

Bilder: Artikelbild – Givany Hecht via jugendfotos.de, Foto(Logo) – Anne Becker