Am gestrigen Dienstag ist Alexander Müller als Chefredakteur des moritz-Magazins zurückgetreten. Sein Rücktritt war nur ein Akt in einer unschönen Affäre um Beleidigungen, die Alexander im Rahmen der 24-Stunden-Vorlesung gegen AStA-Referenten, besonders gegen Maximilian Willmann, gerichtet hatte. Inzwischen hat sich im webMoritz-Leserkommentarbereich und auf dem Fleischervorstadtblog eine heftige Debatte um die Vorgänge entsponnen, an der sich nun auch webMoritz-Autor Gabriel Kords beteiligt:

Wie sich die studentischen Gremien in altbewährter Manier in einen Konflikt hineingesteigert haben, der viel mehr Opfer forderte, als er gemusst hätte.

Ein Kommentar

In der vergangenen StuPa-Sitzung wurde eine Personaldebatte über das Fehlverhalten Alexander Müllers geführt.

Alexander Müller hat einen schweren Fehler gemacht. Er hat sich alkoholisiert zu Beleidigungen hinreißen lassen, die in einem kaum zu überbietenden Maße zu weit gehen. Mildernde Umstände gibt es nicht. Das vorweg.

Unter diesen Vorzeichen ist Alexanders Rücktritt durchaus nachvollziehbar; für die Entscheidung, diese Konsequenz zu ziehen, ist ihm sogar Respekt zu zollen. Dennoch war der Rücktritt, besonders der sofortige, kein zwingendes Erfordernis aus den Vorfällen von Freitagnacht.

Dass sich die betroffenen AStA-Referenten schon früh darauf versteiften, Müllers Fauxpas vors StuPa zu bringen, war zwar ihr gutes Recht, ist aber keineswegs ein Beweis von Stärke. Denn Alexander hatte bereits weit vor der Sitzung – wenn auch erst auf gewissen Druck hin – deutlich gemacht, dass er seinen Fehltritt bereut und um Entschuldigung gebeten. Außerdem hatte er die Betroffenen um ein klärendes Gespräch ersucht, was ihm jedoch abgeschlagen wurde. Es mag nicht einfach sein, zu beurteilen, ob Alexander nur die Folgen oder auch den Vorgang bereut – der Verfasser ist nach vielen Gesprächen zu dem Schluss gekommen, dass er beides bereut. Dass er das womöglich auch noch öffentlich bekunden sollte, ist zumindest einen Gedanken wert.

Geschädigte setzten auf größtmöglichen Knalleffekt

Dass die Geschädigten aber trotzdem auf den größtmöglichen Knalleffekt gesetzt haben und mit dem StuPa unbedingt ein träges, unproduktives und unberechenbares Gremium mit einbeziehen wollten, darf durchaus als mimosenhaft und wenig weltmännisch bezeichnet werden. Dass sich Alexander diesem Theater durch seinen Rücktritt entzogen hat, kann ihm vor dem Hintergrund vergangener StuPa-Personaldebatten nicht verübelt werden.

Auch im Hinterzimmer hätte in aller gebotenen Deutlichkeit über Konsequenzen beraten werden können. Auf die nun gewählte Weise aber müssen auch viele Nicht-Täter leiden: Die Geschädigten am meisten, weil sie plötzlich Gegenstand der öffentlichen Diskussion sind, aber auch die Redaktion des moritz-Magazins, weil sie der Leidtragende jenes sinnlosen Fußtritts ist, den die durch den frühen Rücktritt in ihrer Eitelkeit gekränkten Parlamentarier dem weggelaufenen Alexander hinterherschickten: Ein Schreibverbot im moritz-Magazin.

StuPa- Maßnahme erinnert an zutiefst dunkeldeutsche Zeiten

Die (übrigens bei läppischen zwei Gegenstimmen verabschiedete) Maßnahme erinnert nicht zu knapp an zutiefst dunkeldeutsche Zeiten und ist in besonderer Weise Ausdruck der autokratischen und selbstherrlichen Eigenwahrnehmung des Parlaments. Sie trifft zudem die falschen: Alexander hat seine Texte inzwischen meistbietend an andere verkauft. Die Leidtragenden aber sind die Redakteure des Magazins, das derzeit ohnehin mit Strukturproblemen zu kämpfen hat. Müller wird dort bitter fehlen; dass seine Expertise dort unbedingt benötigt wurde, beweisen die letzten Ausgaben des Magazins, die ohne ihn entstanden .

So bleibt der fade Beigeschmack, dass die miserable Kommunikation und Umgangsform innerhalb der studentischen Gremien mal wieder ihre Opfer gefordert hat. Die Hauptschuld daran trägt unverkennbar Alexander Müller selbst. Mit Weitsicht, Besonnenheit und der Bereitschaft zu vergeben (die leider nicht eingefordert werden kann) hätten sich jedoch die Folgen im angemessenen Rahmen halten können.

Da bei veröffentlichten Kommentaren dieser Art die Leserkommentare relativ schnell ins beleidigende und in Off-Topic-Bereiche abgleiten und damit ein außerordentlich hoher Moderationsaufwand entsteht, hat die Redaktion entschieden, die Kommentarfunktion bei diesem Beitrag auszuschalten.

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Fotos: Christine Fratzke

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