„Ich will hier weg!“, ist der einzige Gedanke von Momo (Max Riemelt), der sich mit seinem Kumpel Dirk (Robert Gwisdek) aus der brandenburgischen Provinz zum Studium aufmacht. Die Dorfkneipe der Eltern liegt hinter ihm, das ungewisse Studentenleben vor ihm. Und Momo, der eigentlich lieber „Moritz“ heißt, probiert das Leben, zwischen WG und Massenvorlesung, zwischen alten Kumpels und neuen Freunden, zwischen Frauenschwärmen und Mathe-Nerds, zwischen der ersten Beziehung und der letzten Klausur.

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Der geniale Inder Aswin, der skeptische Momo und der fleißige Dirk müssen ihren Platz im Studium noch finden. (v.l.; Amit Shah, Max Riemelt, Robert Gwisdek)

Mit Vollgas im dritten Gang rauschen Momo und Dirk nach Darmstadt und beginnen gemeinsam Wirtschaftsmathematik zu studieren, ein Fach für Liebhaber von abstrakten Formeln und kryptischen Buchstaben. Während Dirk durchstartet, quält sich Momo, geht eigene Wege und beginnt lieber das Leben zu entdecken.

Da wäre sein neuer WG-Mitbewohner Bernd (Alexander Fehling). Was als Zwangsgemeinschaft startet, entpuppt sich als wertvolle Freundschaft. Der taxifahrende Frauenschwarm mit Hang zu fernöstlicher Selbstfindung studiert Architektur im x-ten Semester. Bernd ist das sympathische Klischee des lebensweisen Studenten, weder um Beziehungsratschläge noch um BH-Größen verlegen.

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Seine große Liebe Kerstin (Claudia Eisinger) trifft Momo standesgemäß im Waschsalon wieder.

Der indische Mathe-Crack Aswin (Amit Shah) paukt Momo derweil mit jeder Menge Kaffee durch das Vordiplom, und Momo revanchiert sich mit einem täglichen Abendseminar zum Partymachen.

Und dann taucht Kerstin (Claudia Eisinger) auf, spontan und lebenslustig, unerreichbar. Momo verliebt sich Hals über Kopf, erträgt es aber nicht, sie mit anderen knutschen zu sehen, flüchtet und verliert sie aus den Augen. Erst im siebten Semester trifft er sie wieder, standesgemäß im Waschsalon. Diesmal verlieben sich beide, und es geht erstmal ein Semester flöten.

Der stärkste Moment des Films ist die Krise. Irgendwann erträgt Momo sich, Kerstin, Bernd und das Studium nicht mehr. Es geht nicht mehr vorwärts und rückwärts, zwei Prüfungen sind vermasselt und eine Geschäftsidee ist verpufft. Die Flucht ist unmöglich, Kerstin trennt sich von ihm, er überwirft sich mit Bernd, verliert seinen Job an der Tankstelle.

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Erst beäugen sie sich skeptisch, aber dann werden Momo und Bernd (Alexander Fehling) gute Freunde.

Da taucht sein alter Schulkumpel Dirk wieder auf, inzwischen schon fertig mit dem Studium. Aber er ist nicht unbedingt glücklich darüber, auf der Überholspur durch die Uni gerauscht zu sein. Er quartiert Momo bei sich ein und hilft ihm wieder auf den Weg, und Momo hat ausgerechnet beim Lernen für die Abschlussprüfung die zündende Idee für das Leben danach.

Fazit: „13 Semester“ sind geschafft und der Film ist gelungen. Natürlich bietet das Studentenleben ein buntes Sammelsurium an Klischees, aber es kommt darauf an, wie man mit ihnen umgeht. „13 Semester“ behandelt sie alle sehr liebevoll, nicht laut und schrill sondern einfühlsam, fast authentisch. Die Figuren sind nicht überzeichnet, und die Studentenbuden sehen nicht nach bemalter Kulisse aus. Auch wenn die Badewanne voll dreckigen Geschirrs oder der versiffte Teppich nach der WG-Party nicht fehlen.

Das große Plädoyer des Films ist das Ausprobieren. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden hat Momo alle Freiheiten und erstmal nur zwei Hürden: das erste und das letzte Semester. Dazwischen soll und darf viel passieren – Komisches, Tragisches und auch Ernstes. Dass der Film als Rückblende konstruiert ist, macht ihn manchmal etwas hektisch, aber auch nicht unglaubwürdig. Denn genauso ist das Leben als Student – mal hier, mal da, und immer auf der Suche nach dem Weg.

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Regisseur Frieder Wittich ging zusammen mit Humor-Altmeister Loriot nochmal das Drehbuch durch.

Und man fragt sich nebenbei, warum nicht schon eher jemand darauf kam, das Studentenleben zu verfilmen. Hauptdarsteller Max Riemelt kennt das Studentenleben zwar nicht aus eigenen Erfahrungen, der Autodidakt überzeugt aber einmal mehr nach „Napola“ und „Der rote Kakadu“. Regisseur Frieder Wittich traf sich bei der Vorbereitung des Films mit Humor-Altmeister Loriot, und berichtet im Youtube-Making-Of ehrfürchtig von dessen Ratschlägen. Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg verrät, dass er genau 13 Semester studierte, der Name des Films damit aber nichts zu tun habe. Er schrieb unter anderem die Drehbücher für die Ulk-Klamotten „1/2 Ritter“ und „U 900“.

Mehr Infos:

www.13semester.de

“13 Semester” läuft noch Sonntag und Montag um 17.30 Uhr im CineStar, am Dienstag um 20 Uhr, und am Mittwoch um 17.30 und 20 Uhr.

Fotos:

(C) 20th Century Fox Deutschland