Der Streit um das Theater Vorpommern zwischen den Gesellschaftern Greifswald, Stralsund und Rügen ist nach Ansicht von Oberbürgermeister Arthur König beigelgt. Die drei Gesellschafter haben sich auf eine Änderung des von Greifswald gekündigten Vertrags geeinigt. In Zukunft müssen alle Beschlüsse der Gesellschafterversammlung einstimmig getroffen werden.

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Kultursenator Ulf Dembski und Oberbürgermeister Arthur König (Archivbild von April 2009)

Greifswald hatte den Vertrag im März gekündigt, nachdem die beiden anderen Gesellschafter gegen den Willen Greifswalds ein Verlängerungsangebot für den Vertrag von Intendant Anton Nekovar gemacht hatten. Damals bedurften die Entscheidungen der Gesellschafter lediglich eine Stimmenmehrheit. Greifswald hatte eigentlich fokussiert, dass die beiden großen Gesellschafter Stralsund und Greifswald einstimmig entscheiden müssen, da Rügen nur einen Anteil von 4,7 Prozent der Anteile am Theater hält. In der neuen Regelung ist das allerdings nicht berücksichtigt. Da Einstimmigkeit erforderlich ist, hat Rügen nun die Möglichkeit, Beschlüsse zu verhindern wie Greifswald.

Der Aufsichtsrat des Theaters hatte sich vor dem kritisierten Beschluss zur Vertragsverlängerung gegen eine Verlängerung des Vertrags von Nekovar ausgesprochen. Dessen Führungsqualitäten und Personalentscheidungen waren heftig kritisiert worden, auch von Mitarbeitern aus dem eigenen Haus. Angeblich gab es auch eine Unterschriftenliste, auf der sich mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter gegen den Intendanten aussprachen. Diese Liste verschwand allerdings unerklärlicherweise.

Der geänderte Gesellschaftervertrag ist gestern bereits unterschrieben worden und damit wirksam. Die Bürgerschaft muss in ihrer konstituierenden Sitzung am 13.7. allerdings noch rückwirkend grünes Licht geben. Arthur König teilte mit, er habe mit den Fraktionsspitzen Rücksprache gehalten und alle hätten ihm Zustimmung signalisiert.

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Insbesondere die Vertragsverlängerung von Prof. Anton Nekovar war umstritten.

Neben der Änderung der Abstimmungsmodalitäten haben sich die Gesellschafter auch darauf geeinigt, dass die Verträge der Geschäftsführer (Intendant Anton Nekovar und Verwaltungsdirektor Hans Peter Ickrath) “einheitlich letztmalig bis zum 31.07.2012  verlängert” werden sollen. Auch Nachfrage sagten Arthur König und Kulturdezernent Ulf Dembski, dass mit einer Vertragsverlängerung über dieses Datum hinaus nicht zu rechnen sei.

Außerdem gibt es noch zwei weitere Neuerungen:

  • Die Gesellschafter bekommen “alle beabsichtigten Personalentscheidungen (insbesondere im Hinblick auf Vertragsverlängerungen, Nichtverlängerungen und Änderungskündigungen) auf Ebene der Direktoren bzw. leitenden Angestellten, die nicht einem Haustarifvertrag unterleigen”, in Zukunft vor ihrer Umsetzung vorgelegt und müssen genehmigt werden.
  • Außerdem wurde beschlossen, das “zur Minderung der theater-internen Streitigkeiten” ein geeigneter professioneller Personalberater engagiert wird, um gemeinsam mit Gesellschaftern und Beteiligten nach Lösungen zu suchen. Die Auswahl des Beraters soll durch die Gesellschafter erfolgen.

Auf die Frage, ob die Wogen zwischen den Gesellschaftern nun geglättet seien, antwortete König etwas ausweichend. Es habe zu Beginn der Verhandlungen unterschiedliche Auffassungen gegeben, aber nun sei zwischen den Gesellschaftern wieder alles in Ordnung. Ob die Kündigung des Vertrags, die vor allem von den Oppositionsparteien im Kommunalwahlkampf scharf kritisiert worden war, seiner Ansicht nach notwendig war, sagte König nicht.

Angesprochen auf die künftige Finanzierung des Theaters, sagte König, die Finanzierung durch die Stadt Greifswald solle trotz der absehbar schwierigen Haushaltslage der nächsten Zeit so weiterlaufen wie bisher. Seines Wissens sei das auch der politische Wille in der neuen Bürgerschaft. Derzeit zahlt die Stadt im Jahr etwa 3 Millionen für das Theater. Wie die angekündigte Kürzung der Landesmittel aufgefangen werden soll und ob politisch noch etwas dagegen unternommen werden soll, sagte König indes nicht. Insbesondere letzteres zu koordiniern sei Aufgabe der Theater-Geschäftsführung.

Bilder:

  • König&Dembski: Carsten Schönebeck (Archiv)
  • Nekovar: Theater Vorpommern