Die monatelangen Eskapaden um den Vertrag von Prof. Anton Nekovar, Intendant des Theaters Vorpommern, haben ein vorläufiges Ende gefunden. Bereits im November hatte sich der Aufsichtsrat des Theaters mit 7 zu 2 Stimmen gegen eine Verlängerung seines Vertrags über den 31. Juli 2010 hinaus ausgesprochen.

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Anton Nekovar (Foto: Vincent Leifer)

Das letzte Wort in dieser Sache hatten allerdings die Gesellschafter des Theaters – die Städte Stralsund, Greifswald und der Landkreis Rügen. Während Greifswald, vertreten von Kulturdezernent Ulf Dembski (SPD), entsprechend der Empfehlung des Aufssichtsrats votierte, berücksichtigten die Vertreter Stralsunds und Rügens den Vorschlag des Gremiums nicht. Daher wurden mit der Mehrheitsentscheidung Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit dem Intendanten eingeleitet.

Gegner: Despotischer Stil

Der Aufsichtsrat hatte sich gegen eine Verlängerung des Vertrags ausgesprochen, weil in den vergangenen Monaten mehrfach Zweifel an den Führungsqualitäten des Intendanten laut geworden waren. Nekovar hat diese Position seit 2005 inne. Vor einigen Monaten war eine Unterschriftenliste aufgetaucht, auf der sich mehr als Drei Viertel der rund 200 Mitarbeiter des Theaters gegen den Intendanten gestellt hatten.Verschiedentlich war zu hören, Nekovar pflege einen “despotischen Stil.” Außerdem vernachlässige er für Opern die anderen Sparten des Theaters.

Befürworter: Vorkämpfer gegen Theater-Abbau

Zu Nekovars Verteidung hatten andere, zum Beispiel der Theater-Förderverein “Hebebühne”, eingewendet, der Intendant habe dem Ansehen des Theaters erheblich genutzt. So seien in den letzten Jahren mehrere Inszenierungen am Theater Vorpommern gelaufen, die ohne Nekovars Engagement wahrscheinlich nicht stattgefunden hätten. Außerdem sei es auf Nekovar zurückzuführen, dass 2010 der Welt-Wagner-Kongress in Vorpommern stattfinde. Außerdem ist Nekovar ein entschiedender Gegner und Kämpfer gegen Planungen des Landes, die Theaterlandschaft in M-V weiter zu beschneiden.

Das Theater Vorpommern hat sein Intendant und das Gezänk um ihn jedenfalls bereits Köpfe gekostet: Mit Ende der laufenden Spielzeit wird der Generalmusikdirektor am Theater, Mathias Husmann, das Feld räumen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass sein schlechtes Verhältnis zu Nekovar ein entscheidender Faktor bei dieser Entscheidung gewesen ist.

Ob es nun wieder ruhig um die Position des Intendanten wird, ist natürlich noch nicht geklärt. Ulf Dembski kündigte in der OZ an, die Stadt werde prüfen, ob die Meinungsverschiedenheit mit den weiteren Gesellschaftern Konsequenzen  für die zukünftige Zusammenarbeit habe. Auch Aufsichtsratschef Dr. Rainer Steffens zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung.

* Update 12.3. *: Stadt fühlt sich hintergangen

konigkleinDie Stadt hat heute eine Erklärung zur ihrer Haltung in der Gesellschafter-Sitzung veröffentlicht. Oberbürgermeister Dr. Arthur König wird darin mit den Worten zitiert:

„Es hat vor der Gesellschafterversammlung klare Absprachen mit Stralsund und Rügen gegeben, wonach sich Rügen als kleiner Gesellschafter mit nur 4,7 Prozent Anteil der Stimme enthält.”

Sofern die Darstellung der Stadt stimmt, ist die Verärgerung des Bürgermeisters natürlich nachvollziehbar, da der Landkreis Rügen mit seinem winzigen Gesellschaftsanteil dann das Zünglein an der Wage gewesen wäre.

Auch Kultursenator Ulf Dembski, der die Stadt in der Sitzung vertreten hatte, zeigt sich in der Pressemeldung erneut  verägert. Er vermutet Absprachen hinter dem Rücken der Stadt Greifswald. Das Thema soll nun nun auf der nächsten Sitzung des Hauptausschusses der Bürgerschaft am kommenden Montag behandelt werden.

Welche Konsequenzen aus der Schlappe der Stadt in der Gesellschafterversammlung gezogen werden, bleibt mindestens bis zu dieser Sitzung weiter unklar. Ein Zerbrechen der Gesellschaft würde eine enorme Schwächung für den Theaterbetrieb in Vorpommern bedeuten und erscheint daher eher unwahrschleinlich.

Aus Dembskis Sicht ist die derzeitige Lage jedenfalls düster:

„Eigentlich ist das Klima vergiftet und das Vertrauen dahin. Ein Intendant gegen die klare Mehrheit des Aufsichtsrates, gegen die Mehrheit der Belegschaft und gegen einen der beiden Hauptgesellschafter – das ist katastrophal.”

Links zum Thema:

Fotos: Theater Vorpommern (Porträt Nekovar), Presse-Foto (Porträt König) und webMoritz-Archiv