Die weltweite Finanzkrise, die nach und nach immer mehr Unternehmen erfasst, macht auch vor Greifswald nicht halt. HanseYachts – nach Universität  und Klinikum einer der größten Arbeitgeber der Hansestadt – kündigte in der letzten Woche an, 110 Mitarbeiter zu entlassen. WebMoritz traf sich mit Vorstandsmitglied Udo Potthast, um über die derzeitigen Probleme, aber auch über die Erfolge der Werft zu sprechen.

HanseCup Greifswald - Quelle: Pressefoto HanseYachts

Potthast erzählt, dass der heutige Vorstandsvorsitzende Michael Schmidt die Bauform für die künftige “Hanse 291” 1993 kaufte. Gemeinsam mit den ersten Mitarbeitern begann er in der lange brach liegenden Werft mit der Konstruktion: “Seitdem ist das Unternehmen jährlich um etwa 40 Prozent gewachsen. Selbst wenn wir die Auswirkungen der Finanzkrise miteinbeziehen, haben wir auch im letzten Jahr unterm Strich zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen”, so Potthast.

Heute ist HanseYachts der drittgrößte Serienhersteller von Segelyachten weltweit und hat sich mit der Übernahme des skandinavischen Motorbootherstellers Fjord und der englischen Traditionsmarke Moody zwei zusätzliche Standbeine zugelegt. Dennoch ist der Bezug zur Heimatstadt nach wie vor stark: “Wir gehören einfach zu Greifswald. Hier sind unsere Wurzeln und hier bleiben wir”.

Das Erfolgskonzept von Hanseyachts beinhaltete von Beginn an eine gewisse Bodenständigkeit und Kundennähe. “Wir wollen möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben, den Traum von einem eigenen Boot zu ermöglichen”, erläutert Potthast.

Im Frühjahr 2007 ging das Unternehmen mit großem Erfolg an die Börse: “Der Börsengang hat es uns möglich gemacht in den letzten zwei Jahren etwa 30 Millionen Euro in die Greifswalder Werft zu investieren. Dennoch sind wir finanziell unabhängig geblieben. Vor allem Pensionsfonds und institutionelle Anleger im In- und Ausland haben Anteile gekauft. Denen geht es nicht um das schnelle Geld, sondern um Sicherheit und Konstanz.”

Doch auch diese Anlegerstruktur schützte die Aktie nicht: “Solche Fonds haben klare Vorstellungen. Segel- und Motorboote sind natürlich ein Luxusgut. Wenn es den Menschen finanziell schlechter geht, sparen sie dort zuerst. Und wenn sich, wie seit etwa sechs Monaten durch die Finanzkrise, eine Rezession ankündigt, werden Anteile von Unternehmen wie HanseYachts prinzipiell abgestoßen.” So erklärt sich der Kurseinbruch in den letzten Monaten um fast 80 Prozent auf mittlerweile nur noch gut vier Euro.

Doch wie geht es jetzt weiter bei HanseYachts? „Dass wir Mitarbeiter entlassen mussten ist für uns alle nicht leicht gewesen. Diese Stellen sind aber weder durch Managementfehler vernichtet worden, noch wurden sie ‚wegrationalisiert‘. Das war eine notwendige Reaktion auf die Auswirkung der Finanzkrise. Wir sind guter Hoffnung, dass das Unternehmen gestärkt aus dieser Krise herausgehen wird. Das Interesse an unseren Produkten ist immer noch groß, nur sind die Kunden zurzeit sehr zögerlich. In einem Jahr sieht es vielleicht schon wieder ganz anders aus.”