„Etwas ist faul im Staate Dänemark!“, wird in Shakespeares Hamlet zu Recht vermutet.
Faul scheint auch einiges in den Gremien unserer Universität zu sein, wenn man sich den Hergang der nicht erteilten Dienstverlängerung von Professor Manfred Jürgen Matschke genauer betrachtet.

Schon seit der geplatzten Ehrenpromotion von Jürgen Radomski 2006 ist das Verhältnis zwischen Rektor Professor Rainer Westermann und dem Senatsvorsitzenden Matschke getrübt. Seit April kocht die Gerüchteküche erneut. Um über sein 65. Lebensjahr hinaus für ein weiteres Jahr bis zum Oktober 2009 an der Universität tätig sein zu können, reichte Matschke beim Ministerium für Bildung, Wissenschaft und
Kultur Mecklenburg-Vorpommern einen Antrag auf Dienstverlängerung ein. Mit der Ablehnung dieses Antrages hat kaum jemand gerechnet und auch die Begründung für die Entscheidung trifft im Nachhinein bei Vielen auf wenig Verständnis.
Kein Interesse Laut Bildungsministerium beruht die Beurteilung auf Paragraph 44 des Landesbeamtengesetzes. Danach benötigt eine Verlängerung ein dienstliches Interesse.
Dazu wird die Stellungnahme der betroffenen Hochschulleitung eingeholt. Sind die von ihr dargelegten Gründe für oder gegen eine Verlängerung nachvollziehbar und nicht willkürlich, schließt sich das Ministerium in der Regel dem Votum der Hochschulleitung an. Für eine Verlängerung spricht: „dass eine zeitnahe Neuberufung auf die Professur nicht möglich ist, die Stelle in naher Zukunft ohnehin wegfällt oder – in der Medizin – die Krankenversorgung gesichert werden muss“, so
das Ministerium. „Wenn die Stelle zwecks Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses neu besetzt werden soll“, wird ein solcher Antrag meist abgelehnt. Laut Pressesprecherin des Bildungsministeriums Johanna Hermann ist die allgemeine Tendenz innerhalb der Hochschullandschaft Mecklenburg-Vorpommerns, „dass die Fachhochschulen des Landes von dieser Möglichkeit regelmäßig Gebrauch machen, während die Universitäten seit 2007 überwiegend keine Dienstzeitverlängerungen
von Professoren, mit Ausnahme aus dem Bereich der Medizin, mehr befürworten“.

Im Falle Matschkes sieht der Rektor das dienstliche Interesse für die hiesige Universität nicht gegeben, wichtiger ist ihm dagegen die Förderung junger Akademiker. Jedoch fehlt dieser Entscheidung die notwendige „Logik“ in Anbetracht zweier Aspekte: Zum einen wurde die vakant werdende Stelle erst kürzlich von der Universität für eine Neubesetzung ausgeschrieben, womit frühestens in einem Jahr mit einer Neubesetzung zu rechnen ist. Zum anderen unterbreitete der Rektor der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät das Angebot, den Lehrstuhl bis dato von Professor Matschke vertreten zu lassen.
Viele Verdienste Für den damaligen Rat der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät stand dagegen die Weiterbeschäftigung von Professor Matschke außer Frage. Seine Zustimmung für die Dienstverlängerung wurde jedoch weder vom Rektor noch vom Bildungsministerium berücksichtigt. In einer offenen Erklärung äußerte er daraufhin seine Bedenken, dass zukünftig derartige zentrale Angelegenheiten nicht mehr über den Kopf der Gesamtfakultät hinweg getroffen werden dürften. Der damalige Fakultätsratsvorsitzende Professor Roland Rollberg sagt hierzu: „Ich finde es äußerst befremdlich, dass auf die
zahlreichen vorgetragenen fundierten Argumente für die beantragte Verlängerung des Dienstverhältnisses nicht eingegangen wurde. Insofern frage ich mich, ob es überhaupt zu einer ermessensfehlerfreien Entscheidung gekommen ist, auf die der Antragsteller einen Anspruch hat.“
Seit 13 Jahren trägt Professor Matschke durch seine intensiven Forschungen nicht nur zur guten Reputation des Bereichs
der Wirtschaftwissenschaften in der Öffentlichkeit bei. Er hat sich darüber hinaus auch kontinuierlich für den Erhalt
des Institutes und die Sicherstellung einer guten Lehre eingesetzt. Rollberg erläutert: „Herr Kollege Matschke hat seit 1995 wiederholt sehr viel Kraft und Zeit für den Fortbestand des wirtschaftswissenschaftlichen Bereichs an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät in Greifswald geopfert. Vielleicht gäbe es uns ohne ihn schon gar nicht mehr.“ Außerdem war es ihm möglich während der Zeit erfolgreich viele Drittmittel für die Forschung zu erwerben.Im letzten Jahr hat Professor Matschke zum Beispiel in Zusammenarbeit mit den anderen Hochschulen des Landes ein größeres Drittmittelprojekt von etwa
960.000 Euro über drei Jahre an Land ziehen können. “Einer solchen Person sollte man die Chance einräumen, noch mehr Zeit für Forschung und Lehre zu bekommen“, konstatiert der ehemalige Hochschulrektor Professor Jürgen Kohler. Auch die BWL-Studenten Mathias Krüger und Paul Hahnert sind sich in dieser Hinsicht einig: ?Professor Matschke ist das Aushängeschild unseres Institutes. Man kann ihn nicht einfach so abschieben.?

Widersprüche

Lobenswert sind zudem die Bemühungen des Hochschullehrers als Senatsvorsitzender für das allgemeine Wohl der gesamten Universität. „Professor Matschke hat ein gutes politisches Gespür. Die Verhandlungen führt er zielführend, er ist
kompromissfähig und bringt eine Portion Mut und Fleiß mit, die für die Leitung des Senats gebraucht wird“, erklärt Kohler. Nicht zuletzt aufgrund dieser Argumente wurde Matschke im April dieses Jahres ein zweites Mal zum Vorsitzenden des Senates
gewählt. Und das, obwohl zur Zeit seiner Kandidatur bekannt war, dass er das Amt nur mit einer Dienstverlängerung
länger als ein halbes Jahr ausführen kann. Der Rektor hingegen wollte sich nicht zu der Arbeit von Professor Matschke äußern und entgegnet: „Ich halte es nicht für sachdienlich, öffentlich Bewertung der Tätigkeit anderer Funktionsträger der Universität abzugeben.“

Gegner

Wenn Professor Manfred Matschke am Ende dieses Semesters die Greifswalder Uni verlassen muss, wird er kein Hochschulmitglied
mehr sein. Demzufolge würde auch die Berechtigung entfallen, Aufgaben innerhalb der Universitätsverwaltung wahrnehmen zu können. Gleiches tritt ein, wenn Professor Matschke außer halb der Dienstverlängerung den Lehrstuhl kommissarisch für ein weiteres Jahr vertritt. Unter diesen Umständen stünde eine Neuwahl des Senatsvorsitzenden an. Rekapitulierend ist es offensichtlich, dass Professor Matschke einerseits als „Gast“ an der Greifswalder Alma Mater willkommen ist und als Vertretung einen Ausfall der Lehre vermeiden soll. Andererseits ist es ersichtlich, dass Matschke in seinem Amt
als Vorsitzender des Senats nicht nur Befürworter unter den Gremienmitgliedern findet. „Ein Mann mit Profil hat niemals
nur Freunde, sondern stets auch Gegner!“, kommentiert Rollberg die gegebene Situation.

Geschrieben von Cornelia Bengsch