„Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels”

Regie: Steven Spielberg

Eine Filmkritik von Arvid Hansmann

Szene aus dem Film

Im Jahre 1957 überfällt eine sowjetische Spezialeinheit das streng geheime „Area 51″ in den USA, um die sterblichen Überreste eines Aliens zu rauben, durch die sie zum sagenumwogenen Goldreich der Inka und der Macht ihrer „Götter” gelangen will …

Darauf lässt sich die Handlung der jüngsten Gemeinschaftsarbeit zweier Herren reduzieren, die einst für eine Bewegung standen, die sich „New Hollywood” nannte. Es ist mittlerweile über 30 Jahre her, dass sie sich mit ihren Filmprojekten von den Dogmen der „alten Studiobosse” lösten, die das Schaffen der Traumfabrik von deren „Kinderschuhen” an bestimmt hatten.

Doch mittlerweile sind die Bärte der beiden Herren ebenso ergraut. George Lucas und Steven Spielberg haben Maßstäbe gesetzt, die das Genre „Fantasy und Science Fiction” in der Ausgestaltung von Handlung und Charakteren sowie in seiner Detailfreude bis heute bestimmen. Während der eine den Blick in die Sterne nur als „Folie” nahm, um den „tausendgesichtigen Helden” durch ein dualistisches „Macht”-Gefüge wanken zu lassen, war der andere meist an der irdischen Verortbarmachung zumindest eines Protagonisten interessiert, um sein Gegenüber als „extraterrestrisch” zu definieren.

Mit der gemeinschaftlichen Umsetzung des „Indiana Jones”-Stoffes ist es ihnen gelungen, Stereotypen zu prägen, die mittlerweile einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis der abendländischen Film- und Fernsehkultur eingenommen haben.

Szene aus dem Film

Auch wenn man die Klassifizierung „Abenteuer” ebenfalls als „Folie” abstrahieren kann, hinter der sich beispielsweise im ersten Teil („Jäger des verlorenen Schatzes“, 1981) deutlich der, von „Star Wars” bekannte, Dualismus zwischen den aufrichtigen „Dr. Jones” und dem machthungrigen „Belloq”, der sich mit der „dunklen Seite” verbündet, abzeichnet, ist es doch vor allem der phantasievollen Ausprägung historischer Details und überraschender „Spielereien” zu verdanken, dass sich die drei ersten Filme einer großen Beliebtheit erfreuen.

Die Bedeutung die Harrison Ford für die Gestaltung der Rolle des abenteuerlustigen Universalgelehrten hat, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die selbstironische „Hau-Drauf-Mentalität”, die er bereits als „Han Solo” an den Tag legte (dessen Fehlen der neueren „Star Wars”-Trilogie bei vielen „Fans” gravierende Defizite eingebracht hatte), ließ ihn zu einem Sympathieträger werden, der lediglich durch die Vaterrolle Sean Connerys im dritten Teil („Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, 1989) exponenziert wurde.

„Lieber nichts riskieren”

All dies lag nun als „große Bürde” auf Duo Lucas und Spielberg, als sie sich entschlossen, sich in die Serie der Neuauflagen „ruhender Mythen” einzureihen. Man könnte dabei beispielsweise auf „Rambo IV” (auch in der Regie Sylvester Stallone, 2008) verweisen, auch wenn er inhaltlich nur wenig Parallelen bietet, um zu verdeutlichen, dass man zwangsläufig auf das Alter des Schauspielers Bezug nehmen muss.

Wenn man Harrison Ford ankreidet, dass er sich mit 66 Jahren noch immer als „Actionheld” sieht, dann wurde ihm im „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” die Chance gegeben, dem „altersgerecht” zu entsprechen. Durch die Gestalt des unehelichen Sohnes (Shia LeBeouf) wird auch er in die Rolle des alternden Vaters versetzt. Der Selbstironie hat sich ein Fünkchen „Weisheit” beigesellt. Generell schafft er es den Bruch von fast zwei Jahrzehnten durch ein charakterliches Kontinuum zu überwinden – er hat seine alten Manieren beibehalten.

Jene „alten Manieren” sind es, auf die Produzent und Regisseur gesetzt haben: „Never change a winning team.” Doch können die Handlungsabläufe und Bildkompositionen den Sehgewohnheiten des beginnenden 21. Jahrhunderts noch entsprechen? An dem, was man an diesem Film kritisieren mag, macht sich vielleicht so etwas wie ein „Generationsbruch” deutlich. Während die einen loben, mit welcher Detailfülle und historischer Plastizität die Gestaltung des universitären Umfeldes des „großen Archäologieprofessors” in der ersten Hälfte des Filmes umgesetzt wurde, kritisieren die anderen dies als einen „zu langatmigen” Einstieg, bevor es „richtig zu Sache geht”.

Dabei liegen im weiteren Verlauf des Filmes die „überraschenden” Akzente lediglich in einigen Details – in der eigentlichen Handlung läuft alles „wie man es kennt”. Charakterisierung und Schicksal der „Bösen” erfolgt nach altbackenen Stereotypen bis hin zum „Kleine-Negerlein-Schema”.

Cate Blanchett wird nur selten die Chance gegeben, der Rolle der frigiden sowjetischen Agentin individuelle Finnessen zu verleihen, die über die die eigenwillige Kostümierung hinausgehen. Karen Allen und John Hurt können demgegenüber – im Rahmen der gegeben Möglichkeiten – als mitfühlende Mutter bzw. verwirrter Professor überzeugen.

Mit der deutlich ersichtlichen Prämisse, kein Risiko einzugehen, haben die einstigen „Revoluzzer” Lucas und Spielberg deutlich gemacht, dass sie mittlerweile ein „konservatives Hollywood” verkörpern, das dem entspricht, was der „Mainstream” gewohnt ist.

Eine Filmkritik von Arvid Hansmann

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