In den Moritz Medien brodelt es. So sehr, dass ein Redakteur (Geschlecht, Name & Redaktion ananonymisiert) es nicht mehr aushielt und uns per E-Mail einen Hilferuf schrieb.

Es geht um Uwe Roßner, den Chefredakteur (Bild rechts) von “WebMoritz.de” und seinen Stellvertreter Tobias Winkler. Beide bekommen von der Studentenschaft (vertreten durch das StuPa) jeden Monat jeweils 180 Euro überwiesen.

Dafür leisten sie jedoch praktisch nichts – so der Vorwurf des Redakteurs. In seiner E-Mail schreibt er uns:

“Vielleicht möchtest Du Dich einmal mit der Arbeitsmoral von Uwe Roßner befassen? Zähle doch mal seine Artikel in der Ostsee-Zeitung der letzten Wochen und Monate und vergleiche sie mit der Zahl der Artikel auf der moritz Website.”

Tatsächlich ist Uwe Roßner ein sehr fleißiger Autor in der Ostsee-Zeitung. Im webmoritz jedoch ist die Anzahl der Artikel überschaubar. In den Monaten März und April wurden folgende Anzahl an Artikeln und Kurzmeldungen veröffentlicht:

  • Universität: gar keine (0)
  • Politik: 3 Artikel & 5 Pressemitteilungen (PM)
  • Greifswald: gar keine – nur 4 PMs
  • Feuilleton: 5 Artikel & 5 PMs
  • Universum: 4 Artikel und 5 PMs
  • Nachrichten: gar keine – nur 3 PMs

Die Pressemitteilungen sind oft eins zu eins kopiert und enthalten in der Regel drei bis fünf Sätze. Für die restlichen 12 Artikel erhielten die zwei Chefredakteure also 720 Euro. Nun könnte man sagen, dass Semesterferien waren und es jetzt sicher besser ist. Doch das genau beklagt der Redakeur:

“Lese dir mal den Ankündigungsartikel über die Veranstaltung “startgreifbar” die in der heutigen OZ-Ausgabe durch [Link]. Verwunderlicherweise war Uwe bisher nicht in der Lage, das Thema für sein Hauptmedium [webmoritz, d. Verf.] zu bearbeiten, auch wenn es indirekt im Artikel behauptet wird.”

Soll heißen: Herr Roßner ist offenbar so sehr mit seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter bei der Ostsee-Zeitung beschäftigt, dass er vergessen hat, dass er eigentlich noch Chefredakteur des webmoritz ist. Auf dem webmoritz findet sich daher kein Artikel über die Firmenbörse…

Und auch die meisten anderen webmoritz-Artikel wurden zunächst in der OZ veröffentlicht und dann (wesentlich später) lieblos ins Webportal hineinkopiert. Das man Artikel im Internet anders schreibt und auch anders layoutet (Fotos, Links, Absätze) als in einer Zeitung, ist dem Chefredakteur offenbar egal. Man munkelt er wüsste noch nicht mal wie man einen Link setzt, zu mindestens finden sich in seinen Artikeln nirgendwo welche.

Nun könnte man glauben, dass Uwe als Chefredakteur noch andere Dinge zu tun hat. Zum Beispiel Redaktionskonferenzen abhalten oder die Website programmieren. Doch ob es eine Redaktion gibt, ist umstritten. Im StuPa behauptet Uwe weiterhin, es gäbe zehn “feste” Mitarbeiter. In den anderen Redaktionen hat sie bisher niemand gesehen. Unter fast allen Artikeln steht ausschließlich Uwe’s Name und der Bereich “Redaktion” auf der Website ist leer. Die Programmierer seines Vorgängers hat er vergrault.

Doch das StuPa unternahm in den letzten 12 Monaten nichts. Während AStA-Referenten schon nach kurzer Fehlzeit mit Kürzungen von Aufwandsentschädigungen bestraft werden, schaute man bei Uwe nicht so genau hin.

Björn Buß und Maria Trixa, die Chefredakteure für Moritz-Print haben von der Abkassiererei im web-Bereich die Faxen dicke. Während sie oft mehrere Nächte hindurch layouten müssen, um ihr Print-Magazin fertig zu stellen, sehen sie, dass beim webmoritz nichts passiert.

Daher machten sie etwas, was wohl einmalig in der Geschichte des moritz ist. Im neuen Print-Moritz beschwerten sie sich in einem Artikel über den Kollegen im Büro nebenan. Ein Auszug:

“Die Redaktion des webmoritz soll inzwischen vorhanden sein, glaubt man den jetztigen Chefredakteuren Uwe Roßner und Tobias Winkler. Trotzdem fiel [dem StuPa, d. Verf.] nicht auf, dass Inhalte nur sehr selten und hauptsächlich in Form von Kulturbeiträgen oder Pressemitteilungen vom Chefredakteur persönlich auf webmoritz.de erscheinen.

Das Layout sieht genauso aus [… wie vor 12 Monaten, d. Verf.]. Fast schon regelmäßiger erscheinen Beiträge Roßners in der Lokalzeitung. […] Vertrauensvoll wurde [vom StuPa] den Rechenschaftsberichten [der webmoritz-Redakeure] geglaubt. Roßner und Winkler wollen ein weiteres Jahr “zeitnah, kritisch und weiterdenend am Puls der Stadt und der Universität berichten.” [Der ganze Artikel]

Die Rolle des Stellvertreters Winklers ist dabei mindestens genauso seltsam wie die von Roßner. In den Monaten März und April findet sich der Name des Stellvertreters unter keinem Artikel (soweit ich es sah – Achtung kann jetzt im Nachhinein geändert werden!).

Genauso wenig ist etwas von den anderen “zehn festen Redakteuren” zu finden. Ein anderer (anonymer) Redakteur aus dem Printmoritz behauptet, er habe einmal zwei Redakteurinnen gesehen. Eine davon hätte sogar auch mal eine Buchkritik für den webmoritz geschrieben.

Im Februar hatte Herr Roßner dann eine gute Idee und ließ dem webmoritz vom AStA ein Fortbildungsseminar in Berlin finanzieren. Thema: “Einführung in den Onlinejournalismus”. Dass der Chefredakteur diese Fähigkeiten laut Anforderungsprofil der Stelle eh mitbringen sollte, fiel dem AStA nicht auf. Er bewilligte die 380 Euro kurzerhand.

Maria Trixa, stellv. Chefredakteurin von Moritz-Print dazu: “Ich such mir jetzt auch ein Seminar raus, dass 400 Euro kostet”.

Meine Meinung:

Eigentlich wollte ich einen solchen Artikel nicht schreiben. Zum einen bin ich durch meine eigene Geschichte mit dem webmoritz (Chefredakteur 09/06-01/07) befangen, zum anderen bin ich jetzt auch “die Konkurenz”. Aber die zwei Chefredakteure sind offensichtlich völlig fehl am Platz ohne das selbst zu erkennen. Wenn Ihnen nun das AStA auch noch teure Fortbildungsseminare finanzieren will, weil die Grundlagen offenbar schlicht fehlen, hört jedoch meine Zurückhaltung hier auf. Jeder privater Blog leistet mehr als der webmoritz – jedoch ohne dafür Geld zu bekommen.

Von der Rückmeldegebühr aller Studenten gehen jeweils 8 Euro ans StuPa. In den letzten 12 Monaten bekamen die zwei Chefredakteure zusammen 4140 Euro. Dafür mussten rund 518 Studenten zusammenlegen. Was haben die Chefredakteure dafür bisher geleistet?

Es wird Zeit für einen Wechsel. Es tut mir leid, dass ich hier so deutlich und klar Stellung beziehen muss. Aber anders ist offenbar niemand aus seiner Lethargie zu reißen.

*Update* 18.4. – 19 Uhr

Offenbar reagiert man beim webmoritz. Heute sind sieben neue Artikel erschienen (Also bald so viele wie in den letzten zwei Monaten zusammen)…

*Update* 19.4. – 15 Uhr

Hier ein Kommentar eines Lesers namens Flo:

“Faul bleibt faul- wenn für ein monatliches Honorar aus der Studentenschaft heraus keine Leistung erbracht wird, dann kann das nicht akzeptabel sein. Man muss schon ganz schön dreist sein diese Tour zu fahren […]!

Denn Informationen finden sich auf den Seiten des MoritzWeb schon seit Menschengedenken nicht!

in dieser Stadt arbeiten hunderte Studenten ehrenamtlich, sei es in Sportvereinen, Kulturvereinen, Medienprojekten und wohltätigen Strukturen. Da ist es einfach nur peinlich und ein Schlag ins Gesicht derer, die wirklich etwa leisten.”