Alles in der Schwebe

Über die Zukunft der Lehramtsausbildung in Greifswald

Zurück in die Schule. Das gilt in der Regel für alle Studenten, die sich für einen Lehramtsabschluss entschieden haben. Deutschlandweit erfreut sich die Ausbildung zum Lehrer wachsender Beliebtheit. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Wintersemester 2006/07 über 208.000 junge Akademiker in einem Lehramts­studiengang eingeschrieben. Auch in Greifswald ist das Berufsziel des Paukers für viele sehr attraktiv.

„Im Moment gibt es an der Uni Greifswald insgesamt 1698 Studierende, die ein Lehramtsstudium absolvieren“, sagt Bernd Ebert mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Der Kommissarische Referatsleiter des Studierendensekretariats weist auf die lange Tradition des Lehramtes in Greifswald hin. „Schon in DDR-Zeiten ist diese Ausbildung in Greifswald angeboten worden.“

Doch wie hoch stehen die Chancen, dass auch in Zukunft Lehrer in Greifswald ausgebildet werden können? „Das ist schwer einzuschätzen“, sagt Dr. Monika Hädelt. Die Dezernatsleiterin für studentische und internationale Angelegenheiten wartet auf die ausstehende Entscheidung. „Wann der endgültige Entschluss getroffen wird, steht noch in den Sternen.“

Unkonkrete Planspiele

Die Zielvereinbarungen für die Universitätslandschaft Mecklenburg-Vorpommerns sehen ursprünglich eine grundlegende Umstrukturierung vor. Angedacht war das Staatsexamen durch ein Bachelor/Master-Modell zu ersetzen. „Die Idee ist damals gewesen die Bachelor-Ausbildung in Greifswald und die Möglichkeit der Masterabschlüsse in Rostock zu konzentrieren“, erklärt Thomas Schattschneider. Der AStA-Vorsitzende spricht über Pläne, die seit langem auf eine Umsetzung warten. „Konkret steht noch nichts fest.“ Inzwischen hat das Land die Weiterführung des Staatsexamens beschlossen. Die Zielvereinbarungen scheinen hinfällig. „Sicher ist in jedem Fall, dass das Land dringend gut ausgebildete Lehrer braucht“, sagt Schattschneider. Bisher schätzt er die Lehrerausbildung in Greifswald als recht gut ein. „Zwar verfügen nicht alle Fächer über Fachdidaktiken, aber insgesamt befindet sich das Lehramtsstudium auf einem hohen Niveau.“ Pläne, der Didaktik innerhalb des Lehramtsstudienganges mehr Raum einzuräumen existieren, sind jedoch noch nicht spruchreif.

Einem möglichen Wegfall der Greifswalder Lehramtsstudiengänge steht Schattschneider kritisch gegenüber. „Im Falle eines Verlustes der Lehramtsausbildung würden schon allein die Institute der Philosophie und Geschichte mehr als die Hälfte ihrer Studierenden verlieren.“  

Sicher ist die Unsicherheit

Der Leiter des Lehrerprüfungsamtes würde indes eine Weiterführung der Lehramtsausbildung sehr begrüßen. „Über die Zukunft kann ich mich leider nicht äußern. Das wäre Kaffeesatzleserei“, sagt Professor Uwe Feiste. „Ich empfinde es schon als traurig genug, dass die meisten Lehramtsstudiengänge an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät auslaufen.“ Während die Zahlen der Lehramtsprüfungen in Greifswald ansteigen, nehmen die Kombinationsmöglichkeiten der Studienfächer im Rahmen eines Lehramtsstudienganges ab. Die Liste der Fächer, die geschlossen werden, ist lang. Informatik, Mathematik, Physik und Latein können beispielsweise bald schon nicht mehr von zukünftigen Lehrern studiert werden. „Die Situation ist angespannt, aber für mich in Ordnung“, sagt Franziska Weber. Die Lehramtsstudentin ist in den auslaufenden Studiengängen Latein und Mathematik eingeschrieben. Folgen der Schließung bleiben der 23-Jährigen nicht verborgen. „An den Instituten sind immer weniger Studenten und Dozenten. Vor allem in der Mathematik kommt hinzu, dass die Dozenten sehr alt sind, teilweise sogar aus dem Ruhestand geholt werden.“ Das Studienangebot ist eingeschränkt. „Danach muss ich mich richten. Manche Seminare werden letztmalig angeboten. Die Regelstudienzeit werde ich aber trotzdem einhalten können“, sagt die Studentin im 7. Semester.

Unikatfächer in Greifswald

„Ich würde die Zukunft der Lehramtsausbildung in Greifswald als relativ sicher einschätzen“, sagt Professor Matthias Schneider. Der Dekan der Philosophischen Fakultät begreift vor allem die Unikatfächer als Chance der Greifswalder Universität.  „Die Pläne des Landes sahen vor, die Lehramtsausbildung in Rostock zu konzentrieren. Aber Kunst und Slawistik werden bisher nur in Greifswald angeboten“, sagt Schneider. Das soll möglichst auch in naher Zukunft so bleiben. „Die Lehrämter gehören in die Fakultät, wenn auch in kleineren Zahlen.“

Um die Lehrerbildung ins Zentrum zu rücken, wird in den kommenden Monaten ein Institut für Bildungswissenschaften geschaffen. „Es ist ein Versuch, die Lehramtsstudienorganisation zu verbessern“, sagt Schneider. In Rostock wurde unlängst ein Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung gegründet. Ziel des Bereiches Lehrerbildung ist es zum einen, die Lehramtsausbildung über die Fakultäten hinweg besser zu koordinieren und inhaltlich abzustimmen. Zum anderen sollen innovative Konzepte zu einer besseren Verzahnung von Theorie und Praxis entwickelt und in die Ausbildung eingebracht werden. Im Bereich der Bildungsforschung sollen die in diesem Bereich tätigen Wissenschaftler besser zusammengeführt werden. Unter anderem wird angestrebt, Ergebnisse der Bildungsforschung unmittelbar auch in die Ausbildung der Lehramtsstudierenden einfließen sowie über Fortbildungsveranstaltungen auch aktiven Lehrerinnen und Lehrern zu Gute kommen zu lassen. Ähnliche Ziele wird auch das Institut für Bildungswissenschaften in Greifswald verfolgen. Ein Zeichen, das für die Zukunft der Lehramtsausbildung in der Hansestadt spricht? Ja, nein, vielleicht.

Geschrieben von Grit Preibisch

Kommentar: Viele Fragen, wenig Antworten

Über die Zukunft der Lehramtsausbildung an der Greifswalder Uni wurde in der Vergangenheit oft und ausgiebig diskutiert. Die Würfel schienen endgültig gefallen. Entscheidung: Standortkonzentration an der Uni Rostock. Doch wie ernst sind diese Zielvereinbarungen noch zu nehmen?

Die Pläne sahen eine Bachelorausbildung in Greifswald und eine Masterausbildung in Rostock vor. Inzwischen hat das Land eine Weiterführung des Staatsexamens beschlossen. So schön die Gedankenspiele ehemals waren, so hinfällig sind sie durch diesen Beschluss geworden. Wohin geht der Weg? In den nächsten zehn Jahren wird die Hälfte aller Lehrer pensioniert. Lehrender Nachwuchs wird also zukünftig dringend gebraucht. Doch wer entscheidet sich in dieser angespannten Situation für einen Lehramtsstudiengang in Mecklenburg-Vorpommern? Das Hin und Her verursacht Verunsicherung. Auf allen Seiten. Bei Unimitarbeitern, bei Studierenden und bei jungen Abiturienten, die sich für ein Lehramtsstudium interessieren. Nur eine Entscheidung kann das Hickhack beenden. Eine Entscheidung, die so schnell und vor allem so durchdacht wie möglich sein sollte. Keine Schnellschüsse. Keine Halbwahrheiten. Klarheit und Planungssicherheit. Das ist es, was sich alle wünschen: viele Antworten und wenig Fragen.

Geschrieben von Grit Preibisch

AStA-TÜV: Märchenstunde

Der AStA-Vorsitzende und seine Helfer in Verwaltungstätigkeiten

Jede Geschichte hat ihren Anfang. Unsere Evaluation nimmt ihren vor sechs Jahren. Damals kam ein junger Mann von 20 Jahren aus der bundesdeutschen Hauptstadt in die norddeutsche Provinz, mit der edlen Absicht Gymnasiallehrer zu werden. Doch erstens kommt alles anders und zweitens als sich Studienanfänger dass so denken. Schon bald fand sich der junge Mann im Fachschaftsrat Geschichte wieder und von dort aus landete er geradewegs in die unerbittlichen Klauen einer mysteriösen, studienzeitverschleißenden Organisation, offiziell bekannt unter dem Namen AStA.

Dessen Vorsitzender heißt nun zum zweiten Mal Thomas Schattschneider, inzwischen im elften Semester Geschichte und zehnten Semester Latein. Der junge Thomas hat sich gut eingelebt und kommt, wie es scheint, überhaupt nicht mehr heraus aus dem hochschulpolitischen Sumpf. Dabei waren die Chefs aus dem StuPa von seiner ersten Bewerbungsvorstellung nicht sehr angetan. Doch die Erfahrung kam ihm zugute, schnell noch ein paar Passagen ausführlicher formuliert und schon durfte er ein zweites Mal Häuptling werden. Die Zeit nutzte er vernünftig. Schrieb gute Noten in Hausarbeiten oder die Pressemitteilungen, der dafür zuständigen Referentin um. Ansonsten übte er das Stirnrunzeln, wenn ihm seine Schäfchen auf der Nase herumtanzten. Ein Fortbildungsseminar in „Wie-haue-ich-mal-kräftig-auf-den-Tisch“ müsste es geben…

Nicht richtig gearbeitet

Dann würden wir wahrscheinlich auch registrieren, wenn im AStA-Büro jemand hustet. Kaum zu glauben, über welche Kleinigkeiten Pressesprecher so alles informieren! Glücklicherweise sind wir vor solchen Lästigkeiten gefeit. Denn wir haben Lisa Steckel. Die  Wahlleiterin der StuPa-Wahlen zur momentanen Episode ist Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Und mit solch herausragenden Fähigkeiten wie dem Schreiben eigener Geschichten, wollte die 22-jährige Lehramtsstudentin die Außenansicht des AStAs ordentlich aufpolieren. Warum hat ihr denn nur niemand gesagt, dass das Schreiben von Geschichten einfach nichts mit dem Verfassen von Pressemitteilungen zu tun hat? Sie würde es wissen, wenn sie es, wie in der Ausschreibung festgesetzt, geschafft hätte, an einem Fortbildungsseminar teilzunehmen. Dieses sollte zeitnah nach der Wahl erfolgen und der jeweilige Referent ist aufgefordert sich selbstständig nach geeigneten Workshops umzuschauen. Ob es dann ausgerechnet eine Fortbildung in PowerPoint sein muss, nun, darüber lässt sich streiten. Aber das Projekt scheiterte sowieso schon an der Anmeldung. Nicht nachvollziehbar ist auch die Tatsache, dass in der vorlesungsfreien Zeit lediglich fünf Pressemitteilungen entstanden sind, während die Rechenschaftsberichte anderer Referenten zu diesem Zeitraum drei bis vier Seiten umfassen. Auch insgesamt ist die Anzahl herausgegangener Mitteilungen dürftig: Die Legislatur begann im Mai und bis Redaktionsschluss hat der AStA anscheinend nicht mehr als zwölf berichtenswerte Veranstaltungen durchgeführt. Schlimm wärs. Ob das in einer angestrebten zweiten Folge besser wird?

Eine herausragende hochschulpolitische Karriere scheint Matthias Rebling anzustreben. Er stand dem moritz als einziger Referent nicht für ein Interview zur Verfügung. In seinem zweiten Semester entschied sich das StuPa ihm die Finanzen anzuvertrauen. Dort hat er sich mittlerweile prächtig eingelebt, die Sitzungen verbringt er Seite an Seite mit den immer gleichen StuPisten, ob aus Abneigung gegen das Team AStA oder Zuneigung zur RCDS-Gruppe oder beidem. Jedenfalls lassen seine Äußerungen darauf schließen, dass er sich im Haushalt der Studierendenschaft auskennt und seiner Beratertätigkeit nachkommt. Aufgabe soweit erfüllt. Er überahm kurzfristig die Organisation eines Fußballturniers, hierbei wurden Bälle geklaut und zu viele Würstchen gekauft. Viel mehr Arbeitskraft stellte er dem AStA für allgemeine Veranstaltungen nicht zur Verfügung. Kraft möchte er als RCDS-Mitglied aber in der nächsten StuPa-Legislatur einbringen. Vielleicht setzt der 21-Jährige auch den Trend fort, sich nach einer möglichen Wahl ins StuPa in den AStA zurückwählen zu lassen.

Irgendwie undefinierbar

Zusätzlich zum Referat Reblings gibt es eines, das sich neben den Finanzen noch einmal speziell um die Nachhaltigkeit kümmern soll. Darunter fallen Tätigkeiten wie die Beschaffung von möglichst ökologischem Büromaterial. Außerdem organisierte Michaela Bade den Studentenflohmarkt. Für die Nachhaltigkeit sollte die 23-jährigen Jurastudentin auch das Umweltbewusstsein stärken. Egal wie umweltfreundlich das Papier des AStAs auch sein mag, von einer Öko-Welle war nichts zu spüren.

Schussligkeit, Tätigkeiten im Rechenschaftsbericht, die gar nicht erledigt wurden und sogar die Aufwandsentschädigung gab es einmal nur in gekürzter Form. Eric Bernstein, Internet und Technikreferent, suchte nicht nach der Arbeit, die Arbeit schien mitunter auf ihn zu warten, eine ganze Weile. Dabei hat der 29-jährige Englisch- und Sportstudent ein wirklich angenehmes Referat erwischt. Denn eigentlich sieht hier sowieso keiner durch und der Bereich ist weder richtig interessant, noch schreit er nach neuen großartig angelegten Projekten. Oder wir irren uns alle und der Nächste greift richtig durch.

Hier endet unsere kurze Geschichte erster  Teil – ohne Happy End.

Geschrieben von Maria Trixa und Björn Buß

AStA-TÜV: Schattschneider‘s Seventeen

Jedes Jahr neu verhandelt – Personalkosten, Struktur, Interna

Etwas braut sich zusammen am Horizont. Schattschneiders Seventeen rüsten sich zum Abschied. In lässiger Coolness vereint. Harmonie, die sich durch nichts trüben lässt, so soll es sein. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) – eine große glückliche und zufriedene Familie!

Abgesehen davon, dass hier schon die Außendarstellung nicht perfekt läuft, geschweige denn überhaupt genügend von der immerhin 17-köpfigen Studentenvertretung bis zur untersten Ebene durchdringt, ist der Mythos vom perfekten Team natürlich Quatsch. Und eigentlich vollkommen egal, denn interessant ist nicht, wer mit wem, sondern wer macht was oder auch nicht.

Euros klingeln in der Referenten-Kasse

Spätestens im Mai läuft die Legislatur des momentanen AStA-Jahrgangs ab. Da wird es Zeit, die Arbeit von Vorsitz, Thomas Schattschneider, und seiner Crew einer vorläufigen Schlussbilanz zu unterziehen.

Denn: Wir zahlen jedes Semester acht Euro vom Beitrag zur Rückmeldung in den Haushalt der Studierendenschaft ein, über den das Studierendenparlament (StuPa) verfügen kann. Aus diesem Topf werden großzügig Finanzmittel für die Aufwandsentschädigung von Referenten geschöpft. Die sieben Hauptreferenten bekommen derzeit 240 Euro monatlich, die sieben Co-Referenten noch 180 Euro und die drei autonomen 150 Euro. Klar, ab und an wird ein bisschen gespart, wenn beispielsweise einer schlampig arbeitet oder zwischendurch ein studienbedingtes Praktikum absolviert. (Auch die beiden Chefredakteure von moritz bekommen eine monatliche Aufwandsentschädigung von 180 Euro, ebenso wie die Chefredaktionen von MoritzTV und moritzweb. Je 240 Euro gehen außerdem an die Geschäftsführung der moritz-Medien.)

Der Kostenfaktor ist sicherlich ein nicht zu unterschätzender Aspekt für einige Studenten, sich länger als nötig im AStA aufzuhalten. Nicht erwiesen ist, dass Referenten, die ein solches Amt hauptsächlich des Geldes wegen angetreten sind, schlechter arbeiten. Doch Beispiele anderer Unis zeigen auch, dass es billiger geht. An der Freien Universität Berlin wurde die Aufwandsentschädigung 1995 abgeschafft, als Grund wird die Unverhältnismäßigkeit zwischen Personalkosten und den Ausgaben für andere studentische Projekte angegeben. Geld gibt es nur noch für die Zeit, die im Büro verbracht wird.

Klein vs. groß

An der Greifswalder Uni nehmen die Debatten um die Aufwandsentschädigung und die Struktur des AStAs zu Beginn jeder Legislatur einen immensen Raum während der StuPa-Sitzungen ein. Das führt zu Sondersitzungen, Nachtschichten und oft zur Vernachlässigung anderer wichtiger Themen. Änderungen geschehen dabei nur minimal. Kernproblem der endlosen Diskussionen ist die Anzahl der Referate. So schallt es aus den immer gleichen Ecken mit Komprimierungs- oder Erweiterungsvorschlägen. Besonders beliebt und eigentlich auch besonders aussichtslos für eine Mehrheit ist der Gedanke, das Queer-Referat abzuschaffen. Im vergangenen Jahr wurde dieses schließlich zusätzlich mit dem Aufgabenbereich der Gleichstellung legitimiert. Kandidaten mit unklarem Aufgabenbereich und wenig Außenwirkung gibt es aber. Bisher hat beispielsweise ein Referent im Bereich der Evaluation und Hochschulentwicklung nur sehr begrenzte Befugnisse, somit ist fraglich, ob dafür eine ganze Person eingesetzt werden muss.

Krasser Bruch

Die Zukunft verspricht interessant zu werden. Von den jetzigen Referenten haben sich bisher nur zwei entschlossen, eine weitere Runde im AStA zu drehen. Vielleicht kommen noch drei hinzu. Aufhören werden aber alle, die schon jetzt mehr als ein Jahr das Amt eines Referenten bekleidet haben. Damit nehmen sie einigen engagierten Hochschulpolitikern, die eben diesen Personen Machtgeilheit und Geldgier vorwerfen, die Diskussionsgrundlage. Denn der verlangte, grundlegende Wechsel wird kommen. Von allein. Das bedeutet zum einen den Verlust von Wissen und zum anderen die Chance auf frischen Wind. Nicht zu vergessen ist, dass viele der alten Hasen in ihre Ämter ohne Gegenkandidaten gewählt wurden. Magisterstudenten gibt es inzwischen immer weniger und den Bachelor- und Masterstudenten wird eingeredet, dass sie für Engagement außerhalb des Fachstudiums keine Zeit haben. Es erfordert viel Motivation, um einen großen AStA voll besetzen zu können. Das ist auch bisher nicht immer gegeben gewesen.

Schattschneiders Seventeen vereinten jede Menge altes Fallobst, aber auch einige frische Früchtchen. Ob diese zusammen funktionierten und tatsächlich etwas im Sinne der Studenten bewegten, haben wir ausgewertet. Die Zusammenfassung verschiedener Referenten erfolgte nach den Arbeitsbereichen des AStAs: administrativ, hochschulpolitisch, studienorganisatorisch und sozial.

Was wird wohl im nächsten Jahr kommen? Schattschneiders Eighteen?Geschrieben von Maria Trixa und Björn Buß

AStA-TÜV: Auf vielen Hochzeiten getanzt

Die hochschulpolitisch Engagiertesten mit meisten Nebenjobs

Alle für mehr Wahlbeteiligung, mehr Wahlmöglichkeiten für alle! Diesem gleichsam heroischen wie fantastischem Ziel verschrieben sich Konstantin Keune, Alexander Köcher und Dirk Stockfisch bei Einberufung. Um das Ende vorweg zu nehmen: Sie haben es nicht geschafft. So viel dazu.

Aber das sollte nicht alles sein, was es in der Hochschulpolitik an Problemen zu lösen gab. Konstantin Keune, Referent für Hochschulpolitik, mit gesundem Misstrauen in die Regierungsparteien, erkannte den Kern allen Übels: Geld. Und bevor das, wie in anderen Teilen des Königreiches schon üblich, beim mittlosen Studenten eingeholt wird, bedankte er sich schnell bei möglichen Befürwortern dafür, dass sie es nicht tun. Die unterschriebenen Postkarten sind inzwischen verschickt. Ob Menschen mit Geldproblemen vor Papier zurückschrecken ist zu bezweifeln, doch die Symbolik zählt! Visionen vom allgemeinen politischen Mandat, dass es der Studentenschaft erlaubt, sich auch zum Kohlekraftwerk Lubmin zu äußern, scheiterten. Ebenso ein Hochschulpolitisches Wochenende. Und dann stand da in der Aufgabenbeschreibung noch irgendwas vom Landeshochschulgesetz, zu dem  König StuPa im Sommer Beschlüsse fasste. Ausgeführt und bearbeitet wurden zwölf Änderungsanträge von Keune, der somit doch noch seine eigentliche Aufgabe erfüllte.

Schwere Altlasten

Zugegeben er hatte es schwer. Schon Torsten Heil und Justus Richter vor ihm scheiterten an dem großen Vorgänger Simon Siewecke. Der Legende nach, war es der große Siewecke, der bei Uni und Professoren die studentische Selbstverwaltung wieder zu einer ernstzunehmenden Angelegenheit erklärte. Außerdem, so sagt man, brachte er die Studenten wieder in den Senat, einen studentischen Prorektor ins Gespräch – und sich selbst – und kannte die gesetzlichen Regelungen zur Hochschulpolitik besser als jeder andere. Diese Verdienste sind schwer zu toppen. Vor allem, wenn es noch Menschen im AStA gibt, die seine Legende hautnah miterlebten. Der 27-jährige Keune wird sich demnächst lieber wieder seinem Bachelorstudium in Wirtschaft und Politik widmen.

Vollkommen unvorbelastet dagegen, Alexander Köcher. Das Referat für hochschulpolitische Bildung und Nachwuchsgewinnung wurde neu eingerichtet. Der 25jährige Politikwissenschaftsstudent nutzte sein durch zahlreiche Aktivitäten gesponnenes Netz aus Bekanntschaften um etwas für das Politikverständnis unter seinesgleichen  zu tun. Doch natürlich können auch Helden nicht alles auf einmal. Die Leitung der Front deutscher Äpfel, die Leitung des Arbeitskreises Südostasien in der Politikwissenschaft und der Vorsitz des Fachschaftsrates (FSR) Politikwissenschaft mussten einfach zurückstehen. Oder man initiiert einfach eine Podiumsdiskussion zum G8-Gipfel oder einen Vortrag zu „Frankreich nach der Wahl“ in Kooperation mit dem FSR. Dann gab es zwei Vorträge zu Gremien und Co., beim ersten Mal mit guter Resonanz. Angespornt fanden sich Keune und Köcher bald darauf in der Mensa wieder. Anwerber für ein neues Dreamteam waren gesucht. Doch irgendwie steht das Referat mit der Nachwuchsgewinnung auf verlorenem Posten.

So ganz nebenbei

Entspannt in seinem Fachschaften und Gremienreferat ließ es Dirk Stockfisch angehen. Wahlabläufe nach ihrer Ordentlichkeit überprüfen, Kontaktdaten zu den Gremien pflegen und zur besseren Vernetzung Grill- und Glühweinfeten organisieren. Auch der 27-Jährige ist ähnlich umtriebig wie Köcher. Wichtige Dinge treiben ihn in seinen Eigenschaften  als Vorsitzender der Landesstudierendenkonferenz und Mitglied von ver.di in die unterschiedlichsten Gegenden Deutschlands. Nebenbei läuft das Referat und nach sieben nicht so erfolgreichen Semestern BWL-Studium, der neu begonnene Bachelor of Laws.  Das StuPa sah sich in seiner letzten Novembersitzung gar zu einer Rüge gezwungen. Stockfisch solle sich bitte an Termine halten und Anfragen aus  ihrem Hoheitsbereich zügiger beantworten.

Ach ja, bleibt das gemeinsame Streben nach Wahlbekanntmachung und -beteiligung. Hier wurde am Standardprogramm festgehalten: Flyer, zu klein um groß aufzufallen, Plakate und wozu gibt es eigentlich denWahlleiter? Vielleicht lohnt es sich über die alten Institutionen hinaus nach neuen bahnbrechenden Ideen zu schauen.

Geschrieben von Maria Trixa und Björn Buß