Die hochschulpolitisch Engagiertesten mit meisten Nebenjobs

Alle für mehr Wahlbeteiligung, mehr Wahlmöglichkeiten für alle! Diesem gleichsam heroischen wie fantastischem Ziel verschrieben sich Konstantin Keune, Alexander Köcher und Dirk Stockfisch bei Einberufung. Um das Ende vorweg zu nehmen: Sie haben es nicht geschafft. So viel dazu.

Aber das sollte nicht alles sein, was es in der Hochschulpolitik an Problemen zu lösen gab. Konstantin Keune, Referent für Hochschulpolitik, mit gesundem Misstrauen in die Regierungsparteien, erkannte den Kern allen Übels: Geld. Und bevor das, wie in anderen Teilen des Königreiches schon üblich, beim mittlosen Studenten eingeholt wird, bedankte er sich schnell bei möglichen Befürwortern dafür, dass sie es nicht tun. Die unterschriebenen Postkarten sind inzwischen verschickt. Ob Menschen mit Geldproblemen vor Papier zurückschrecken ist zu bezweifeln, doch die Symbolik zählt! Visionen vom allgemeinen politischen Mandat, dass es der Studentenschaft erlaubt, sich auch zum Kohlekraftwerk Lubmin zu äußern, scheiterten. Ebenso ein Hochschulpolitisches Wochenende. Und dann stand da in der Aufgabenbeschreibung noch irgendwas vom Landeshochschulgesetz, zu dem  König StuPa im Sommer Beschlüsse fasste. Ausgeführt und bearbeitet wurden zwölf Änderungsanträge von Keune, der somit doch noch seine eigentliche Aufgabe erfüllte.

Schwere Altlasten

Zugegeben er hatte es schwer. Schon Torsten Heil und Justus Richter vor ihm scheiterten an dem großen Vorgänger Simon Siewecke. Der Legende nach, war es der große Siewecke, der bei Uni und Professoren die studentische Selbstverwaltung wieder zu einer ernstzunehmenden Angelegenheit erklärte. Außerdem, so sagt man, brachte er die Studenten wieder in den Senat, einen studentischen Prorektor ins Gespräch – und sich selbst – und kannte die gesetzlichen Regelungen zur Hochschulpolitik besser als jeder andere. Diese Verdienste sind schwer zu toppen. Vor allem, wenn es noch Menschen im AStA gibt, die seine Legende hautnah miterlebten. Der 27-jährige Keune wird sich demnächst lieber wieder seinem Bachelorstudium in Wirtschaft und Politik widmen.

Vollkommen unvorbelastet dagegen, Alexander Köcher. Das Referat für hochschulpolitische Bildung und Nachwuchsgewinnung wurde neu eingerichtet. Der 25jährige Politikwissenschaftsstudent nutzte sein durch zahlreiche Aktivitäten gesponnenes Netz aus Bekanntschaften um etwas für das Politikverständnis unter seinesgleichen  zu tun. Doch natürlich können auch Helden nicht alles auf einmal. Die Leitung der Front deutscher Äpfel, die Leitung des Arbeitskreises Südostasien in der Politikwissenschaft und der Vorsitz des Fachschaftsrates (FSR) Politikwissenschaft mussten einfach zurückstehen. Oder man initiiert einfach eine Podiumsdiskussion zum G8-Gipfel oder einen Vortrag zu „Frankreich nach der Wahl“ in Kooperation mit dem FSR. Dann gab es zwei Vorträge zu Gremien und Co., beim ersten Mal mit guter Resonanz. Angespornt fanden sich Keune und Köcher bald darauf in der Mensa wieder. Anwerber für ein neues Dreamteam waren gesucht. Doch irgendwie steht das Referat mit der Nachwuchsgewinnung auf verlorenem Posten.

So ganz nebenbei

Entspannt in seinem Fachschaften und Gremienreferat ließ es Dirk Stockfisch angehen. Wahlabläufe nach ihrer Ordentlichkeit überprüfen, Kontaktdaten zu den Gremien pflegen und zur besseren Vernetzung Grill- und Glühweinfeten organisieren. Auch der 27-Jährige ist ähnlich umtriebig wie Köcher. Wichtige Dinge treiben ihn in seinen Eigenschaften  als Vorsitzender der Landesstudierendenkonferenz und Mitglied von ver.di in die unterschiedlichsten Gegenden Deutschlands. Nebenbei läuft das Referat und nach sieben nicht so erfolgreichen Semestern BWL-Studium, der neu begonnene Bachelor of Laws.  Das StuPa sah sich in seiner letzten Novembersitzung gar zu einer Rüge gezwungen. Stockfisch solle sich bitte an Termine halten und Anfragen aus  ihrem Hoheitsbereich zügiger beantworten.

Ach ja, bleibt das gemeinsame Streben nach Wahlbekanntmachung und -beteiligung. Hier wurde am Standardprogramm festgehalten: Flyer, zu klein um groß aufzufallen, Plakate und wozu gibt es eigentlich denWahlleiter? Vielleicht lohnt es sich über die alten Institutionen hinaus nach neuen bahnbrechenden Ideen zu schauen.

Geschrieben von Maria Trixa und Björn Buß