Über die Zukunft der Lehramtsausbildung in Greifswald

Zurück in die Schule. Das gilt in der Regel für alle Studenten, die sich für einen Lehramtsabschluss entschieden haben. Deutschlandweit erfreut sich die Ausbildung zum Lehrer wachsender Beliebtheit. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Wintersemester 2006/07 über 208.000 junge Akademiker in einem Lehramts­studiengang eingeschrieben. Auch in Greifswald ist das Berufsziel des Paukers für viele sehr attraktiv.

„Im Moment gibt es an der Uni Greifswald insgesamt 1698 Studierende, die ein Lehramtsstudium absolvieren“, sagt Bernd Ebert mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Der Kommissarische Referatsleiter des Studierendensekretariats weist auf die lange Tradition des Lehramtes in Greifswald hin. „Schon in DDR-Zeiten ist diese Ausbildung in Greifswald angeboten worden.“

Doch wie hoch stehen die Chancen, dass auch in Zukunft Lehrer in Greifswald ausgebildet werden können? „Das ist schwer einzuschätzen“, sagt Dr. Monika Hädelt. Die Dezernatsleiterin für studentische und internationale Angelegenheiten wartet auf die ausstehende Entscheidung. „Wann der endgültige Entschluss getroffen wird, steht noch in den Sternen.“

Unkonkrete Planspiele

Die Zielvereinbarungen für die Universitätslandschaft Mecklenburg-Vorpommerns sehen ursprünglich eine grundlegende Umstrukturierung vor. Angedacht war das Staatsexamen durch ein Bachelor/Master-Modell zu ersetzen. „Die Idee ist damals gewesen die Bachelor-Ausbildung in Greifswald und die Möglichkeit der Masterabschlüsse in Rostock zu konzentrieren“, erklärt Thomas Schattschneider. Der AStA-Vorsitzende spricht über Pläne, die seit langem auf eine Umsetzung warten. „Konkret steht noch nichts fest.“ Inzwischen hat das Land die Weiterführung des Staatsexamens beschlossen. Die Zielvereinbarungen scheinen hinfällig. „Sicher ist in jedem Fall, dass das Land dringend gut ausgebildete Lehrer braucht“, sagt Schattschneider. Bisher schätzt er die Lehrerausbildung in Greifswald als recht gut ein. „Zwar verfügen nicht alle Fächer über Fachdidaktiken, aber insgesamt befindet sich das Lehramtsstudium auf einem hohen Niveau.“ Pläne, der Didaktik innerhalb des Lehramtsstudienganges mehr Raum einzuräumen existieren, sind jedoch noch nicht spruchreif.

Einem möglichen Wegfall der Greifswalder Lehramtsstudiengänge steht Schattschneider kritisch gegenüber. „Im Falle eines Verlustes der Lehramtsausbildung würden schon allein die Institute der Philosophie und Geschichte mehr als die Hälfte ihrer Studierenden verlieren.“  

Sicher ist die Unsicherheit

Der Leiter des Lehrerprüfungsamtes würde indes eine Weiterführung der Lehramtsausbildung sehr begrüßen. „Über die Zukunft kann ich mich leider nicht äußern. Das wäre Kaffeesatzleserei“, sagt Professor Uwe Feiste. „Ich empfinde es schon als traurig genug, dass die meisten Lehramtsstudiengänge an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät auslaufen.“ Während die Zahlen der Lehramtsprüfungen in Greifswald ansteigen, nehmen die Kombinationsmöglichkeiten der Studienfächer im Rahmen eines Lehramtsstudienganges ab. Die Liste der Fächer, die geschlossen werden, ist lang. Informatik, Mathematik, Physik und Latein können beispielsweise bald schon nicht mehr von zukünftigen Lehrern studiert werden. „Die Situation ist angespannt, aber für mich in Ordnung“, sagt Franziska Weber. Die Lehramtsstudentin ist in den auslaufenden Studiengängen Latein und Mathematik eingeschrieben. Folgen der Schließung bleiben der 23-Jährigen nicht verborgen. „An den Instituten sind immer weniger Studenten und Dozenten. Vor allem in der Mathematik kommt hinzu, dass die Dozenten sehr alt sind, teilweise sogar aus dem Ruhestand geholt werden.“ Das Studienangebot ist eingeschränkt. „Danach muss ich mich richten. Manche Seminare werden letztmalig angeboten. Die Regelstudienzeit werde ich aber trotzdem einhalten können“, sagt die Studentin im 7. Semester.

Unikatfächer in Greifswald

„Ich würde die Zukunft der Lehramtsausbildung in Greifswald als relativ sicher einschätzen“, sagt Professor Matthias Schneider. Der Dekan der Philosophischen Fakultät begreift vor allem die Unikatfächer als Chance der Greifswalder Universität.  „Die Pläne des Landes sahen vor, die Lehramtsausbildung in Rostock zu konzentrieren. Aber Kunst und Slawistik werden bisher nur in Greifswald angeboten“, sagt Schneider. Das soll möglichst auch in naher Zukunft so bleiben. „Die Lehrämter gehören in die Fakultät, wenn auch in kleineren Zahlen.“

Um die Lehrerbildung ins Zentrum zu rücken, wird in den kommenden Monaten ein Institut für Bildungswissenschaften geschaffen. „Es ist ein Versuch, die Lehramtsstudienorganisation zu verbessern“, sagt Schneider. In Rostock wurde unlängst ein Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung gegründet. Ziel des Bereiches Lehrerbildung ist es zum einen, die Lehramtsausbildung über die Fakultäten hinweg besser zu koordinieren und inhaltlich abzustimmen. Zum anderen sollen innovative Konzepte zu einer besseren Verzahnung von Theorie und Praxis entwickelt und in die Ausbildung eingebracht werden. Im Bereich der Bildungsforschung sollen die in diesem Bereich tätigen Wissenschaftler besser zusammengeführt werden. Unter anderem wird angestrebt, Ergebnisse der Bildungsforschung unmittelbar auch in die Ausbildung der Lehramtsstudierenden einfließen sowie über Fortbildungsveranstaltungen auch aktiven Lehrerinnen und Lehrern zu Gute kommen zu lassen. Ähnliche Ziele wird auch das Institut für Bildungswissenschaften in Greifswald verfolgen. Ein Zeichen, das für die Zukunft der Lehramtsausbildung in der Hansestadt spricht? Ja, nein, vielleicht.

Geschrieben von Grit Preibisch