RCDS-Boss zu politischen Zielen und Zerwürfnissen

Martin Hackober sitzt seit drei Legislaturen im Studierendenparlament (StuPa). Dort erregte der 25-jährige BWL-Student – nicht unbedingt begeisterte – Aufmerksamkeit als Vorsitzender der Hochschulgruppe Ring-Christlich-Demokratischer-Studenten (RCDS).

moritz: Welches sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Entscheidungen in der näheren Vergangenheit des StuPa?
Martin Hackober:  Die Wirkung der Trennung von Amt und Mandat konnte in dieser Legislaturperiode zum ersten Mal deutlich erkennbar werden. Die Konsequenz im StuPa ist sehr vorteilhaft, denn man kann viel freier vom AStA nachdenken und sich ein unabhängigeres Bild vom ihm machen. Auf der anderen Seite ist man isolierter vom AStA, sodass nicht immer alle nötigen Informationen im StuPa vorhanden sind.

moritz: Wie nimmst Du die Beteiligung der StuPa-Mitglieder wahr?
Hackober:  Wir hatten wenige Momente, wo StuPisten, die sich sonst eher selten an der Diskussion beteiligen, etwas gesagt haben. Leider haben wir trotzdem wenige Kandidaten, die sich kaum beteiligen, aber sogar wieder für 2008 kandidiert haben. Ich würde mir daher wünschen, dass sich alle aktiv einbringen, während sich andere hin und wieder in Zurückhaltung üben könnten.

moritz: Welche Interessen vertritt der RCDS im Moment in der Hochschulpolitik?
Hackober:  Unser gemeinsames und auch  mein persönliches Interesse ist es, dass sämtliche Handlungen des AStA gründlich überlegt und dem Wohl der Studierendenschaft dienen. Vor einem Jahr, als der AStA ein Fußballturnier organisiert hatte, wurden drei Bälle geklaut, die im Wert von 240 Euro durch den AStA erstattet werden mussten. Solche Nachlässigkeit einiger Referenten darf es nicht geben. Wenn sich anschließend mit dem Würstchenkauf vollkommen verspekuliert wird, sollten Schlüsse für weitere Großveranstaltungen des AStA gezogen werden. Zudem haben wir versucht, eine Honorrierung der Arbeit im Fachschaftsrat zu bekommen. Diese Idee ist leider im StuPa nicht mehrheitsfähig geworden.

moritz: Seid Ihr denn an eine parteipolitische Linie gebunden?
Hackober:  Nein, und wir sind auch nicht weisungsgebunden. Wir stehen der CDU natürlich nahe, kümmern uns jedoch ausschließlich um hochschulpolitische Belange, denn das macht eine hochschulpolitische Gruppe aus! Es ist aber nicht so, dass wir mit einer Stimme abstimmen müssen, damit keine Meinung bei uns unterdrückt wird. Das ist bis jetzt auch noch nicht vorgekommen, wir waren eigentlich immer durchweg auf einem Kurs.

moritz: Aber man erzählt sich doch heute noch die Geschichte, wie Du bei einer Abstimmung Deinem RCDS-Kollegen Ivo Sieders in den Arm gefallen bist, als er anders als geplant abstimmen wollte.
Hackober:  Es war eine rein menschliche Handlung. Ich würde niemandem aus Fraktionszwang den Arm runterziehen. Aber es gibt immer knappe Entscheidungen, wo man meint, den anderen in letzter Sekunde noch davon abbringen zu können.
moritz:Dir ist aber schon bewusst, dass das nach Außen so wirken kann, als ob Du dem Bild, das Du von Dir selbst und dem RCDS zeichnest, nicht gerecht wirst, oder?
Hackober:  Es ist nicht so, dass wir uns darüber zerworfen hätten. Wir haben das beide freundschaftlich gesehen und damit nicht mehr darüber diskutieren müssen. Man kann sich vielleicht nicht immer einigen, aber danach doch wieder geschlossen weiterarbeiten.

moritz:Aber man kann auch mal eine Stimme an sich ziehen?
Hackober:  Kann schon einmal vorgekommen sein.

moritz:Man munkelt ja, dass Deine Kollegen vom RCDS Dich liebevoll ihren „Großen Vorsitzenden“ nennen.
Hackober: Bis jetzt haben mich noch alle mit Martin angesprochen. Wir haben kein Hierarchiesystem in diesem Sinne. „Großer Vorsitzender“ ist sozusagen eine nette Geste.

moritz:Kommen wir noch einmal auf die StuPa-Wahlen zu sprechen. Hast du größere Chancen, gewählt zu werden, wenn du als Mitglied einer hochschulpolitischen Gruppe auftrittst?
Hackober: Es fällt jedenfalls dem Wähler einfacher, sich für einen Kandiadten zu entscheiden, wenn er ihn politisch einordnen kann. Man kennt nun auch nicht jeden Kandidaten aus jedem Fachbereich persönlich.

moritz:Willst du noch mal in den AStA?
Hackober: Nein. Ich war zwei Jahre Finanzreferent und wüsste nicht, was ich dort persönlich noch mehr realisieren wollte.

Geschrieben von Maria Trixa und Stephan Kosa.