Im sozialen Bereich helfen die meisten Referenten

Im Dezemberheft berichtete moritz über Rollstuhlfahrer, die (noch) nicht ohne fremde Hilfe in das Audimax gelangen. Regelmäßig vor Semesterbeginn pilgern ein paar tausend Studenten auf der Suche nach Bett und Dusche durch die Stadt während sich andere nach Ablauf ihrer Regelstudienzeit über Alternativen zum BaföG Gedanken machen müssen. Ausländische Studenten hocken in mehrfach untervermieteten Zimmern aufeinander, Integration fällt schwer.

Für alle diese Probleme und mehr gibt es im AStA-Büro fünf Referenten, die sich jeweils mit den einzelnen Fachgebieten im sozialen Gebiet beschäftigen. Man könnte meinen, das reicht aus.

Zoran Vasic, 26-jähriger Jurastudent, kurz vor dem Examen, einjährige AStA-Erfahrung und Mitglied im Mieterverein brachte beste Voraussetzungen in das Referat für Soziales und Wohnen mit. Doch gleich zu Beginn lehnte er sich ein bisschen weit aus dem Fenster. Er strebte monatliche Treffen im Rahmen von UniSono an, einem Verband sozialer Vereine Greifswalds. Da fühlten sich welche vor den Kopf gestoßen, befürchteten gar die sozialen Referenten wollen sich ausgrenzen. Wahrscheinlicher: Kommunikationsprobleme. Geworden ist aus der tollen Vernetzung trotzdem nichts. Doch getan hat sich einiges anderes: Kostenfreies Mensaessen für Studenten mit besonders schmalen Budget oder Kindern. Für letztere gibt es nun einen Kooperationsvertrag mit KiTas. Das Couchsurfing gewährt Wohnungssuchenden mietfreien Unterschlupf und seit Jahresbeginn können Studenten eine kostenlose Erstrechtsberatung wahrnehmen. Diese Projekte liefern insgesamt eine gute Bilanz für die Arbeit von Vasic.

Gleichstellung vernachlässigt

Dem Referat Vasics ist das Referat für BaföG und Studienfinanzierung zugeordnet. Hier gab es einen Besetzungswechsel. Mirko Wahlen trat Ende September, wie bei Amtsantritt angekündigt, zurück. Bis dahin bearbeitete er beispielsweise eine Umfrage zu den Serivceleistungen des BaföG-Amts und wertete diese gemeinsam mit dem Studentenwerk aus. Angedacht war in der Folge eine Veränderung der Öffnungszeiten, doch diese sind noch so miserabel angelegt wie zuvor. Das wäre eine Aufgabe für Nachfolgerin Anissa Pauli. Kenntnis vom Referatsinhalt bezieht sie aus eigenen Erfahrungen, da sich die 33-Jährige selbst finanziert. Seit Anfang November mischt sie im AStA mit und würde gern noch eine Legislatur anhängen.

Queer-Referent David Purchert hat dazu noch keine Entscheidung getroffen. Kaum  an der Uni angekommen, entschied er im vergangenen Mai, studienexternes Engagement zu zeigen und brachte nach einem erfolglosen Versuch den Beitritt zum Aktionsbündnis gegen Aids durch. Auch sonst zeigte sich der Referent organisatorisch umtriebig auf diversen Veranstaltungen für Schwule, Lesben und Freunde. Die Präsenz war da. Nicht zu vergessen bei all den schönen Hilfestellungen für Akzeptanz und Integration von Homosexuellen, ist die Gleichstellung. Seit dieser Legislatur ist dieses Thema dem Referat für Soziales und Wohnen ausgegliedert und dem Queerreferenten zugeordnet. Hierbei könnte von Vernachlässigung gesprochen werden. Aus den Rechenschaftsberichten werden einige Besuche von Seminaren und Gespräche mit Experten zum Thema sexuelle Belästigung ersichtlich. Nach außen getragen wurde zu diesem Punkt nichts. Doch warten wir die nächste Legislatur ab. Schlimmstenfalls mehren sich die Stimmen, die schon im letzten Jahr ein solches Referat für ebenso sinnvoll erklärten wie eines für Vegetarier. In dem Fall könnte der 20-jährige Purchert sich seinem Lehramtsstudium widmen, für das in seinen ersten drei Semestern wenig Zeit übrig geblieben sein dürfte.

Später Durchbruch

Genau das tut Catharina Frehoff inzwischen. Sie trat am achten Januar von ihrem Referat für Studierende mit Behinderung und chronischen Krankheiten zurück und folgte dem Rest des Instiuts für Altertumswissenschaften nach Marburg. Davor hatte sie es mit Vertretern der Uni zwecks Barrierefreiheit zu tun. Da Behinderungen vom Studentensekretäriat nicht erfasst werden dürfen, musste sie auf die Initiative der Studenten setzen. Angenommen wurden Beratungen anscheinend dennoch. Auch wenn die 25-Jährige die Existenz ihres Referats durchaus mehr nach außen tragen könnte, wie sie selbst zugibt.

Sabryna Junker setzte sich in einer knappen Entscheidung gegen drei Konkurentinnen durch. Zu Recht. Inzwischen studiert die Ausländerreferentin im dritten Semester Biochemie und hat es geschafft, die Beratungen im Studienkolleg unter ausländischen Studenten populär zu machen. Diese sollten zur besseren Kontaktaufnahme dienen und standen beinahe vor dem Aus, weil sie nicht angenommen wurden. Hier zahlte sich Hartnäckigkeit aus. Ihre Aufgabe als Ansprechpartnerin außerhalb von Behörden machte sie mit allen Mitteln bekannt. Schwierige Prozesse, wie die Integrationsproblematik im Ostseeviertel und die Wohnraumverteilung, bieten noch Entfaltungsmöglichkeiten für Nachfolger.

Insgesamt lieferte der Service-lastigste Bereich des AStA in dieser Legislatur neue Projekte, umgesetzte Ideen und fähige Referenten. Verbesserungen sind immer möglich.

Geschrieben von Maria Trixa und Björn Buß