Alexander Borodin (1833-1887) ist ein seltener Name auf Konzertprogrammen. Das schmale Lebenswerk des russischen Tonsetzers entstand neben seinen Verpflichtungen als Chemieprofessor. „Im Winter kann ich nur komponieren, wenn ich so krank bin, dass ich keine Vorlesungen halten und nicht ins Labor gehen, wohl aber mich noch mit etwas beschäftigen kann. Aus diesem Grund wünschen mir meine Kompositionsfreunde stets – entgegen dem sonst üblichen Brauch – nicht Gesundheit, sondern Krankheit“, gestand Borodin einst seinen Zwiespalt zwischen Musik und Wissenschaft.

Das zweite Streichquartett (1881) des Liszt-Freundes stand zum zweiten Kammerkonzert im Pommerschen Landesmuseum mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Dissonanzenquartett“ (KV 465) in der Museumshalle zur Diskussion. Das Tachalow-Quartett gewann dank ihrer fordernden Cellistin Friederike Fechner bei im Mozart zur inneren Gelöstheit und gestalteten als Ensemble Borodins populäres Quartett mit dem eingängigen Notturno Klangwerk lyrisch. Mit langanhaltenden Beifallsbekundungen dankten, wenn auch die Musiker bei den Auf- und Abgängen leicht gebeugt die Bühne verließen, die Hörer für das einst krankheitsbedingt verschobene Konzert. Doch der Applaus nahm nur zu. Von welch guter Chemie zeugt diese Nachsicht!       

Geschrieben von Uwe Roßner