Letzte Vorstellung des Studententheater (StuThe) im alten Domizil

Der Vorhang ist gefallen. Am 5. Januar schloss das Studententheater (StuThe) seine Pforten in der Stralsunder Straße 10. Endgültig. Das marode Gebäude im Eigentum der Greifswalder Universität wird im kommenden Semester nicht mehr bewirtschaftet. Das ist beschlossene Sache. Infolgedessen werden den Mitgliedern des Greifswalder Studententheaters die Probe- und Auftrittsräumlichkeiten nicht mehr zur Verfügung stehen. Doch zuvor feierte die nun obdachlose Theatergruppe Abschied. Gespielt wurde Sartres „Geschlossene Gesellschaft“, dem Anlass entsprechend.

Im Stück geht es um drei Personen die in der Hölle ankommen. Dort werden sie von einem Kellner empfangen und in die taghelle Isolation eines fast leeren Zimmers gesperrt. Die Hölle, in der die drei Hauptfiguren sind, bedarf keines Schwefels und Feuers. Die lesbische Ines begehrt die schöne Estelle. Diese will jedoch die Aufmerksamkeit von Garcin, der wiederum nach der intellektuellen Anerkennung von Ines sucht. Und so verzehren sich die Drei im Verlangen nach der Person, die aber kein Interesse  hat und den jeweiligen Verehrer mit Verachtung straft. Sie foltern sich gegenseitig, denn „die Hölle, das sind die anderen.“. Mit einer minimalistischen Bühnenausstattung kamen die guten bis sehr guten Einzelleistungen der Darsteller hervorragend zur Geltung. Die beklemmende Lage entwickelte sich deutlich. Nicht nur die Figuren sondern auch die Zuschauer waren den Anderen ausgeliefert. Lichteffekte und monumentale Musik erzeugten eine düstere Atmosphäre.
Zum gut besuchten Finale zeigten die Schauspieler noch einmal, dass Innovativität und Selbstbewusstsein zu ihren großen Stärken gehören: „Zum Teufel mit dieser Direktion. Diese universellen Stelleneinsparungen, alles muss man hier alleine machen.“ Anspielungen, die bei Sartre so nicht vorkamen. Trotzige Bitterkeit, gebührend in Szene gesetzt. Auch die Doppeldeutigkeit des Motivs Sterben als das Ende kann kaum zufällig sein. Die Botschaft des Existenzialisten Sartre kommt an und auch die des Ensembles geht nicht verloren.  Obwohl tot und in Vergessenheit geratend, leben nicht nur die Figuren, sondern auch die Theatergruppe weiter. Der letzte Satz „Also machen wir weiter“ wird zum Motto. Das StuThe wird weitermachen. Wo und wann ist ungewiss. Gewiss ist nur: Die Künstler lassen sich nicht streichen.

Geschrieben von Sarah Bechimer