Buch: Geschmack in Gefahr

„Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.“
Wer diese Sätze liest, weiß, dass Asterix-Zeit ist. Seit über 30 Jahren erfreut der schlaue Gallier gemeinsam mit seinem Freund Obelix Generationen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Im Oktober ist nun der mittlerweile 33. Band erschienen: „Gallien in Gefahr.“

Die Handlung ist schnell erzählt: Zwei rivalisierende Alien-Völker versuchen den Zaubertrank in ihre Gewalt zu bekommen, um endlich die Herrschaft im Universum an sich zu reißen. Logisch, dass Asterix und seine Freunde alles daran setzen, dies zu verhindern.
Einen Asterix-Band zu bewerten, ist schwierig, denn die Abenteuer der Gallier sind einfach Kult. Doch der neueste Band treibt selbst dem eingefleischtesten Fan die Tränen in die Augen. Dass Albert Uderzo nach dem Tod seines kongenialen Partners René Goscinny neben den Zeichnungen nun auch die Texte schreibt, ist leider nicht zu ändern. Bisher war es ja auch immer noch relativ gut gegangen, doch „Gallien in Gefahr“ kann man nur als Beleidigung des Lesers bezeichnen. Die Dialoge sind schlecht, die Handlung noch viel schlimmer und selbst die obligatorischen Prügelszenen mit den Römern machen keinen Spaß.
Außerirdische in die vorchristliche Welt einzubauen, ist eine ziemlich schlechte Idee und ohne Uderzo etwas unterstellen zu wollen, macht dies den Eindruck, dass es ihm einfach an Einfällen gemangelt hat. Selbst der lateinische Wortschatz wird nur sehr spärlich bemüht, was bisher immer ein großes Plus der Comic-Reihe gewesen war.
Dass am Ende die Gallier gewinnen und die Römer doch noch mal ordentlich eins auf die Mütze kriegen, ist schön, entschädigt aber nicht für 40 Seiten Folter. Da wünscht man sich doch, dass der kleine Außerirdische auch bei einem selbst vorbeikommt und jegliche Erinnerung an die Geschichte auslöscht, wie er es auch bei den Galliern macht. Zumindest würde man so Asterix in guter Erinnerung behalten.

Der Comicband „Gallien in Gefahr“ von Réne Goscinny und Albert Uderzo ist im Egmont Verlag erschienen und kostet 10 Euro.

Geschrieben von Kai Doering

DVD: Der neue Mensch

Entfesselt

Musik vermag einen Menschen zu retten. Luc Bessons Film „Danny The Dog“ zeigt den Reifeprozess des für seinen kriminellen Onkel Bart (Bob Hoskins) in den Straßen kämpfenden Dannys (Jet Li), der dank des blinden Klavierstimmers Sam (Morgan Freeman) ein neues Leben beginnen möchte.

Der deutsche Titel „Entfesselt“ emotionalisiert und verwischt die Brisanz des cineastischen Gedankenexperiments. Denn Dannys Erziehung diente der Bildung eines Kampfhundes, nicht eines Individuums.
Anders als im für das deutsche Publikum bestimmten Kinotrailer spielen die actiongeladenen Szenen mit ihrer Gewaltdarstellung in dem Streifen selber eine marginale Rolle. Sympathisch sind die Stimmen der wunderbaren Schauspieler im Original, ärgerlich das Abschieben der wichtigsten Sequenz in die Rubrik „Entfallene Szenen“ und anregend das in Bildern brillierende Opus.

Geschrieben von Uwe Roßner

Kommentar: Bildung ist keine Ware

Bildung ist keine Ware. Angesichts von Kürzungsbebatten droht nun die Wirtschaftlichkeit das einzige Entscheidungskriterium für die Weiterführung und Schließung von Studiengängen zu werden. Wer nicht genug Profit bringt oder wo der wirtschaftliche Nutzen nicht eindeutig ist, wird geschlossen. Denn er hat wohl keinen „Wert“ für die Gesellschaft. Nur können wir es uns leisten, Bildung vom wirtschaftlichen Nutzen abhängig zu machen? Können wir es uns leisten, Bildung zu einer Ware verkommen zu lassen? In einer Zeit großer ethischer Fragen, wie zum Beispiel im Bereich der Gentechnik oder der Kriegsführung, ist es überlebenswichtig, ethische Werte zu haben und solche, die diese hochhalten. In einer Zeit, in der die Gewinne von Großkonzernen in gleichem Maße zunehmen wie die Menschlichkeit abnimmt, ist es essentiell, moralische Werte zu haben. Diese Institutionen sind nicht nach wirtschaftlichen Maßstäben zu bemessen, da sie erstens keine direkten „Gewinne“ einfahren und zweitens ihr Wert ungleich höher liegt. Die Bildung darf keine Ware werden, mit der wie auf einem türkischen Basar gehandelt wird. Die Bildung ist eines der höchsten Güter der Menschheit und wir sollten sie mit Sorgfalt behandeln.

Geschrieben von Christopher Trippe, Mitglied der Protestgruppe

DVD: Atemberaubend

Krieg der Welten
(2-Disc-Special-Edition)

Für die einen ist „Krieg der Welten“ wohl ein verdammt spannender Thriller, der einem mit guten Schauspielern und hervorragenden Special-Effects pausenlos das Adrenalin durch die Adern jagt. Andere mögen ihn eher als eine hochtrabende, von logischen Fehlern durchfressene Hommage an das US-Militär empfinden.

Letzten Endes sind beide Positionen richtig. Auch wenn man den Militärgegnern erwidern muss, dass die Botschaft eine gegenteilige ist, sind besonders die logischen Fehler unangenehm.
Dies ist aber auch der einzig denkbare Vorwurf. Die Spezialeffekte und besonders die Drehtechniken sind mitunter atemberaubend. Es gibt bis dato kaum einen Film, der es vermag, so konstant Spannung und Bedrängnis zu vermitteln. Im Angesicht des Todes wird der Film zu einer Sozialstudie mit schockierender Bildersprache, wenngleich ihr Ende sehr abrupt ist. Die Soundoptionen der DVD setzen das Klangspektrum ideal um und die zahlreichen Featuretten ermöglichen detaillierte Einblicke in die Produktion.

Geschrieben von Joel Kaczmarek

DVD “I Heart Huckabees”: Lasst uns mal über Erdöl reden

Der Konflikt: Die Freiflächenkoalition gegen den übermächtigen Konzern Huckabees. Abhängigkeit oder Unabhängigkeit.

Die Akteure: Der auf der Suche nach dem Sinn des Lebens befindliche Albert Markowski (Jason Schwartzman) möchte das Wirrwarr seines Lebens ordnen und Antworten auf die elementaren Fragen des Lebens erhalten. Den Feuerwehrmann Tommy Corn bewegen ähnliche Themen.

Beide haben deshalb die existentiellen Detektive Bernard und Vivian Jaffe (Mr. Dustin Hofmann mit einer tollen Frisur und Lily Tomlin) beauftragt, Antworten zu liefern. Für Bernard und Vivian ist alles miteinander verknüpft. Zwischen dir, mir, einem Hamburger, der Stadt Paris und einem Organismus besteht eine nicht trennbare Verbindung.

Dies sieht die französische Philosophin Caterine Vauban ganz anders: Keine Handlung, kein Gegenstand hat mit etwas anderem zu tun. Die Welt besteht nicht aus wechselseitigen Abhängigkeiten.

Jude Law schlüpfte in die Rolle des karrieregeilen, aber oberflächlichen Huckabees-Managers Brad Stan. Verheiratet ist er mit dem Werbegesicht des Konzerns, Dawn Campell, gespielt von der neuen King Kong-Freundin Naomi Watts. Ihre Beziehung besteht aus oberflächlichem, konsumorientierten Verhalten mit siebenminütigen Sexunterbrechungen.

Die chaotisch-anarchische US-Komödie besticht durch wunderbare Darsteller, einen intelligenten Plot und amüsante Dialoge. Regisseur David O. Russel ist eine Farce der Gesellschaft der noch einzig bestehenden Weltmacht gelungen. Der Film erfordert die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers, um die kleinen und großen Momente dieses intellektuellen Trips ins Nirwana zu begreifen.

Glücklicherweise entspricht die Ausstattung der deutschen DVD dem Ideal dieses Mediums: Alternative und verlängerte Szenen, ein informatives Making-of, sechs lustige Werbefilme für den Erhalt von Freiflächen und ein Special über die Entstehung der Filmmusik von Jon Brion sowie das kurzweilige Musikvideo des Titelliedes sind zu bestaunen.