Die Geschichte um den Club Rosa in Greifswald ist lang und durch Höhen und Tiefen geprägt. Um den Club final zu retten, sollte im August die verfasste Studierendenschaft einspringen. Warum es dazu jedoch nicht kam.

Vorangestellt, die Historie der Rosa-WG: Am 21. Februar 2014 zog die Rosa-WG in das ehemalige Callcenter in der Bahnhofstraße ein. Nur drei Monate später flatterte die Kündigung des Vermieters ins Haus. Das war der Startschuss für scheinbar endlose Verhandlungen und Gespräche zwischen den Mitglieder der Rosa-WG, dem ehemaligen und dem neuen Besitzer der KAW-Hallen, Dieter Rex und Jürgen Sallier und Mitgliedern der Bürgerinitiative “Rettet die Innenstadt und die Fleischervorstadt”. Ende Oktober stand fest, dass die Rosa-WG vorerst aus ihrer Bleibe in den KAW-Hallen ausziehen muss. In einem Interview resümierten Clubchef Murat und Arvid der DJ die Zeit aus ihrer Sicht.

Im Dezember 2014 kam dann die Rettung durch die Stadt. Die Bürgerschaft verabschiedete am 8. Dezember den Bebauungsplan für die KAW-Hallen, inklusive Unterbringungen für Rosa-WG und GrIStuF. Vorangegangen waren wiederum Verhandlungen zwischen der Bürgerinitiative, dem neuen Besitzer Jürgen Sallier und Dr. Stefan Fassbinder (damals noch nicht Oberbürgermeister). Der Bebauungsplan sah unter anderem vor, dass das zweite Stockwerks des ehemaligen Stofflagers auf dem Gelände für studentische Kultur genutzt werden sollte. Das Studentenwerk hätte in diesem Fall die Etage zu günstigen Konditionen mieten können, um es dann an studentische Vereine und Initiativen weiter zu vermieten. Insgesamt wären 300 qm an die Rosa-WG gegangen. Dieser Plan wurde wiederum vom Land geblockt. Laut Bildungsministerium hieß es, dass mit dem Abschluss eines solchen Mietvertrages nicht die gesetzlich festgelegten Aufgaben eines Studentenwerkes erfüllt sind. Dabei bezog sich Minister Brotkorb auf § 4 des Studentenwerksgesetzes Mecklenburg-Vorpommern. Der erste Absatz besagt, dass den Studierendenwerken im Zusammenwirken mit den Hochschulen die soziale, wirtschaftliche, gesundheitliche und kulturelle Förderung der Studierenden obliegt. Das Studentenwerk durfte somit laut Bildungsministerium keine Untermietverträge mit Vereinen schließen, da dies nicht zur kulturellen Förderung gehört.

Nach dem kleinen Ausflug sind wir in der jüngsten Vergangenheit angelangt sind. Genau genommen am 06. Juli 2016, in der Sitzung des Studierendenparlamentes (ab 21:05). Dort sollte auf das Schreiben des Bildungsministeriums reagiert und die Rosa-WG gerettet werden. Dazu wurde damals ein Beschluss mit der Kennung Nr.2016-07-06/140 und dem Titel “Verantwortung übernehmen – rechtliche und finanzielle Absicherung für Rosa e.V.” (Mittlerweile ein eingetragener Verein.)

Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Greifswald wird beauftragt, unverzüglich einen Mietvertrag mit dem Investor des ehemaligen KAW-Geländes zur Unterbringung der studentischen Kulturinitiative RoSa e.V. abzuschließen.

So wurde es beschlossen und sollte umgesetzt werden, Am 12. Juli und 16. August segnete das Parlament dann einen entsprechenden Nachtragshaushalt ab, der den finanziellen Mehraufwand auffangen sollte, sowie die Bedingungen für einen entsprechenden Mietvertrag fest. Dieser wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit erarbeitet und bereits im Vorfeld gab es Diskussionen zwischen Fabian Schmidt, welcher den Vertrag aushandeln sollte, und Erik von Malottki, der eine schnelle und unbürokratische Vorgehensweise wünschte. Zu dieser sollte es aber nie kommen.

Unhaltbare Bedingungen

Die Bedingungen des Mietvertrages waren, gelinde gesagt, ein Knebelvertrag mit Rosa e.V.. Begründet wurde dies mit Aussagen des Justiziars der Universität und der Finanzdezernentin, Frau. Dr. Huwe. Nach deren Expertise dürfe kein Geld der Studierendenschaft als Sicherheit für den Club hinterlegt werden. Diese Sicherheit sollte Rosa selbst leisten, was in Zahlen bedeutete: Eine Kaution in Höhe von zwei Kaltmieten und zwei Warmmieten, eine weitere Sicherheit in Höhe von zwei weiteren Warmmieten in den nächsten 6 Wochen (bis zum 30. September auf einem AStA-Unterkonto) und eine entsprechende Änderung der Satzung, bestätigt durch das Amtsgericht Greifswald. Nachdem das geschah, passierte scheinbar nicht mehr viel. Auf Nachfrage berichtete der AStA-Vorsitzender Fabian Schmidt am 29. September, einen Tag vor Ablauf der Frist, dass “wohl zwischen Salier und Rosa direkt ein Mietvertrag zustande kommen wird.”
Das bestätigte er auf der letzten Sitzung des Studierendenparlamentes am 11. Oktober in dem Tagesordnungspunkt 16, als die Beschlüsse zu den Bedingungen des Mietvertrages und der extra erarbeitete Nachtragshaushalt widerrufen werden sollten. Nachfragen von den Stupisten gab es keine und ein größeres Interesse an der Rettung des Rosa e.V. war nicht erkennbar. Das Thema scheint, zumindest im Parlament, abgehakt.

Dies bestätigt auch der Vorsitzende des Vereins, Murat, auf Nachfrage vom webmoritz. Weder er noch andere Mitglieder von Rosa hatten das Gefühl, dass sie wirklich mit allen zur Verfügung stehenden Kräften unterstützt wurden und der Beschluss des Parlaments mit allen Mitteln verfolgt wurde, so wie es in der OZ doch eigentlich kommuniziert wurde. Dort war die Rede von Kultur als weicher Standortfaktor.

Kann oder will die verfasste Studierendenschaft keinen weiteren Club vertragen?

Investor lenkt ein

Diesen Verdacht erhärtet auch nach Kontakt mit Sallier. Dieser erklärte auf Nachfrage, dass er sich nach der Sichtung der vorgegebenen Konditionen nicht vorstellen könne, dass ein vertretbares Mietverhältnis realisierbar sei. Zudem schätze er die dadurch entstehende finanzielle Belastung als zu hoch ein.

Der Investor erklärt weiter, dass es ihm von Anfang an wichtig war, die Zusagen zur Anmietung einer Mietfläche durch Rosa WG einzuhalten.

Die Frage, ob das Geld der Studierenden, welches ja so oder so nicht für den Club ausgegeben werden durfte, geschützt werden sollte oder ein vermeintliches Konkurrenzprodukt für die fünf Studentenclubs vermieden werden sollte, in dem untragbare Konditionen für einen Mietvertrag erstellt wurden, steht also im Raum. Immerhin war der AStA-Vorsitzende ebenfalls in der Position als Vorstand des Mensaclubs e.V., als die Verhandlungen geführt wurden.
Zugegeben: Das war er bereits als Stupist, was sich nie negativ auf die Arbeit ausgewirkt hat und fairerweise muss gesagt werden, dass das Parlament und nicht er den Beschluss mit den Bedingungen für einen erfolgreichen Mietvertrag gefasst hat. Dem entgegen stehen die Aussagen der Mitglieder des Rosa e.V.

Rosa wird nun in jedem Fall einen Mietvertrag direkt mit dem Besitzer der KAW-Hallen Jürgen Sallier in die Wege bringen und laut Murat hoffentlich bereits im Dezember die erste Party feiern können.

Foto: Magnus Schult